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| Marc Heiland | Konsolen
AcValhallaBild1Jahre lang präsentierte uns Ubisoft in den „Assassin's Creed“-Ablgern (neben der „Far Cry“-Reihe) die bekannte „Ubisoft-Formel“: Ähnliche Missionen und Gameplay, eine vollgestopfte Map mit unzähligen Dingen, die wir erledigen sollen und eine große, offene Spielwelt, in der wir uns verlieren können. Doch mit dem sanften „Neustart“ der AC-Reihe durch „Odyssey“ und „Origins“ konnte der französische Entwickler und Publisher deutlich mehr überzeugen als die Vorgänger. Denn die größte Neuerung war bis dato das jeweils mit dem neusten Ableger wechselnde Szenario. Nach Griechenland und Ägypten geht die Reise als nun in den hohen Norden, genauer gesagt nach Norwegen und England zu Zeiten der Vikinger, der Angeln und Sachsen. Wir haben uns den neusten Ableger einmal genauer auf der Xbox Series X angeschaut und berichten euch jetzt von unseren Erfahrungen und Erlebnissen in „Assassin's Creed: Valhalla“.
 
Kennst du einen, kennst du alle!?
In „Assassin's Creed: Valhalla“ schlüpft ihr in die Rolle von Eivor, der – je nach eurer Auswahl zu Beginn des Spiels – eine Frau oder ein Mann sein kann. Zu Beginn des Spiels kommt es (wieder einmal) zu einem Kampf, bei dem die Eltern von Eivor zu Tode bekommen. Hier klaut Ubisoft mal wieder bei sich selbst. Denn diese Art von Rachefeldzug gegen den Mörder der eigenen Eltern ist ja bei Ubisoft bekanntlich ein mehr als alter Hut und ein mittlerweile komplett usgelutschtes Erzählthema.
Auch die Tatsache, dass Eivor sich durch unzählige Missionen kämpfen muss, um schlussendlich im finalen Kampf (oder möglicherweise doch ein wenig früher?) den Mörder der Eltern zu stellen, ist so alt wie bekannt. Neu hingegen ist, dass sich die Handlung gleich über zwei Länder, Norwegen und England, verteilt. 
 
Ebenfalls neu ist, dass ihr eure Waffen nun erstmalig doppelt führen könnt und die Ausrüstung einmalig ist. Bekannt und dem Thema entsprechend angepasst, ist der Adlerblick, der durch einen Raben namens Synin ersetzt wurde. Das war es auch fast schon mit den Neuerungen, insofern man den stärkeren Stealth-Aspekt mit reinzählen will. Alles andere: Die Einteilung der Charaktere in ein gewisses „Schema F“, die sich immer weiter vom ursprünglichen Konzept der Reihe entfernenden Kern-Elemente des Gameplays, das Springen in Heuhaufen, der Todessprung von besonders imposanten POV, die Türme, das Infiltrieren von Lagern und Ausschalten unzähliger Klon-Soldaten ist größtenteils aus den Vorgängern kopiert und in ein neues szenisches Gewand gekleidet worden. Auch die versteckte Klinge, das sich Tarnen in Menschenmengen und die typischen, teils mehrstufigen Bosskämpfe werden hier erneut recycled. Einen Aspekt hat Ubisoft dann doch wieder ausgegraben: Ihr könnt euch bei „Valhalla“ eine eigene Siedlung bauen und diese verwalten. Hinzu kommt, dass ihr Bündnispartner für euren Clan suchen und finden müsst, um keine zusätzlichen Feinde zu haben und euch dauerhafte Vorteile zu verschaffen. Um dies zu bewerkstelligen, muss Eivor den Clanchefs aber zuvorderst Wünsche erfüllen, aus denen sich mehr oder minder lange Quests / Questreihen ergeben. Erst nach Abschluss der Aufgaben verbünden sie sich mit euch. Für den Ausbau und die Verbesserung der eigenen Siedlung benötigt ihr Ressourcen, die ihr aus dem Überfall auf Dörfer, Klöster oder andere „Hotspots“ generiert. Dabei geht ihr nach dem bekannten Muster alles bislang erschienenen Ableger vor. Außer der eigentlichen Handlung gibt es abermals zahlreiche Nebenmissionen, die allesamt ihre eigenen (emotionalen) Geschichten bereithalten. 
 
Nicht schon wieder!
Den eigentlichen „Flow“, den die Geschichte nach und nach aufzubauen versucht, unterbrechen einmal mehr die Gegenwartsepisoden rund um Layla Hassan. Wohl kaum ein Spieler, der diese Dame leiden kann. Klar: Abstergo und Co. gehören nun einmal zu „Assassin's Creed“ wie Hopfen zum klassischen Bier. Doch während der Hopfen dem Bier die nötige Würze gibt, nerven die Außenmissionen und auch ohne wäre das Spiel erzählerisch gut geworden. Immerhin haben die Entwickler die Missionen der Gegenwartsgeschichte im Vergleich zu den beiden Vorgängern deutlich zurückgefahren. 
 
AcValhallaBild2Trotzdem beeindruckend…
Ja, ich gebe zu, ich habe bislang eine Menge auf Ubisoft geschimpft. Und dennoch schaffen die Mannen des Ubisoft-Studios Montreal es wieder einmal, mich einzufangen und in gewisser Weise auch zu begeistern. Dies liegt vor allem an zwei Elementen: 1. Haben sie es geschafft, jedem Dorf, jeder Provinz und jedem Clan eine eigene und glaubhafte (Sub-)Kultur zu spendieren. Das wird nicht nur optisch deutlich, sondern auch im Verhalten der Bewohner, in ihrem Tagesablauf, der Kleidung und der Haltung Eivor und seinen Mannen gegenüber. So beobachten wir in einem Dorf zunächst Skepsis unsereinem Gegenüber, während wir im anderen Dorf mit offenen Armen willkommen geheißen werden. Dann erleben wir, wie sich Konflikte zwischen verschiedenen Volksgruppen zuspitzen, wie der Hass gegenüber den Dänen nach und nach Bahn bricht oder Heiden sich gegen die gewalttätige Christianisierung zur Wehr setzen. Auf diese Weise vermischt Ubisoft wieder meisterlich historische Tatsachen mit Fiktion. 
 
Eingebettet ist das Alles erneut in eine unglaublich beeindruckende Landschaft. Schon zu Beginn des Spiels bietet das verschneite Norwegen unglaublich beeindruckende Panoramen, imposante Naturphänomene wie die Nordlichter, Fjorde und Wasserfälle und viele kleine Details. Auch in England, das viele ebenfalls wunderschön in Szene gesetzte Momente und detailreiche Landschaften zu bieten hat, möchte man gerne Urlaub machen oder zumindest eine längere Zeit einfach nur stumm und staunend verweilen. Auf der PS5 macht der Titel mit seinen kürzeren Ladezeiten, der stabilen Framerate und einer etwas besseren Weitsicht noch ein wenig mehr her, auch wenn der Sprung zur PS4-Fassung nicht allzu groß ausfällt. Leider macht Ubisoft von den Stärken des neuen DualSense-Controllers der PS5 keinen Gebrauch, was gerade bei den intensiven Nahkämpfen natürlich von großem Vorteil gewesen wäre. Möglicherweise musste man sich zu sehr auf die Entwicklung für verschiedene Konsolengenerationen konzentrieren. Vielleicht wird ja beim Nachfolger dieser Aspekt stärker berücksichtigt. Wünschenswert wäre es jedenfalls. 
 
Fazit: Das neue „Assassin's Creed: Valhalla“ spaltet auch dieses Mal die Fangemeinde. Während die einen das immer gleiche Einerlei beklagen und sich über diverse recyclete Elemente der vergangenen Titel maulen werden, dürften die anderen ob der Neuerungen wie mehr Schleicheinlagen, weniger überbordender Loot, verbesserte Kämpfe und einer erneut faszinierenden Spielwelt voll des Lobes sein. Würde sich Ubisoft noch mehr zu den Wurzeln der Reihe bekennen, 7die Gegenwartsmissionen komplett streichen und dadurch mehr Immersion schaffen und nicht immer auf dasselbe „mein ist die Rache“-Muster der Geschichten setzen, würde dies der Serie einen echten Schub geben. So bleibt unterm Strich ein optisch beeindruckendes (mit Ausnahme einiger Charaktere) aber irgendwie nicht in Gänze durchdachtes „AC“ in Vikinger-Montur, das auch die Features (allen voran der neue DualSense-Controller) der PS5 viel zu stark außen vor lässt. Auf der PS4 gibt es darüber hinaus auch die deutlich längeren Ladezeiten. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Ubisoft für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
 
U. Sperling
 

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