Star Wars: Squadrons| Review (PS4)
| Marc Heiland | Konsolen

Kämpft für das Imperium und die Rebellen!
Gute Nachricht für alle Solisten: In „Star Wars: Squadrons“ gibt es sowohl eine Singleplayer-Kampagne als auch einen Multiplayer-Part. Das Besondere hierbei ist, dass ihr – nicht wie bei den meisten Spielen – nur die „gute“ Seite oder nur die „böse“ spielt, sondern abwechselnd je eine Mission für das Imperium und eine Mission für die Rebellen bestreitet. Dies übt sowohl einen gewissen Reiz als auch recht viel Faszination aus, da ihr nicht nur die Konflikte aus beiden Blickwinkeln her betrachtet, sondern auch dementsprechend mit X-Wing und Tie-Fightern aber auch einem A-Wing, Tie Interceptor und den beiden für das Spiel entworfenen Schiffen „Tie Reaper“ und „U-Wing“ in die Schlachten geschickt werdet.
Hinzu kommt, dass der Titel nicht nur durch den ständigen Perspektivenwechsel überzeugt, sondern auch durch die komplexe Story, die mit einigen interessanten und nicht zu erwartenden Twists überzeugen kann und die gelungene deutsche Synchronisation, die mit vielen guten Synchronsprechern enorm viel Atmosphäre aufbaut. Abgerundet wird die dichte Atmosphäre ganz klar durch die typischen Sounds und die orchestrale Star Wars-Musik. Auch die Zwischensequenzen können überzeugen, wie auch die Grafik insgesamt auf hohem Niveau angesiedelt ist. Selbst in VR bleibt die Grafikqualität durchweg top. Dabei stehen natürlich die PC VR-Brillen an der Spitze, aber auch die PSVR macht eine gute Figur. Es ist einfach grandios, das Gefühl zu haben, mitten im Cockpit der unterschiedlichen Kampfschiffe zu sitzen und feindliche Geschütze oder Kampfschiffe aufs Korn zu nehmen. Gesteuert wird das Spiel dann über das PS4-Gamepad, am PC mit Gamepad oder Tastatur oder auch mit HOTAS (also mit Joystick bzw. Steuerknüppel und Schubsystem).

Während viele EA-Titel ja leider nicht besonders durch viel Abwechslung glänzen, kann „Star Wars: Squadrons“ in Sachen Missionsdesign mit recht großer Vielfalt überzeugen. Neben Begleitflügen und Dogfights gibt es auch Einsätze, in denen ihr Flottenmitgliedern zur Unterstützung zur Hilfe kommen müsst, Minen platzieren sollt, eine Raumstation angreift und anderes mehr. Zwar sind die Schlachten allesamt keine mit gigantischem Bombast und zahlreichen „Wow“-Momenten überladenen Inszenierungen. Dafür ist das, was uns EA hier bietet, bis ins Kleinste ausgefeilt und spannend genug inszeniert. Da das Handling der verschiedenen Flieger gut umgesetzt wurde, wirken die Schlachten alle glaubwürdig. Mal sind sie schnell und wendig, ein anderes Mal träger aber dafür umso stärker gepanzert. Auch das Umleiten von Energie auf die verschiedenen Bereiche und ein kurzzeitiges Reparieren angegriffener Teile ist möglich. Auf Dauer helfen allerdings nur Taktik und Geschick, um gegen die starken Gegner bestehen zu können. Um ihnen jedoch nicht vollkommen schutz- und hilflos ausgeliefert zu sein, gibt es kurzfristige Schilde, Geschütze oder helfende Mitstreiter, die euch zur Seite stehen und schon mal das Feuer auf sich ziehen, um euch eine kleine Verschnaufpause zu gewähren. Dabei ist die KI der Mitstreiter durchaus gut, aber nicht immer überragend. Das ändert sich auch auf den höheren der insgesamt vier zur Verfügung stehenden Schwierigkeitsgrade nicht. Hier werden die Gegner zwar stärker. Doch die Mitkämpfer bleiben im Mittelmaß hängen. Schade, dass es keinen kooperativen Mehrspieler gibt. Das wäre das Sahnehäubchen, welches wir vielleicht in einem möglichen Nachfolger geboten bekommen werden.
Der Multiplayer – die Achillesferse des Spiels
Enttäuschte „Star Wars: Battlefront“ die Fans weltweit seinerzeit durch einen fehlenden „echten“ Solopart, so mangelt es „Squadrons“ an einem genialen Multiplayer. Denn hier gibt es gerade einmal zwei verschiedene Modi mit bzw. gegen menschliche Spieler oder Bots, die die Flotte von fünf Teilnehmern pro Team auffüllen. Das Prinzip ist dabei jedes Mal dasselbe: Ihr tretet auf einer der beiden Seiten an und versucht, als erste 30 Abschüsse zu landen, um zu gewinnen. Dazu gesellen sich die Flottenkämpfe, bei denen ihr die Schlachtschiffe der jeweils anderen Mannschaft zerstören müsst, bevor diese eure Schiffe vernichten kann. Auf Dauer sind die beiden Spielmodi nicht sonderlich abwechslungsreich und bieten (außer dem üblichen Rangsystem) kaum wirkliche Anreize. Da sollte EA in den kommenden Monaten auf mehr setzen, um den eigentlich durchweg gelungenen Titel nicht in der Bedeutungslosigkeit versinken zu lassen. Überzeugen kann der Mehrspieler durch lagfreies Spielen und ein gutes Matchmaking. Wer will, der kann auch mit PC-Spielern bzw. gegen sie antreten.
Fazit: Schau an, schau an! Electronic Arts kann also auch Dogfights. Die Kampagne von „Star Wars: Squadrons“ ist unterhaltsamer und abwechslungsreicher, als es erste Trailer vermuten ließen, die Inszenierung ist stimmig und die audiovisuelle Präsentation schafft eine dichte Atmosphäre. Bleibt nur zu hoffen, dass EA das Spiel auch auf längere Sicht attraktiv macht, damit die Fans sich lange an den Titel binden.
Verdient hätte es „Squadrons“ allemal. Auch die Kampagne sollte erweitert werden. Denn diese ist noch lange nicht auserzählt und kann durch ihre guten Twists und den vielfältigen Missionen überzeugen.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Electronic Arts für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
U. Sperling