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Cuphead | Review (XBL / Xbox One)

| Marc Heiland | Konsolen

CupheadBild1Die Älteren unter euch werden sich vielleicht noch an die Zeiten zurück erinnern, als Computer noch nicht die Filmindustrie dominierten. Damals wurden in mühevoller Handarbeit Animationsfilme noch gezeichnet. Zwar dauerte es teilweise ein bis zwei Jahre, bis ein abendfüllender Film in die Kinos kam. Doch dafür sah man damals noch den Filmen an, dass sie mit viel Liebe und Herzblut sowie unglaublich viel zeichnerischem Talent produziert wurden. Auch Cartoons, kurze Geschichten aus Zeichnerhand, standen damals hoch im Trend. Mit „Cuphead“ wollen die Entwickler von Studio MDHR an die alten Traditionen anknüpfen und präsentieren euch einen Titel, der ganz im Zeichenstil der 1930er Jahre, als Walt Disney seine ersten Erfolge feierte, gehalten ist. Wir haben den „Run & Gun“-Titel, welcher exklusiv für Xbox One erschienen ist, für euch ausgiebig getestet und verraten euch, warum hier Freud und Leid in perfekter Symbiose vereint sind.

Das Ende einer langen Reise

Als das Indi-Studio MDHR vor sieben Jahren erste Konzeptzeichnungen seines Debüt-Titels „Cuphead“ vorstellten, wussten bereits damals viele Spieler und die Fachpresse, dass sich hier etwas ganz Besonderes in der Entwicklung befindet. Denn während die meisten Spiele mit unzähligen computeranimierten Bombast-Effekten daher kamen und der Trend zu futuristischen Settings gerade zu dieser Zeit enorm war, entschieden sich die beiden Brüder Chad und Jared Moldenhauer bewusst dazu, genau die entgegengesetzte Richtung für ihr „Baby“ einzuschlagen. So wollten die beiden einen Grafikstil entwerfen, der bewusst an die frühen Disney-Filme angelehnt ist und mit allerlei abgedrehten Charakteren daher kommen sollte. Die Idee der Hauptfigur „Cuphead“, einer um sich schießenden Teetasse mit Gesicht, hatten die Brüder aus einem alten japanischen Propagandafilm entnommen, in dem eine Tasse zu einem Panzer wird. Doch natürlich bleibt „Cuphead“ absolut jugendfrei und die Tasse eine Tasse. Nichtsdestotrotz schießt auch der kleine Held mit verschiedenen Waffen auf jede Menge aberwitzige Gegner wie Vögel, Pilze, Pflanzen und etliche Boss-Gegner, die in ihrer vollkommen überzogenen Darstellung begeistern können. Und nicht nur die Grafik, auch der im Jazz gehaltene Soundtrack ist absolut phantastisch und das Knacken alter Schellackplatten tut sein Übriges.

Cuphead2Wer jedoch denkt, dass es sich hier um einen simplen „Run & Gun“-Titel handelt, der liegt in jeder Beziehung daneben. Denn zunächst einmal kann das Spiel mit einer Story aufwarten, die natürlich ebenfalls ziemlich übertrieben aber mit einer tollen Erzählweise vorgetragen wird. „Cuphead“ verliert nämlich eine Wette mit dem Teufel und muss nun seine Wettschulden einlösen. Dabei wird er durch eine Fantasiewelt geführt, die vor Details und Einfallsreichtum nur so strotzt und mit zahlreichen Gegnern gespickt ist, die „Cuphead“ nach dem Leben trachten. Hiervon besitzt er theoretisch unendlich viele. Doch wenn er mit Gegnern oder deren Geschossen zu häufig in Berührung kommt, stirbt er. Dann müsst ihr die Stage noch einmal durchlaufen. Das ist dann der Moment, in dem Frust und Lust sich überschneiden. Denn zum einen macht es unglaublich viel Spaß, mit dem kleinen Helden die Levels zu erforschen. Zum anderen fordern die Gegner euch eine Menge Schweiß und Tränen ab. Denn sie haben nicht nur individuelle Taktiken, mit denen sie euch aus der Reserve locken wollen, sondern kommen dazu noch immer wieder zurück. Während in anderen Spielen ein einmal erledigter Gegner weg ist, nerven die Gegner in „Cuphead“ durch unendliches respawnen. Da heißt es: Die Waffen im Anschlag und ab durch die Mitte! Und auch wenn das Spiel alles andere als ein Spaziergang ist, bleibt es immer fair. Dennoch solltet ihr über eine gewisse Frustresistenz verfügen, da viele Passagen einfach ausprobiert werden müssen, weil die Lösung, wie man einen der zahlreichen dicken Bosse erledigen kann, selten klar auf der Hand liegen. Wer mag, der kann das Spiel auch im Coop-Modus mit einem Freund gemeinsam vor der Konsole spielen und so packende Boss-Kämpfe bestreiten. Im weiteren Spielverlauf der Story könnt ihr neue bzw. verbesserte Waffen im Shop erwerben, was euch das virtuelle Leben (zumindest bis zum nächsten Boss-Gegner) ein wenig erleichtern wird.

Fazit: Zugegeben: Ich habe beim Spielen von „Cuphead“ etliche Male geflucht, wenn ich ein Areal nochmal und nochmal spielen musste. Dennoch hat mich der Titel – wie kaum ein anderes Spiel der vergangenen Jahre – vor den heimischen Bildschirm gebannt. „Schuld“ daran ist die unglaublich liebevoll inszenierte Spielwelt, die mit ihren abgedrehten Charakteren, den verrückten Boss-Gegnern, der phantastischen Grafik und dem tollen Sound rundum überzeugen kann. Solange ihr auch nur ansatzweise etwas für neue Spielkonzepte und frische Settings übrig habt und eine gewisse Frusttoleranz besitzt, solltet ihr definitiv zugreifen. Anderenfalls verpasst ihr den wohl besten Indi-Exklusiv-Titel für die Xbox One im Jahr 2017.

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Microsoft für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

U. Sperling

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