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Forspoken - Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen
ForspokenFrey Holland hat es nicht leicht. Die Vollwaise muss sich gleich zu Beginn ihres Abenteuers vor Gericht verantworten. Diverse Straftaten werden ihr zur Last gelegt. Und das, obwohl Frey doch alles versucht, um aus dem ganzen Schlamassel, das ihre Jugend wie ein unsichtbarer Schatten begleitet hat, loszuwerden. Da es kurz vor Weihnachten ist und Frey in wenigen Tagen zudem Geburtstag feiert, belässt es die Richterin bei 120 Sozialstunden. Sichtlich erleichtert verlässt Frey das Gerichtsgebäude. Doch nur wenige Minuten später wird sie von der kalten und unbarmherzigen Realität eingeholt. Eine Mädchengang hat noch eine Rechnung mit Frey offen. Doch Frey will nicht mehr rückfällig werden! Und so versucht sie alles, der Gang zu entkommen…
 
Emotionaler Start
Bereits die ersten Spielminuten wecken in uns als Betrachter der Szenerie Neugierde. Während wir Frey begleiten und sie in ihren armseligen Unterschlupf zurückkehrt, wo sie und ihr Kater Homer leben, kann eine gewisse Empathie mit Frey aufgebaut werden. Besonders, als die Gang sie wiederfindet und sich an ihr rächt. Wenn Frey und ihr Kater um ihr nacktes Überleben kämpfen und die Hoffnung komplett schwindet und dazu noch die entsprechende Musik das Geschehen auf dem Bildschirm untermalt, wird der Kloß im Hals dicker.
 
Wenige Minuten später jedoch wird es wieder spannend. Frey entdeckt einen leuchtenden Armreif aus Gold. Schon ist sie auf dem Weg, sich das Schmuckstück näher anzuschauen als sich der Armreif ihrer bemächtigt und die beiden eine untrennbare Symbiose eingehen. Kaum einen Wimpernschlag danach befinden sich Frey und ihr Begleiter wider Willen im geheimnisvollen Reich Athia, wohin sie durch eine Art Dimensionsportal gezogen wurden. 
Statt Luft holen zu können, werden „Reif“ und Frey von einem gigantischen, feuerspeienden Drachen bedroht, den Frey mit Magie besiegen muss. So erlernt ihr die zunächst noch rudimentäre Magie, welche im Laufe des Spiels immer weiter ausgebaut wird. Gleiches gilt auch für Freys Kräfte, die nach und nach verbessert werden können. 
 
Habt ihr den ersten großen und einige kleine „Bosse“ besiegt, erfahrt ihr, dass sich Athia in allerhöchster Gefahr befindet. Ein „Riss“ bedroht und zerstört nach und nach das Land und alles, was sich noch darauf befindet. Einzig ihr könnt die Welt von Athia wieder retten. 
Die noch in Athia lebenden Menschen haben sich in der Stadt Cipal verschanzt. Alles, was sich außerhalb der Stadtmauern befindet, scheint dem Wahnsinn anheim gefallen zu sein. Bevor ihr den Einwohnern helfen und das Reich von Athia retten könnt, müsst ihr zahlreiche Aufgaben erledigen, euch mit Personen unterhalten und vieles mehr. Unterstützt werdet ihr hierbei – wie auch bei den später anstehenden Kämpfen – von eurem Armreif, der als Sidekick fungiert. 
 
Forspoken2Die Gespräche sind dabei leider oftmals recht uninteressant. Was uns so richtig während unseres Tests nervte, war Freys Wortwahl. Klar: Die junge Protagonistin ist nicht in der „feinen Gesellschaft“ aufgewachsen und ihre Kinderstube waren die Straßen New Yorks. Allerdings ist es doch ziemlich befremdlich, wenn hier in einer Tour das F-Wort fällt und manche Sprüche einfach nur drüber sind. Auch wenn die deutschen Synchronsprecher eine gute Arbeit machen, nimmt die Identifikation mit Frey hier sprunghaft ab, da sie durch ihre Wortwahl (und stellenweise auch durch ihr Verhalten) keine Punkte sammeln kann. 
 
Aus der Immersion gerissen wurden wir durch zwei seltsame Entscheidungen. Da wäre zunächst die Tatsache zu nennen, dass viele Erläuterungen nicht in gesprochener Form daherkommen und so Zusammenhänge sich oftmals durch umständliches Nachlesen erklärt werden. Getoppt wird das Ganze durch unzählige kurze Abblenden, wenn zwischen Zwischensequenzen und Handlung gewechselt wird oder durch sekundenlanges Warten, bis es weitergeht. So mussten wir beispielsweise zu Beginn unserer Ankunft in Athia der KI-Begleiterin hinterher schleichen. Auf dem untersten der verschiedenen Schwierigkeitsgrade war dies kein Problem. Dennoch wurde der Spielfluss mehrmals unterbrochen, weil uns das Spiel zeigen wollte, wo Wachen langlaufen. In der Zeit könnt ihr euch keinen Millimeter bewegen und seid zum sinnfreien Zuschauen verbannt. In dieser Sequenz erkennt man auch eine von etlichen Logiklöchern: Wie kann es sein, dass wir aus einer Arrestzelle fliehen und auf die Wachen achten müssen, nur um dann Minuten später an anderen Stadtwachen vorbeilaufen zu können, ohne auch nur einmal angesprochen zu werden. Solche seltsamen Entscheidungen der Entwickler nehmen dem Spiel viel von seinem zu Beginn noch aufgebauten Zauber. Apropos Entscheidungen: Gibt es, liebe Entwickler, einen triftigen Grund dafür, dass wir immer dann, wenn unser Armreif etwas zu melden hat, anhalten müssen? Und warum müssen wir über manche Wegen, Treppen und Stufen lahm durch die Gegend zotteln, um dabei einem Gespräch zu lauschen, nur, um wenige Sekunden später wieder rennen zu können? Sinn??
 
Apropos Dialoge: Nicht nur, dass diese oft langweilig sind und kaum Spannung erzeugen – auch auf Lippensynchronität wurde nur selten geachtet. Nicht genug damit: Die Gesichter der NPCs sind absolut hölzern und emotionslos gestaltet, dass man hier zu keiner Zeit glaubt, ein Spiel der Current-Gen Generation geboten zu bekommen. Da ging auf der PS4 sogar teilweise noch mehr!
Weit besser gelungen sind dankenswerterweise die Umgebungen, die abwechslungsreich, hoch aufgelöst und weitgehend ruckel- und fehlerfrei daherkommen. Vor allem dann, wenn Magie ins Spiel kommt, lässt die Grafikengine ihre Muskeln spielen. Die Spielwelt von Athia ist in vier große Gebiete unterteilt, die sich allesamt stark von einander unterscheiden und alle ihren ganz besonderen Charme versprühen. Dass Forspoken allerdings eine offene Spielwelt ist, können wir nicht bestätigen, da ihr nicht überall hingelangen könnt. Entfernt ihr euch zu weit vom Missionsziel oder versucht ihr an Grenzen zu gelangen, die das Spiel so nicht vorgesehen hat, werdet ihr dezent wieder zurück auf die „richtige Bahn“ begleitet. 
Besonders seltsam wird es dann aber bei den Fähigkeiten, die ihr über unterschiedliche Nagellackmuster erhaltet. Echt jetzt?
 
Viele Kämpfe nach demselben Muster
Forspoken3Im Laufe der Zeit wird Frey, wie in jedem Open World-Spiel, auch stärker. Neben mehr Lebensenergie, kann sie neue Zauber erhalten, die ihr zuvor erlernt habt, kann ihren Umhang upgraden oder Amulette, die sie in verschiedener Form schützen. Die eben erwähnten Nagellackierungen können die Zauber verstärken, Frey resistenter gegen gewisse gegnerische Angriffseffekte machen und anderes mehr. Das Verbesserern eures Umhangs oder eurer Amulette geschieht in Außenposten, in denen ihr euch auch ausruhen und eure Energie regenerieren könnt. Wo diese – sowie weitere Ziele – liegen, seht ihr an der Map, die sich einblenden lässt. Leider geschieht dies nicht mittels einfachem Knopfdruck sondern über einen von verschiedenen Reitern, welche im entsprechenden Menü aufgerufen werden. 
 
Die Kämpfe gegen kleinere und größere Gegner sowie Bosse, laufen nach bekanntem Schema F ab: Ihr überrascht sie indem ihr sie von hinten angreift, sie umrundet oder direkt frontal attackiert. Da die Gegner (bis auf die Bosse) stets in größeren und kleineren Gruppen auftreten, könnt ihr den Autofokus nutzen. Diverse Hilfen sind hier ebenso möglich, wie verschiedene Schwierigkeitsgrade, die das Spiel von einsteigerfreundlich bis schwer gestalten, sodass bei niemandem Frust aufkommen muss. 
 
Die Zauber, die ihr vielleicht schon in der Demo kennengelernt haben, und die zugegebenermaßen außerhalb des Kontext ein wenig für Verwirrung sorgten, sind hier ein klar verständlicher und essenzieller Bestandteil des Spiels. Denn in den ersten fünf Kapiteln kann sich Frey ausschließlich mit ihnen zur Wehr setzen. Die verschiedenen Zauber sind optisch allesamt sehr schön in Szene gesetzt und bieten teilweise beeindruckende Effekte. Neben „normalen“ Schadenszaubern gibt es Elementarzauber, mit denen beispielsweise Pflanzen beschworen werden, die eure Gegner für einen Moment fesseln. Andere schießen (Plant vs. Zombies lässt grüßen) Samen auf eure Feinde, um sie zu betäuben. Auch eine Art Lianenpeitsche ist mit dabei. Später im Spiel kommen weitere und stellenweise stärkere Zauber hinzu und schon nach dem ersten Boss erhaltet ihr sogar einen zweiten Talent- bzw. Waffen-Skilltree. 
 
Die große Welt bietet euch neben der Story auch weitere Nebenmissionen, welche ihr erledigen könnt, aber nicht unbedingt müsst. Um jedoch stark genug zu sein und ein wenig über die Spielwelt zu erfahren, ist es ratsam, auch die Sidequests anzugehen. 
 
Fazit: Forspoken ist in der nationalen und internationalen Presse ordentlich gerupft worden. Und auch wir finden diverse Kritikpunkte, die so nicht hätten sein müssen. Dennoch hat uns die Welt von Athia unterhalten können und rund 30 Stunden mehr oder minder gut unterhalten. Allerdings solltet ihr warten, bis der Titel im Preis reduziert angeboten wird, damit ihr nicht ob 7diverser Schwächen im Gameplay, in Grafik und Synchro enttäuscht werdet. Die Demo als „Appetizer“ zu bringen, war leider für einen „guten“ Vorgeschmack wenig passend gewählt, zeigt aber auch schon auf, wo die Schwächen des Spiels liegen. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Square Enix für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
 
U. Sperling

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