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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei Kona

| Marc Heiland | Kaffeewelten

Kona1In den vergangenen Monaten haben wir euch in unserer Rubrik „Kaffeewelten“ weit über 60 Kaffeeröstereien in ganz Deutschland vorgestellt. Viele dieser „Spezialitätenröstereien“ kamen dabei aus dem Süden Deutschlands. Dass sich auch bei uns in NRW zahlreiche tolle Kaffeeröstereien mit hervorragenden Produkten niedergelassen haben, mag dem einen oder anderen dabei vielleicht ein klein wenig untergegangen sein. Doch wer unsere Berichterstattung genau verfolgt hat, der weiß, dass die Dichte der Kaffeeröstereien im bevölkerungsreichsten Bundesland verhältnismäßig sogar fast noch größer ist, als im gesamten süddeutschen Bereich zusammen. Warum ich all das schreibe? Ganz einfach: Weil unsere neuste Kaffeerösterei, die uns freundlicherweise ihre Unterstützung zu einer Testvorstellung zugesagt hat, aus NRW, genauer gesagt aus Euskirchen kommt. Hierbei handelt es sich um die Kaffeerösterei „Kona“. Geführt wird die Rösterei von Brahim Ben Hicham. Wie es zur Gründung der Kaffeerösterei kam und wie sich das Unternehmen selbst versteht, erfahrt ihr im Folgenden ebenso, wie unsere persönlichen Geschmackseindrücke ausgewählter Sorten Filterkaffee und Espressi.

Die Sonne und du...

„Es begann alles einem Spätsommerabend. Als wir einen Espresso zu uns nahmen, dessen Bohnen die Tütenhaftstrafe gerade hinter sich brachten, indem sie von uns in die Luftfreiheit gesetzt wurden und ihren Weg zur letzten maschinellen Exekution fanden, konnte man uns im Gesicht ablesen, wie kulinarisch zermürbt und angeschlagen wir waren. Erneut kein besonderes Ergebnis. Fehlende Frische, fehlende Kraft und Charakterlosigkeit zeichneten die Tasse.

Diesem historischen Wendepunkt folgten Jahre etlicher Recherchen, Auseinandersetzungen und Experimente mit der Hauptmaterie, nämlich der braunen Bohne.

Die Philosophie

Das Geheimnis einer guten Tasse Kaffee haben wir wohl gelüftet: hoch qualitative Rohkaffees, eine schonende Röstung und eine optimale Verarbeitung der frisch gerösteten Kaffeebohnen.

In der Kona-Kaffeerösterei sind wir einfach Fanatiker im positivsten Sinne. Wir verarbeiten ausschließlich Hochlandkaffees aus den besten Anbaugebieten. Im Sinne der Qualitätssicherung gehen wir keine Kompromisse ein. Genaue Angaben über Anbaugebiet, Klima, Bodenbeschaffenheit, Anbau- und Erntebedingungen sind uns von kapitaler Bedeutung.

Einmal in unserer Kaffeerösterei werden diese Grand Cru-Kaffees mit der höchsten Sorgfalt verarbeitet. Jede Bohne wird auf den Punkt geröstet und handverlesen. Der letzte Schritt zu einer guten Tasse ist die Verarbeitung. Hier stehen wir unseren Kunden beratend an der Seite.

Als kleine Privatrösterei legen wir Wert darauf, dass da, wo diese Qualität anfängt, nämlich bei den kleinen Bauern, optimale Bedingungen geschaffen werden. Unser Handeln wird durch soziales und ökologisches Engagement geprägt.“

Kona2Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest

Für unseren Test hat uns Brahim Ben Hicham freundlicherweise fünf ausgewählte Sorten aus seinem Angebot die Filterkaffee-Sorten „Ethiopia Sidamo“ und „Brazil Gabriel Carvalho“, der Omniroast „El Salvador Rolando R. Ramirez“ sowie die beiden Espressi „Cuvee Royale“ und „Linea Classica“zur Verfügung gestellt.

Alle Sorten kommen in einer optisch schlichten, hellblauen Verpackung mit Vakuumventil daher. Leider gibt es keine Möglichkeit, die Verpackung wiederzuverschließen, sodass ihr den Kaffee in ein Gefäß füllen müsst, damit er frisch bleibt. Gut gefällt uns hingegen der Standboden, wodurch der Kaffee vernünftig entnommen werden kann.

Auf jeder Verpackung befinden sich auf der Vorderseite das Logo der Kaffeerösterei Kona, der Name des Kaffees / Espressos, Angaben zur Herkunft, zur Anbauhöhe, der Varietät, der Aufbereitungsmethode und ein Tassenprofil sowie eine Angabe zur Röstung. Auf der Seite finden wir die Kontaktdaten und auf der Rückseite eine kurze Info zur Rösterei selbst. Was leider komplett fehlt sind das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) und das Röstdatum. Dies gehört aber immer auf die Verpackung und ist sogar mittlerweile bei jedem Industrieröster zu finden. Die Qualität der Bohnen ist gut bis sehr gut. Defekte sind kaum bzw. nur in geringer Stückzahl in den Testmustern zu finden gewesen. Ob die Kaffees aus Direktimporten stammen, ist leider nicht nachvollziehbar. Auch die Aussagen zum sozialen und ökonomischen Engagement sind (bis auf die Unterstützung der „Coffee Kids“ leider nicht näher definiert. Hier wünschen wir uns ebenfalls weiterführende Informationen.

Zubereitung

Gemahlen haben wir die Sorten – wie immer – mit unserer Comandante C40 MK3 Nitro Blade für den Filter-Kaffee und der Baratza Sette 270W für die Espressi. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter, in der French Presse, dem Siebträger, im Kaffeevollautomaten, in der SoftBrew-Kanne, im Cafflano für unterwegs, in der Madame Solo, der Chemex, dem Syphon und in der AeroPress.

Geschmackstest

Der „El Salvador – Rolando R. Ramirez“

Bei diesem Filterkaffee handelt es sich um Kaffeebohnen, die – wie der Name schon sagt – aus El Salvador, genauer gesagt aus der Region Apaneca-Llamatepec im Westen des Landes stammen. Die Region gehört zum Departementos Santa Ana und ist das größte Anbaugebiet El Salvadors. Dort gibt es zahlreiche mittlere bis kleine Farmen, wie die Finca „San Jose“, von der dieser Kaffee stammt. Der Kaffee wird in einer Höhe von ca. 1150-1250m angebaut, liegt in den Varietäten „Bourbon“ und „Pacas“ vor und wird halbgewaschen aufbereitet. Die Röstung des Kaffees ist „light roast“.

Unser Eindruck: Der Kaffee verströmt bereits beim Öffnen der Verpackung ein tolles, fruchtiges Aroma. Dabei sind die fruchtigen Noten (auch bei der Verkostung) nicht so dominant, wie beispielsweise bei einigen afrikanischen Kaffeesorten, sondern halten sich dezent die Waage mit den übrigen Aromen. Der cremige Kaffee bietet zudem Noten von Trockenobst, Obertöne von Zitrusfrüchten und Karamell, die ihn sehr schmackhaft machen. Im Abgang ist er angenehm.

Der „Ethiopia Sidamo“

Kaffee aus Äthiopien, genauer gesagt aus Sidamo, hat heute beinahe jeder Kaffeeröster im Angebot. Neben Limu, Yirgacheffe und Lekempti, ist die Region im Süden des Heimatlandes des Kaffees, wohl die prominenteste unter den Anbauregionen Äthiopiens. Die Landschaft der üppig grünen Region Sidamo ist facettenreich. Daher verfügt auch der Kaffee aus Sidamo über eine komplexe Aromenstruktur, was den Kaffee äußerst beliebt macht. Angebaut wird der Kaffee in einer Höhe von 1600-1900m in der Varietät Ethiopean Heirloom. Der Rohkaffee wird gewaschen aufbereitet. Geröstet liegt er hier als „medium roast“ vor.

Unser Eindruck: Fruchtig-floral im Geschmack und damit ein „typischer“ Kaffee aus Äthiopien, der allerdings nicht so wild und strukturiert ist, wie beispielsweise Kaffee aus Gimbi und Leekempti. Der Hauch von Milchschokolade und „zitronige“ Obertöne machen den Kaffee gut „genießbar“ für eine breitere Masse, die sonst nicht allzu viel mit äthiopischen Kaffees anfangen kann.

Der „Brazil – Gabriel Carvalho“

Der Rohkaffee der hier vorliegenden Sorte stammt aus der bekanntesten Kaffeeregion „Distrito Sao Paulo“ im Hochland von Mogiana. Dort wird er in einer Höhe von 1100-1350m in der Varietät „Yellow Bourbon“ angebaut und trocken aufbereitet.

Unser Eindruck: Der Kaffee ist angenehm weich im Geschmack, überzeugt durch eine milde Säure und mittlere Textur, sowie Anklänge von Vanille und Nussschokolade. Hier fühlt man sich an schöne Kirmestage erinnert.

Der Espresso „Cuvee Royale“

Hierbei handelt es sich um einen Blend, der ausschließlich aus Arabica-Bohnen besteht. Er stammt aus den Ländern Brasilien, Guatemala, Äthiopien und Indonesien. Zur genaueren Herkunft erfahren wir leider nichts.

Unser Eindruck: Für einen Espresso ist dieser recht „obstig“ und zeigt Aromen von Granatapfel und Steinfrucht. Der bitter-würzige Abgang ist typisch für einen kräftigen Espresso, wenngleich man das natürlich mögen muss. Dafür ist der Kontrast zum Obst jedoch interessant und gelungen.

Der Espresso „Linea Classica“

Dieser Espresso setzt sich zusammen aus 70% Arabica- und 30% Robustabohnen. Der Rohkaffee stammt hier aus Brasilien, Guatemala und Indien. Leider mangelt es auch bei diesem Espresso an genauen Auskünften über Region, Finca, Anbau, Varietäten und Aufbereitung.

Unser Eindruck: Für mich persönlich ein etwas uninspirierter Espresso, der gegenüber dem anderen Espresso abfällt und keine besonderen Akzente setzen kann.

Fazit: Die uns zur Verfügung gestellten Kaffee-Sorten überzeugen weitgehend durch interessante Röstprofile, tolle Bouquets des Rohkaffees und feine Nuancen im Geschmack. Die Espressi können da nur teilweise mithalten. In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness ist man auf einem guten Weg, der (ebenso wie die Transparenz) aber noch ausbaufähig ist. Somit ergibt sich folgende Gesamtbewertung:

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

8Fairness und Nachhaltigkeit: 6 von 10 Punkten (nur schwer nachvollziehbar)

Geschmack: 8 von 10 Punkten

Transparenz: 8 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei der Kaffeerösterei „Kona“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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