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Horizon: Zero Dawn | Review (PS4)

| Marc Heiland | Konsolen

HorizonBild1Jede Konsolengeneration hat ihren „Systemseller“ und ihren Helden. Bei Nintendos WiiU waren es Zelda und Link. Bei der Xbox Halo und der Master Chief und bei der Playstation war es Uncharted mit Nathan Drake – bis jetzt! Denn ab sofort macht eine Frau dem Abenteurer den Thron streitig. Die Rede ist von Aloy, der Heldin des neuen PS4 exklusiven Blockbusters „Horizon: Zero Dawn“. Wir haben uns mit der jungen Dame in ihr großes Abenteuer gestürzt und berichten euch, warum der Titel für uns schon jetzt das Spiel des Jahres ist und Kaufgrund für die PS4 Pro (und einen HDR-Fernseher).

Die Postapokalypse kommt aus den Niederlanden

Verantwortlich für Horizon: Zero Dawn zeichnet das niederländische Entwicklerstudio Guerilla Games. Kennern dürfte bei diesem Namen die legendäre Killzone-Reihe einfallen. Doch mit Horizon: Zero Dawn wagen sich die Entwickler weg vom schlauchartigen Shooter hin zur offenen Spielwelt. Allein dafür muss man schon den Hut vor ihnen ziehen. 

Diese Welt, in der ihr euch in der Rolle von Aloy, einer Ausgestoßenen, bewegt, ist eine postapokalyptische Welt. Die moderne Zivilisation, so wie wir sie kennen, hat aufgehört zu existieren. Stattdessen sind die Menschen zivilisatorisch wieder in der Steinzeit angekommen. So glauben die Menschen nicht an Gott, sondern an die „Urmutter“, die alles regelt und den Menschen ihre Aufgaben und ihre Rolle in der Welt zuweist. Es gibt Aufnahmeriten, Clans und Stämme und vieles, was thematisch an Titel wie „Far Cry: Primal“ erinnert. Und auch die Umwelt ist anders, als ihr es aus anderen postapokalyptischen Szenarien kennt. Die Natur hat sich große Teile der „alten“ Städte zurückgeholt und so ist es kein Wunder, dass wir zwischen Bergen, Bächen und Tälern „verwilderte“ Autos sehen, verrostete Schilder oder andere Reste der untergegangenen Zivilisation. Den größten Widerspruch liefern allerdings nicht die Menschen, sondern die unzähligen „Maschinen“, die sich am ehesten als Mischung aus klassischen Tieren (u.a. Pferde, Hirsche, Giraffen, Krokodile oder auch Stiere) und Hightech-Robotern beschreiben lassen, manchmal aber auch ein wenig an Saurier erinnern. Dazwischen gibt es aber auch „normale“ Tiere wie Füchse, Fasane, Wildschweine und Kaninchen. 

Die Geschichte von Aloy beginnt mit einer Einführungssequenz, die in ihrer frühsten Kindheit angesiedelt ist. Da Aloy scheinbar keine Mutter und keinen Vater hat, wird sie von Rost, einem Ausgestoßenen eines Stammes, groß gezogen. Während einer Zeremonie, bei der Aloy ihren Namen erhält, kommt es zu Streitigkeiten zwischen den Priesterinnen. Kurze Zeit später sehen wir Aloy im Alter von sechs Jahren. Da auch sie eine Ausgestoßene ist, wird sie von einer Gruppe etwa gleichaltriger Kinder verhöhnt und attackiert. Ob und wie Aloy sich nun verteidigt, liegt ganz in eurer Hand. Denn immer wieder müsst ihr in Gesprächen euch entscheiden, ob ihr mit Herz, Hirn oder Hand vorgeht. Im Klartext: Denkt ihr nach, handelt ihr emotional oder mit Wut im Bauch. Entsprechend eurer Antwort bzw. Reaktion, verändert sich das Spiel. 

HorizonBild2Wir wählen die Option, dem Angreifer den Stein, mit dem Aloy attackiert wird, aus der Hand zu schlagen. Unter einer Hasstirade des Anführers der Gruppe läuft Aloy vor den anderen Kindern davon. Plötzlich stürzt sie und gelangt durch den Sturz in eine verlassene Höhle. Dort findet sie ein Artefakt, welches sich auf geheimnisvolle Weise mit ihrem Ohr verbindet. Dieser „Fokus“ ermöglicht es Aloy, die Welt mit schärferem Sinn zu erforschen, Schwachstellen bei Gegnern auszumachen, Hinweise zu finden oder auch Spuren zu lesen. Ebenfalls in der Höhle, die sie mit dem Fokus scannt, entdeckt sie tote Personen, die scheinbar noch aus der Zeit vor der Apokalypse stammen. Wie es weiter geht mit Aloy und Rost, wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. So viel können wir jedoch schon sagen: Die Story ist absolut fantastisch, wartet mit vielen interessanten Charakteren auf und bietet u.a. eine Menge Gesellschaftskritik. 

Besser gut abgeschaut, als schlecht übernommen

Horizon: Zero Dawn bedient sich bei vielen guten Spielen. So müsst ihr in der Natur wachsende Rohstoffe ernten, um eure Waffen zu verbessern, euer Inventar zu vergrößern oder Ausrüstung herzustellen. Das kennen wir in dieser Form von Far Cry. Wenn ihr mit Aloy klettert, erinnert das an Uncharted und auch bei Tomb Raider haben sich die Entwickler bedient. Alles aber – im wahrsten Wortsinne – zum Wohl des Spiels. Hier wirkt rein gar nichts billig abgekupfert oder künstlich ins Spiel eingebaut. Alles wirkt organisch und wie aus einem Guss. 

Wie bereits erwähnt, ist das Sammeln von Rohstoffen und das Jagen ein Hauptaspekt von Horizon: Zero Dawn. Besonders toll ist das Jagen der Maschinen. Hierbei könnt ihr nämlich verschiedene Taktiken anwenden. Je nachdem, wie stark eure Rüstung ist (Einzelteile gibt es bei Händlern, in Kisten oder als Belohnung), könnt ihr direkt angreifen und mit Rollen ausweichen (bei kleineren Maschinen), mit dem Fokus aus sicherer Entfernung die Maschinen auf Schwachpunkte hin scannen, um diese dann aus der Ferne zu attackieren oder auch Gegner in Fallen locken. Manche Maschinen lassen sich später auch überbrücken, wodurch ihr sie als Reittiere nutzen könnt. Da jede Maschinenart ihre individuellen Taktiken besitzt, ist es gut, sich erst einmal anzuschauen, wie sie agieren. Im Gegensatz zur menschlichen KI, die leider oft ziemlich grenzdebil agiert, ist die KI der Maschinen nämlich recht ordentlich programmiert worden.  Besonders beeindruckend sind die ganz großen Maschinen, wie die Langhälse, die gemächlich durch die Gegend stampfen. Auf die Langhälse könnt ihr klettern, um sie dann ebenfalls zu überbrücken, und einen Teil der Map sichtbar zu machen. Far Cry lässt mit seinen Türmen grüßen. 

Um später auch größere und stärkere Gegner aller Art erfolgreich besiegen zu können, müsst ihr Aloys Fähigkeiten verbessern und Waffen modifizieren. Um die Fähigkeiten zu verbessern, steht euch ein Menü mit drei Kategorien (Jäger, Sammler und Krieger) zur Verfügung. Pro neuer Eigenschaft müsst ihr Punkte investieren, die ihr für erledigte Quests oder neue Stufen erhaltet. Schön: Das Spiel zeigt euch immer an, welche Fähigkeitsstufe ihr für welche Aufgabe benötigt. Auch eure Outfits könnt ihr verbessern, sowie die Waffen, die Aloy mit sich führen kann. 

Die Weltkarte zeigt euch Orte, Ziele, Lagerfeuer, an denen ihr speichern könnt und Tiervorkommen. Dennoch ist sie nicht mal ansatzweise so zugeklatscht, wie bei Far Cry. Löblich!

Da fehlen mir fast die Worte... 

Ich muss zugeben, dass ich normalerweise mit Phrasen wie „grafischer Meilenstein“, „Fotorealismus“, „phänomenal“ etc. recht zurückhaltend bin. Bei Horizon: Zero Dawn jedoch sieht es anders aus. Das, was die Entwickler auf der PS4 hier auffahren, ist einfach sagenhaft. Getoppt wird die grafisch spektakuläre Welt noch auf der PS4 Pro mit 4K-Auflösung und HDR-Support. Wer mag, kann zwischen beste Leistung und beste Auflösung wählen. Auf unserem Sony Bravia 9305 sah beides phantastisch aus und beides hat seine Vorzüge. Eines ist jedoch auf PS4 und PS4 Pro gemein: Dieses Spiel zeigt, was technisch machbar ist und setzt neue Maßstäbe. Ja. Die Gesichter sehen bei Uncharted besser und realistischer aus. Ja. Auch hier gibt es kleinere Grafikschwächen und die Lippensynchronität ist Mangelware. Geschenkt! Wenn Aloy durch die sich sanft im Wind wiegenden Graslandschaften bewegt, wenn Regen über die großen Areale zieht, wenn vor allem der Nebel über der Szenerie schwebt, Glühwürmchen die Nacht erhellen oder zwischen Bäumen sich das Licht bricht, dann baut der Titel eine unglaublich imposante Atmosphäre auf, die in dieser Qualität ganz selten fast schon zu fühlen ist. Horizon: Zero Dawn wischt mit nahezu der ganzen PS4-Konkurrenz den Boden auf und zeigt, was machbar ist. Auch der Sound trägt enorm dazu bei, eine unglaublich lebhafte und dichte Atmosphäre zu erschaffen. Jeder Sprecher und jede Sprecherin leistet hervorragende Arbeit und der abwechslungsreiche Soundtrack weiß zu begeistern. Hier stimmt einfach alles!

10Fazit: Auch wenn Horizon: Zero Dawn nicht ganz perfekt ist (gibt es das überhaupt?), so hat das Spiel etwas geschafft, was heutzutage kaum noch ein Titel erreichen kann: Mit neuen, frischen Ideen mich von der ersten bis zur letzten Sekunde vor dem Bildschirm zu fesseln, mich in die Spielwelt hinein zu saugen und mir eine der mit Abstand besten Spielwelten aller Zeiten zu servieren. Da macht es auch rein gar nichts, dass Aloy eine Frau ist (diverse Kritiker hatten ja im Vorfeld damit ein Problem). Klar: Man kann auch hier Schwächen finden, zu viele Anleihen an andere Spiele bemängeln und sich über dies und das aufregen. Doch ich vergebe deswegen die Höchstpunktzahl, weil hier das Große und Ganze einfach stimmt und Guerilla Games etwas tut, zu dem heute fast kein Studio mehr Mut hat: Sich auf vollkommen neues Terrain zu begeben und zu beweisen, dass man auch hier etwas Beeindruckendes schaffen kann. Wer noch keine PS4 hat und vielleicht sogar mit dem Kauf einer Pro liebäugelt: DAS hier ist DER Kaufgrund schlechthin! 

Die inn-joy Redaktion vergibt 10 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Sony für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

U. Sperling

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