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Hellblade: Senua's Sacrifice | Review (Xbox One X)

| Marc Heiland | Konsolen
HellbladeBild1Als „Hellblade: Senua’s Sacrifice“ im August vergangenen Jahres von Ninja Theory für PS4 und PC auf den Markt gebracht wurde, schauten alle Besitzer einer Xbox One neidisch auf die Sony-Konsole und den PC. Denn damals sah nichts danach aus, dass die Entwickler den fantastischen Titel auch auf der Redmonder Konsole Spielen könnten. Doch Gott sei Dank wurden die Gebete der Xbox One-Jünger erhört und die Entwickler von Ninja Theory machten sich an die Umsetzung für die Microsoft-Konsole. Nun ist das Spiel für die Xbox One und natürlich in optimierter Fassung auch für die Xbox One X erschienen. Wir durften es für euch testen und verraten euch, wie das Spiel auf Microsofts Power-Konsole so aussieht.
 
Ich glaub sie dreht am Rad - ich auch...und ich erst!
Wie mag es wohl im Kopf eines Menschen aussehen, der psychologisch unter extremen Bedingungen lebt, der ein Trauma durchlebt und in Folge dessen Stimmen hört, die sein Tun und handeln beeinflussen? Diese Frage habt ihr euch mit Sicherheit schon einmal gestellt. Eine Frage, die wohl auch die Entwickler äußerst spannend und interessant fanden und für die sie mit „Helblade: Senua’s Sacrifice“ nun versuchen, eine Antwort zu geben. Denn die titelgebende Protagonistin leidet an genau diesem Problem. Durch den Verlust ihres Geliebten und andere belastende Eindrücke, hört Senua mehrere Stimmen. Doch während für einen normalen Außenstehenden diese Stimmen nicht wahrzunehmen sind, sind sie hier treibende Kraft, mahnender Wortführer, Hinweisgeber und Manipulator und somit entscheidend für den Spielverlauf. Eines kann man bereits zu Beginn vorweg nehmen: Die Umsetzung dieses geistigen Tohuwabohus ist den Entwicklern grandios gelungen und wirkt enorm beeindruckend auf den Spieler. 
 
Ihr schlüpft also in die Haut der keltischen Kriegerin und begebt euch auf eine große Reise ins Land der Toten, der Dämonen und der Mythen. Ziel und Zweck des irren Trips ist es, den Geliebten von den Toten zurückzuholen. Was von Beginn an schon ziemlich abgedreht klingt, wird auch genau so inszeniert. Denn schon in den ersten Spielminuten, in denen ihr eigentlich „nur“ mit eurem einfach gezimmerten Kahn unterwegs seid, sind die verschiedenen Stimmen schon – im wahrsten Wortsinn – omnipräsent. Wer entsprechende Kopfhörer sein Eigen nennt, hat wirklich das Gefühl, sich in Senuas Kopf zu befinden, da die Stimmen ungefiltert und in unmittelbarer Nähe auftauchen, wieder verschwinden, um dann mit ungefilterter Wucht erneut zurückzukehren. Aber auch über eine Surround-Anlage wiedergegeben, ist die auditive Inszenierung eine absolute Wucht. Hinzu kommt der oftmals geniale und stets passende Soundtrack von Andy LaPlegua. Ein wenig schade ist, dass die Vertonung ausschließlich im Original vorliegt. Dafür entschädigt und das Spiel mit hervorragenden Sprechern und guten Untertiteln. 
 
Doch Senua hört nicht nur die Stimmen, sie muss sich ihnen sogar mental und in ihrer Welt stellen. Dazu gibt es immer wiederkehrende Kämpfe. Diese sind – je nach Gegnertyp – mal mehr, mal weniger fordernd und oftmals taktisch geprägt. Ihr greift die greift die Widersacher mit leichten oder schweren Attacken an, blockt die Attacken, weicht aus und nutzt das richtige Timing, um zu überleben. 
Dazu gesellen sich diverse Rätsel, in denen ihr die Form von Runen in der Umgebung wiederfinden müsst. Im Spiel kann das dann leider hin und wieder etwas länger dauern und ist mit fortschreitendem Spielverlauf auch recht nervig, da das Absuchen nach diesen vermeintlichen Runen immer wieder kehrt. Das ist aber auch der einzige wirkliche Kritikpunkt am Gameplay. 
 
HellbladeBild2Die Kraft der Xbox One X
Wer bereits die PS4-Fassung gespielt oder Ingame-Videos auf YouTube gesehen hat, der weiß, dass „Hellblade: Senua’s Sacrifice“ zu den grafisch ansprechendsten Titel des vergangenen Jahres gehörte. Klar, dass auch die Xbox One-Version dem in nichts nachsteht – ganz im Gegenteil. Denn selbst in der „einfachen“ Version der Basis-Konsole, ist der Titel eine optische Augenweide geworden. Richtig zur Geltung gelangt das Spiel aber erst im der für die Xbox One X optimierten Fassung. In 4K und HDR könnte man fast schon meinen, einen anderen Titel vor sich zu haben. Das, was Ninja Theory in Sachen Design hier aus der Konsole herausholt, ist absolut grandios. So spielen sie gekonnt mit Licht und Schatten, mit Wettereffekten und der Veränderung der Umgebung, die sich dem inneren Zustand der Protagonistin anpasst. Wenn beispielsweise Levelabschnitte in gleißendes Feuer getaucht werden, hat man das Gefühl, die Hitze förmlich spüren zu können. 
 
Das Highlight des Spiels ist allerdings Senua, die unglaublich realistisch inszeniert wurde. Natürlich stand hier eine echte Schauspielerin zur Verfügung, deren Bewegungsabläufe virtuell umgesetzt wurden. Aber die Mimik von Senua ist so detailliert, dass es beinahe schon erschreckend ist. Wenn sie dann flehend quasi dem Spieler ins Gesicht zu schauen scheint, läuft es einem nicht selten eiskalt über den Rücken. Mehr mitten drin als nur dabei geht einfach nicht. Aber für diese enorm hohe Qualität in Sachen Animationen steht Ninja Theory ja schon seit etlichen Jahren. 
 
Im Spielverlauf wird dann auch so manches Rätsel gelöst. Dies erfolgt allerdings nicht ausschließlich durch das Handeln des Spielers, sondern auch durch Erläuterungen seitens der Stimmen zum „richtigen“ Zeitpunkt des Spiels und durch die Umgebung. Wie das im Einzelnen aussieht, wollen wir euch an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Das Gute ist, dass hier nichts „falsch laufen“ kann, da das Spiel zwar nicht direkt vorgibt, wohin ihr laufen müsst, oder was als nächstes zu tun ist. Allerdings erklärt sich das aus den Aktionen, aus den Befehlen, Hinweisen oder Gesprächen der Stimmen in Senuas Kopf und aus dem, was gerade um die Protagonistin herum geschieht. Zwar ist das HUD minimalistisch, dennoch lässt euch das Spiel selten alleine stehen. Und wenn es dann wirklich mal nicht weitergehen sollte, müsst ihr euch einfach umsehen – manchmal liegt die Lösung näher, als ihr denkt. 
 
Dass euch während eurer Reise auf Dauer nicht langweilig wird, liegt an der tollen Erzählweise und an der glaubwürdigen Umsetzung. Man will als Spieler unbedingt wissen, wie es mit Senua weitergeht, ob sie ihr großes, aber scheinbar vollkommen irres Ziel doch noch auf irgendeine Art und Weise erreichen kann, oder ob sie komplett zugrunde geht und sich möglicherweise von einer Klippe stürzt oder sonst irgendetwas tut, um die Stimmen in ihrem Kopf ein für alle Mal loszuwerden. Dass man mit ihr mitfiebert, liegt nicht nur daran, dass sie sich häufig an den Spieler wendet, sondern auch daran, dass die Autoren sie nie als eine komplett durchgeknallte Person darstellen, sondern als verzweifelte, leidende und erschöpfte junge Frau, der man einfach nur helfend zur Seite stehen will. Empathie wie sie sein muss. 
 
9Fazit: Auch wenn sich die Kämpfe und Rätsel im Laufe der Zeit wiederholen und ein wenig abnutzen, ist „Hellblade: Senua’s Sacrifice“ auch auf der Xbox One (X) eines der intensivsten Spiele der vergangenen Jahre, dass den Spieler bis zur letzten Minute vor dem Bildschirm gefangen hält und nicht mehr loslässt. Die grandiose Inszenierung, die sich vor allem auf der neuen Microsoft-Konsole in voller Pracht zeigen darf, die phänomenale auditive Umsetzung und die glaubwürdige Umsetzung dieses geistigen Leidens machen den Titel zu einem intensiven, glaubwürdigen und faszinierenden Spiel, das sich niemand entgehen lassen sollte. Auch auf der Xbox One / Xbox One X zeigt das Spiel eine enorme Tiefenwirkung und ist für mich schon jetzt eines der Spiele 2018, wie es ja schon im Vorjahr auf der PS4 und dem PC der Fall war. Neben all dem belanglosen Zeug, dass uns als Spieler Jahr für Jahr vorgesetzt wird, neben jedem alljährlichen Update-Terror und jedem noch so müden Aufguss, Reboot, Prequel oder Sequel ist „Hellblade: Senua’s Sacrifice“ erfrischend anders, unkonventionell und somit ein Muss für alle Spieler, die auf das ewige Einerlei keine Lust mehr haben. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Ninja Theory für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
 
U. Sperling

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