The Jackbox Party Pack 11 – Wenn Lachen wieder Programm wird | PC-Review
Es ist wieder so weit: Jackbox lädt ein zur ultimativen digitalen Spielesause. Und ja, kaum zu glauben – wir sind tatsächlich schon bei Partypack Nummer 11. Nachdem sich das Studio im vergangenen Jahr eine kreative Pause gegönnt hatte, kehren die Macher jetzt mit neuem Elan, frischen Ideen und einer guten Portion Selbstironie zurück. Das Ergebnis: ein Paket, das Vertrautes bewahrt, aber auch genug wagt, um die Jackbox-Erfahrung auf ein neues Level zu heben.
Was man über die Jackbox Party Packs wissen muss, ist eigentlich simpel: Sie sind der Inbegriff moderner Partyspiele. Alle sitzen mit dem Smartphone in der Hand auf dem Sofa, der Fernseher wird zum Spielfeld, und nach wenigen Minuten lachen alle Tränen. Das Prinzip ist geblieben – doch Partypack 11 fühlt sich an, als hätte die Reihe endlich wieder den Spaß und die Spontaneität gefunden, die man bei den letzten Ausgaben ein wenig vermisst hatte.
Doominate – Wenn „Quiplash“ plötzlich zu „Quiplashs dunklem Zwilling“ wird
Der Einstieg ins neue Paket ist „Doominate“, ein Spiel, das man am besten als humoristische Sabotage beschreibt. Es funktioniert ähnlich wie das legendäre Quiplash: Man bekommt eine harmlose Eingabe – etwa „Katzenbabys“ oder „Ein schöner Sonntagmorgen“ – und muss sie möglichst originell ruinieren. Was daraus entsteht, pendelt irgendwo zwischen cleverer Satire und völligem Chaos.
Mal gelingt der Witz brillant, mal endet er in einer Kakophonie aus Fremdscham und absurden Wortspielen. Die Mechanik ist solide, aber das Konzept wirkt an manchen Stellen etwas zu bemüht. „Doominate“ will provozieren – doch gerade dann, wenn Jackbox am lautesten schreit, ist es am wenigsten charmant. Trotzdem: Für die ersten Runden eines Spieleabends ist es ein solider Eisbrecher, vor allem in Gruppen mit einem Hang zu schwarzem Humor.
Cookie Haus – Zuckerguss, Chaos und viel Liebe zum Detail
Von der verbalen Zerstörung geht es direkt in die Backstube: Cookie Haus ist das diesjährige Zeichen- bzw. Kreativspiel. Statt T-Shirts oder Monsterfiguren verziert man diesmal Kekse – mit Glasur, Streuseln und allerlei kreativen Ideen. Klingt süß? Ist es auch – zumindest bis jemand beginnt, seine Plätzchen in groteske Formen zu verwandeln.
Die Physik des Zuckergusses ist überraschend befriedigend. Jeder Strich fühlt sich „klebrig-echt“ an, und das Drehen der Kekse eröffnet ungeahnte gestalterische Möglichkeiten. Zwar ist der Platz auf dem Gebäck etwas eingeschränkt, aber genau das erzeugt unfreiwillige Komik: Wenn ein Keks mit dem Auftrag „Male Batman“ am Ende eher wie ein trauriger Fledermaus-Pfannkuchen aussieht, dann weiß man – Jackbox ist zurück.
Hören & Sagen – Das akustische Chaos
Dann kommt das Highlight des Abends: „Hören & Sagen“ – oder, wie man es auch nennen könnte, „Jackbox trifft Geräusche aus der Hölle“. Hier steuern die Spieler das Geschehen mit ihrer Stimme. Man imitiert Alltagsgeräusche, spricht Sätze ein oder brabbelt einfach Unsinn – und das Spiel verwandelt alles in ein absurdes Soundgewitter.
Schon der Charakter-Editor ist ein Fest: Jeder Spieler nimmt ein kleines Geräusch auf, das seinem Avatar zugeordnet wird. Wenn plötzlich ein Hundebellen, ein hysterisches Kichern und ein metallisches „Pling“ gleichzeitig aus den Lautsprechern kommen, ist die Stimmung bereits auf Anschlag. Doch das wahre Spektakel beginnt, wenn diese Sounds in kleine Videoclips eingebaut werden.
Da kann ein verzweifeltes „Er ist nur ein Hund!“ plötzlich aus dem Mund eines Anwalts in einem Gerichtssaal kommen – bevor der Clip zu einem Dackel in Häftlingskleidung schneidet, der sagt: „So, ich geh dann schlafen.“ Es ist anarchisch, es ist laut, und es ist brillant. „Hören & Sagen“ ist das kreativste Spiel des gesamten Pakets – ein audiovisuelles Experiment zwischen Genie und Wahnsinn.
Verdächtige – Wer von euch war’s?
„Verdächtige“ bringt einen Hauch von Among Us in die Jackbox-Welt. Jeder Spieler beantwortet zu Beginn persönliche Fragen – über Ängste, Vorlieben oder schräge Angewohnheiten. Dann wird ein fiktives „Verbrechen“ begangen, und die Gruppe muss den Schuldigen anhand der Antworten entlarven.
Das funktioniert am besten, wenn man die Mitspieler gut kennt – Freunde, Familie oder langjährige Kolleg:innen. Dann entfalten sich hitzige Diskussionen, psychologische Fehldeutungen und jede Menge Lacher. „Verdächtige“ ist ein intimes Spiel, das nicht von den Pointen, sondern vom Zwischenmenschlichen lebt. In großen Gruppen kann es allerdings etwas chaotisch werden, und es braucht eine gute Organisation. Aber wer den Nervenkitzel liebt, andere beim Lügen zu ertappen, wird hier bestens bedient.
Legends of Trivia – Wenn das Pub-Quiz zum Rollenspiel wird
Das fünfte Spiel im Bunde ist eine kleine Sensation. Legends of Trivia verwandelt das klassische Quizformat in ein kooperatives Abenteuer. Die Spieler ziehen gemeinsam durch Fantasiewelten, kämpfen gegen Monster und beantworten dabei Fragen, um Schaden zu verursachen oder Heiltränke zu verdienen.
Was zunächst nach einem überladenen Gimmick klingt, entpuppt sich schnell als Suchtfaktor. Das Spiel ist liebevoll gestaltet, die Fragen abwechslungsreich, und das Rollenspiel-Element sorgt für genau die Art von Gruppendynamik, die Jackbox so einzigartig macht. Besonders schön: Hier geht es nicht gegeneinander, sondern miteinander – ein seltener, aber wohltuender Ansatz in dieser Reihe.
Und ja, es dauert seine Zeit. Wer alle drei Welten durchspielt, ist locker über eine Stunde beschäftigt. Doch gerade dadurch entsteht das Gefühl, gemeinsam etwas „Großes“ geschafft zu haben. Für Trivia-Fans ist Legends of Trivia der heimliche Star dieses Party Packs.
Fazit – Jackbox ist wieder in Hochform
The Jackbox Party Pack 11 ist ein bisschen wie ein Klassentreffen mit alten Freunden: vertraut, aber mit genug neuen Geschichten, um die Nacht durchzulachen. Nicht jedes Spiel ist ein Volltreffer – Doominate etwa wird nicht jedermanns Geschmack treffen –, aber das Gesamtpaket zeigt, dass Jackbox wieder Lust auf Innovation hat.
Die Mischung aus altbewährtem Charme und experimenteller Frische funktioniert hervorragend. Besonders Hören & Sagen und Legends of Trivia zeigen, dass Humor und Kreativität bei Jackbox wieder an erster Stelle stehen.
Ob für WG-Abende, Online-Treffen mit Freunden in anderen Städten oder als lockere Unterhaltung nach einem langen Tag – Jackbox 11 bringt Menschen zusammen, und das ist letztlich genau das, was diese Serie immer ausgemacht hat. Ein bunter Mix aus Humor, Chaos und Herz – und ein klarer Beweis dafür, dass Lachen das schönste Multiplayer-Erlebnis ist.