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| Marc Heiland | Konsolen

LN3Bild1Es gibt Spiele, die jagen einem einen kurzen Schauer über den Rücken. Und dann gibt es Little Nightmares III – ein Erlebnis, das sich leise in dein Unterbewusstsein schleicht, dort ein Nest aus Angst, Faszination und Traurigkeit baut und dich selbst nach dem Ausschalten der Konsole nicht mehr loslässt. Kaum ein anderes Spiel versteht es so meisterhaft, die kindliche Verwundbarkeit in einer grotesken Welt der Erwachsenen zu inszenieren. Und diesmal – erstmals in der Geschichte der Reihe – bist du nicht allein. Mit Low und Alone begibt man sich in die finsteren Weiten der Wüstenstadt Necropolis – einem Ort, an dem die Sonne nur eine ferne Erinnerung ist. Hier ist alles ausgetrocknet, staubig, und doch voller Leben – eines Lebens, das sich in Schatten versteckt und dich zu beobachten scheint.

Ein Duo gegen die Dunkelheit – die neue Dynamik im Gameplay

Das zentrale Element von Little Nightmares III ist die Kooperation – wahlweise mit einem echten Mitspieler online oder der KI an deiner Seite. Diese Entscheidung verändert das Spielgefühl grundlegend. Statt wie zuvor allein durch surreale Albtraumlandschaften zu schleichen, hängt dein Überleben nun oft vom Vertrauen in deinen Partner ab. Wenn man sich gegenseitig die Hand reicht, um über eine brüchige Brücke zu springen, oder einer dem anderen hilft, ein Rätsel zu lösen, entsteht eine stille Form von Nähe – eine, die man in Videospielen selten spürt. Doch genau hier liegt auch eine der Schwächen: Spielt man solo, wirkt die KI gelegentlich etwas störrisch. Manchmal bleibt der Partner hängen oder reagiert nicht auf Signale – Kleinigkeiten, die die ansonsten dichte Atmosphäre leicht stören können. Trotzdem bleibt das Zusammenspiel das emotionale Herzstück des Spiels.

Albtraumhafte Schönheit – die Kunst des Grauens

Optisch ist Little Nightmares III ein Fest für Fans düsterer Ästhetik. Auf der Xbox Series X erstrahlt (oder besser: verdunkelt sich) das Spiel in beispielloser Detailtiefe. Jede Szene wirkt wie ein handgefertigtes Diorama, in dem Staubpartikel durch Lichtkegel tanzen und Schatten wie lebendige Wesen pulsieren. Was die Entwickler bei Supermassive Games hier schaffen, ist beeindruckend: Trotz des Wechsels vom ursprünglichen Studio Tarsier bleibt der unverwechselbare Stil erhalten, wird aber weiter verfeinert. Die Texturen sind schärfer, das Spiel läuft butterweich – selbst in hektischen Momenten mit physikbasierten Rätseln. Nur selten verliert die Kamera etwas die Übersicht, etwa in Momenten, in denen man vor einer riesigen Kreatur flieht. Doch selbst diese kleinen Patzer wirken fast passend – als würde das Spiel absichtlich mit dem Gefühl des Kontrollverlusts spielen.

Wenn Stille lauter ist als Schreie – der Klang der Furcht

Der Sound von Little Nightmares III ist pure Gänsehaut. Jeder knarzende Boden, jedes ferne Tropfen, jedes leise Summen ist präzise platziert. Spielt man mit Kopfhörern, fühlt man sich, als würde die Dunkelheit direkt ins Ohr kriechen. Die Musik – oft nur ein schwaches Echo, ein kaum hörbares Wimmern im Hintergrund – begleitet die Reise wie ein unheimliches Wiegenlied. Wenn plötzlich ein lautes LN3Bild2Kreischen oder metallisches Klirren die Stille durchbricht, zuckt man unweigerlich zusammen. Diese emotionale Wucht zeigt, wie sehr Little Nightmares III auf psychologischen Horror statt auf billige Schockeffekte setzt.

Was begeistert – und was kratzt an der Perfektion

Was Little Nightmares III großartig macht, ist seine Fähigkeit, Emotionen zu wecken: Angst, Mitleid, Verlorenheit, Hoffnung. Die Spielwelt fühlt sich lebendig und bedrohlich zugleich an – ein Ort, den man eigentlich verlassen, aber trotzdem weiter erforschen will. Die Rätsel sind diesmal abwechslungsreicher als in den Vorgängern. Mal muss man physikalisch denken, mal psychologisch. Besonders im Koop-Modus entstehen Momente, in denen man unweigerlich lächeln muss, weil alles so perfekt ineinandergreift – nur um Sekunden später wieder panisch davonzulaufen. Doch nicht alles glänzt. Manche Kapitel ziehen sich etwas zu sehr in die Länge, und einige Animationen wirken bei genauem Hinsehen leicht hölzern. Auch das Pacing zwischen ruhigen Passagen und actionreichen Fluchtsequenzen ist nicht immer optimal. Dennoch sind das keine Fehler, die den Gesamteindruck schmälern – eher kleine Risse im makabren Gemälde dieses Albtraums.

Ein Schluss wie ein Schatten – leise, aber unvergesslich

9Wenn der Abspann läuft, bleibt eine seltsame Stille. Keine Explosion, kein Jubel – nur das Gefühl, etwas Bedeutendes erlebt zu haben. Little Nightmares III ist kein klassischer Horror, sondern ein poetischer Abstieg in die Angst. Es erinnert uns daran, dass Schrecken manchmal aus Einsamkeit, Verlust oder der Dunkelheit in uns selbst entsteht. Trotz kleiner technischer Schwächen ist dieses Spiel ein atmosphärisches Meisterwerk, das man nicht nur spielt, sondern fühlt. Auf der Xbox Series X entfaltet es seine volle audiovisuelle Wucht – eine makabre Schönheit, die sich tief in die Seele brennt.

Fazit: Little Nightmares III ist ein Spiel, das dich nicht anschreit, sondern flüstert – und gerade deshalb unter die Haut geht. Es vereint verstörende Ästhetik, starke Emotionen und eine unheimlich dichte Atmosphäre zu einem Gesamtkunstwerk des modernen Horrors.

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