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Death Stranding | Review (PS4)

| Marc Heiland | Konsolen
DeathStrandingHideo Kojima steht seit vielen Jahren für exzellente Qualität, abgedrehte Ideen, eigensinnige Spielwelten und skurrilen Einfällen. In seinem neusten, exklusiv für die PS4 veröffentlichten Titel „Death Stranding“ führt der Altmeister der Videospielindustrie unter eigener Flagge seine aberwitzigen und grenzgenialen Ideen zu einem Höhepunkt zusammen. Wir haben den „Walking Simulator“ für euch ausgiebig getestet und klären, ob es sich wirklich um einen Meilenstein der Spielehistorie handelt oder das Ganze doch eher ein übertrieben gehyptes Spiel geworden ist, dass sich in seinem großen Ganzen einfach übernommen hat.
 
Sam Porter Bridges – der einsamste Postbote der Welt
In Death Stranding schlüpft ihr in die Rolle des Boten Sam Porter Bridges. Dieser lebt in einer postapokalyptischen Version der USA. Dort ist er als Bote unterwegs, um Dinge von der West- an die Ostküste zu liefern – und umgekehrt. Sein Leben wird jedoch durch den titelgebenden gestrandeten Tod komplett umgekrempelt. Hierdurch werden die Welten der Verstorbenen und der Lebenden miteinander an einigen Stellen verbunden. Denn die Toten wandeln auf Erden und sind fortan als gestrandete Dinge (hier: GD) bekannt. Niemand darf mit ihnen in Berührung kommen, da dies eine Katastrophe ungeahnten Ausmaßes für die Betroffenen zur Folge hätte. Kontakt entsteht mit den Bridge Babys (kurz: BB). Und dennoch kommt es zu Kontakten, was die Zerstörung der Infrastruktur mit sich brachte und den Rückzug vieler Menschen in Bunker.
Um die Menschen wieder zu vereinen, hat die Tochter der United Cities of America damit begonnen, die noch nicht zerstörten Städte miteinander zu verbinden. Hierbei soll Sam helfen. Darüber hinaus muss er auf seinen Botengängen die Bevölkerung mit Gütern versorgen. Dumm nur, dass die Tochter der Präsidentin entführt wurde und Sam auch noch hier aushelfen muss. Sams Vorteil ist, dass er aus der Welt der Toten zurückkommen kann und so ein Mittler ist. Klingt alles ziemlich wirr und komplex? Ist es auch. Zumal das Spiel sehr lange benötigt, um auch nur ansatzweise verstanden zu werden. Doch jeder Satz über die Handlung wäre ein Spoiler. Daher wollen wir euch einfach im Unklaren lassen und laden zum eigenen Erfahren dieser skurrilen Gesamtschau ein.
 
Denn wenn Kojima eines kann, dann ist es, den Zuschauer und Spieler in seinen Bann zu ziehen. Mit langen Zwischensequenzen, einer Riege Hollywoodstars und einer erstklassigen Synchro entspinnt er eine Story, die tiefer geht, als manch anderes Produkt, das sich Spieleentwickler in den vergangenen Jahrzehnten haben einfallen lassen. Dass man sich aber darauf einlassen muss und jede Menge Durchhaltevermögen benötigt, sollte ebenso klar sein, wie die Tatsache, dass euch Kojima leiden lässt. Denn viel Abwechslung, Action im Minutentakt oder ähnlicher Luxus, wird euch nicht geboten. Stattdessen seid ihr über Stunden damit beschäftigt, Dinge von einem Ort zum anderen zu bringen, aufzupassen, nicht aus dem Gleichgewicht zu kommen, mit Leitern Wege passierbar zu machen, sich bei guter und zuverlässiger Lieferung Likes als Lohn abzuholen und oftmals über lange Strecken alleine in der Natur zu sein. Das ermüdet, ist oftmals langweilig und hier und da hat man als Spieler keine Lust mehr. Wer jedoch durchhält, wer sich durchbeißt und von Zwischensequenz zu Zwischensequenz denkt, wird belohnt. Ebenfalls belohnt wird man als Spieler durch die wohl beste Grafik, die es aktuell auf der PS4 zu bestaunen gibt. Kein anderer Titel wirkt so detailliert ausgearbeitet, fast keine bietet derart real aussehende Figuren, die vor allem in den Zwischensequenzen unglaublich echt rüberkommen. Diese grandiose Inzenierung verdeckt jedoch nicht, dass im Endeffekt enorm viel Leerlauf in Death Stranding gibt. Auch wenn ihr mit dem Transport (oder dem Aufsammeln verlorener Fracht, wann immer Sam ausrutscht) immer etwas zu tun habt, passiert auf der Route häufig nichts. Und das ist schade. Hier hätte ich mir einfach eine Straffung gewünscht. Zwar gibt es im späteren Spielverlauf eine Schnellreise. Doch gilt diese ausschließlich für Sam, nicht jedoch für seine transportierten Waren. Auch die Tatsache, aus dem Spiel einen reinen Walking Simulator zu machen und euch immer wieder zu bereits besuchten Orten zurückkehren zu lassen, hätte man theoretisch anders lösen können.
 
Fazit: Ich gebe zu, dass ich den Test recht oberflächlich geschrieben habe. Dies hängt allerdings mit zwei Dingen zusammen: Erstens ist das Spiel derart abgedreht, dass es sehr schwer ist, über die einzelnen Charaktere zu schreiben, ohne allzu viel zu verraten. Zweitens, weil man „Death Stranding“ einfach erleben muss. Was für die einen ein großes Kunstwerk mit Handlungen auf der Metaebene ist, wird andere langweilen und für eben diese eine große Enttäuschung sein. Zusammenfassend kann man sagen, dass Hideo es auf jeden Fall geschafft hat, ein Spiel auf den Markt zu bringen, das polarisiert, dass seine kreatives Genie bestätigt und das noch lange im Gedächtnis bleibt – so oder so. Ihr braucht jedoch eine Menge Zeit, Leidensfähigkeit und Geduld. Andernfalls wird sich der Zauber des Spiels für euch nicht zeigen.
 
8Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Sony für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
 
L. Zimmermann

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