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For Honor | Review (PS4)

| Marc Heiland | Konsolen

ForHonorBild1Mit der brandneuen IP „For Honor“ möchte Ubisoft neuen Schwung in das mittelalterliche Kampfspielgenre bringen. Ritter, Wikinger und Samurai treffen in einer neu kreierten Welt in einem immerwährenden Krieg aufeinander. Während die Singleplayer Kampagne eher schwach ausfällt, kann besonders der Multiplayer durch sein flüssiges und komplexes Kampfsystem punkten.

Technische Leistung:

Ich habe das Spiel auf der PlayStation 4 gespielt. Hier sah das Spiel trotz der vergleichbar schwachen Konsolenleistung echt schön aus. Die Rüstungen der Charaktere sind toll designed und vielseitig anpassbar. Auch die Effekte, wie das Abtrennen von Körperteilen, sehen detailliert und brutal aus, die Duelle wirken flüssig und stimmig. Die Karten sind mit vielen kleinen Details gespickt und zu unterschiedlichen Tages- und Witterungsbedingungen spielbar, was einen deutlichen Einfluss auf die Sicht hat. Einziger Kritikpunkt sind Waffen gefallener Krieger, die gerne mal verrücktspielen, wenn sie im Boden stecken, oder Opfer abgebrochener Exekutionsanimationen, die auch mal 30m in die Luft fliegen können.
Der Sound macht ebenfalls vieles richtig, das Kriegsgeheul am Anfang jeder Runde kreiert direkt eine super Atmosphäre und auch das Waffenklirren in jedem Duell erhöht noch einmal die Spannung. Zu kritisieren gibt es alleine einige Stellen in der deutschen Synchro.
Neben dem etwas nervigen online Zwang, auch in der Single Player Kampagne, kommt es bei den online Matches hin und wieder mal zu Verzögerungen oder Verbindungsabbrüchen. Ansonsten gab es jedoch weder Ping Probleme noch ist mir ein Lag begegnet.

Der Singleplayer:

Man sollte sich For Honor auf keinen Fall als reines Singleplayer Spiel kaufen, dafür sind  ca. 6 Stunden Spielzeit viel zu wenig. Auch wenn ein Single Player internes Levelsystem den Spieler zu mehrmaligem Spielen der Kampagne auffordern soll, bewirken eine vorhersehbare Story, sowie eindimensionale Charaktere, von denen man nicht einmal die Gesichter zu sehen bekommt, eher das Gegenteil. Die Level sind sehr oft schlauchartig und dem Spieler bleibt eigentlich immer nur eine Möglichkeit, um weiter zu kommen. Besonders am Anfang zieht sich das Missionsdesign. „Laufe nach hier, töte die Gegner da“, sind Aufträge, die sich immer wieder im gesamten Single Player wiederholen. Der Grund dafür ist dem Spieler m.E., wegen der langweiligen Story und den unpersönlichen Charakteren, oft ziemlich egal und so wird es schnell eintönig.
Kleine Lichtblicke gibt es aber dennoch. Zum einen wären da die Bosskämpfe, gegen „schwere“ Gegner, die oft noch einige Tricks auf Lager haben und sich meist über mehrere Instanzen durch das Level ziehen. So kämpft man z.B. einmal gegen einen Wikinger Jarl, der von Wölfen unterstützt wird. Zum anderen gibt es ein paar anders gestaltete Aufträge. So muss man z.B. eine Ramme vor die Tore einer Festung geleiten, oder mitten im Schlachtgetümmel eine Mauer erklimmen, um von dort die Tore zu öffnen. Hier kreiert For Honor doch dann ein echtes Schlachtgefühl, was einen packen kann. Leider sind diese Szenen sehr spärlich gesät und schaffen es am Ende nicht, den Single Player zu retten. So bleibt der Single Player von For Honor mehr ein langes Tutorial und kein eigenständiges Spielerlebnis.

ForHonorBild2Abwechslungsreiche Helden:

Bei den zwölf unterschiedlichen Charakteren findet jeder mindestens einen Helden, der zu seinem individuellen Spielstil passt. Hier hat jede der drei Fraktion einen schnellen Kämpfer oder Assassinen, einen ausgeglichenen Krieger, der viel Schaden verursacht, aber auch mal was wegsteckt, einen Charakter mit Lanze oder Hellebarde, der darauf bedacht ist, seine Gegner aus großer Reichweite zu bekämpfen und einen Tank, der viel aushält und langsame wuchtige Schläge austeilt. Zudem haben manche Charaktere noch spezielle Fähigkeiten, wie gemeinen Blutungsschaden, extrem schnelle Schlagcombos, oder unblockbare Angriffe.

Das Kampfsystem

Die größte Stärke des Spiels liegt in seinem einmaligen Kampfsystem. Wenn man seinem Kontrahenten gegenüber steht, kann man mit dem rechten Analogstick oder mit der Maus drei Richtungen (oben, links, rechts) auswählen. Je nach ausgewählter Richtung ändert die Spielfigur ihre Abwehrhaltung, so kann man gut erkennen, in welche Richtung der Gegner gerade verteidigt. Zudem wird die Blockrichtung bei normalen Einstellungen auch im HUD angezeigt. Die ausgewählte Blockrichtung bestimmt außerdem aus welcher Richtung man seinen Gegner mit leichten oder schweren Angriffen bearbeitet. Zwischen diesen kann man natürlich die Schlagrichtung ändern, um es dem Gegner beim Blocken schwieriger zu machen. Manche Combos haben auch merklich unterschiedliche Animationszeiten und Schadenswerte oder enden mit einem unblockbaren Angriff, je nach dem aus welcher Richtung die Angriffe kommen. Neben dem Block kann man gegnerische Angriffe auch im richtigen Moment parieren und so den Gegner kurz ins Straucheln bringen. Verpasst man allerdings diesen Moment, kriegt man den vollen Angriff ab. Nicht alle Charaktere können dauerhaft in eine Richtung blocken, besonders schnelle und leichte Charaktere haben nur ein kurzes Zeitfenster, in dem sie den Block halten können. Hier muss man also jeden Angriff aktiv mit dem rechten Stick verteidigen oder durch einen schnellen Ausfallschritt ausweichen. Wenn sich ein Gegner nur aufs Blocken konzentriert, kann man diesen auch mit einem kurzen Stoß aus seiner Abwehrhaltung holen. Außerdem eignet sich dieser Stoß super um seinen Gegner ins Feuer oder einen Abgrund hinunter zu schicken und somit dem Kampf ein schnelles Ende zu bereiten. Bei allen Aktionen muss man zusätzlich auf seine Ausdauer achten. Ist diese erst mal verbraucht, bewegt sich der Charakter deutlich langsamer und geht schneller zu Boden. Auch den Abstand, den man zu seinem Gegner hält, ist wichtig. So sollte der Gesetzeshüter mit seiner langen Hellebarde versuchen, den Berserker mit seinen zwei kurzen Äxten, auf Abstand zu halten, damit dessen schnelle Schläge ihn gar nicht erst treffen. So ergibt sich ein komplexes Duell nach dem Schere-Stein-Papier-Prinzip, in dem man versuchen muss, seinen Gegner zu lesen und seine Aktionen zum eigenen Vorteil zu nutzen. Durch die vielen unterschiedlichen Waffen und Skillsets fühlt sich jeder Charakter einmalig zu spielen an. Wenn man seinen Liebling gefunden hat, können schnell viele Stunden ins Land gehen, in denen man versucht, ihn bis ins kleinste Detail zu beherrschen.
Die Kämpfe fühlen sich flüssig und dynamisch an und verlangen einem alle Konzentration ab.

Der Multiplayer:

Am besten lässt sich dieses Kampfsystem im 1-gegen-1 Duell erfahren, hier geht es in kleinen Arenen vor allem darum seinen Gegner zu lesen und dann zu überlisten, wer das in drei Runden erfolgreich schafft, geht am Ende siegreich vom Platz. Wem das allerdings etwas zu langweilig ist, kann sich auch einen Kollegen schnappen und im 2-gegen-2 die Gegner vertrimmen. Ob ihr euch dabei fair jeweils einem Konkurrenten gegenüber stellt, oder unehrenhaft zu zweit erst auf den einen und dann auf den anderen geht, bleibt euch dabei selber überlassen.
Das Ganze kann man dann noch auf 4 gegen 4 ausweiten, entweder als Deathmatch oder als Elemination, wo das Team gewinnt, bei dem am Ende noch mindestens einer steht. Die Karten hier sind wesentlich größer und teilweise auf mehreren Ebenen. Außerdem kann man kleine Buffs einsammeln, die einem z.B. mehr Angriffsschaden oder ein temporäres Schild geben. Hierbei geht jedoch schon viel von der taktischen Finesse der kleinen Duelle verloren. Oft ist es ein eher stumpfes Aufeinander-Einprügeln.
Der fünfte Modus ist „Herrschaft“. Hier kämpft ihr im 4 gegen 4, unterstützt von Vasallen, um drei Punkte auf der Karte. Wenn ihr diese eingenommen habt, generieren sie Punkte für euer Team. Bei tausend Punkten auf eurem Konto können die Gegner nicht mehr respawnen. Nun heißt es fröhliche Jagd bis keiner von ihnen mehr lebt. Auf faire Duelle solltet ihr besonders in diesem Modus übrigens nicht mehr hoffen. Man kann zwar mit ein bisschen Übung und Geschick einen Kampf in Unterzahl gewinnen, oder zumindest so lange überleben, bis die Freunde zur Hilfe kommen, immer klappt das jedoch nicht und wenn ein Feind von hinten oder sogar von oben kommt, hat man selten eine Chance. Auch wenn der Modus am Anfang etwas chaotisch und willkürlich wirkt, findet man schnell bestimmte Taktiken und Aufstellung raus, wie man am besten den Sieg erringt. Besonders mit drei Freunden zusammen macht das eine Menge Spaß.
Insgesamt kann man sagen, dass die Modi gute Abwechslung bieten, ein richtiger Schlachtenmodus, wo man z.B. eine Burg in mehreren Schritten erobern bzw. verteidigen muss, fehlt dem Spiel leider, zumindest vorerst.
Alle Modi sind auch gegen Bots spielbar, nicht volle Plätze werden durch sie aufgefüllt, können aber auch jederzeit von neuen Spielern eingenommen werden.

ForHonorBild3Sein persönlicher Charakter:

Wenn man eine Multiplayer Runde beendet, wird man mit XP und Loot für den gespielten Charakter belohnt. Wenn man diesen nun individuell anpassen möchte, muss man ihn für Ingame-Währung rekrutieren. Die Preise sind hierbei jedoch fair und ohne viel Aufwand zu erspielen. Seinen rekrutierten Charakter kann man nun kosmetisch verändern, aber auch durch veränderte Rüstungs- oder Waffenteile, die man durch Spielen bekommt, modifizieren. Das Balancing ist hier weiterhin gewährleistet, da die Gegenstände zum einen levelgebunden sind und sich zum anderen zwar positiv auf einen Wert meines Charakters auswirken, gleichzeitig aber auch einen anderen hemmen. So bringt der neue Axtkopf meinem Berserker z.B. mehr Angriff, dafür muss ich aber an Ausdauerregenation einbüßen. So sind die im Spiel möglichen Mikrotransaktionen zwar vorhanden, jedoch nicht ausschlaggebend. Hinzu kommt auch noch, dass die Effekte von Ausrüstung meist nur in den 4-Spieler Modi aktiv sind. Im Duell sind die Charakterwerte immer neutral. 

Ein globales Minispiel:

Wenn man den Multiplayer zum ersten Mal auswählt, muss man zuerst einer der drei Fraktionen, Wikinger, Ritter oder Samurai, die Treue schwören - für wen man sich entscheidet, beeinflusst das Spiel jedoch kaum. Es stehen einem trotzdem zu jeder Zeit alle Charaktere aller Fraktionen frei zur Verfügung. Die Wahl der Fraktion spielt nur im Weltkrieg eine Rolle. Nach jeder online Mission bekommt man je nach der persönlichen Leistung Kriegsressourcen. Diese kann man dann für seine Fraktion auf einer Karte zur Verteidigung eigener, oder zum Angriff feindlicher Gebiete, nutzen. Die Fraktion, die am Ende die meisten Ressourcen in ein Gebiet gesteckt hat, gewinnt dieses. Die Fraktion mit den meisten Gebieten kriegt am Ende jeder Runde ein paar Lootboxen extra, ansonsten wird das Spiel kaum beeinflusst.

Fazit: Das Spiel schafft es in seinen online Schlachten eine super Atmosphäre aufzubauen, in der man immer angespannt ins nächste Duell springt oder panisch um sein Leben kämpfen muss. Leider wird diese Atmosphäre nicht in den Singleplayer übertragen, was ihn nahezu überflüssig macht.
Eine gute Kampagne mit interessanter Story und tiefgründigen Charakteren hätte For Honor sicher gutgetan. Auch die Idee mit dem globalen drei Frontenkrieg ist keinesfalls schlecht, doch leider wird sie im Spiel viel zu theoretisch umgesetzt und aufgrund ihrer geringen Relevanz auf den Rest des Spieles, vergisst man sie viel zu schnell.

8
Das war es dann aber auch schon zum größten Teil mit dem Gemecker. For Honor ist ein großartiges Multiplayer Kampfspiel, was sich vor allem auf sein ausgefeiltes Kampfsystem stützen kann, was nur danach schreit gemeistert zu werden. Das kann man am besten in den Duellmodi erleben, die sich auf Grund der vielen unterschiedlichen Spiel und Kampfstile nur selten wiederholen und eigentlich nie langweilig werden. Ein weiterer Anreiz ist, sich dann natürlich noch in privaten Duellen mit seinen Freunden zu messen. Auch die teilweise etwas chaotischen Herrschaftsmatches haben durchaus ihre Momente. Vor allem, wenn man im 1 gegen 2 als Sieger hervorgeht, oder eine schon verloren geglaubte Runde mit vereinter Kraft noch dreht.
Abschließend kann man sagen, dass man schon auf das Genre und den Stil von For Honor stehen sollte. Wenn das jedoch der Fall ist, wird man mit diesem Spiel viele Stunden Spaß haben.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Ubisoft für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

T. Schiffer

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