Skip to main content

Call of Duty Vanguard | Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen
CoDVanguardBild1Wenn man sich im Shooter-Genre auf etwas verlassen kann, dann ist es, dass Activision Jahr für Jahr einen neuen „Call of Duty“-Ableger im November – und damit in der „heißen Spieleveröffentlichungsphase“ zum Weihnachtsgeschäft – auf den Markt bringt. So auch in diesem Jahr. Nachdem sich die Entwicklerstudios von Treyarch, Infinity Ward und Sledgehammer Games in den vergangenen Jahren auf nahezu allen Schlachtfeldern rund um den Globus ausgetobt hatten und die Reihe auch mal in der Zukunft zu Gast war, folgte im vergangenen November ein Abstecher in die Zeit des „Kalten Kriegs“. Nun, mit „Call of Duty Vanguard“, macht die Reihe erneut einen historischen Rückwärtssalto und schickt euch einmal mehr auf verschiedene Schlachtfelder zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Wieder einmal schlüpft ihr dabei in verschiedene Charaktere, um deren Situation an der Front mitzuerleben. Ob das Ganze eher ein müder Aufguss alter Teile ist oder „Vanguard“ auch neue, erfrischende Ansätze zu bieten hat, haben wir anhand der PS5-Version für euch getestet.  
 
Back to the roots und doch ziemlich weichgespült
Als „Call of Duty“ zum allersten Mal unter dem gleichnamigen Titel 2003 erschien, wurden euch verschiedene Soldaten vorgestellt, die auf der Seite der Alliierten in kleinen Episoden gegen Nazideutschland kämpften. Von der Normandie bis hin zu Stalingrad und nach Berlin waren verschiedene Aufgaben zu erledigen. Und nun ratet mal, inwieweit sich der Kreis hier schließt! Genau: Auch in „Vanguard“ ist das Grundgerüst mit vielen Parallelen und ähnlichen bzw. denselben Schauplätzen versehen worden. Ein Schelm, dem dabei das Wort „Recycling“ in den Sinn kommt. Der große Unterschied zwischen dem damaligen „Urahn“ der Reihe und dem neusten Ableger ist jedoch, dass die Entwickler euch seinerzeit in die Rolle einfacher Soldaten gesteckt und die Grauen des Krieges haben erleben lassen. Heutzutage muss es dann ein alliierter Helden-Haufen sein, der mal eben das Ende des Kriegs besiegeln und alles im Alleingang lösen soll, dabei natürlich nach allen Regeln des Genderns, gegen Diskriminierung und so weiter und so fort auf Hochglanz getrimmt und an nahezu allen Ecken und Enden historisch glattgebügelt wurde. Mit der realen Geschichte hat das, was uns die Entwickler hier vor die Nase setzten nur noch wenig zu tun. Auch wenn einige reale Vorbilder bei der Umsetzung der Charaktere Pate standen und die Schauplätze so existierten – in der damaligen Zeit hätte es nie eine derartige „Expertengruppe“ gegeben. Aber so ist „Call of Duty“ 2021 und so versucht man es allen irgendwie recht zu machen und möglichst nirgendwo mehr anzuecken. Das internationale Parkett wird immer stärker mit Fallstricken und Tretminen bestückt, um im Bild zu bleiben. Vom Leiden der Menschen in Stalingrad ist ebenso kaum etwas zu erkennen wie von dem der Soldaten. Während die Zivilisten nicht über das Niveau von Staffage herauskommen, müssen die Soldaten als Kanonenfutter herhalten. Und wie auch in den meisten vergangenen Ablegern geht es erst weiter, wenn ihr einen gewissen Punkt erreicht habt. Anderenfalls könnte so ein Gemetzel auch locker für mehrere Stunden ausreichen. Habt ihr den Punkt allerdings erreicht, geht es mit dem nächsten Ziel voran. Da euch die Soldaten weder verfolgen noch sonderlich clever sind (auch hier hat „CoD“ keine Sprünge zu verzeichnen), ist es in einigen Missionen fast schon möglich, einen großen Abschnitt durch einfaches Durchrennen zu absolvieren. Auf höherem Schwierigkeitsgrad wird das Spiel zwar ein wenig fordernder. Vor eine echte Herausforderungen werden – dank zahlreicher Sammelmöglichkeiten – Profis zu keiner Zeit gestellt, zumal euer Alter Ego sich nach kurzen Pausen in der Deckung wieder vollständig regenerieren kann. Hier treffen Realität und Spiel im knallharten Clinch aufeinander – leider zu Ungunsten der Realität. 
 
Doch zurück zum Spiel. In der Kampagne schlüpft ihr in die Rollen einer russischen Scharfschützin namens Polina Petrova, eine Flieger-Asses mit Namen Wade Jackson, Lucas Briggs, dem Waffenexperten des Teams und Arthur Kingsley, dem Anführer, um den sich die kleine ausgewählte Gruppe alliierter Spezialkräfte geschart hat. Wie die einzelnen Figuren zusammengefunden haben bleibt dabei ebenso im Dunkeln, wie andere (historische und persönliche) Zusammenhänge. Lediglich Polina spendieren die Entwickler eine gut inszenierte, dramatische, wenngleich auch leider recht vorhersehbare Familientragödie. 
Die einzelnen Missionen werden in der Rückschau erzählt, während die Soldaten und Polina in Haft sitzen oder während Verhören im Gestapo-Hauptquartier in Berlin. Auf der deutschen Seite bekommen sie es mit Hinrich Friesinger und Jannick Richter zu tun. Beide wurden eher nach typischem „Schema F“ aus der Klischeekiste „Wie stellen sich Amerikaner Nazis vor“ entworfen, überzeugen aber dennoch als Gegenspieler. Immerhin sind Missionen und Schauplätze vielseitig und können gut unterhalten. Neben Stalingrad befindet ihr euch unter anderem in Hamburg, Berlin, der Normandie und der nordafrikanischen Wüste. Wer allerdings hofft, mehr von den Locations sehen zu können, wird enttäuscht. Weder von Hamburg noch von Berlin erblicken wir mehr als einige Quadratmeter, was wirklich schade ist. 
 
Zu Lande und in der Luft
Genretypisch finden eure Einsätze in verschiedenen „Vehikeln“ zu Land und in der Luft statt. Dies sind der obligatorische Panzer, ein Kampfbomber ein Truck oder auch ein U-Boot, welches leider viel zu kurz zum Einsatz kommt. Warum nicht mal einer packenden Schlacht unter Wasser beiwohnen? Es wäre in jedem Fall spannender gewesen als mehr vom bereits bekannten Strickmuster zu sehen. 
 
CoDVanguardBild2Echte „Next-Gen“?
Audiovisuell fahren die Entwickler große Geschütze auf. So seid ihr beispielsweise in einem Waldabschnitt unterwegs und nähert euch einem Flakgeschütz. Während die Flak feuert, taucht die Szenerie in gleißendes Licht, nur um wenige Momente später wieder von Dunkelheit umhüllt zu werden. Der Sound ist dabei raumfüllend und der Subwoofer bekommt hier natürlich ordentlich zu tun. Besonders intensiv wirkt das Ganze mit Kopfhörern. 
Wie schon bei „Cold War“ wird auch bei „Vanguard“ der DualSense Controller unterstützt. Freut euch also auf haptisches Feedback vom Allerfeinsten. Dieses atmosphärische Alleinstellungsmerkmal kann die Xbox Series einfach nicht einfangen. Auch rein optisch kann „Call of Duty Vanguard“ weitgehend vor allem durch seine stimmungsvolle Licht- und Schatteninszenierung punkten. Weniger überzeugend sind die NPCs, die mit nicht mehr zeitgemäßer Mimik, Gestik und Texturausgestaltung daherkommen. Während der Zwischensequenzen kommt es darüber hinaus zu kurzen Rucklern oder zum „spontanen“ Nachladen mit leichten „Hängern“. Man merkt einfach, dass „CoD“ kein reiner Current-Gen-Titel geworden ist und die Entwickler noch immer Rücksicht auf die alte PS4-Hardware nehmen mussten. Aufgrund der Komponenten- und daraus resultierenden Konsolenknappheit, dürfte sich auch mittelfristig daran nur wenig ändern. Eine Besonderheit gibt es jedoch im neuen „Call of Duty“: Erstmals liegt die ungeschnittene deutsche Version ohne das „Wegzensieren“ von NS-Symbolik vor. Dies machten Reformen in der „Sozialadäquanzklausel“ möglich, die auch Videospiele betrifft. 
 
Wie schlägt sich der Multiplayer?
Viele von euch dürften sich auch den neusten Teil der „Call of Duty“-Reihe nicht (nur) wegen der Kampagne, sondern vor allem wegen des Multiplayers zulegen. Hier orientieren sich die Entwickler an „Call of Duty Modern Warfare“. Die „Killstreaks“ sind wieder mit dabei und die Zusammenstellung der Ausrüstung funktioniert wie im vorletzten Teil. Was uns besonders gut gefällt ist, dass euch Crossplay geboten wird. Die 16 Maps sind stellenweise deutlich kleiner geworden und das Pacing wurde überarbeitet. Modi bietet euch „Vanguard“: „Free for all“, „Team-Deathmatch“, „Stellung“, „Herrschaft“, „Search & Destroy“ und „Abschuss bestätigt“. Wer möchte, kann auch auf private Matches setzen. Ebenfalls mit dabei sind „Champions Hill“ und „Patrouille“. Während es sich bei „Champions Hill“ um ein Turnier mit verschiedenen Gegnern handelt, bei dem ein Dutzend Leben für das Team zu Verfügung stehen und ihr diese über die Zeit bringen müsst, gibt es bei dem Modus „Patrouille“ Punkte für gewisse Bereiche, die gehalten werden müssen. Last but not least findet sich natürlich auch ein Zombie-Modus im Spiel wieder, den wir aus Zeitgründen jedoch nicht testen konnten. 
 
7Fazit: Abschließend stellt sich die Frage: Kann „Call of Duty Vanguard“ das hohe Niveau von „Cold War“ halten und überzeugt auch der zweite Titel auf der PS5? Die Frage ist nicht allzu einfach zu beantworten. Vor allem in der Kampagne gibt es Licht und Schatten. Manche Entscheidungen sind ein klarer Rückschritt gegenüber dem Vorgänger; anderes hingegen wurde weiter optimiert und ausgebaut. Der Multiplayer bietet ebenfalls eine gute Evolution, setzt aber auch eher auf Altbewährtes. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Activision für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
 
L. Zimmermann
 

Impressum - Datenschutz

Copyright 2016 © Inn-Joy.de All Rights Reserved. 

Joomla! © name is used under a limited license from Open Source Matters in the United States and other countries.