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AO Tennis 2 | Review (Xbox One)

| Marc Heiland | Konsolen
AOTennis2Früher, im letzten Jahrtausend (ja, so lange ist das schon her), da beherrschten wenige Tennisspieler über viele Jahre die Courts der Welt. Da kannte man noch nahezu sämtliche Namen (gefühlt kam ja auch die eine Hälfte nur aus dem damaligen „Ostblock“ und die andere Hälfte aus „dem Westen“) und wusste noch, wer wer ist. Länder wie Indien, Chile oder andere „Exoten“ hatten mit den vorderen Plätzen der Weltrangliste ebenso wenig zu tun, wie die DDR mit Kapitalismus (zumindest offiziell). In diesen Zeiten wurde der Tennissport aus deutscher Sicht von Steffi Graf und Boris Becker dominiert. Danach gelang eine derart lange Dominanz nur noch Rafael Nadal, Novak Djokovic und Roger Federer, DEN Top-Spielern des aktuellen Jahrtausends. 
Mit Graf, Becker, Stich, Steeb und begann der große Run auf die deutschen Tennisschulen. Kaum eine Klasse der 1980er und frühen 1990er Jahre, in denen nicht mindestens 3-4 Kids Tennis spielten. Doch im Laufe der Jahre änderte sich (vor allem aus deutscher Sicht) die Situation. Denn außer Angelique Kerber hat es keine Deutsche mehr an die Spitze der ATP Weltrangliste nach Steffi Graf geschafft. Bei den Herren sieht es noch düsterer aus. Natürlich dominierten auch andere Weltklasse Spielerinnen wie Serena und Venus Williams das Tennis. Doch der Boom ging in den vergangenen 25 Jahren immer weiter zurück. Auswirkungen hat das stetig abnehmende Interesse am „weißen Sport“ in allen Bereichen. Auch in der Videospielebranche sind Tennis-Spiele beinahe zum „Kassengift“ geworden. Dies haben diverse Entwickler mehr oder minder schmerzlich erfahren müssen. Doch seit 2018 trauen sich die Big Ant Studios wieder den Tennissport virtuell umzusetzen, wenngleich der Schwerpunkt hier auf den Australian Open liegt. Das von Fans und Kritikern gleichermaßen mit gemischten Gefühlen aufgenommene Konsolenspiel hat nun einen Nachfolger spendiert bekommen. Wir durften uns anhand der Xbox One-Fassung ein ausgiebiges Bild von „AO Tennis 2“ machen und verraten euch, ob die Schwächen des Vorgängers ausgemerzt wurden und ob sich das Tennisspiel wie die legendäre „Top Spin“-Reihe in die Herzen der Fans spielen kann.
 
Mehr von Allem – aber damit auch besser?
Was direkt nach dem Start auffällt, ist die Tatsache, dass die Entwickler sich für „AO Tennis 2“ noch mehr ins Zeug gelegt haben, als für den Vorgänger. Denn jetzt gibt es nicht nur die Australian Open zu spielen, sondern auch eine echte Karriere mit einer Story. Diese kann zwar nicht annähernd mit der Qualität der Storys von FIFA (The Journey) oder auch den älteren 2K-Titeln mithalten, ist aber immerhin ein Schritt nach vorne. Mit diesem Alter Ego spielt ihr dann auf den verschiedenen Nachwuchsveranstaltungen, lasst euch managen uvm., um dann später an den großen Turnieren teilnehmen zu können. Mit Kerber und anderen „Stars“ geht es ebenfalls in der Karriere zu spielen, dann allerdings (natürlich) ohne die Story. Schade: Die Australian Open werden irgendwie ziemlich monoton abgearbeitet. Man spielt sich von einem Match zum nächsten, ohne, dass man sich irgendwie mitgenommen fühlt. Das „Drumherum“ ist recht eingeschränkt festgehalten worden und beschränkt sich lediglich auf ein paar Kamerafahrten, die jedoch immer im selben Stil ausfallen.
Apropos Kerber: In Sachen Lizenz erinnert „AO Tennis 2“ stark an das seit Jahren mit den fehlenden Lizenzpaketen kämpfende „PES“ aus dem Hause Konami. Denn bis auf Kerber bei den Frauen und Rafael Nadal sowie Ashleigh Barty gibt es nur rein fiktive Spielerinnen und Spieler zur Auswahl. Immerhin haben sich die Entwickler beim Spielstil der drei echten Stars Mühe gegeben. So erkennt man beispielsweise Angelique Kerber nicht nur einigermaßen gut an ihrem Aussehen, sondern eben auch daran, dass sie als Einzige teilweise aus der Hocke heraus Bälle retourniert, was zugegebenermaßen recht amüsant aussieht, dafür aber meist umso effektiver ist. 
 
Um euch das „echte“ Tennis-Erlebnis bestmöglich zu spendieren, haben die Entwickler die Atmosphäre ordentlich verbessert. Immer wieder hört man Zuschauer, die die Spieler anfeuern, scheint sogar von Nebenplätzen her eine gewisse Geräuschkulisse wahrzunehmen und kann auf Wunsch die Ballzeitlupe nach dem Anzweifeln eines Schiedsrichterurteils sehen. All das wurde authentisch nachempfunden. Leider wirken die Schiedsrichter und Balljungen statisch und schauen lediglich dem Ball hinterher. Laufende Balljungen sind ebenso wenig auszumachen, wie die verschiedenen Schiedsrichter ihre Arme bewegen. Hier wäre für Teil drei noch Verbesserungsarbeit zu empfehlen. Insgesamt jedoch befindet sich die Grafik auf einem durchaus guten Niveau. 
Um sowohl Neulinge als auch Veteranen zu fordern, wurde die KI überarbeitet und fordert gerade auf hohem Schwierigkeitsgrad euer ganzes Können. Anfängern empfehlen wir daher unbedingt die Trainingsmöglichkeiten. Praktischerweise haben die Entwickler verschiedene Steuerungsmöglichkeiten eingebaut, die einfache Steuerung mittels der vier Buttons oder komplexer mit Unterstützung der Schultertasten genutzt werden können. Neu ist, dass ihr auf eure eigenen Schläge oder die Schläge des Gegners positiv oder negativ reagieren könnt. Dies hat allerdings absolut keine Auswirkungen auf das eigene Spielverhalten oder das eures Gegenübers, sodass ihr dieses Feature getrost vergessen könnt.  
 
7Fazit: „AO Tennis 2“ hat im Test durchaus unterhalten und einige packende Matches geliefert. In Sachen KI ist man auf dem richtigen Weg. Die Karriere ist ok, die Story wird recht mau inszeniert. Mehr Tiefgang und noch mehr abseits des Center Court würde ich mir für Teil 3 wünschen. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Bigben für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
 
U. Sperling
 

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