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Komoot - Die Fahrrad-, Wander- und Mountainbike-Navi-App im Test

| Marc Heiland | Tablet-Apps

KomootBild1Als kleiner Junge bin ich in den Ferien oft mit meinen Großeltern im Urlaub gewesen. Meistens hielten wir uns dabei irgendwo zwischen Bauernhöfen und Wanderwegen auf. Mit dabei waren unsere plakettenbeschlagenen Wanderstöcke, hin und wieder ein Picknickkorb und die notwendige „Wanderausrüstung“. Meine Großmutter hatte dabei häufig Wanderlieder auf den Lippen, die wir drei dann aus voller Brust schmetterten. Eines der musikalischen „Highlights“ war natürlich „Das Wandern ist des Müllers Lust“. Nicht nur, dass das alte Volkslied des gleichnamigen Dichters, Wilhelm Müller, irgendwie recht „schmissig“ klang; es beschreibt auch – wie kaum ein weiteres Lied – wohl eine der typischsten deutschen Eigenschaften – das Wandern. Kein zweites Volk in Europa (und vielleicht sogar weltweit) wandert so häufig (und gerne) wie wir Deutschen.

Doch während Oma und Opa meistens auf bekannten Wanderwegen unterwegs waren (oder zumindest in der Lage gewesen sind, Wanderkarten richtig zu lesen, da es noch kein Internet, GPS-Tracker oder andere technische Spielereien gab), begeben wir uns heutzutage oft auf unbekannte Pfade, wollen Neues entdecken und sind gespannt, was hinter der nächsten Gabelung liegt. Da viele von uns jedoch weder mit entsprechenden Pfadfinder-Kenntnissen ausgestattet sind, noch gute Orientierung besitzen, ist es äußerst hilfreich, eine App an der Hand zu haben, die Hilfe bei der Navigation durch Feld und Flur gibt. Eine solche ist die für iOS und Android erhältliche App „komoot“, die Wanderern, Rad- und Mountainbikefahrern oder auch Joggern ein sicherer Begleiter sein will. Wir durften für euch die Vollversion testen und klären im Test, wo die Stärken und Schwächen der App sind und welche Rolle die Community bei der Entwicklung und Verbesserung der App spielt

Damit du den Wald vor lauter Bäumen siehst

Um euch zu erläutern, was überhaupt komoot ist, lassen wir zunächst einmal die Entwickler zu Wort kommen. Auf der offiziellen Homepage finden wir folgende Informationen:

„Für Millionen Menschen ist komoot der Schlüssel zu Erlebnissen in der Natur. Vom unerschrockenen Outdoor-Abenteurer über den Familienwanderer, bis hin zum Einsteiger, der gerade sein erstes Rennrad gekauft hat – unsere Technologie ermöglicht jedem, passende Outdoor-Erlebnisse zu finden, zu planen und zu erleben.

Wir haben komoot aus genau einem Grund entwickelt: Weil wir daran glauben, dass nichts wichtiger ist als Erlebnisse. Wir sind überzeugt, dass es die kleinen Momente sind, die das Leben so besonders machen. Und wir sind stolz, dass unsere Arbeit Menschen auf der ganzen Welt die Möglichkeit gibt, Orte zu entdecken, Aktivitäten auszuprobieren und Abenteuer zu erleben, die sie sonst nicht gemacht hätten. In allem, was wir tun, leben wir diese Überzeugung. Angefangen bei unseren marktführenden Apps über unsere Remote-Unternehmensstruktur bis zu unseren regelmäßigen Team Gatherings, die uns rund um den Globus führen. Für uns kommt das Erlebnis vor allem anderen – so verändern wir die Art, wie Menschen die Welt entdecken.“

Alles klar? Nicht ganz? Also hier noch einmal für Laien: „komoot“ ist ein Routenplaner für den Outdoor-Bereich. Das Navigationssystem basiert auf den Daten von OpenStreetMap und zusätzlichen Diensten wie NASA, Wikipedia oder auch Panoramio. Die Bedienung der App soll unkompliziert und quasi selbsterklärend sein, damit ihr kein komplexes und umfangreiches Handbuch vor der Erstnutzung lesen müsst, sondern einfach und bequem in die Planung eurer Touren, in das „Nachwandern“ von Touren anderer komoot-Mitglieder und vieles andere mehr starten könnt.

Komoot selbst wurde als GmbH gegründet und blickt mittlerweile (Stand Juli 2019) auf neun Jahre intensiver Arbeit mit der App - von der Planung bis zur finalen Realisierung - zurück. Gegründet wurde die komoot GmbH von Jonas Spengler sowie Markus und Tobias Hallermann.

Komoot setzt bei der Realisierung des Systems stark auf die Mitwirkung der Community und sogenannter „Pioniere“. Während Erstgenannte meist Gelegenheitswanderer sind oder Menschen, die hier und da eigene Routen einstellen, gehören die Pioniere („Pioneers“) zum „Herz von komoot“. Sie sind die, die viele neue Wege entdecken, interessante Strecken finden und ihre Routen – im besten Falle – tagtäglich mit der Community teilen. Natürlich kann es dann schon mal vorkommen, dass einige Strecken mehrfach in der Datenbank der App zu finden sind. Doch während einige Läufer oder Mountainbiker ihre Strecke lediglich aufzeichnen, kann man bei anderen vielleicht das eine oder andere Highlight in Bildform finden, POI-Empfehlungen nachlesen oder auch „Einkehr-Möglichkeiten“ entdecken.

KomootBild2Komoot – Übersicht und erste Praxiserfahrungen

Bevor es jedoch los gehen kann, müsst ihr euch mit einem Nutzerkonto auf der Homepage von komoot registrieren. Dies geht – wie bei vielen anderen Apps mittlerweile auch – über euer Facebook-Konto oder über eine reine Neuanmeldung. Habt ihr euch einen Account erstellt und über den zugeschickten Bestätigungslink aktiviert, ladet ihr euch die App und könnt auf der Homepage euch über die übersichtlich gehaltene Startseite informieren.

So erhaltet ihr Auskünfte über das „Pioneers“-System, bekommt Support zu allen möglichen Belangen rund um komoot, könnt euch im Blog umschauen, Freunde finden, die komoot ebenfalls nutzen oder ihnen die App vorschlagen, eine gratis Region verschenken, Einstellungen vornehmen und zwischen englischer und deutscher Sprache wechseln. Im eigenen Profil gibt es eine Übersicht über geplante und gelaufene Touren, Highlights und Collections (hierzu später mehr), eine Statistik in der Übersicht, sowie die Option, eigene Touren zu nicht nur zu planen, sondern auch via gpx-Datei zu importieren.

Über den Punkt „Entdecken“ gelangt ihr zu Inspirationen, also Vorschlägen und Touren, die andere Nutzer erstellt haben bzw. die Entwickler von komoot, könnt über die „suche“-Funktion Routen / Touren in eurer Nähe oder einem gewünschten Ort finden und schauen, wer wo etwas eingetragen hat, diese auf eine Merkliste setzen und den Themen (z.B. „Ein bisschen Duisburg erkunden“, „Die schönsten Bahntrassen-Radwege im Ruhrgebiet“, 4 Tage auf wilden Wanderwegen durch den Nationalpart Eifel usw.). Dies sind die von erstellten „Collectionen“, welche zu euren Interessen passen können.

Über den „Routenplaner“ gelangt ihr schließlich zur Planung eurer eigenen Touren. Hier könnt ihr Orte oder Adressen suchen oder eingeben, Hin- und Rückwege festlegen, Star- und Zielpunkt bestimmen und den Sportarten Wandern, Laufen, Radfahren, Mountainbike oder Rennrad zuordnen. Die große Übersichtskarte zeigt dann alles im Detail an. Ebenso sind dort bereits angegebene Routen und Touren zu finden. Seid ihr fertig, klickt ihr einfach auf den Button „Ans Smartphone“ senden und schon erscheint eure Tour auf dem Handy. Alternativ könnt ihr die Route auch (erst einmal) speichern.

Schauen wir uns die App einmal genauer an. Diese ist ähnlich aufgebaut, wie die Webseite. Über den Punkt „entdecken“ könnt ihr euch auch hier Routen und Touren vorschlagen lassen. Auch das „Planen“ funktioniert quasi, wie am Rechner. Neu ist hier der Punkt „Aufzeichnen“. Hier bietet euch die App die Möglichkeit, eure Tour aufzuzeichnen, dabei Entfernung, Laufzeit (oder Fahrzeit), zurückgelegte Strecke und Durchschnittsgeschwindigkeit anzeigen und aufzeichnen zu lassen sowie Highlights hinzuzufügen. So könnt ihr Sehenswürdigkeiten auf eurer Strecke anderen Usern zeigen, Wissen teilen und so fort. Im Profil werden eure Nutzerdaten angezeigt und „Regionen“ ist der Bereich, in dem ihr laufen könnt bzw. wollt.

Habt ihr die App neu auf euer Smartphone geladen, erhaltet ihr die erste Region (in unserem Fall „Recklinghausen“) gratis. Weitere Regionen, die ihr bequem suchen lassen könnt, schaltet ihr für 3,59 Euro, Regionen-Pakete für 8,99 Euro oder im Falle des gesamten Gebietes 29,99 Euro frei. Dafür erhaltet ihr nicht weniger als Deutschland, Österreich und die Schweiz, Belgien, die Niederlande, Norditalien und die Kanaren sowie die Balearen. Regionen können auf das Smartphone geladen und offline verfügbar gemacht werden. Wollt ihr eine Region laden (sinnvoll ist dies über WLAN, um nicht euer Datenvolumen unnütz zu belasten), fragt euch die App, ob ihr die Karte herunterladen wollt und zeigt euch die MB-Größe der zu ladenden Karte an. Der Download geht sehr schnell. Bereits nach wenigen Sekunden (ggf. Minuten je nach Verbindung) habt ihr die Karte auf euer Smartphone geladen.

Nachdem dies abgeschlossen ist, und man sich für eine Tour entschieden bzw. selbst seine Tour festgelegt oder ausgewählt hat, kann es mit einem Druck auf den „Start“-Button auch los gehen. Gestoppt wird die Navigation, indem ihr den entsprechenden Button länger festhaltet.

Die Route wird dann entweder ganz oder in Teilen angezeigt, je nachdem, wie ihr die Darstellungsoptionen wählt. Das Schöne: Die Navigation verfügt über eine Sprachausgabe, die euch ansagt, wo bzw. in wie vielen Metern ihr abbiegen müsst. Etwas schade ist, dass man nicht bis ins kleinste Detail ranzoomen kann und dass die Navigation hin und wieder auch ein wenig spät reagiert. Dafür schickt sie uns nach einigen Metern aber wieder zurück auf die richtige Strecke. In unseren Testläufen konnte uns die Navigation sogar über kleinste Trampelpfade sicher lotsen. Ohne die App währen wir – obwohl es sich um bekanntes Terrain handelte – das eine ums andere Mal verloren gewesen. Optisch wird die Lauf- bzw. Fahrstrecke auch farbig hervorgehoben. Außerdem zeigt ein kleiner Pfeil, wo wir uns gerade befinden, während größere Pfeile am oberen Displaybereich darauf hinweisen, in welche Richtung wir abbiegen müssen. So kann man beim Radfahren auch gut die Übersicht behalten. Der einzige Haken ist – wie bei allen Navi-Apps – dass ihr GPS haben müsst, vor allem dann, wenn die Karte nicht offline genutzt wird, da ihr vorab den Regler nicht eingeschaltet habt. In Gebieten, in denen kein Signal zur Verfügung steht, wird es dann kritisch. Denn trotz der Offline-Kartenfunktion benötigt die App eine Mobilfunkverbindung. Die Sprachausgabe ist bei der Navigation gelungen. In der Regel spricht die Stimme Namen auch korrekt aus. Aussagen wie „Folge der Strecke 50 Meter“ oder „Die Tour beginnt in 200 Metern links“ sind hilfreich.

Solltet ihr vom Weg abkommen, könnt ihr die Route auch umplanen, wenn ihr dies vorab aktiviert habt. Im Übrigen ist es auch möglich, sich zum Startpunkt der Route navigieren zu lassen. Wer über ein entsprechendes Endgerät verfügt, kann die App auch an seine Smartwatch anbinden. Auch E-Scooter sollen demnächst unterstützt werden.

Ein Wort noch zu den Routen, die ihr selbst aufzeichnet: Diese könnt ihr auch während eurer Wanderung mit Fotos, die ihr beim Laufen aufnehmt, versehen oder auch später ergänzen. Aus der Fotosammlung kann dann ein kleines Video automatisch erstellt werden, dass auch noch mit Musik unterlegt wird. Ein nettes Feature, welches man gerne mit Freunden auf Facebook, WhatsApp oder anderen sozialen Netzwerken teilt...

Fazit: Bevor wir uns im August auf einen Langtest vorbereiten, wollen wir euch mit dieser Review unsere ersten Eindrücke vermitteln. Bislang sind wir 9mit „komoot“ wirklich zufrieden. Natürlich ist nicht alles perfekt, da manchmal die App etwas träge reagiert und immer GPS und eine Mobilfunkverbindung am Start sein müssen (letzteres bei nicht vorhandenen Offline-Dateien). Doch alles andere läuft hervorragend. Das Planen und entdecken sind absolut toll, die Community bietet viele interessante Touren, das Navigieren (auch auf Trampelpfaden) funktioniert weitgehend problemlos, das Anpassen an die körperliche Verfassung und die Tour-Länge sind gute Features.

Aktuell können wir daher für die komoot-App 9 von 10 Punkte vergeben.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Komoot für die zur Verfügung gestellten Testcodes.

M. Heiland, C. Thors

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