MXGP 2020 | Review (PS5)
| Marc Heiland | Konsolen

Same procedure as last year?
Einige von euch kennen vielleicht den Sketch „Dinner for One“, der alljährlich im Fernsehen ausgestrahlt wird. Im Kern stehen Miss Sophie und ihr Butler James. Die zentrale Frage, die bei jedem Gang des Geburtstagsdinners steht, ist: „The same procedure as last year, Ms. Sophie?“ Worauf die Antwort lautet: „The same procedure as every year, James!“
Nun fragt ihr euch vermutlich, was dieser Ausspruch bzw. der Sketch aus den 1960ern mit „MXGP 2020“ zu tun hat? Die Antwort ist recht einfach: Schaut man sich an, in welchem Zyklus die verschiedenen Ableger erschienen sind, dann könnte man – ähnlich wie bei den Sportspielen von EA und 2k Sports – auf den Gedanken kommen, die Entwickler hätten auch im vergangenen Jahr zusammengesessen und überlegt, das gleiche Spiel in wenig abgewandelter neu zu veröffentlichen. Wie ich darauf komme? Ganz einfach: Milestone hält sich an die Prinzipien, den neuen Updates (etwas anderes sind die jährlichen Ableger ja kaum) nur mit leichten Änderungen zu versehen und auf den Markt zu bringen. Frei nach dem Motto: „Ein wenig hier und dort neue Assets eingebunden, etwas an den Lizenzen und Strecken aktualisiert und schon steht das Update. Der Spieler wird es uns schon danken!“
Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass „MXGP 2020“ sowohl auf den ersten als auch auf den zweiten Blick große Ähnlichkeiten mit dem unmittelbaren Vorgänger aufweist. So finden wir die Karriere, die Zeitrennen, den Grand Prix, den Meisterschaftsmodus und einen Multiplayer. Soweit, so bekannt. Auch der Editor bringt keine Neuerungen, bietet er doch nur rudimentäre Vorgaben. Euch selbst bis ins kleinste Schräubchen in das System eingreifen zu lassen, ist hier nicht vorgesehen. Einzig der Streckeneditor bietet einige nette, wenngleich nicht überragende Möglichkeiten, sich kreativ auszulassen. Die unterschiedlichen Maschinen betreffend, fährt Milestone hier das große Besteck auf und bietet so ziemlich alles, was in der Szene bekannt ist. Die Maschinen wurden dabei ihren realen Vorbildern gut nachempfunden.
An der Steuerung und der Spielphysik haben die Entwickler nur marginal gearbeitet. Anfänger dürften hier ziemlich schnell frustriert sein, da die Steuerung nicht sonderlich zugänglich ist und die Maschinen nicht immer so filigran reagieren und durch Kurven zu bringen sind, wie vielleicht erhofft. So ist man als Neuling rasch im Hintertreffen, während die Konkurrenz bereits meilenweit enteilt ist. Dadurch entsteht nicht der erhoffte Spielspaß. Und auch Veteranen der Reihe, die sich an den Vorgängern abgemüht haben, werden nicht zu 100% glücklich werden, da es sich oftmals so anfühlt, als wäre die Steuerung schwammiger geworden. Auch die Tatsache, dass man hin und wieder an unsichtbaren Ecken festzuhängen scheint, schmälert den Spaß. Klar: Man kann das Spiel ein wenig zurückspulen. Doch das macht es auch nicht unbedingt besser. Und trotz der Kritik an Steuerung und Physik nutzen die Entwickler die Möglichkeiten, die der neue PS5-Controller bietet und binden bei Gas, Bremse und Kupplung einen netten Support für das haptische Feedback ein. Hier muss man den Entwicklern ein Kompliment machen, da ihr so die Maschinen besser fühlen könnt. Audiovisuell kann „MXGP 2020“ rundum überzeugen und bietet euch 60fps und hochgerechnetes 4K. So wirken die Texturen besser und die grafischen Schwächen werden effektiver kaschiert. Abseits der Piste, zwischen den Rennen und im Menü wirkt das alles jedoch leider noch immer recht statisch und trägt somit wenig zu einer „mitten drin“-Atmosphäre bei. Dafür können Soundgestaltung und Soundtrack gefallen.

Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Codemasters für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
U. Sperling