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The Crew 2 | Review (Xbox One)

| Marc Heiland | Konsolen

TheCrew2Bild1Seit vielen Jahren gehört das Genre der Arcade-Racer zum festen Bestandteil vieler Studios. Platzhirsch ist hier natürlich „Forza Horizon“. Doch auch die Konkurrenz will etwas vom Kuchen abhaben und versucht, im Fahrwasser der erfolgreichsten Konsolenserie auf Spielerfang zu gehen. Doch obwohl die Mitbewerber versuchen, eigene Akzente zu setzen, konnte – zumindest auf Microsofts Xbox, wo die Forza-Reihe seit Anbeginn der Xbox exklusiv veröffentlicht wird – kein zweiter Titel bei den potentiellen Käufern den Genreprimus ernsthaft gefährden. Einen neuen Anlauf auf den Genrethron unternimmt nun Ubisoft mit dem zweiten Teil des ambitionierten Rennspiels „The Crew“. Unter dem Motto „mehr von allem“ will der Nachfolger die Schwächen des Erstlings ausmerzen und euch restlos von seinen eigenen Stärken überzeugen. Ob Ubisoft / Ivory Tower das Vorhaben gelungen ist, erfahrt ihr in unserem Test der Xbox One-Version.

Surfin USA

Bereits im Vorfeld wurde heiß spekuliert, ob die Entwickler erneut versuchen, die ganze USA mit ihrer vielfältigen Flora und Fauna, ihren atemberaubenden Panoramen und berühmten Skylines, ihren Nationaldenkmälern und legendären Städten wie L.A., New York, New Orleans, Las Vegas und Co. in ein einziges Spiel einzubringen (natürlich in stark komprimierter Form). Denn dieses „Feature“ hatte es ja bereits im Erstling gegeben. Und in der Tat könnt ihr auch im zweiten Ableger von „The Crew“ von der Ost- bis zur Westküste, von der Grenze zu Kanada bis in den äußersten Süden jeden Fleck bereisen, den die USA ausmachen. Das Ganze funktioniert dabei nicht nur zu Lande mit einer Vielzahl unterschiedlicher Autos oder Motorräder, sondern auch zu Wasser, mit diversen Rennbooten und zu Luft. Dabei steht allerdings nicht eine perfekte Simulation mit einer glaubwürdigen Physik und einem komplexen Schadensmodell im Vordergrund, sondern arcadelastiger Spaß ohne allzu große Umschweife. Dies solltet ihr vor dem Kauf des Titels im Blick haben. Ansonsten könntet ihr vom Spiel enttäuscht sein. Denn wer hier beispielsweise mit seiner einmotorigen Maschine durch die Lüfte brettert und dann im letzten Moment vor einen Baum fliegt, wird nur „zurückgesetzt“ und stürzt nicht ab. Selbiges gilt auch für die Landrennen und die Rennen auf dem Wasser. Eure Vehikel sind nahezu unkaputtbar.

Trotzdem – oder genau deswegen – macht es auch unglaublich viel Spaß, quer durch die Vereinigten Staaten zu cruisen, sich von der Landschaft verzaubern zu lassen und alles in sich aufzusaugen. Auch wenn die Grafik nicht zu 100% perfekt ist, zauberte sie uns im Test – aus den oben genannten Gründen - so manches Lächeln ins Gesicht. Einzig die Naturgewalten sind nicht die, welche wir in den USA finden. Weder extreme Schneestürme (ja es gibt Schnee und ja, nicht immer dort, wo man ihn eigentlich erwarten würde), noch sich auf die Umwelt auswirkende Extremhitze, wie im Grand Canyon werden geboten oder simuliert. Und auch mit den Stürmen halten sich die Entwickler leider bedeckt. Es ist schon bezeichnend, dass ausgerechnet ein Titel wie das kommende „Just Cause 4“ solch extremes Wetter bieten werden. Unterm Strich kann das Spiel aber dennoch nicht mit „Forza Horizon 3“ mithalten, da die Städte viel zu leer sind, die Grafik etliche Schwächen wie Fade-ins, Pop-Ups, kleinere Ruckler und schwach aufgelöste Texturen bietet. Auch die Synchronisation bewegt sich auf durchschnittlichem Niveau. Besser macht es da schon der Soundtrack, der sich allerdings recht schnell wiederholt.

TheCrew2Bild2Archillesferse KI

Doch natürlich besteht „The Crew 2“ nicht nur aus der Möglichkeit, durch die Staaten zu fahren, um ein wenig Sightseeing zu betreiben, sondern auch aus vielen unterschiedlichen Rennen und Aufgaben, die es zu bewältigen gilt. Unterteilt sind diese in „Familien“, für die ihr eure Fahrkünste unter Beweis stellen müsst, um Follower zu generieren und neue Aufgaben bzw. Events freizuschalten. Gerahmt werden die Rennen von kurzen Sequenzen, die man überspringen kann, wovon man auch gerne – aufgrund der Belanglosigkeit und der stellenweise wieder einmal etwas aufgesetzten Art – häufig Gebrauch macht. Denn den wahren Spaß bieten die Rennen – zumindest in der Theorie. Warum? Ganz einfach: Ubisoft hat es nicht geschafft, eine glaubhafte KI zu programmieren. Stattdessen ist sie mal aggressiv unterwegs, mal agiert sich nach der altbekannten „Gummiband“-Methode. So etwas nimmt den Rennen immer wieder den Spielspaß. Mangels Rückspulfunktion kann so etwas dann gerade bei längeren Rennen zum Motivationskiller werden. Ebenfalls suboptimal gelöst ist das auf die Strecke zurücksetzen, bei dem euch das ein ums andere Mal entscheidende Sekunden flöten gehen, da das Spiel zum „Reset“ doch recht lange benötigt. So etwas darf einfach nicht sein, vor allem dann nicht, wenn man einen Titel mehrfach verschoben hat und um derartige Probleme weiß. Immerhin macht das Tunen mit seinen zahlreichen Möglichkeiten Spaß und bringt euch unter Umständen auch den entscheidenden Vorsprung – vorausgesetzt, die KI verbockt es dann nicht noch. Last but not least kommt hinzu, dass der Online-Part mit PvP-Modus noch nicht vorhanden ist. Hier müsst ihr euch noch knapp ein halbes Jahr gedulden.

Fazit: Ja, der zweite Teil ist besser, als der Debütant. Ja, die Rennen machen Spaß und die Fahrten quer durch die USA sind rundum gelungen. Und dennoch kann „The Crew 2“ nicht in allen Belangen überzeugen. Das liegt an den Schwächen der offenen Welt, an der stellenweise nervigen KI, an der schwachen Physik, die auch für einen Arcade-Racer erstaunlich durchhängt, an der Grafik, die nicht immer auf der Höhe der Zeit ist, an der Tatsache, dass jenseits der Events die offene Welt kaum Anreize bietet und die vorhandenen aber absolut nicht relevanten Zwischensequenzen, die weder Fisch noch Fleisch sind. Leider reicht es nicht, um „Forza Horizon 3“ den Genrethron streitig zu machen. Aber trotzdem macht „The Crew 2“ für einige Stunden durchaus Spaß.

Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Ubisoft für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

U. Sperling

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