Worshippers of Cthulhu | Review (PC)
Worshippers of Cthulhu ist kein gewöhnlicher Siedlungssimulator. Crazy Goat Games wagt mit diesem Titel den Spagat zwischen klassischem Ressourcenmanagement, Kult-Simulation und kosmischem Horror – und das mit erstaunlich viel Fingerspitzengefühl. Basierend auf der düsteren Mythologie H.P. Lovecrafts entsteht ein Spiel, das gleichermaßen fasziniert wie verstört. Und das Beste: Es wird kontinuierlich weiterentwickelt – mit spürbarer Hingabe zum Detail.
Ein Kult wird geboren
Im Zentrum des Spiels steht die Gründung eines eigenen Cthulhu-Kults. Auf einer düsteren Insel beginnt man mit ein paar fanatischen Anhängern, die – je nach ihren Fertigkeiten – in verschiedenen Rollen eingesetzt werden können: vom einfachen Holzfäller bis zum Priester oder Altarwächter. Wer mit ihren Fähigkeiten unzufrieden ist, kann durch okkulte Rituale nachhelfen – im wahrsten Sinne des Wortes. Durch das Einritzen von Zeichen in ihren Rücken lassen sich ihre Talente umlenken. Unheimlich? Ja. Effektiv? Definitiv.
Erweiterung und Schrecken
Was sich zunächst wie ein typisches Aufbau-Strategie-Spiel anfühlt, entfaltet bald seine wahre, monströse Tiefe. Die Spielfläche ist nicht auf eine einzige Insel beschränkt – mithilfe des sogenannten Schreckens, einem beschworenen Monster, lässt sich das Meer erkunden und weitere Inseln können eingenommen werden. Die Beschwörung dieses Wesens ist dabei nichts für Zartbesaitete: Anhänger müssen geopfert werden, damit das Ungetüm in die Welt entlassen werden kann. Wer sich darauf einlässt, erlebt spannende Seegefechte, Kämpfe gegen andere Schrecken und ein schaurig-schönes Gefühl der dunklen Expansion.
Glaube, Fanatismus und Ressourcen
Im Gegensatz zu anderen Genre-Vertretern wird hier nicht mit Gold oder Holz bezahlt, sondern mit Glauben – einer Währung, die durch zufriedene Anhänger generiert wird. Nahrung, Kleidung und später auch Luxusgüter wie Alkohol sind notwendig, um ihre Produktivität zu steigern. Gleichzeitig muss man mit Fanatismus-Punkten haushalten, die durch bestimmte Ereignisse und Opferungen beeinflusst werden. Sie verbessern etwa die Effektivität des Schreckens oder beschleunigen den Zustrom neuer Anhänger.
Ein interessantes Dilemma: Wer zu viele Anhänger opfert, steigert die Geduld Cthulhus, verliert aber Fanatismus – ein ständiges Abwägen zwischen Macht und Kontrolle.
Aufstieg im Kult – mit Schattenseiten
Die Beförderung von Kultisten ist wichtig, um anspruchsvollere Aufgaben zu erfüllen. Doch Vorsicht: Einmal befördert, können sie nicht mehr für einfachere Arbeiten wie Holzfällen eingesetzt werden. Das führt zu unangenehmen Engpässen – besonders, wenn neue Rekruten auf sich warten lassen. Hier offenbart sich ein durchdachtes System aus Planung, Priorisierung und Opferbereitschaft.
Positiv hervorzuheben ist die Flexibilität, die im Laufe der kommenden Monate seit dem Early Access hinzukamen: Anhänger lassen sich nun zwischen den Inseln verschieben – eine Reaktion auf das Feedback der Community, die zeigt, dass Crazy Goat Games aktiv zuhört und schnell reagiert. Auf eine ansprechende Story wird allerdings nach wie vor verzichtet. Das Ganze erinnert dann eher an die legendären Anno-Titel, wo die Story ja ebenfalls nur schmückendes Beiwerk ist.
Kosmische Atmosphäre auf ganzer Linie
Optisch überzeugt Worshippers of Cthulhu mit einem stimmigen Art Design. Die düstere Farbpalette, dominiert von Grün- und Brauntönen, schafft eine konstant unheimliche Stimmung. Die Gebäudearchitektur, inspiriert von okkulten und maritimen Einflüssen, fügt sich nahtlos in die Lovecraftsche Ästhetik ein. Die Welt wirkt gleichzeitig fremdartig, morbide und lebendig – genau das, was Fans des Mythos erwarten und schätzen werden.
Fazit: Zwischen Wahnsinn und Meisterwerk
Worshippers of Cthulhu ist mehr als ein weiterer Indie-Siedlungsbau-Simulator. Es ist ein faszinierender Genre-Mix mit innovativen Ideen, morbidem Charme und einer Spielmechanik, die sich stetig weiterentwickelt. Das Opfern von Kultisten für mehr Macht, das Beschwören von Schrecken, das Jonglieren mit Ressourcen und Glaube – all das fügt sich zu einem finsteren Gesamtbild, das auch langfristig motiviert.
Da die Entwickler im Eary Access dem Spiel noch einige Updates verpasst haben und auch mit den Fans im engen Kontakt standen, ist davon auszugehen, dass sich auch in den kommenden Monaten nach Release noch einiges am Titel zu dürfte. Wer sich für Lovecraft, Strategie oder einfach für düstere Spielerfahrungen begeistert, sollte diesem Titel unbedingt eine Chance geben.
Insgesamt ist das Spiel ein schaurig-schöner Geheimtipp mit viel Potenzial für Genre-Fans – und ein Muss für alle Kultisten in spe.
Wir bedanken uns bei den Entwicklern für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
Text: U. Sperling