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Little Big Workshop | Review (PC)

| Marc Heiland | PC-Games

LittleBigWorkshopSimulationsspiele erfreuen sich seit Beginn der PC-Ära einer enormen Beliebtheit. Zu nahezu jedem erdenklichen Thema gibt es einen eigenen Ableger. So durften wir als Fans in den vergangenen 30 Jahren Städte bauen und verwalten, Krankenhäuser und Zoos managen, Vergnügungsparks bewirtschaften und vieles andere mehr. Was bislang irgendwie fehlte, war der Bereich des Heimwerkens und Handwerks. Diese Lücke wird nun durch das charmant-knuffige und dennoch hochkomplexe „Little Big Workshop“ von HandyGames und THQ Nordic geschlossen. Wir durften den PC-exklusiven Titel für euch testen.

Mehr Sein als Schein

Spiele von kleinen Studios, die mit knuffigen Charakteren, ohne Sprachausgabe und relativ minimalistischer Grafik daherkommen, werden von der Presse und den Fans zunächst oftmals belächelt. Frei nach dem Motto: „Da kann ja nichts hinterstecken!“ Doch dass es nicht immer einer Top-Grafik bedarf, zeigen (nicht nur) diverse ausgezeichnete Indie-Titel wie das zurecht hochgelobte „Limbo“ oder auch „Journey“, um nur zwei zu nennen. Auch bei „Little Big Workshop“ könnte man zunächst denken, dass hier nicht sonderlich viel Tiefe geboten wird, kommt das Spiel doch mit einem ziemlichen „Knuddelfaktor“ daher. Allerdings belehrt und der Titel sehr schnell eines Besseren.

Das Spiel beginnt unmittelbar ohne großes Intro oder sonstigen Schnickschnack. Auf einem Schreibtisch befindet sich ein winzig kleines Gebäude mit mehreren Räumen sowie kleinen Figuren. Alles wirkt sehr niedlich und „kindgerecht“. Bereits nach wenigen Spielminuten und innerhalb des Tutorials, erkennt man jedoch schnell, dass hinter der „Knuddeloptik“ eines der komplexesten Wirtschaftssimulationsspiele der vergangenen Jahre steckt. Denn nicht nur, dass hier rund 50 verschiedene Produkte von den kleinen Helferlein hergestellt werden können – es geht auch um Verwaltung, Warenbestände, Lagerkapazitäten, Art der Herstellung und anderes mehr. Zwar beginnt das Spiel noch recht gemächlich, indem ihr zunächst eine Werkbank erwerbt, Gartenzwerge aus Holz produziert und euren Auftraggeber mit wenigen Exemplaren zufriedenstellt. Doch bereits kurze Zeit später müssen weitere Einrichtungsgegenstände aus diversen Materialien hergestellt werden. Dann wird das Lage knapp und muss sinnvoll erweitert, neue Werkbänke gekauft und Mitarbeiter eingestellt werden und natürlich wollen diese auch Räume für sich haben. So werdet ihr zum Manager der Firma und versucht, jeden Handgriff noch ein klein wenig effizienter zu gestalten, damit alles in eurem Betrieb reibungslos abläuft. Dass das leichter gesagt ist als getan, erkennt man darin, dass für alle Produkte Pläne vorgegeben werden müssen, in denen von den einzelnen Materialien und Bausteinen über die Gewinnspanne bis hin zur finalen Produktqualität alles bestimmt wird. Natürlich muss auch die Personalplanung mit eingerechnet und die Nebenkosten wie Miete, Kosten für die Maschinen, das Personal und Materialien, sollten im Auge behalten werden, damit euch eure Arbeit nicht in den finanziellen Ruin stürzt. All das im Blick zu haben und effektiv zu wirtschaften, ist eine hohe Kunst, die alles von euch abverlangt. Wer dachte, dass Spiele wie „Anno“ komplex sind, wird hier fast seinen Meister finden. Denn wenngleich bei „Little Big Workshop“ keine Städte hochgezogen werden, ist – verglichen mit den Metropolen der „Anno“-Reihe – die Wirtschaft, welche hier simuliert wird, auf kleinstem Raum noch ausgefeilter und – es kann nicht oft genug betont werden – komplexer.

Wer aber nun meint, dass es mit dem Produzieren von Waren allein getan ist, der irrt. Denn auch das geschäftliche Verhältnis zu euren Kunden muss gepflegt werden, um lukrative Aufträge zu ergattern. Zwar müsst ihr dann doch nicht (wie in mancher Kleinstadt üblich) im örtlichen Schützenverein oder bei der Freiwilligen Feuerwehr tätig werden. Doch ohne entsprechend kommerzielle Aufträge und Erfahrungen, die eure Firma und die Mitarbeiter sammeln und die ihr in einen Skilltree investiert, überlebt ihr mit eurem Betrieb nicht wirklich lange Zeit. Zeitig müsst ihr eure Maschinen verbessern und schauen, dass ihr immer einen Schritt voran schreitet, um nicht den wirtschaftlichen Anschluss zu verlieren. Und auch eure Mitarbeiter sollten frühzeitig geschult bzw. spezialisiert werden. Dies sollte nicht nur geschehen, damit eure Wirtschaft floriert, sondern auch, um die Mitarbeiter bei Laune zu halten und ihr volles Potential ausschöpfen zu können. Ähnlich wie bei „Theme Hospital“ und dem geistigen Nachfolger „Two Point Hospital“ bedarf es hier eines wohnlich eingerichteten Pausenraumes, um den Angestellten die notwendige „kreative Ruhe“ zu gönnen. Denn nur ein gut ausgeruhter und motivierter Mitarbeiter ist ein effizient arbeitender Angestellter.

Fazit: Zwar haben wir schon etliche Stunden mit „Little Big Workshop“ verbracht. Dennoch haben wir das Gefühl, noch immer an der Oberfläche des Titels zu kratzen. Denn hinter der scheinbar „harmlosen“, da knuddelig dargestellten Fassade schlummert ein wahres „Wirtschaftssimulationsmonster“, das deutlich mehr Komplexität und Tiefgang zu bieten hat, als manch anderer vermeintlicher AAA-Titel der großen und namhaften Studios. Trotz all der Komplexität weiß das Spiel zu unterhalten und zu motivieren, was nicht zuletzt auch auf besagten „Knuddelfaktor“ zurückzuführen ist. Wer sich erst 8einmal auf den Titel eingelassen hat, kommt kaum noch davon los und versteht, warum hier der „kleine, große Workshop“ im Titel zu finden ist. Scheinbar klein und doch extrem groß. Was wir in der Redaktion beim Testen ein wenig schade gefunden haben ist eine fehlende Kampagne, die noch mehr unterhalten hätte. Doch auch ohne diese gibt es für „Little Big Workshop“ eine klare Kaufempfehlung unsererseits.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei HandyGames für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

U. Sperling

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