inn-joy @ One Vision Of Queen feat. Marc Martel im RuhrCongress Bochum
Tribute-Bands gibt es wie Sand am Meer. Egal ob ABBA, die Beatles oder Elvis – sie alle und ihre Lieder werden bis heute – zum Teil schon Jahrzehnte nach dem Tod der Bandmitglieder, gefeiert, verehrt und zurück auf die Bühne geholt. Während einige dieser Tribute-Bands versuchen, ihren Vorbildern optisch näherzukommen und die Shows, welche die „Originale“ damals auf die Bühne brachten, zu zelebrieren, versuchen andere, die Songs möglichst authentisch rüberzubringen, was mal mehr, mal weniger gut gelingt. Gerade im Fall von Queen und ihrem extravagant-charismatischen Frontmann Freddie Mercury gleicht dieses Unterfangen natürlich einer schier unlösbaren Herkulesaufgabe, besaß der 1991 verstorbene Sänger doch einen Stimmumfang, der nur von wenigen Sängern auf der Welt erreicht werden kann.
Doch im Fall von Marc Martel ist dies anders. Der in Kanada geborene Sänger verfügt nicht nur nahezu über die gesamte stimmliche Range des ehemaligen Leadsängers von Queen, er hat auch noch eine unglaublich ähnliche Stimmfarbe. Kein Wunder, dass die beiden noch immer auftretenden Bandmitglieder von Queen, Roger Taylor und Brian May, als sie vor vielen Jahren eine offizielle Tribute-Band, „Queen Extravaganza“ casteten, die sie produzierten und unterstützten, Martel zum geistigen Nachfolger von Mercury machten.
Mit diesem Ritterschlag geadelt, tourt Martel nun seit einigen Jahren mit „One Vision of Queen“ über die Kontinente und macht derzeit auch in Deutschland Station (hier geht es zu den Tour-Terminen). Wir durften uns am gestrigen Samstag, den 11.10.2025, selbst ein Bild von der – nicht nur stimmlichen – Ähnlichkeit mit Freddie Mercury machen. Hier nun unser Bericht von „One Vision of Queen feat. Marc Martel“ im RuhrCongress Bochum.
Als stünde Freddie selbst auf der Bühne
Am gestrigen Samstag stand in Bochum mal nicht das nebenan befindliche Musical „Starlight Express“ im Zentrum, sondern einmal mehr der RuhrCongress. Dorthin pilgerte das vorwiegend ältere Publikum, um nicht sich rund zwei Stunden lang in eine Zeit zurückversetzen zu lassen, in der gefühlt irgendwie vieles einfacher war. Zwischen den „gesetzteren“ Semestern gab es auch einige Kids, die von ihren Eltern (und vielleicht auch der einen oder anderen Oma oder dem Opa) mitgenommen wurden. Klar: Gute Musik wird über Generationen weitergereicht!
Das Bühnenbild bestand aus einer großen LED-Leinwand, auf das während des Abends die Gesichter der fünf Bandmitglieder (wie auch bei Livekonzerten von „Queen“, bei dem häufig in späteren Jahren ein Keyboarder mit dabei war) projiziert wurden oder thematisch passende Dinge zu sehen waren. Darüber hinaus wurde viel mit Lichttechnik gearbeitet, um ein wenig an den legendären „Pizzaofen“, jene große Lichtanlage, die zu Queens Hochzeiten in den 1970er und 80er-Jahren so manche Halle im wahrsten Sinne des Wortes zusätzlich aufheizte, zu erinnern. Über den anderen Bandmitgliedern thronte natürlich das Schlagzeug. An ihm nahm Brandon Coker, ein absolut begnadeter Schlagzeuger, Platz. Daneben Brandon Ethridge, der musikalische Leiter und Keyboarder. Mike Cohen, der Bassist von „One Vision Of Queen“, glänzte wie einstmals der sehr stille und seit dem Tribute-Konzert zum Tod Freddie Mercurys nie wieder aufgetretene John Deacon. Der zweite wirkliche Star an diesem Abend, war – neben Sänger Marc Martel – zweifelsohne Tristan Avakian, der Leadgitarrist, der sein Instrument fast so gut beherrscht wie Queen-Legende Brian May.
Mit nur wenigen Minuten Verspätung, startete die Band mit einem fulminanten ersten Medley, nachdem sie allerdings das Publikum zunächst ein wenig irritiert hatten. Denn statt Queen schallte „Baba O’Riley“ von „The Who“ aus den Boxen. Aber auch dies passte irgendwie und heizte die Vorfreude weiter an.
Bereits nach den ersten Tönen des Medleys, hatte Sänger Marc Martel das Publikum bereits im Griff. Dann, als die ersten Klassiker wie „Killer Queen“ und „Keep yourself alive“ erklangen, hielt es niemanden mehr auf den Stühlen. Bis auf die Balladen, bei denen das Publikum mal fasziniert, mal zu Tränen gerührt, schweigend der wunderbaren Stimme Martels lauschte, rissen das Publikum und die Band musikalisch die Halle ab. Ob dabei die Fans auch textsicher waren, ist nur zu vermuten. Spaß hatten sie auf jeden Fall alle!
Gleiches gilt auch für den zweiten – ebenfalls rund einstündigen – Block, der weitere Klassiker aus dem großen Schaffen von Queen auf die Bühne brachte. Natürlich durften Hits wie „Somebody to love“, „Love of my life“, „Another one bites the dust“ und die britische Hymne „God save the Queen“ (bei der Martel übrigens keine Krone oder einen Hermelinmantel trug, obwohl einige Fans dies sicher vermutet oder möglicherweise auch erwartet hatten), nicht fehlen. Mit den beiden ikonischen Songs „We are the Champions“ und „The Show must go on“ verabschiedete sich die Band von ihrem Bochumer Publikum, dass „One Vision of Queen“ mit frenetischem Beifall verabschiedete.
Zwischen den einzelnen Songs gab es von Marc Martel einige interessante Anekdoten, so zum Beispiel, dass er – im Gegensatz zu vielen der angereisten Fans – gar nicht mit der Musik von Queen großgeworden ist, da in seinem Elternhaus die Musik nicht gehört wurde, und er erst mit rund 20 Jahren von Queen erfuhr. Scherzhaft meinte Martel, er habe dann bei den ersten Zeilen eines Songs der britischen Band gehört, dass Mercury interessanterweise eine stimmliche Ähnlichkeit mit ihm habe. Dann sei er, der damals noch mit eigenen Songs auftrat, eines Tages Roger Taylor vorgestellt worden, der hörte, dass da wohl jemand sei, der gesangliche Ähnlichkeiten mit seinem alten Bandkollegen Mercury habe. Der Rest ist Geschichte.
Fazit: Insgesamt war es ein absolut bombastischer, emotional überwältigender und musikalisch unglaublich toller Abend, der den Spirit von Queen perfekt einfing und bei den Fans mit Sicherheit noch lange im Herzen nachklingen wird!
Wir bedanken und bei Semmel Concerts für die freundliche Unterstützung.
M. Heiland