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NBA 2K18 | Review (PS4)

| Marc Heiland | Konsolen

NBA2k18Bild1Man könnte meinen, wir (virtuelle) Basketballer seien ein spezielles Völkchen. In den Wintermonaten laufen auf dem Fernseher tagein, tagaus die Spiele der NBA. Wenn sie mal nicht laufen, so greift man zur Konsole und legt mal zur Abwechslung virtuellen Basketball in Form von NBA 2K hinein. (Der Einfallsreichtum erscheint doch nahezu genial.) Dann im Frühling werden die Nächte dank der Play-Offs kürzer und man hofft, dass LeBron nicht seinen vierten Ring bekommt und genießt den Moment, wenn sein GOAT-Gequatsche verstummt. Und dann das Sommerloch... Läuft auch während dieser für uns nahezu sinnentleerten Jahresepisode die Konsole nach wie vor als treue Begleiterin, verliert das 2Kxx der laufenden Saison allmählich seinen Reiz. Der selbst erschaffene Spieler aus dem „Meine Karriere“-Modus hat unlängst die Sphären der unangefochtenen Nummer 1 durchschritten, unzählige Trophäen und NBA-Titel nennt er sein Eigen. Voller Inbrunst wartet man auf den September bis die nächste 2K-Saison eröffnet wird und man sich – wie jedes Jahr – über die zahlreichen Erneuerungen einen Ast ab freut. Also alles beim Alten? Jein!

Nach wochenlanger Vorfreude legte ich nun schließlich das neue 2K18 in die hungernde PS4. Viel Vertrautes – und überaus Gelungenes – springt einen an. Über die meiner Meinung nach im besamten Sportspielebereich unübertroffenen Spielmechaniken sowie Animationen braucht man eigentlich keine Worte mehr verlieren. Sei es FIFA, PES, Madden, NBA Live oder, oder, oder. Bei keinem anderen Sportspiel sehen Animationen realistischer oder Spielerbewegungen flüssiger aus. Auch im Punkto Zuschauer steht 2K praktisch konkurrenzlos da.

Im Vergleich zum Vorgänger habe ich auf dem Court – sei es in der Halle oder beim Streetball – nicht sonderlich viele Änderungen feststellen können, was aber keineswegs negativ gemeint ist. Ich sehe es wie folgt: Was vorher bereits nahezu perfekt war, kann und sollte nicht von Grund auf überarbeitet werden. So beschränken sich die Neuerungen auf kleinere Bewegungsabläufe oder Animationen. Stephen Curry beispielsweise kaut in bekannter Kamelmanier auf seinem blöden Mundschutz herum.

Die Spielmodi sind allesamt aus den Vorjahren bekannt. Die Modi MyGM, MyTeam und MyLeague sorgen für Abwechslung und – gerade MyGM, der mich immer wieder an den guten alten Fußball Bundesliga Manager denken lässt – Langzeitmotivation.

Die wohl größte Überarbeitung erfuhr der Modus „MyCareer“. 2K wagte eine zum Teil andere Story und eine mechanische Ausweitung gegenüber dem Vorgänger.

NBA2k18Bild2Die Story geht – meiner Meinung nach – raus aus dem Ghetto. War man früher das mittellose Supertalent, das am Existenzminimum kratzte und Basketball seine Chance, um „weg von der Straße“ zu kommen, ist man in der diesjährigen Ausgabe ein ganz normaler Kerl, der – so das Intro – sein großes Hobby (die Musik) aufgibt und sich bei einem Freiplatzturnier anmeldet. Die Inszenierung ist großartig, die Cutscenes wirken nicht konstruiert. Die „Normalität“ des Rookies ist großartig gelungen. So rastet er völlig aus, als Damien Lillard ihm nach einem Match ein Kompliment zu seiner Spielweise zukommen lässt oder beim ersten Probetraining nahezu Sabber aus dem Mund läuft, wenn man das erste Mal die Trainingshalle betritt und der Assistent Coach einen dreimal ansprechen muss. So kommt es, dass man auf dem Turnier einen Manager kennenlernt, der sich im Laufe des Spiels als völlig verpeilte aber dennoch irgendwie sympathische Pfeife entpuppen wird. Auf dem Weg zum Star kreuzen DJs – so sein Spitzname – Weg einige komische Charaktere. So zum Beispiel seine asiatische und völlig hysterische Mitbewohnerin (... oder ist das doch ein Mitbewohner), die (oder der) absolut keine Ahnung vom Basketball hat, in jedem Satz aber seine (ihre) Bewunderung für Kobe zum Besten gibt. Man merkt, 2K ist weg vom bierernsten „Überlebenskampf“, stattdessen gibt man eine Briese Humor ins Storyrezept. Wie so oft im Leben ist dies Geschmacksache, mir gefällt das Setting sehr gut.

Die größte Neuerung findet „neben dem Court“ statt. Schon Wochen vor Release wurde bekannt, dass 2K eine Art Open World in den Storymodus integriert. Zugegeben: Mein erster Gedanke war: das passt ungefähr so gut zusammen wie Karl-Heinz Rummenigge und Bescheidenheit. Erstaunlicherweise funktionierte das besser als erwartet, wenngleich es hier und da deutliche Schwächen gibt. Der Spieler hat nun die Möglichkeit in einer „frei begehbaren“ Stadt zu trainieren, sei es in der Sporthalle oder Fitnessstudio, im NBA-Store oder bei Footlocker bummeln zu gehen, sich tätowieren zu lassen oder auf dem Freiplatz gegen andere zu spielen. Was sich nach einer tollen Neuerung anhört, offenbart auf den zweiten Blick hohes Verbesserungspotential. Allen voran die „frei begehbare Stadt“. Man kommt weder raus noch rein. Man scheint in dieser Stadt gefangen zu sein. Da man die anderen Gamer dort herumlaufen sieht, wirkt es wie eine Talent-Farming-City, aus der es kein Entkommen gibt. Mir war klar, dass man weder ein Fallout noch ein GTA auf Basketball erwarten konnte, aber sollte man an diesen Konzept festhalten, müsste eine elegantere Lösung her. Zudem gibt es keine „Schnellreise“-Möglichkeit, wie sie aus Rollenspielen bekannt ist. Das heißt, der Spieler legt alles mit seiner tatsächlichen Geschwindigkeit zurück. Spielt man so beispielsweise einen Prototyp-Center wie Pat Ewing, sieht man seinen Spieler quasi in Zeitlupe von A nach B „Sprinten“, was das Spiel künstlich verlängert. Die wie Minigames angelegten Trainingseinheiten im Fitnessstudio, mit dem Spieler besser wird, sind zum teil sehr mühsam und wirken wenig motivierend.

8Fazit: Kurzum: 2K-Basketball at (almost) it’s best. In der Halle oder auf dem Freiplatz gibt es meiner Meinung nichts im Sportspielebereich, was annähernd mit dieser Reihe mithalten kann. Tolle Animationen, Gänsehautatmosphären in den Arenen und sehr flüssige Bewegungen sorgen für das perfekte Basketballerlebnis. Der „MyCareer-Modus“ funktioniert überraschend gut, weist aber noch Entwicklungspotential auf. Bleibt 2K seinem Open World-Konzept treu, denke ich, dass die Entwickler diese Kinderkrankheiten in den Nächsten Ablegern ausmerzen werden. Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut. Ein winzig fader Beigeschmack bleibt: die Option, den My Player mit Echtgeld schneller aufzuwerten. Am ersten Tag nach Release liefen in der „Farm-City“ derart viele High-Level herum, dass es ein wenig demotivierend für Leute werden könnte, die ihr Geld lieber für ein nettes Abendessen oder Sportsocken ausgeben als für virtuelle Währung. Dies scheint in der Gamingwelt ein Trend zu sein, der sich allmählich auch in die (virtuelle) Sportwelt eingeschlichen hat. Aufregen muss sich deswegen nicht, gutheißen muss man dies aber keineswegs.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei 2K für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

B. Rosic

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