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| Marc Heiland | Konsolen

Battlefield1Bild1Als Electronic Arts ankündigte, sein neues Battlefield auf die Felder des ersten Weltkriegs zu versetzen, waren die Stimmen sehr unterschiedlich. „Schon wieder was mit Weltkrieg?“ fragten sich einige Fans. „Warum nicht mal ein ganz neues Setting?“ überlegten andere. Doch anstatt immer nur Kriege in der fernen Zukunft zu inszenieren, wollte man bei EA sich einfach wieder rückbesinnen, uns historische Schlachten nachempfinden lassen und war der Meinung, dass die Distanz gerade zum Ersten Weltkrieg groß genug sei, um dort Geschichten zu erzählen, die Phantasie mit Realität verbinden. Herausgekommen ist „Battlefield 1“. Wir durften den am morgigen Freitag erscheinenden Shooter bereits vorab ausführlich testen und verraten euch, ob das Setting ausreichend Möglichkeiten für packende Multiplayer-Gefechte bietet, und ob Electronic Arts und Entwickler DICE nun auch die Kampagne, ein häufiger Schwachpunkte der Reihe, ordentlich aufpoliert hat, damit auch Solisten auf ihre Kosten kommen.

5 Helden, 5 Geschichten

Beginnen wir mit der Singleplayer-Kampagne. In Battlefield 1 schlüpft ihr in die Rolle von fünf Charakteren, die auf Seiten der Alliierten im ersten Weltkrieg kämpfen. Sie alle tragen zwar nur einen kleinen Beitrag zum Gewinn des Krieges bei. Dennoch schaffen die Autoren der Geschichten es, sie als wichtige Persönlichkeiten zu zeichnen, ohne übertrieben den Pathos rauszukehren. Wie brutal, sinnlos und menschenverachtend diese „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ war, zeigt sich bereits schon während des Intros. Aus fünf verschiedenen Perspektiven kämpft ihr stets auf verlorenem Posten. Egal, ob ihr als Panzer-Schütze den Weg für die eigenen Mannen freimachen sollt, als Pilot eines leichten Flugzeuges Feinde aus der Luft aufs Korn nehmt oder durch die Schützengräben robbt: Ihr könnt nur verlieren! Dies macht euch der Titel dann auch schnell in aller härtester Grausamkeit klar und deutlich bewusst, in dem er nach einien Spielminuten euren Namen und eure persönlichen Daten (Geburtsjahr und Sterbejahr) mit weißer Schrift auf schwarzem Grund sowie einige markante, aber leider wahre Sätze zur Grausamkeit des Krieges um die Ohren haut. Im Anschluss an diesen sehr kraftvollen und atemlosen Einstieg, der euch zeigt, welchen Weg das neue Battlefield einschlagen wird, gelangen wir zu einer Übersichtskarte, die in Form einer Weltkugel gehalten ist. Hier können wir die fünf Charaktere und ihre Geschichten anwählen. Jede Geschichte ist in fünf umfangreiche Kapitel unterteilt. 

Battlefield1Bild3Beginnend mit Kapitel eins geht es um einen jungen Mann, der eigentlich so gar nichts mit dem Soldat sein zu tun hat. Doch durch mehrere Verstrickungen gelangt er an die französische Front, wo er als Fahrer einer Panzereinheit sein Bestes geben muss. Die einzelnen Missionen werden dabei immer wieder von sehr guten Zwischensequenzen unterbrochen, die den Rahmen zu jeder Handlung bilden. Die Sequenzen sind sehr aufwändig gestaltet, die Figuren wirken, als bestünden sie aus Fleisch und Blut. Besonderen Wert haben die Entwickler bei DICE auf die Mimik und Gestik gelegt, was der stimmungsvollen und stimmigen Atmosphäre dient. Wenn dann in den geskripteten Momenten euer Panzer in einen Hinterhalt gelockt wird und ihr versuchen müsst, mithilfe eines Schraubenschlüssels die „alte Dame“ wieder zum Laufen zu bekommen oder ihr euch durch nebliges Sumpfgebiet vorpirscht, um den Weg für euren Panzer frei zu schießen, dann macht das Staunen und zeigt, wie intensiv der Erste Weltkrieg gewesen sein muss. 

Natürlich sind auch dieses Mal die Gegner nicht mehr als Schießbudenfiguren und natürlich seid ihr nur selten unter Munitionsdruck, da sämtliche Feinde ihre Munition nach ihre Ableben herumliegen lassen und es viele Kisten mit neuen Waffen und Munition gibt. Doch ist mir persönlich das Ganze vollkommen egal, da sich Battlefield 1 unglaublich frisch spielt, sehr intensiv und packend umgesetzt wurde und endlich mal nicht auf futuristische Waffen setzt, sondern auf historisch recht akkurat umgesetzte Waffen. Ladehemmungen haben die leider nicht. Das wäre noch das Tüpfelchen auf dem I gewesen. Auch die zweite große Geschichte, in der ihr einen Soldaten der englischen Airforce spielt, wurde packend inszeniert. Highlight sind hier zweifelsfrei ein Gefecht mit Zeppelinen und ein Angriff auf die englische Hauptstadt London. Wer es mal vom Setting her ganz anders mag, der freut sich auf Kriegsabenteuer und einen Abstecher zu Lawrence von Arabien. Hier seid ihr unter anderem mit Pferden unterwegs. Das fühlt sich dann komplett anders, als der vorangegangene Spielverlauf, wird aber nicht minder effektvoll und dramatisch in Szene gesetzt. Selbst wenn ihr den legendären Lawrence nicht selbst spielen könnt, weiß euer Alter Ego hier zu gefallen. Hervorragend sind auch die Dialoge zwischen den einzelnen Figuren in allen fünf Geschichten gelungen, sodass man sich stets als ein Teil einer Truppe fühlt, die einem schnell ans Herz wachsen und mit denen man dann besonders mitleidet, wenn ein Teammitglied verwundet oder sogar getötet wird. Ein wenig schade ist, dass die Entwickler hier immer noch auf extreme Schlauchlevel setzen, euch nur wenige Freiheiten an die Hand geben und eigentlich immer dasselbe in Grün machen lässt: Bereiche erobern und verteidigen, Staffeln eskortieren, andere Soldaten retten und massenweise Gegner eliminieren. Mehr gibt es nur ganz selten zu tun. Und dennoch gehören die fünf Geschichten von Battlefield 1 für mich zum Besten, was DICE und EA in den vergangenen Jahren abgeliefert haben! Auch in Sachen Grafik, Sounddesign und zerstörbarer Umgebung haben sich die Entwickler selbst übertroffen.

Battlefield1Bild2Noch mehr Action im Multiplayer?

Natürlich werdet ihr euch Battlefield 1 im Regelfall weniger wegen der Singleplayer Kampagne kaufen, sondern wegen des Multiplayers. Denn hier schlägt das Herz von DICE, hier fährt jeder Battlefield-Titel seine Krallen aus. Dies ist natürlich auch beim neuen Ableger der Reihe der Fall. Doch eines fällt gleich von Beginn an auf: Da es sich hier um den Ersten Weltkrieg handelt und ihr nicht mit Hightech-Waffen agieren könnt, ist der gesamte Ablauf – im Vergleich zu den futuristischen Teilen – langsamer, als es die Meisten von euch gewohnt sein dürften. Auch wir waren beim Testen überrascht, wie viel Zeit sich hier der Titel nimmt. Hier müsst ihr euch besser arrangieren, müsst warten, bis eure Waffe nachgeladen ist (was damals einfach Stand der Technik war) und besser planen. Anders werdet ihr nicht zum Ziel kommen können. Uns in der Redaktion gefällt diese „neue Ruhe“. Dennoch fühlt sich auch dieses Battlefield bekannt an. Denn unterm Strich erfindet sich DICE hier natürlich nicht neu. Alles ist ordentlich strukturiert, keine Menüs überladen. Auch das beliebte Ranking-System ist mit dabei. Dafür erhaltet ihr neue Items und Waffen. Schade ist, dass auch Battlefield 1 mit den gewohnten Balancing-Problemen der Vorgänger zu kämpfen hat. Warum die Sniper noch immer so übermächtig im Vergleich zu anderen Klassen sind, ist uns ein Rätsel. Schade auch, dass Flugzeuge und Panzer – im Vergleich mit der Infanterie – nur eine untergeordnete Rolle spielen. Gerade auf den recht großen Maps wären diese – nicht nur taktisch – spannend gewesen. Unser Redaktionshighlight ist der neue „Operationenmodus“, der die bekannten Modi um eine spannende Komponente erweitert. Diese Operationen finden über mehrere Maps hinweg statt. Ihr tretet dabei mit euren Mitstreitern gegen einen feindlichen Squad an. Insgesamt reihen sich mehrere Gefechte aneinander, sodass die Action langfristig hoch gehalten wird. Und dass ihr mit bis zu 64 Spielern antreten könnt, zeigt, wie genial DICE Multiplayer beherrscht. 

9Fazit: EA und DICE haben sich wieder mal ordentlich ins Zeug gelegt, um seine Fans bei Laune zu halten, neue Fans zu gewinnen und die durch das zuletzt wirklich schlechte „Hardline“ wieder zurück zu holen. Mit einer erstklassigen Singleplayerkampagne und umfangreichen Multiplayer-Schlachten, einer weiterhin optimierten Grafik, eine phänomenalen Soundkulisse und einer nahezu komplett zerstörbaren Umgebung sowie einer tollen Atmosphäre, weiß „Battlefield 1“ absolut zu überzeugen. Wenn für den nächsten Teil, der so sicher ist, wie das Amen in der Kirche, endlich das Balancing im Multiplayer besser wird, werden auch die letzten Kritiker verstummen. Activision und Call of Duty: Zieht euch verdammt warm an! 

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Electronic Arts für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

U. Sperling

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