Zum Hauptinhalt springen
| Marc Heiland | Konsolen

F12018Bild1Was Electronic Arts für Fans des American Football-Sports ist, ist seit Jahren Codemasters für F1-Enthusiasten: Eine alternativlose Möglichkeit, ihrem realen Sport auch virtuell nah zu sein. Doch sowohl Fans von NFL als auch Motorsport-Anhänger werden von „ihren“ Sportspielen Jahr für Jahr aufs Neue bestens versorgt. Doch trotz allem haben sich bei beiden Reihen (vielleicht aufgrund der Monopolstellung) eine gewisse Trägheit, Stillstand und einige Ermüdungserscheinungen mangels echter Neuerungen eingestellt. Klar: Formel 1 bleibt Formel 1. Dennoch erwarten Fans von Codemasters mehr als ein alljährliches Update mit neuen Strecken und Fahrern. Was uns der aktuelle Teil „F1 2018“ bietet und wo die Entwickler an Stellschrauben gedreht haben, verraten wir euch im Test der PS4-Version.

Es ändert sich – es bleibt!

Vorab ein kleines Rätsel. Was ist das: Es ist groß, laut und ändert permanent seine Meinung? Nein. Die Rede ist nicht von Lewis Hamilton, sondern vom Formel 1-Rennzirkus. Kein anderer Sport ist so häufig von Änderungen am Regelwerk betroffen, wie die Königsklasse des Motorsports. Dabei versuchen die Verantwortlichen das scheinbar Unmögliche: Die Fans in Scharen zurück vor den heimischen Fernseher und zu Tausenden an die Rennstrecken zu bekommen, möglichst effektiv zu wirtschaften und dennoch in die Zukunft zu blicken. Und anstatt es so zu machen wie zu Hochzeiten der F1, in der sich Legenden wie Damon Hill, Michael Schumacher, Ayrton Senna und Co. packende Gefechte auf dem Asphalt lieferten, versucht man eine „neue“ Formel 1 zu erschaffen, die jedoch den Fans (und Teilen der Rennställe) so gar nicht mehr schmecken mag. Die Gründe sind vielfältig und hausgemacht. Und während sich die Formel 1 immer weiter von ihren (treuen) Fans entfernt, machen die Fahrer gute Miene zum bösen Spiel.

Allerdings haben die permanenten Veränderungen auch ihre guten (wirtschaftlichen) Seiten. Denn auf diese Weise haben die Mannen bei Codemasters Jahr für Jahr genug zu tun, um einen neuen Ableger ihrer F1-Videospielreihe rechtfertigen zu können. Und da wir davon ausgehen, dass jeder, der diesen kleinen Artikel liest, mindestens einen oder mehrere Ausgaben von „F1“ daheim bei sich im Regal stehen hat, gehen wir bei „F1 2018“ ausschließlich auf die Veränderungen und Verbesserungen gegenüber des Vorgängers ein.

Näher an der TV-Übertragung

Für die 2018er-Version hat sich Codemasters vor allem die Grafikengine vorgenommen und diese noch einmal an einigen Stellschrauben optimiert. So könnt ihr euch in diesem Jahr auf eine Darstellung des Renngeschehens in 60fps freuen, dadurch auch weniger Ruckler, weniger Tearing und (auf den leistungsstärkeren Konsolen) annäherndes 4K. Die Nase leicht vorn hat natürlich klar die Xbox One X. Aber auch bei der von uns getesteten PS4 Pro-Version sieht die Grafik besser aus, als in der 2017er-Auflage. Die Umgebungen wurden mit mehr Details versehen, wenngleich hier noch immer etwas Luft nach oben ist, Feinheiten, wie die von der Hitze verwirbelte Luft fällt noch mehr ins Auge, die Charaktere wurden besser animiert und die Mimik sieht weniger hölzern aus (hier wäre ebenfalls noch Luft nach oben). Schön sind auch die neuen Animationen des Boxenstopps, die ihn so noch glaubwürdiger machen, als im letzten Jahr, die überarbeiteten Kamerafahrten oder auch die noch realistischer aussehenden Boliden, die in diesem Jahr allerdings aufgrund des Halo-Bügels nicht mehr so toll aussehen. Wer mag, kann die Sicht mit Hilfe einer alternativen Kamera jedoch optimieren. Apropos optimieren: Endlich hat man sich bei Codemasters mal der „Pappkameraden“, sprich der Zuschauer angenommen. Jetzt sehen diese wirklich wie Fans aus und nicht wie Aufsteller. Und auch die Farbpalette wirkt – dank neu hinzugefügtem HDR – realistischer und feiner abgestuft.

F12018Bild2Deine Meinung ist gefragt

Dass die Formel 1 nicht nur vom eigentlichen Renngeschehen lebt, sondern auch von den „Typen“, die sich hinter die Lenkräder und ins Cockpit zwängen, um uns als Zuschauer Show und Action zu bieten, ist seit jeher bekannt. Ein Aspekt, der die Rennfahrer und ihre Emotionen uns als Zuschauer (neben den Siegerehrungen) näher bringt, sind die zahlreichen Interviews vor und nach dem Rennen. Doch in Codemasters F1-Simulation wurde gerade dieser Punkt stets stiefmütterlich behandelt – bis jetzt! Denn in diesem Jahr taucht immer mal wieder die Presse auf und bittet euch um Statements. So werdet ihr nach einem schlechten Rennen nach den Gründen für euer Scheitern gefragt, aber auch, wie ihr euch in eurem Team fühlt, ob ihr mit euren „Arbeitsbedingungen“ zufrieden seid und wie das Verhältnis zu eurem Teamkollegen aktuell ist. Die Antworten werden euch dabei vorgegeben und müssen innerhalb weniger Sekunden von euch bestätigt / angewählt werden. Hier entscheidet sich, wo sich euer Charakter hin entwickelt. Wirkt er – ähnlich wie Lewis Hamliton – eher ein wenig arrogant und ein Selbstdarsteller oder – ähnlich wie Kimi Räikkönen – eher schmallippig und gibt den „Iceman“? Beides ist möglich. Eure Antworten wirken sich auf den Umgang des Teams mit eurer Person aus und den Ruf, den ihr bei den Mitstreitern anderer Teams genießt. Das Ganze ist gut in Szene gesetzt. Vor allem die Tatsache, dass man sich nach einem hitzigen Rennduell dann auch hin und wieder von der Presse genervt fühlt, zeigt, wie sich manch „echter“ Rennfahrer nach einem Rennen und in Gegenwart von Kai Ebel und Co. fühlen muss.

Die Änderungen auf der Strecke

Doch nicht nur bei der Grafik, und dem Umgang mit der Presse, hat Codemasters Änderungen vorgenommen. Selbstverständlich wurden auch alle neuen Regeländerungen eingebaut, die neuen Reifensets realisiert, die neuen Strecken mit ins Spiel eingebunden sowie der aktuelle Rennfahrer-Kader. Alles ist mit dabei. Verbessert wurden auch das Feedback auf der Strecke und das Renngefühl. In diesem Jahr hat man noch mehr das Gefühl, einen „echten“ hochgezüchteten Boliden um enge Kurven zu wuchten und wenn man über Streckenbegrenzungen fährt, schüttelt das Lenkrad uns ordentlich durch. Dank der zugänglichen Steuerung und der zahlreichen unterstützten Lenkräder, haben Einsteiger und Profis gleichermaßen ihre Freude am Spiel. Ebenfalls wurde an der KI gefeilt. Diese verhält sich in den meisten Fällen glaubwürdiger und fährt euch nicht mehr bei jeder Kleinigkeit ins Chassis. Andersherum ist das Strafensystem nach wie vor Fehlern behaftet. Denn wie kann es sein, dass ihr bei leichtem Touchieren eures Gegners sofort knallhart bestraft werdet, während eine Berührung eures Gegners mit eurem Boliden nicht immer streng geahndet wird? Ebenso „leidet“ die KI nach wie vor unter viel zu wenigen Ausfällen. Wem das Fahren mit der aktuellen Königsklasse schon immer ein Dorn im Auge war, der darf sich über zahlreiche neu hinzugekommene „Klassiker“-Fahrzeuge der früheren F1-Jahre freuen. Und wer will, der kann sich kleineren Challenges abseits des Renn-Wochenendes stellen. Zum Grand Prix, dem Online-Bereich und Events gesellt sich die Karriere, in der ihr euch vom Nachwuchstalent zum F1-Star hocharbeitet. Ein wenig schade ist, dass der Editor, der es euch ermöglicht, euren Fahrer anzupassen, recht schmal im Umfang ausfällt.

Fazit: Auch wenn „F1 2018“ noch vom „perfekten“ Rennspiel ein wenig entfernt ist, hat Codemasters es auch in diesem Jahr geschafft, seinem Titel wichtige 9Neuerungen und Optimierungen zu spendieren, sodass das Spiel noch ein wenig authentischer und „echter“ wirkt und – nicht zuletzt mangels Konkurrenz – natürlich erneut ziemlich relaxt auf dem Thron sich breit machen kann.

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Codemasters für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

U. Sperling

Impressum - Datenschutz

Copyright 2016 © Inn-Joy.de All Rights Reserved. 

Joomla! © name is used under a limited license from Open Source Matters in the United States and other countries.