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| Marc Heiland | PC-Games

SonicRacingBild1Schon beim ersten Start von Sonic Racing: CrossWorlds hat man dieses kindliche, aber zugleich verdächtig erwachsene Gefühl: Hier könnte etwas passieren, das man so noch nicht gefahren ist. Das Menü flimmert in knalligen Farben, die Streckenauswahl verspricht Zickzackkurven durch vertraute Sonic-Umgebungen — und dann sitzt man im Wagen, der Motor röhrt, und plötzlich ist man wieder fünfzehn und völlig überzeugt davon, mit einem perfekt getimten Drift die Welt zu erobern. Diese Review schaut nüchtern und ausführlich auf die PC-Version: Handlung, Steuerung, Modi, Umfang, Präsentation und den Vergleich mit dem großen Platzhirsch Mario Kart — und am Ende gibt’s ein Fazit, für wen sich der Kauf lohnt.

Die Handlung ist, was Rennspiele in der Regel sein lassen: Bei CrossWorlds dient die Story vor allem als Staffage. Es gibt eine Rahmenhandlung, die Figuren ins Spiel bringt — bekannte Gesichter aus dem Sonic-Kosmos, ein paar neue Nebenfiguren und einen typisch leicht überdrehten Bösewicht, der wieder einmal einen Wettkampf inszeniert. Wichtig ist: Die Story ist nicht elementar für den Spielspaß, sie erklärt kurz Motivationen und liefert charmante Zwischensequenzen, aber man spielt das Game wegen der Rennen, nicht wegen dramatischer Wendungen. Für den Lifestyle-Leser heißt das: genug Atmosphäre und Fanservice, ohne dass man ein Handbuch lesen muss, um die Strecken zu verstehen.

Die Steuerung auf dem PC ist erfreulich direkt und fühlt sich schneller an als viele Konkurrenten. Die Grundbewegungen — Gas, Bremse, Drift, Boost — reagieren präzise; das Drift-System belohnt Timing und Linienwahl, statt nur auf Button-Spam zu setzen. Auf Tastatur funktioniert das Spiel überraschend gut, allerdings entfaltet die Steuerung ihr volles Potenzial mit einem Gamepad: Das Lenkradgefühl, die Differenzierung beim Gegenlenken und das feine Dosieren des Boosts — all das wird mit Analogstick spürbar runder. Positiv: Die Eingabeverzögerung ist niedrig, und die Steuerungslayer lassen sich in den Optionen fein anpassen. Negativ: Die Lernkurve ist etwas steiler als bei Party-Racern, weshalb Gelegenheitsspieler anfangs öfter gegen die Bande knallen werden.

Spielmodi bietet CrossWorlds in der PC-Version eine breite Palette: klassische Einzelrennen, Zeitfahren, Herausforderungen mit speziellen Regeln und ein Karrieremodus, der dich durch verschiedene Cups führt. Besonders wichtig ist der Online-Bereich: Ranglistenspiele, Team-Events und kurzweilige Lobbies sind vorhanden — und hier zeigt das Spiel seine soziale Seite. Hinzu kommen spezielle Events und Modi, die temporär Neues bringen (Wöchentliche Aufgaben, Variation von Items oder Regelsätzen). Für Solisten ist der Karrieremodus ausreichend umfangreich, für Multiplayer-Fans sind die Online-Matchmaking-Optionen das wirkliche Herzstück.

Beim Streckenumfang schlägt das Spiel eine gute Balance aus bekannten Sonic-Kulissen und originellen Rennwegen. Die Leveldesigner haben die typischen Sonic-Ideen — Loopings, Abkürzungen, vertikale Abschnitte — gut ins Rennformat übertragen, sodass Kurse weniger wie Kartbahnen und mehr wie Achterbahnen wirken. Es gibt mehrere Umgebungen mit jeweils mehreren Varianten oder Abkürzungen, sodass das Wiedersehen einer Strecke nicht gleich langweilig wird. Für Hardcore-Sammler könnten langfristig mehr Strecken wünschenswert sein, aber der derzeitige Katalog reicht, um viele Stunden Spaß zu bieten.

SonicRacingBild2Der Autoumfang ist solide: Es gibt eine Auswahl von Fahrzeugen mit unterschiedlichen Fahrprofilen (schnell, agil, robust). Jedes Fahrzeug lässt sich minimal anpassen — optisch mit Decals oder kleinen Tuning-Teilen — und die Unterschiede sind spürbar, ohne das Balancing zu sprengen. Besonders gelungen: Fahrzeuge haben Charakter, sodass Superfans Spaß daran haben, „ihr“ Fahrzeug für bestimmte Strecken zu wählen. Wer jedoch auf extreme Simulationstiefe hofft, wird enttäuscht: Es bleibt ein Arcade-Racer, kein realistischer Fahrsimulator.

Ähnlich ist es beim Figurenumfang: Die Riege bekannter Charaktere aus dem Sonic-Universum ist vertreten — Klassiker und Nebenfiguren bekommen gleiche Aufmerksamkeit. Jeder Charakter bringt kleine Eigenheiten mit, etwa passive Fähigkeiten oder einen bestimmten Boost-Typ, die das Spiel taktisch auflockern. Wer große Überraschungen bei der Besetzung erwartet, wird nicht komplett umgehauen, aber Fans sollten zufrieden sein mit der Auswahl und dem Fanservice-Charakter.

Grafisch macht die PC-Version viel richtig: Klare, bunte Texturen, scharfe Partikeleffekte und eine stabile Präsentation der hohen Geschwindigkeiten. Auf modernen Systemen lassen sich Details und Auflösung hochschrauben, ohne dass die Performance leidet — vorausgesetzt, die Hardware ist entsprechend. Besonders die Effekte bei Nachtstrecken und die Lichteffekte bei hohen Geschwindigkeiten sind gelungen; gelegentliches Pop-In bei entfernten Details oder etwas flach wirkende Zuschauergruppen sind die wenigen Wermutstropfen. Insgesamt liefert das Spiel einen stilvollen, lebendigen Look, der zum Sonic-Markenzeichen passt.

Der Sound begleitet das Gameplay mit treibenden, elektronisch angehauchten Tracks, die Tempo und Stimmung gut treffen. Engine- und Reifengeräusche sind eher generisch, aber effektiv — das Spiel setzt klar auf Musik und Soundeffekte, um das Tempo zu vermitteln. Sprachsamples und kurze Dialoge sind charmant, wenn auch nicht überproduziert. Die Audiomischung sitzt gut: Musik hebt sich klar ab, SFX sind informativ, aber nicht überwältigend.

Der Vergleich zu Mario Kart lässt sich nicht umgehen: Mario Kart bleibt die Benchmark für Zugänglichkeit, Item-Design und ikonische Strecken — und in vielen Punkten ist es das bessere Partyspiel, weil es extrem gut darin ist, unterschiedlich starke Spieler an einen Tisch zu bringen. Sonic Racing: CrossWorlds punktet dagegen mit Tempo, anspruchsvolleren Streckenlayouts und einer stärkeren Betonung auf Drift-Skill und Linienwahl. Wo Mario Kart auf Chaos und Balance setzt, bietet CrossWorlds mehr Geschwindigkeit und etwas mehr technische Tiefe. Für Fans von Sonic-Ästhetik und Spieler, die technische Rennen bevorzugen, ist CrossWorlds eine erfrischende Alternative; für reine Familien- oder Couch-Party-Abende ist Mario Kart weiterhin die unkompliziertere Wahl.

Fazit: Sonic Racing: CrossWorlds ist ein gut gemachter Arcade-Racer mit eigener Identität. Die PC-Version überzeugt mit präziser Steuerung (vor allem mit Gamepad), attraktiven Strecken, solidem Fahrzeug- und Figurenangebot sowie einer Präsentation, die dem Sonic-Stil gerecht wird. Das Spiel richtet sich an Spieler, die mehr Wert auf Geschwindigkeit, Skill-Basierung und Online-Wettkampf legen als auf pure 8Casual-Zugänglichkeit. Technisch gibt es nur kleine Abstriche, inhaltlich könnte zukünftig mehr DLC-Content oder zusätzliche Strecken den Langzeitwert noch erhöhen. Wer Spaß an schnellen, stylischen Rennen hat — und sich an der Sonic-Ästhetik erfreut — findet hier ein empfehlenswertes Rennspiel; wer hingegen ein jeden-Mitspieler-glücklich-Macher sucht, bleibt bei Mario Kart besser aufgehoben. Insgesamt: solides Racing, charmant inszeniert und mit genug Eigenständigkeit, um nicht bloß ein Abklatsch zu sein.

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