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| Marc Heiland | Konsolen

ProjectCars2Bild1Fans von Rennspielen und Simulationen kommen in diesem Herbst voll auf ihre Kosten. Neben „F1 2017“, „Forza Motorsport 7“ und „Gran Turismo: Sports“ kommt mit „Project CARS 2“ ein weiterer potentieller Hitkandidat auf den Markt und will sowohl Einsteigern als auch Profis gleichermaßen eine zugängliche und doch knallharte Simulation im Stile eines „Assetto Corsa“ bieten. Wir haben die PS4-Fassung für euch getestet und klären im Test auf, ob sich die Entwickler von Slightly Mad die Kriitk der Community am Vorgänger zu Herzen genommen haben.

Eine Frage der Perspektive...

Um Fans heute vom eigenen Spiel zu überzeugen, muss man als Entwickler zwei Dinge beachten: Erstens braucht man Aspekte, die das eigene Produkt von den Mitbewerbern abhebt. Zweitens benötigt man eine gute Spielbarkeit, die einer Simulation so nah als eben nur möglich kommt. Schauen wir uns also an, was „Project CARS 2“ aufzuweisen hat.

Bot der Vorgänger rund 70 Fahrzeuge, so kann Teil zwei mit 182 unterschiedlichen Fahrzeugen wie Karts, Rallysport-Wagen, GT-Fahrzeugen, Highspeed-Flitzern usw. von 38 Herstellern überzeugen. Als Strecken stehen 46 verschiedene Parcours mit frei erfundenen und real existierenden Strecken zur Verfügung. Aus deutscher Sicht ist – selbstverständlich – der Nürburgring mit dabei. 

Die erste richtige Neuerung ist das Karriere-Menü, welches verschiedene Ausgangssituationen bietet und sich mehrfach verzweigt. Bei den Rennarten bleibt sich der Titel treu und bietet offene Renne, Rundkurse, Streckenabschnitte, schnelle Rennen usw. Online geht es nicht minder umfangreich zu. Schön: Die Lobbys sind in der Regel mit ungefähr eurem Fahrniveau entsprechenden Spielern gefüllt. Hier orientiert sich das Spiel an euren Fahrmöglichkeiten, die es permanent aufzeichnet. Die regelmäßig stattfindenden Events und neue Herausforderungen sind abwechslungsreich und laden immer wieder aufs Neue vor die Konsole.

Motivieren kann jedoch nicht nur der Online-Bereich, sondern auch die zahlreichen Optionen, die euch der Titel bieten kann. So gibt es unzählige Optionen, das Fahrverhalten der Boliden (Bremsassistent, Lenkhilfen, ABS, Schadensmodell bzw. Realität etc.) an euer Können anzupassen und Tuning-Möglichkeiten holen selbst aus der langsamsten Kiste noch das letzte Quäntchen heraus. Schön: „Rennexperten“ stehen euch dabei mit Rat und Tat zur Seite und unterstützen sowohl Laien als auch Profi gleichermaßen. Doch damit nicht genug: Auch die äußeren Rahmenbedingungen wie Renndistanz, Boxenstopps, Benzinmischung, Strafen und Rennstrategien können individuell verändert werden. Unsere Testerfahrungen haben allerdings gezeigt, dass es sich für Anfänger nicht auszahlt, sämtliche Hilfen zu aktivieren, da der Bremsassistent viel zu aggressiv eingreift und euch damit unnötig in einigen Szenen in Bedrängnis bringt. Wer hingegen alle „Helferlein“ ausschaltet, erlebt mit „Project CARS 2“ eine knallharte Simulation, die einem „Assetto Corsa“ kaum nachsteht.

ProjectCars2Bild2Das Spielerherz freut sich – und das Auge?

Nun mag sich der geneigte Sim-Fan fragen, warum bei Titeln wie „Forza Motorsport 7“ und „Gran Turismo: Sports“ so sehr mit Superlativen bei der Darstellung um sich geworfen wird. Denn „Fotorealismus“, „HDR“, „4k“ und andere Fachbegriffe rund um die HighEnd-Grafik lassen Puristen fast schon kalt. Da sich aber auch „Project CARS 2“ mit der Konkurrenz messen muss und es nicht ganz aus dem Rahmen fallen will, bemüht man sich schon, eine „brauchbare“ Grafik auf den heimischen Bildschirm zu zaubern. Dies gelingt mal mehr, mal weniger gut. Die „Stars“ des Spieles, also die Fahrzeuge, sehen schick aus, kommen jedoch optisch nicht an die Konkurrenten heran. Auffällig sind vor allem die vielen im letzten Moment ins Bild „ploppenden“ Texturen und die (gerade im Rückspiegel stark zu erkennen) ebenso schnell wieder verschwindenden Texturen, das Tearing, welches nicht übertrieben stark aber dennoch wahrnehmbar ist, die schwach animierten Zuschauer, die ein wenig wie Pappaufsteller wirken und das magere „Drumherum“ bei der Präsentation. Zwar wurde von den Entwicklern angekündigt, dass das Geschehen auf der leistungsstärkeren PS4 Pro besser aussehen würde. Doch unterm Strich merkt man davon wenig. Ebenfalls wenig gelungen sind die Cockpits der Fahrzeuge, die viel zu wenig Individualität bieten. Auch hier bieten die Mitbewerber mehr. Richtig ärgerlich sind die Kameraperspektiven. So sind sie entweder zu nah am Auto angebracht, lassen zu wenig Sicht, bilden zu wenig in den Spiegeln ab und sind so eher hinderlich, als fördernd. Beim dynamischen Wetter und beim Sound gilt: Hier wurde geklotzt und nicht gekleckert. Da gibt es nichts zu kritisieren.

Ein weiterer Wermutstropfen ist die miserable Einbindung des Controllers. Natürlich wird jeder Rennspiele-Fan hier nur müde schmunzeln, spielt er doch mit Lenkrad und Pedalerie. Doch nicht jeder Fan kann sich das zum Teil extrem teure Equipment leisten und so muss er mit viel Frust leben. Ein Manko, dass auch Teil eins zum Release belastete und dem die Entwickler für den Nachfolger durchaus von Beginn an hätten entgegensteuern können. Wer hingegen ein Lenkrad sein Eigen nennt, freut sich über eine sehr präzise Steuerung mit vorbildlichem Feedback. Doch nicht nur die Steuerung via Controller lässt Fans so manches Mal verzweifeln. Auch die KI sorgt für so manchen Frustmoment.

8Fazit: Ich habe – ehrlich gesagt – lange gerungen, welche Bewertung „Project CARS 2“ gerecht wird. Positiv zu werten sind die gute und umfangreiche Karriere, die vielen Einstellungsmöglichkeiten, der tolle Online-Part und das gute Handling der Boliden, insofern ihr mit Lenkrad und Pedalen spielt. Weniger gelungen sind hingegen die Unterstützung des Controllers, zum Teil die Fahrhilfen, die Kameraperspektiven und die Atmosphäre. Da ist immer noch viel Luft nach oben. Sim-Fans werden es aufgrund der starken Konkurrenz schwer haben, sich zu entscheiden. Fans des Vorgängers werden aber auch mit dem Nachfolger viele unterhaltsame Stunden erleben.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Bandai Namco für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

U. Sperling

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