Oculus Quest - VR "to go" im Test
| Marc Heiland | Konsolen

Ohne Kabel – ein unschlagbares Plus?
Nachdem wir für euch vor einigen Monaten die Oculus Rift S getestet haben, soll heute sich alles um die kabellose Quest drehen. Im Gegensatz zur Rift S wird hier – wie bereits eingangs erwähnt – kein leistungsstarker PC benötigt, da die Brille bereits eine entsprechende Hardware mit sich bringt. Preislich liegt die VR-Brille bei 449 Euro für die Version mit 64 GB bzw. 549 Euro für die Variante mit 128 GB. Preislich liegt die kleinere Version damit auf Augenhöhe mit der Rift S. Da aber nun im September die HP Reverb 2 kommt, die zwar kabelgebunden sein wird, aber das beste Display auf dem Markt bieten soll, ist davon auszugehen, dass die Rift und die Quest ihre Preise nach unten hin korrigieren dürften, um neue Kunden über den Preis zu locken. Bundles, wie beispielsweise bei den aktuellen Konsolen, gibt es derzeit nicht und wird es – aller Voraussicht nach – wohl auch nicht geben.
Doch kommen wir nun zu dem, was die Quest ausmacht: Den eigenständigen Merkmalen im Vergleich mit der Rift S. Dies ist nämlich nicht nur das „fehlende“ Kabel, sondern auch noch ein paar andere Dinge. So verfügt die Quest über vier statt fünf Kameras, die das Inside-Out-Tracking ermöglichen. Seitlich gibt es einen USB-C Anschluss zum Aufladen des Akkus der Brille und einen Schalter, die die Brille aus- und einschaltet. Wie auch die Rift S, so verfügt die Quest über keine verbauten Kopfhörer, sondern lediglich eine Art Schlitz, aus dem der Sound an die Ohren des Spielers dringt. Dieser klingt ein wenig besser als bei der Rift S. Akustische Wunder könnt ihr allerdings auch bei der Quest nicht erwarten. Die Brille ist mit einem grauen Stoff ummantelt und sieht so noch ein wenig hochwertiger und schicker aus.
Der Tragekomfort der Oculus Quest ist nicht so gut, wie der der Rift S, da hier die Hardware im vorderen Teil verbaut ist und gerade bei längeren Sessions Nackenschmerzen auftreten können. Die Befestigung ist zwar recht einfach, jedoch ist das Einstellen des Klettverschlusses an der Seite der Brille ein wenig fummelig, da man schon mal an den Ein- und Ausschalter der Brille kommen kann. Ein Vorteil der Quest ist, dass ihr mittels Regler den Augenabstand der Linsen euren Augen anpassen könnt. Dies geht bei der Rift S nur über die Software. Leider haben wir im Test beim Blick nach unten immer ein wenig Spielraum gehabt, sodass wir den Fußboden wahrnehmen konnten. Da schließt die Rift S unserer Meinung nach besser ab. Wer Brillenträger ist profitiert bei der Quest von einem beiliegenden Schaumstoffpolster. Leider ist der Tragekomfort hierdurch nicht besser – im Gegenteil! Immer wieder drückte das Polster im Test und scheuerte an der Haut. Da hat man – trotz eines fehlenden Polsters – bei der Rift S das angenehmere Tragegefühl. Auch beschlagen die Linsen bei der Quest mehr als bei der Rift S. Hier sind Brillenträger (gefühlt) im Nachteil.
Für diejenigen unter euch, die sich gerne mit technischen Daten befassen, sollen an dieser Stelle die Spezifikationen der Quest aufgeführt werden:
Die Quest wird von einem Qualcomm Snapdragon 835 mit Adreno 540 GPU angetrieben. Der Arbeitsspeicher beträgt 4 GB RAM, der Speicher selbst 64 GB bzw. bei dem größeren Modell 128 GB. Das Display – und ihr gibt es einen weiteren Unterschied zur Rift S – ist ein OLED-Display, dass unter anderem für ein besseres Schwarz sorgt, dafür allerdings nur 72 Hz Bildwiederholrate besitzt. Die Auflösung pro Auge beträgt dann 1.600 x 1.440 Pixel. Ihr seht also, dass beide Brillen Vor- und Nachteile haben.
Die Oculus Quest im Test

Was ebenfalls ein Malus ist, ist die niedrigere Bildwiederholungsrate des Displays. Aufgrund der gerade einmal 72 Hz tritt noch schneller Motion Sickness bei dafür anfälligen Spielern auf. Dies wurde bei „Phantom Covert Ops“ deutlich. Die Oculus Touch Controller sind identisch mit denen der Rift S. Wo die Quest allerdings absolut punkten und überzeugen kann, ist das Fingertracking, welches die Rift S bis heute noch nicht von Seiten Oculus spendiert bekommen hat. Ein Paradebeispiel ist das Spiel „The Curious Tale Of The Stolen Pets“, ein wunderbar hübscher Titel, welcher sich das Tracking der Spieler-Hände zu Nutze macht. Hierdurch wirkten die Dinge, die ihr im Spiel erledigen müsst, noch organischer und immersiver an. Da kann man absolut nicht meckern. Ein klarer Pluspunkt für die Quest! Das Inside-Out-Tracking funktioniert bei der Oculus Quest ebenfalls gut. Allerdings macht sich das Fehlen der fünften Kamera gerade bei den Spielen bemerkbar, die auf das Ziehen eines Schwertes oder anderer Funktionen, die aus dem Rücken heraus vollführt werden, bemerkbar, da es hier nicht immer zu 100 Prozent funktioniert. In dieser Hinsicht sind andere Brillen der Quest voraus. Auch benötigt die Quest für das Tracking mehr Licht im Raum als es bei der Rift S der Fall ist.
Ein Manko der kabellosen Quest ist, dass der Akku nur rund anderthalb Stunden durchhält, bevor er wieder mit dem Stromnetz verbunden werden muss. Während des Ladevorgangs ist es zwar möglich, dass ihr weiterspielt. Dennoch hätten wir uns einen stärkeren Akku gewünscht.
Fazit: Wer zu jeder Zeit an jedem Ort VR-Titel spielen möchte und einen recht „stabilen“ Magen hat, der wird mit der Oculus Quest seinen Spaß haben. Wenn die Gewichtsverlagerung in den vorderen Teil ebenfalls nicht stört, kann auch hierüber hinwegsehen. Wer allerdings grafisch aufwendige Titel in voller Pracht genießen will, der greift zur Rift S, auch wenn die Quest durch Oculus Link ebenfalls die aufwendigen Spiele spielbar macht. Zwar bietet das OLED-Display ein wirkliches Schwarz. Doch aufgrund der schwächeren Bildwiederholungsrate kann sensiblen Spielern hier unter Umständen schneller die Motion Sickness ereilen. Preislich sind die beiden Modelle in Ordnung, vorausgesetzt, ihr müsst euch bzw. wollt euch nicht auch noch ein Oculus Link-Kabel für knapp 70 Euro zulegen. Dann solltet ihr bis
zum September warten, wen die HP Reverb 2 erscheint. Der preisliche Abstand zur größeren Version der Oculus Quest ist dann nicht mehr allzu groß. Das Fingertracking ist hier einer der großen Vorteile und auch die Tatsache, dass der Augenabstand der Displays über einen Regler verändert werden kann. Dies ist bei der Rift S nur softwareseitig machbar. Brillenträger erhalten zwar einen Einsatz, der allerdings von uns im Test als unangenehm auf der Haut empfunden wurde.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Firma Oculus für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
U. Sperling