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Star Wars Jedi: Fallen Order

| Marc Heiland | Konsolen
FallenOrderBild1Publisher Electronic Arts hatte es mit dem Star Wars-Franchise in den vergangenen Jahren nicht gerade leicht. Mit dem letzten offiziellen Titel, „Battlefront 2“, erlebte der Konzern einen ordentlichen Shitstorm. Sowohl die Tatsache, dass das Spiel keinen echten Singleplayer bot als auch die Entscheidung, auf Mikrotransaktionen und Lootboxen zu setzen, brachten Häme, Spott und sogar Hass im Internet hervor. Für seinen neuen, im Star Wars-Universum angesiedelten Titel, „Star Wars Jedi: Fallen Order“ gelobte der Publisher Besserung und sicherte sich die Kompetenz des Entwicklerstudios von Respawn Entertainment. Ob der Titel die Fans wieder versöhnen wird, erfahrt ihr in unserem Test.  
Viele bekannte Elemente
Wenn „Uncharted“ und „Tomb Raider“ ein Kind bekommen würden, dann würde es wohl ungefähr aussehen, wie „Fallen Order“. Das beginnt bei den Klettereinlagen, die an beide großen Vorbilder erinnern (wobei die letzten „Tomb Raider“-Spiele auch bei „Uncharted“ abgekupfert haben), reicht über die Art der Inszenierung, bei der ihr in letzter Sekunde über einem Abgrund hängend gerettet werdet, auf vor sich hin rasenden Fahrzeugen blitzschnell Feinden und Gegenständen ausweichen müsst oder irgendwelche rostigen Rohre brechen, sodass ihr denkt, gleich das virtuelle Ableben eures Alter Ego miterleben zu müssen und kurze „Rutschpartien“ und endet bei ähnlich angelegten Kämpfen, mit dem Unterschied, dass hier logischerweise ausschließlich mit dem Lichtschwert gefochten, geblockt und eindrucksvoll gekontert wird sowie dem Einsatz der Macht. Hier bedient sich der Titel also, tut dies aber ganz gut und setzt das Star Wars-Universum atmosphärisch dicht in Szene. Wirklich eigene Akzente – jenseits der Star Wars-Elemente – sucht man hingegen vergebens. Gefallen haben uns die Kämpfe, die auf unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen sich durchaus fordernd spielen. Vor allem die „Bossgegner“ sind eine Herausforderung. 
 
Cal Kestis – (k)ein charismatischer Held?
Doch kommen wir zur eigentlichen Story, die den umfangreichen Solopart mit rund 20 Stunden füllt. In „Jedi: Fallen Order“ schlüpft ihr in die Rolle des jungen Padawan Cal Kestis. Die Handlung selbst spielt nach dem Ende von „Die Rache der Sith“. Obwohl die Jedi von den Truppen des Imperators hätten vernichtet werden sollen, ist es Cal gelungen, zu entkommen. Seine neue Heimat ist der Planet Bracca. Dort verdingt er sich als Schrottsammler. In den ersten Minuten befindet sich Cal mit einem Freund auf dem Planeten und geht zunächst seinem Tagwerk nach. Dieser Beginn stellt gleichzeitig das Tutorial dar. Nach und nach werdet ihr in die Steuerung eingeführt, die ein wenig an besagte Reihen erinnert, jedoch eine etwas kompliziertere Steuerung besitzt, als die Vorbilder. Doch wer sich einigermaßen eingearbeitet hat, kommt auch damit gut zurecht. Einige Zwischensequenzen später, kommt es zu einem Angriff der Stormtroopler auf Cal und seine Kollegen, bei dem ihr auf eine der mächtigen Gegnerinnen trefft: Die zweite Schwester. Nun mag man über die Namensgebung streiten (und auch über die Synchronstimme, die als eine der wenigen in deutscher Lokalisation nicht allzu überzeugend klingt). Dennoch kann ihr Charakter überzeugen. Im Gegenteil zu Cal. Leider bleibt der Held trotz allem äußerst blass und die Identifikation gelingt nur selten. Verglichen mit den meisten Helden der Filme und Animationsserien, ist Cal eher stiefmütterlich gezeichnet worden. Andere Figuren wachsen uns eher als Herz. Hier wurde eine Menge Potential liegengelassen. Einer der „Stars“ des Titels ist natürlich der kleine Droide BD-1, den Cal schon relativ früh im Spiel kennenlernt. Er steht ihm treu zur Seite, versorgt Cal mit Medi-Stims, bietet ihm eine Holokarte und ist ihm auch so eine stete Hilfe. Irgendwie schaffen es die Verantwortlichen der Filme und Spiele immer, dass man die Droiden besonders ins Herz schließt. 
 
FallenOrderBild2Auf die Haltung kommt es an
Wie bereits erwähnt, führt Cal seine Kämpfe ausschließlich mit dem Lichtschwert aus. Bei den Kämpfen, von denen es im Spiel unzählige gibt, setzen die Entwickler von Respawn Entertainment ebenfalls auf bekannte und bewährte Zutaten. So erinnern sie in gewisser Weise an „Sekiro“ und die „Souls“-Titel in abgemilderter Form. Vor allem der Vorzeigetitel von Entwickler From Software stand hier ganz klar Pate. Denn ähnlich wie im fernen Asien, so steht auch hier die „Haltung“ im Fokus. Wer nämlich meint, wie ein intergalaktischer Rambo vorgehen zu können, und mit seiner Macht und seinem Lichtschwert alles niederzumetzeln, was nicht bei drei von alleine das Zeitliche segnet, der wird ganz schnell selbst in die ewigen Jagdgründe geschickt. Um die schweren Gegner (Stormtroopler und Co. Halten nicht viel aus) auch besiegen zu können, müssen die Bewegungsabläufe der Widersacher erkannt, Attacken rechtzeitig geblockt oder ihnen gleich ausgewichen werden und der Haltungsschaden des Gegners am Anschlag sein. Denn erst dann, wenn dessen Leiste komplett leer ist, könnt ihr mächtigen Schaden verursachen. Das Ganze wurde toll inszeniert und ist – anders als bei „Sekiro“ auf dem leichtesten Schwierigkeitsgrad auch einigermaßen gut zu bewältigen. Unterstützt werden die Kämpfe – wie auch der Rest des Spiels – nicht nur durch die bekannten Soundsamples, sondern auch durch einen grandiosen Score auf dem Niveau der Filme. Wer eine entsprechende Surround-Anlage sein Eigen nennt, muss sie unbedingt aufdrehen. Nur so kann man eigentlich die wunderbare Klangkulisse richtig erleben. 
Habt ihr eure Gegner erledigt, bekommt ihr wie aus vielen anderen Genrevertretern bekannt, Erfahrungspunkte, die ihr an Meditationspunkten investieren könnt. Der „Skilltree“ bietet euch diverse Möglichkeiten, Cals Fähigkeiten zu verbessern. Einziger Haken: Beim Meditieren spawnen die Gegner. 
 
Grafisch toll aber mit Luft nach oben
Neben dem phänomenalen Sound kann sich auch die Grafik weitgehend sprichwörtlich sehen lassen. Die unterschiedlichen Level strotzen nur so vor Details, die Charaktere sind so abgedreht, wie man es aus den Filmen kennt und überall passiert irgendetwas. Doch nicht nur die Oberwelten sind ein optischer Leckerbissen; auch die Dungeons bieten viel Abwechslung und einige Schauwerte. Hinzu kommt eine glaubwürdige Physik, die vor allem beim Einsatz der Macht und den Kämpfen und Attacken der Raumkreuzer ihre Stärken ausspielen kann. Gegenüber der Levelarchitektur fallen die Charaktere jedoch deutlich ab. Wie lebensecht und glaubwürdig heutzutage Figuren aussehen können, stellt aktuell „Death Stranding“ auf der PS4 unter Beweis. Bis auf die Animation der Haare, die in nahezu jedem Spiel unrealistisch aussehen, kann man den Titel als Musterbeispiel glaubhafter Charaktere sehen. Jede kleinste Regung in der Mimik, jede Hautpore – alles wirkt stimmig. Die Charaktere in „Jedi: Fallen Order“ können da leider nicht mithalten und wirken stellenweise doch recht comichaft und „einfacher“ animiert. 
 
Fazit: Mission (weitgehend) erfüllt! So kurz und knapp könnte man das neue Spiel von Respawn Entertainment bilanzieren. Auch wenn hier viele Ideen von anderen großen Titeln abgekupfert wurden und das Spiel nicht an „Uncharted“ und „Tomb Raider“ mit seinen Ablegern heranreichen kann, weiß „Jedi: Fallen Order“ zu überzeugen. Dies liegt weniger an der recht belanglosen Story und dem blassen Protagonisten, als an den tollen Locations, den teilweise grandiosen Nebencharakteren und Sidekicks, den packenden Kämpfen und dem grandiosen Sound sowie fast ausschließlich sehr gut besetzten deutschen Synchronsprechern. „Fallen Order“ ist für mich die Entschädigung für „Battlefront 2“ und die Kampagne, die ich damals so schmerzlich vermisst habe. Für 8einen Nachfolger wünsche ich mir jedoch noch mehr Feinschliff in einigen Bereichen und mehr Eigenständigkeit außerhalb des starken Franchise. Hierauf dürfen sich die Entwickler nun nicht ausruhen, sondern müssen einen weiteren Schritt nach vorne gehen. Bitte mehr davon!
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Electronic Arts für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
 
L. Zimmermann

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