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| Marc Heiland | Events

RamsesBild1Fragt man historisch unbedarfte Menschen, welcher Pharao ihnen als der bekannteste in den Sinn kommt, dürften die meisten wohl den im Alter von 18 Jahren verstorbenen, und vor allem aufgrund seiner Grabausstattung und des prunkvollen Sarkophag bekannte Tutanchamun nennen. Doch natürlich gab es nicht wenige Herrscher über das antike Ägypten, die für die Geschichte des Reiches wichtiger und größer waren.

Einer von ihnen ist Pharao Ramses II, auch bekannt als Ramses der Große. Er regierte Ägypten im 13. Jahrhundert v. Chr. und gilt als einer der bedeutendsten Pharaonen der ägyptischen Geschichte. Sein Name ist untrennbar mit monumentalen Bauprojekten, militärischen Errungenschaften und einer langen Regierungszeit verbunden. Doch bei genauerer Betrachtung offenbaren sich auch die Schattenseiten seiner Herrschaft, die oft im Glanz seines Ruhms untergehen.

Militarismus und Propaganda

Ramses II wird häufig für seine militärischen Erfolge gefeiert, insbesondere die Schlacht von Kadesch gegen die Hethiter. Diese Schlacht wird in den Tempeln und Monumenten Ramses' als großer Sieg dargestellt. Historische Untersuchungen deuten jedoch darauf hin, dass die Schlacht von Kadesch eher als ein Patt endete, wobei keine der beiden Seiten einen klaren Sieg errang. Ramses II nutzte die Ereignisse jedoch geschickt zu Propagandazwecken, um sein Image als unbesiegbarer Kriegerkönig zu festigen. Diese Tendenz zur Selbstverherrlichung wirft ein kritisches Licht auf die Glaubwürdigkeit der von ihm hinterlassenen Inschriften und Berichte.

Monumentale Eitelkeit

Ramses II hinterließ eine beeindruckende Anzahl an Bauwerken, darunter die berühmten Tempel von Abu Simbel und das Ramses4Ramesseum. Diese monumentalen Projekte waren zweifellos Meisterwerke der antiken Architektur, sie dienten jedoch auch als gigantische Eitelkeitsprojekte des Pharaos. Die immense Ressourcenverschwendung und die Belastung der Bevölkerung durch Arbeits- und Steuerpflichten sind nicht zu übersehen. Zudem neigte Ramses dazu, die Namen seiner Vorgänger von Monumenten zu entfernen und durch seinen eigenen zu ersetzen, was sein Streben nach ewigem Ruhm verdeutlicht, jedoch auf Kosten der historischen Integrität und Anerkennung der Beiträge anderer Herrscher geschah.

Und trotz all der aufgeführten Punkte, die man kritisch über Pharao Ramses II. benennen muss, sind auch heutzutage Menschen an dem, was sie zu sehen bekommen, fasziniert. Sowohl in Ägypten selbst, als auch während der weltbekannten Wanderausstellung rund um den Pharao. Diese macht aktuell im Kölner Odysseum Halt. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, einen ausgiebigen Blick auf die Exponate und den von Pharao Ramses II. vermittelten Eindruck über ihn und seine Lebensleistung zu werfen.

Multimediale Show – aber wo ist Ramses II.?

Die Ausstellung „Ramses und das Gold der Pharaonen“, so der offizielle Name, wird seit dem 13.07.2024 und noch bis Januar 2025, im Kölner Odysseum gezeigt. Unter der Webadresse ramsesausstellung.de erhaltet ihr die wichtigen Informationen, könnt Karten für die Ausstellung sowie die VR-Erfahrung kaufen uvm.

Wie der Titel schon erahnen lässt, geht es hier weniger um eine historisch akkurate Auseinandersetzung mit dem altägyptischen Herrscher bis ins Detail, sondern viel mehr um einen Eindruck, den man von ihm und seiner Macht bekommen soll, wenn man sich der Ausstellungsstücke nähert. Rund 180 Exponate sind es dann, die teilweise erstmals außerhalb der ägyptischen Landesgrenzen zu bestaunen sind.

Dabei reichen die ausgestellten Gegenstände von kleinen Schminktöpfen über zahlreiche Figuren bis hin zu größeren Gefäßen. Vieles besteht aus Gold, wurde prunkvoll in Szene gesetzt und fein detailliert ausgestaltet. Um das Ganze noch besser in den Fokus zu rücken, sind die Räume abgedunkelt. Die meisten Besucher zieht natürlich der aus Zedernholz bestehende Sarkophag des etwa 90 Jahre alt gewordenen Herrschers magisch an. Zwar kann der kunstvoll geschnitzte und verzierte Sarkophag nicht mal ansatzweise mit dem von Tutanchamun mithalten. Doch auch dieser Sarkophag weiß zu beeindrucken.

RamsesBild2So weit, so gut. Doch habt ihr euch eigentlich gefragt, warum es „Ramses II. und das Gold der PHARAONEN“ heißt? Diese Frage stellten wir uns vorab und bekamen sie schnell beantwortet. Denn der große Pharao wird hier beinahe zum „Lockvogel“ degradiert, um die Besucherscharen anzuziehen. Ein Großteil der Exponate stammt nämlich weder vom Ramses selbst, noch aus der direkten Zeit. Eher geht es darum zu zeigen, wie Macht dargestellt wurde, wie sich die Herrscher und Herrscherinnen schmückten und wie sie sich durch Statuen, Zeichnungen etc. verehren ließen. Zwar steht der Sarkophag im letzten Raum im Mittelpunkt; doch schon vorab gibt es einige – ebenfalls beeindruckende – Sarkophage zu sehen.

Im Anschluss an die rund anderthalb stündige Ausstellung könnt ihr noch das 15-minütige VR-Erlebnis wahrnehmen, für das leider noch einmal ein weiteres Ticket im Vorfeld für 20 Euro bezahlt werden muss. Es wäre schön gewesen, wenn dieses Ticket (wie auch der audiovisuelle Guide, den ihr für weitere 7 Euro als Browser-App vor Ort kaufen könnt) im Preis enthalten wäre. Die virtuelle Reise führt zum Tempel von Abu Simbel und die Grabstätte von Nefertari, der Favoritin und königlichen Gemahlin von Ramses II. Hier darf man jedoch technisch nicht allzu viel erwarten. Die Optik ist nicht auf dem allerhöchstem Niveau und insgesamt hätten die Macher mehr aus der VR-Erfahrung holen können. Wer so etwas noch nie erlebt hat, wird durchaus seinen Spaß mit dem Erlebnis haben. Echte VR-Enthusiasten haben auf den diversen VR-Plattformen besseres Infotainment.

Fazit: Die Ausstellung „Ramses und das Gold der Pharaonen“ setzt seinen Fokus ganz klar auf „Wow“-Momente. Dies schaffen die Verantwortlichen mit den 180 gezeigten Exponaten durchaus. Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Potentaten soll nicht stattfinden, was – meines Erachtens – aber dennoch mit dazu gehört. Wer aber den Glanz der Pharaonen einmal hautnah erleben möchte, sollte sich die Tour durchaus gönnen, wenngleich Ramses II. nicht der alleinige Star ist und – bis auf die legendäre Schlacht von Kadesch – fast schon zum Statisten degradiert wird.

M. Heiland

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