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| Marc Heiland | Kaffeewelten

MARO Ersteindruck Bild1Siebträgermaschinen gibt es bekanntlich wie Sand am Meer. In den vergangenen Jahren hat sich bei den meisten Maschinen allerdings technisch erstaunlich wenig grundlegend verändert – zumindest auf den ersten Blick. Viele Modelle setzen weiterhin auf bewährte Kesseltechnologie (Einkreiser, Zweikreiser, Dualboiler), klassische PID-Steuerung und mechanische Brühgruppen. Der Grund: Diese Technik funktioniert seit Jahrzehnten zuverlässig – und für viele gilt das Motto: „Never change a running system.“

Doch bei einigen Firmen haben sich erste Trends hin zu neuen Ufern in ersten Ansätzen durchgesetzt. So lassen sich einige High-End-Geräte inzwischen auch per App steuern oder speichern Brühprofile digital – etwa bei La Marzocco, Dalla Corte oder Lelit. Neue Heizkonzepte erlauben kürzere Aufheizzeiten, was besonders im Heimgebrauch praktikabler ist (z. B. Thermocoil- oder Dickfilmheizung). Maschinen wie die Decent Espresso ermöglichen über Sensoren und Software eine beispiellose Kontrolle von Flow, Druck und Temperatur und neben Edelstahl kommen neue Werkstoffe wie Aluminium-Verbundmaterialien oder Mineralwerkstoffe zum Einsatz, die langlebiger, hygienischer und oft nachhaltiger sind. Ein Grund, warum sich die Landschaft der Siebträgermaschinen nur geringfügig ändert, sind die Traditionen, der Kostenfaktor, aber auch Kunden, die bewusst auf klassische Technik setzen. Doch in Zeiten, in denen die Energiepreise stetig steigen, in denen Nutzer gerne mehr ausprobieren und experimentieren und gerne das Letzte aus ihrer Maschine herauskitzeln wollen, wirken Dualboiler und Zweikreiser wie echte Dinos.

Eine Brücke ins digitale Zeitalter schlägt bereits die Decent DE1 und auch MARO mit seinem Model 1. Wir haben die Maschine von Max Grimm und Robin Kuprat bei uns in der Redaktion und testen sie fleißig auf Herz und Nieren. Unsere Eindrücke werden wir euch in den kommenden Wochen und Monaten schildern, da es hier eine Menge zu entdecken, zu experimentieren, aber auch zu lernen gibt. Für einen ersten Eindruck reichen unsere Erfahrungen allerdings bereits jetzt, sodass wir euch im Folgenden einen Überblick über Model 1 geben können. Wichtig ist uns – wie bei jedem Test – wir wollen euch nicht mit damit nerven, hier stundenlanges Fachwissen runterzubeten, da bis auf die Nerds die Mehrheit sich die Maschine eher wegen der Zusammenhänge, der Möglichkeiten und der Experience bzw. dem, was bei rauskommt, zulegen werden.

Das Espresso-Wunder – made in Germany
Wenn ihr euch für eine Siebträgermaschine entscheidet, habt ihr bei den Modellen die Qual der Wahl. Was ihr euch allerdings in den allermeisten Fällen nicht aussuchen könnt, ist die Produktionsstätte. Denn selbst Traditionsfirmen, von denen man annimmt, dass sie in Europa produzieren, haben ihre Produktionsstätten oft in China, was nicht unbedingt schlecht ist, aber mit den deutschen Standards nicht mithalten können.
MARO geht hier einen anderen Weg und produziert vor Ort. So haben wir mit Model 1 ein komplett in Deutschland gefertigtes Produkt, das auf allerhöchste Qualität bei sämtlichen Komponenten setzt. Doch damit nicht genug: Mit Model 1 erhaltet ihr eine Maschine, die mit euren Fähigkeiten im Bereich der Espressozubereitung „mitwächst“. Sowohl Einsteiger, die überhaupt keine Erfahrungen mitbringen und zwar Espresso lieben, sich aber noch nie an eine Maschine getraut haben, als auch Kenner der „Materie“ und absolute Nerds und Profis, kommen voll auf ihre Kosten. Dies liegt an den zahlreichen Möglichkeiten, welche euch die Model 1 an die Hand gibt.

MARO Ersteindruck Bild2Schon beim Design geht man eigene Wege
Die MARO Model 1 bricht in vielen Bereichen mit Traditionen. Bereits das Gehäuse hat rein gar nichts mehr mit den bekannten (und beliebten) großen und wuchtigen Maschinen gemeinsam, die bei den Meisten von euch vielleicht schon zuhause oder auf dem Wunschzettel stehen. Denn während die „normale“ Siebträgermaschine mit Edelstahl oder gebürstetem Aluminium daherkommt und jeder Fingerabdruck sofort zu sehen ist, setzt MARO bei der Model 1 auf HIMACS®, einem thermisch verformbaren, porenfrei und vielfältig einsetzbaren Mineralwerkstoff, der besonders gerne für Projekte im Gesundheitssektor und für öffentliche Räume mit besonders hohen Anforderungen an die Hygiene zum Einsatz kommt. Ein weiterer Vorteil ist, dass das Material sehr unempfindlich gegen Kratzer ist. Bei der Brühgruppe haben sich Max und Robin für bleifreies Messing entschieden, die Tassenheizung aus eloxiertem Aluminium. Die Front wird von einem 7-Zoll-Touchdisplay eingenommen, das zur Steuerung aller Abläufe genutzt wird. Der Bootvorgang dauert eine Minute; auf Eingaben durch Berühren reagiert das Display ohne erkennenswerte Verzögerungen. Die Tropfschale und der nach vorne herausnehmbare Wassertank sind massiv und ebenfalls sehr gut verarbeitet. Einzig die Kanten am Wassertank sind recht scharf. Der Wassertank selbst befindet sich hinter der Abtropfschale. Die Entnahme des Wassertanks geht nach vorne. Nehmt ihr ihn komplett raus, müsst ihr mit einem kleinen Sechskant-Schlüssel, der sich im Tamperkopf befindet, eine kleine Sperre deaktivieren. Da der Wassertank auf diese Weise verbaut wurde, ist im eigentlichen Maschinenkorpus genug Platz für die Technik. Denn Boiler gibt es bei Model 1 nicht und statt auf eine Vibrationspumpe, setzt MARO auf eine extrem leise und leistungsstarke Rotationspumpe, die während der gesamten Zeit unter 49 dB bleibt. Eingeschaltet wird die Model 1 klassisch über einen Knopf an der Seite der Maschine. Drückt ihr auf den Knopf noch einmal, fragt sie euch, ob sie ausgeschaltet werden soll.

Erstes Zwischenfazit: Fassen wir an dieser Stelle kurz zusammen: Optisch geht die Model 1 ganz neue Wege und erinnert kaum noch an ihre klassischen Vorgänger. Sie ist absolut hochwertig verbaut und das eingesetzt Material auf höchstem Niveau. Einzig die Tatsache, dass kein Festwasseranschluss vorhanden ist und auch kein Filter eingebaut werden kann, ist ein kleiner Kritikpunkt

Das Zubehör
Kommen wir zum Lieferumfang der Model 1. Neben der Maschine, die ihr in weiß oder schwarz bestellen könnt, liegen zwei Siebträger (ein bodenloser und einer mit doppeltem Auslauf) aus Edelstahl und mit Nussholzgriff mit im Paket. Die Siebträger liegen hervorragend in der Hand, sind gut ausbalanciert und bleiben sogar auf dem Tisch stehen, was das Wiegen und Tampen einfacher macht. Die zwei mitgelieferten Siebe sind IMS-Siebe, also ebenfalls von hoher Qualität. Desweiteren liegt ein Tamper aus Edelstahl mit schickem Nussholzgriff bei. Auf ein Milchkännchen wurde verzichtet. Auch eine Tampingmatte, ein Levler oder anderes optionales Zubehör sind nicht dabei. Als Reinigungsset bietet uns MARO ein Blindsieb und Zuebhör für die Reinigung der Dampflanze oder auch zum Fettlösen. Alles kann im Shop nachgekauft werden. Hierzu später noch ein wenig mehr, da es seit dem neuen Update 1.5 noch eine Besonderheit gibt.

Mit Begleitung oder ohne? – so wie es dir Spaß macht!
Wie bereits erwähnt will die MARO Model 1 sowohl Einsteigern als auch Profis eine tolle Experience bieten. Um das zu ermöglichen, haben Max und Robin der Maschine drei Modi spendiert. Der erste nennt sich „Explorer“, der zweite „Expert“ und der dritte Modus „Extreme“. Im Explorer-Modus gibt es eine Schritt-für-Schritt-Unterstützung mit zahlreichen Bildern und Erklärungen. Auch wenn Max und Robin den Vergleich nicht sonderlich mögen, kann man diesen Modus als Guided-Brewing, vergleichbar mit dem Guided-Cooking des Thermomix bezeichnen. Doch das wirklich einzigartige ist nicht der „geführte“ Modus, sondern der sogenannte „Smart Profiler“. Dieser überwacht den Druck, der auf den Kaffee im Sieb ausgeübt wird und Durchfluss des Wassers und greift immer dann korrigierend ein, wenn das geforderte Profil nicht erfüllt werden kann. Im Anschluss erhaltet ihr ein Feedback, um zu wissen, ob der Kaffee beim nächsten mal gröber oder feiner gemahlen werden sollte. Auch optisch wird das ganze nachvollziehbar dargestellt. Ihr könnt auch selbst angeben, ob der Espresso euren Wünschen entspricht.
MARO Ersteindruck Bild3Im Expert-Modus könnt ihr den Druck, die Temperatur, die Menge an Kaffeepulver bzw. die Zeit festlegen. So geht ihr einfach einen Schritt weiter, wenn ihr euch mit der Maschine vertraut gemacht habt oder einfach ein wenig mehr „spielen“ möchtet. Auch können vorgegebene Profile aufgerufen, neue Profile angelegt und eigene Röster mit Rezepten für bestimme Espresso-Sorten gespeichert werden. Im Tagebuch habt ihr einen einfachen Überblick.

Richtig krass wird des dann im Extreme-Modus, der – wie der Name schon vermuten lässt – ins Extreme geht. Hier habt ihr komplett freie Hand und könnt euch eure Brühung nach Lust und Laune selbst zusammenbauen. Die so genannten „Stages“ sind Bereiche, in denen ihr frei definieren könnt, was passieren soll. Ihr gebt vor, ob ihr mit einem langen Blooming, also der Phase, in denen der Kaffeepuck aufquillt und die Aromen freigesetzt werden, beginnt und weniger Druck, oder gleich den Druck nach oben setzt. Mit Ziehen und Tippen entsprechender Graphen könnt ihr so die gesamte Phase bis zum letzten Moment des Brühens einstellen und so schauen, was dann passiert und welche Auswirkungen welche Parameter auf den Geschmack in der Tasse haben. Und dank des zuschaltbaren Lichts seht ihr dies sogar von Beginn.

„Krass“ sind auch die Temperaturkonstanz der Maschine und der Stromverbrauch. Dadurch, dass die MARO über einen sehr leistungsfähigen Dickfilmheizer verfügt, wird nur das Wasser erhitzt, welches ihr benötigt und nicht – wie bei den klassischen Boilder-Boliden, das komplette System bzw. das gesamte Wasser. Auch die Temperatur bleibt die ganze Zeit über konstant – egal, wie viele Bezüge ihr nacheinander macht und kann sogar – je nach Profil und Röstung – von einem zum nächsten Bezug sofort verändert werden. Zwar könnt ihr nur nacheinander den Espresso zubereiten und Schäumen. Dafür geht beides aber in absolut schnellem Tempo. Denn auch beim Milchschäumen ist die Leistung sofort da und kann – je nach Wunsch – mit mehr oder weniger Druck durchgeführt werden. Beim Milchschäumen bleibt die Cool-Touch-Dampflanze während des Vorgangs nur warm, sodass ihr euch nicht die Finger verbrüht.

Update 1.5 – ein neues Feature mit spannendem Ansatz
Zum Zeitpunkt, an dem dieser Test geschrieben wird, ist das Update mit der Versionsnummer 1.5 erschienen. Dieses Update führt neben kleinen Verbesserungen „MARO home“ ein. Dahinter verbirgt sich eine kostenlose Plattform, die Besitzer eines Model 1 zusammenbringt, aber auch für Interessenten und Fans eine Möglichkeit zum Austausch bringt. Im Dashboard könnt ihr den letzten Bezug sehen, aktuelle News verfolgen, Informationen über Updates bekommen, Reinigungszubehör nachkaufen und eure eigenen Brührezepte mit der Community tauschen. Hierzu werden kleine Zahlencodes erstellt, die auf die eigene Maschine geladen werden können. Auf diese Weise ist es möglich, einen Espresso vom Röster X in verschiedenen Facetten zu genießen, ohne groß an einem Profil zu tüfteln. Zwar steckt die kostenlos nutzbare Plattform noch in den Anfängen. Doch das Potenzial ist groß und zeigt, dass sich das MARO-Universum stetig weiterentwickelt und noch eine Menge auf uns wartet. Und ein weiteres Feature zeigt, dass die beiden mit ihrem Team neue Wege gehen. So gibt es zwar ein digitales Handbuch. Doch auch kleinere Erklärvideos sind direkt in der „MARO-Akademie“ zu finden. So ist quasi alles an einem Platz bequem über wenige Klicks nutzbar.

Fazit unseres "Erstkontakts": Digitale Revolution trifft auf Kaffeekunst
Die MARO Model 1 ist eine unglaublich tolle Maschine, die zeigt, was heutzutage möglich ist, wenn zwei ambitionierte junge Männer sich dran setzen und zunächst für sich selber versuchen, eine Maschine zu entwickeln, die all dem gerecht wird, was sie zur Zubereitung eines perfekten Espressos brauchen ohne Kompromisse eingehen zu müssen. Dass daraus ein Unternehmen wird, das eine der weltweit besten Maschinen produziert, hätten sich Max und Robin vermutlich nicht in ihren kühnsten Träumen ausmalen können. Dank der Möglichkeit, über Updates die Software auch künftig weiterhin zu erweitern und somit euch noch mehr und verbesserte Features zu geben, ist die Model 1 auch zukunftssicher. Der einzige Haken, der viele potenzielle Käufer abschrecken wird, ist der Preis von knapp unter (bei der weißen) bzw. knapp über 5000 Euro (für die schwarze Version). Natürlich ist die Maschine mit den Produktions- und Entwicklungskosten, dem verbauten Material und der ganzen Technik absolut ein grandioser Gegenwert für euer Geld und auch Maschinen anderer Hersteller reichen in diese Sphären hinein (und auch noch darüber hinaus). Doch im Endeffekt muss natürlich jeder selbst für sich entscheiden, was er von einer Maschine will.

9Für uns ist die MARO Model 1 mit Abstand eine der besten Siebträgermaschinen, die ihr 2025 auf dem Markt finden könnt. In den kommenden Wochen und Monaten werden wir – wie gesagt – weitere Erfahrungen und Eindrücke mit euch teilen, Videos veröffentlichen und schauen, wie sich die Model 1 weiterentwickelt. Bleibt also gespannt.

Nach dem ersten Eindruck vergeben wir 9 von 10 Punkte.

Wir bedanken uns bei Max und Robin von MARO für den tollen Support.

Text: M. Heiland

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