Leo XIV. Der leise Mönch an der Spitze der Macht - Buchrezension
Bestsellerautor Andreas Englisch mit fast 40 Jahren Vatikanerfahrung porträtiert mit Leo XIV. den mittlerweile vierten Papst: wie ein Bettelmönch die Geschicke einer Kirche in die Hand nimmt, die mit dem Rücken zur Wand steht.
In seinem neuen Buch erzählt Andreas Englisch die spannende Geschichte des Konklaves nach Franziskus’ Tod und macht sich auf die Spur von Leo XIV., dem ersten Amerikaner im Papstamt: Er findet Weggefährten, enge Vertraute, Familienmitglieder und Menschen an seinen bisherigen Wirkungsstätten in den USA, in Peru und in Rom, die ihm Einblicke in das Leben, den Glauben und die Taten des neuen Papstes eröffnen. Andreas Englisch erzählt, wie Robert Francis Prevost aus Chicago sich entschließt, Missionar zu werden, und dank der Unterstützung von Papst Franziskus eine einzigartige Karriere macht: von ganz unten nach ganz oben auf den Thron Petri. Es entsteht das Porträt eines Ordensgeistlichen, der wirklich so demütig, ausgleichend und leise ist, wie er sich in den ersten Wochen seines Pontifikats gezeigt hat: ein Papst, der laut eigener Aussage als Gleicher unter Gleichen regieren will. Angesichts gewaltiger Herausforderungen und einer epochalen Vertrauenskrise wird es für die katholische Kirche nun auf Geschick und Tatkraft von Leo XIV. ankommen.
Rezension: Andreas Englisch ist für die Medien das, was Rolf Seelmann-Eggebert für diejenigen war, die gerne alles rund um die königlichen Häuser Europas wissen wollten: Ein gerne gesehener Gesprächspartner, der nicht nur aus erster Hand sein Wissen weitergeben konnte, da er seit vielen Jahren in Rom lebt und im Vatikan ein- und ausgeht, sondern auch mit unzähligen Anekdoten über die Päpste so manche Talkshow bereichert. Nach Johannes Paul II., Benedikt XVI. und „seinem“ Papst, Franziskus, ist es nun der im Frühjahr 2025 vom Konklave gewählte Papst Leo XIV, den er begleitet und in diesem Buch näher beleuchtet. Dabei setzt Englisch zunächst am Tag der offiziellen „Inthronisierung“, also der Übergabe der päpstlichen Insignien und damit auch seiner „richtigen“ Einführung in das Amt des Nachfolgers des Apostels Petrus, ein und beschreibt die äußere und innere Gefühlslage des neuen Papstes. Dann blickt er zurück auf die eigentliche Papstwahl und lüftet – soweit es ihm möglich ist – die Vorhänge zum Konklave, der Wahl des Papstes, die zwar unter Ausschluss der Öffentlichkeit vorgenommen, von einigen „redseligen“ Kardinälen aber gerne kommentiert wird. Danach schwenkt der Autor den Fokus auf die Person Robert Frances Prevost, wie der Papst bis zu seiner Ernennung hieß und berichtet von der Kindheit von „Bob“, die er von seinen Freunden genannt wurde. Er stellt die menschliche Seite des Papstes ebenso dar, wie seine Mission in Peru, in der er im Namen Gottes sich vor allem für die Armen des Landes einsetzte.
Aber auch aktuelle Probleme werden bekannt. Denn einen Papst im 21. Jahrhundert erwarten ganz andere Herausforderungen als jeden seiner Vorgänger. Ein Papst, der in Zeiten der sozialen Netzwerke agiert, wo in Bruchteilen von Sekunden jede Geste und jede Äußerung um die Welt geht, muss anders agieren und reagieren. Ein Papst, der aus dem liberalen Chicago kommt, kann die Probleme im Umgang mit Homosexualität nicht leugnen oder vertagen, sondern muss sich ihnen stellen. Auch weitere große Probleme, wie der Massenexodus von Christinnen und Christen aus der Katholischen Kirche, nicht zuletzt durch die zahlreichen Missbrauchsfälle und die Weigerung der Kirche, sich zu modernisieren und der Zeit anzupassen, sind Herausforderungen, vor denen Papst Leo steht.
Interessant ist aber auch, welche Entscheidungen er bislang in den ersten Monaten seines Pontifikats getroffen hat und mit einigen Entscheidungen seines Vorgängers bricht. Dies alles stellt Andreas Englisch detailliert dar, greift immer wieder zurück in die Vergangenheit des Papsttums, um seiner Leserschaft auch zu erklären, warum einige Entscheidungen so ausfallen, wie sie dann bekannt geworden sind und geht auch der Frage nach, ob der neue Papst eher einen Aufbruch oder einen Rückschritt in die konservative Richtung wagen wird.
Fazit: Wie auch bei seinen Büchern über Leos Vorgänger schafft es Andreas Englisch auch mit „Leo XIV. Der leise Mönch an der Spitze der Macht“ ein äußerst interessantes Buch zu veröffentlichen, das uns die Person des Papstes näherbringt und zeigt, wer denn da eigentlich hinter dem Papstnamen steckt. Natürlich kann Englisch auch nur das zusammenfassen, was vielen, die sich mit Prevost befasst haben, sowieso schon bekannt ist, da der neue Papst nicht einmal ein halbes Jahr im Amt ist und in dieser Zeit (u.a. durch seinen Urlaub in Castel Gandolfo) auch kein großes Programm oder tiefgreifende Beschlüsse vorlegen konnte bzw. dies innerhalb einer Papst-Ära auch aus der jeweiligen Zeit entspringt. Doch für die breite Masse der Katholiken (und mit Sicherheit auch anderer, die sich für den Papst interessieren) ist hier viel zu finden, was von außen her eher unbekannt sein dürfte. So oder so ist es ein lesenswertes Buch, welches wir euch empfehlen können.
Titel: Leo XIV. Der leise Mönch an der Spitze der Macht
Autor: Andreas Englisch
Verlag: C.Bertelsmann
Erscheinungstermin : 22. Oktober 2025
ISBN-10 : 3570105636
ISBN-13 : 978-3570105634