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The Dark Pictures Anthology: Man of Medan | Review (Xbox One)

| Marc Heiland | Konsolen

DarkPicturesBild1Als „Until Dawn“ im Jahr 2015 für die PS4 erschien, konnte der Titel mit seinem Konzept, durch spontane Entscheidungen über das Schicksal der Protagonisten entscheiden und damit die Story maßgeblich beeinflussen zu können, überzeugen. Nach dem überwältigen Erfolg hat sich Entwickler Supermassive Games für seinen nächsten Titel einige Jahre Zeit gelassen und auch die PS4-Exklusivität gibt es nicht mehr. Der neuste „Streich“ der Entwickler wird in mehreren Episoden erscheinen, die allerdings unabhängig vom jeweiligen Vorgänger sein werden. Allen Episoden gemein ist jedoch der Titel „The Dark Picture Anthology“. Wir haben uns anhand der Xbox One-Fassung ein Bild von Episode eins „Man of Medan“ gemacht und verraten euch, ob der Grusel-Thriller an „Until Dawn“ heranreicht und wie stark eure Entscheidungen in die Handlung eingreifen.

Von Kriegsschiffen, jungen Twens und Co.

Die Story von „Man of Medan“ beginnt mit zwei jungen Gis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs im Pazifik. Eines Abends sitzen die beiden zusammen und gönnen sich ein paar Bierchen. Doch als sie zurück an Bord ihres Schiffes kommen, kommt es zu einem Zwischenfall, bei dem der eine der beiden Soldaten ins Lazarett muss, der andere in die Ausnüchterungszelle. Als sie beide wieder nüchtern sind, ist es auf dem Schiff ungewöhnlich still. Während sie durch die verlassenen Flure des Schiffes gehen, finden sie überall tote Soldaten, die seltsam verrenkt und mit starrem Blick auf dem Schiff verteilt an allen möglichen Orten liegen....

Ein Schnitt – die Szenerie wechselt. Wir sehen einen Mann vor einer Bücherwand. Es ertönt Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Ein Kerzenleuchter steht neben dem Mann. Er stellt sich als „der Kurator“ vor und erzählt uns, dass unsere Entscheidungen Einfluss auf die Handlung haben. Kenner von „Until Dawn“ wissen, dass es damals einen Psychiater kam, der ebenfalls immer wieder unsere Entscheidungen kommentierte und analysierte. Ähnlichkeiten mit diesem uns noch fremden Herrn scheinen beabsichtigt zu sein.

Ein weiterer Schnitt und wir befinden uns auf einem Boot. Wie bei „Unti Dawn“ begleiten wir auch bei „Man of Medan“ eine Gruppe von Twens. Hierbei handelt es sich um den recht schüchternen Brad und seinen Bruder Alex, dessen Freundin Julia, den hochnäsigen Conrad, Bruder von Julia sowie die Schiffskapitänin, Fliss. Sie sind auf der Suche nach einem verschollenen Flugzeug, welches sich im Pazifik befinden soll. Niemand hat bislang von diesem Wrack gehört. Doch Alex und Julia sind felsenfest davon überzeugt, das Wrack finden zu können. So machen sie sich für einen Tauchgang bereit. Unterdessen jedoch spielen sich über Wasser dramatische Szenen ab. Was passiert und welche Verbindungen es zum Kriegsschiff des Zweiten Weltkriegs sowie seinen mysteriösen Toten gibt, wird an dieser Stelle aber natürlich nicht verraten.

DarkPicturesBild2Das kommt mir aber bekannt vor

Bereits während dieser ersten Spielminuten erkennt man die auffälligen Parallelen zu „Until Dawn“. Denn auch hier schlüpft ihr nahtlos immer wieder in die Rolle der verschiedenen Figuren und müsst jeweils aus ihrer Perspektive mal mehr mal weniger weitreichende und moralische Entscheidungen fällen, die Einfluss auf den weiteren Spielverlauf haben. Je nachdem, wie ihr euch entscheidet, verändern sich die Beziehungen der einzelnen Charaktere zueinander und auch die eigene Persönlichkeit wird ein wenig beeinflusst. Zwischendurch könnt ihr Gegenstände untersuchen, Dinge finde, Fotos machen und weitere kleine Aktionen ausführen, die allerdings eher als Lückenfüller zu betrachten sind. Auch die QTE und Minispiele sind nur Beiwerk. Das Schöne bei den beeinflussbaren Dialogen ist, dass man zwar hin und wieder ahnen kann, welche Konsequenzen eine Aussage mit sich bringen wird, es aber dennoch zu Überraschungen kommt. Auch die Vorahnungen, die die Handelnden an einigen Stellen bekommen, lassen auf Handlungsoptionen schließen, können aber auch anders verlaufen. So bleibt der Fortgang spannend. Vor allem diejenigen, die „Until Dawn“ gespielt haben, werden an einigen Stellen trotz der knappen Zeit, die man für jede Antwort hat, vorsichtiger vorgehen, um nicht möglicherweise einen Charakter zu opfern. Man weiß ja nie...Aber genau mit dieser Unsicherheit spielen die Entwickler von Supermassive Games. Dabei ist die Story vielleicht nicht ganz so intensiv und auch mit wirklich gruseligen Elementen dauert es – im Vergleich zu „Until Dawn“ doch recht lange. Trotzdem weiß auch dieses Spiel in Punkto Handlung zu überzeugen. Die Jump Scares und Schockmomente sind eher rar, können aber dann, wenn sie zum Einsatz kommen, durchaus erschrecken. Man stelle sich vor, solche Momente in VR zu erleben...

Zu zweit ist es besser als allein?

Die Handlung von „Man of Medan“ ist auf ungefähr vier bis fünf Stunden angelegt. Wer den Titel nicht alleine spielen möchte, der kann einen Freund (oder mehrere) mit vor den heimischen Fernseher holen. Dann stehen euch zwei Möglichkeiten offen: So ist es möglich, lokal am TV zu spielen, um bei einem Figurenwechsel den Controller dem jeweils aktiven Mitspieler zu übergeben, um mit bis zu vier Freunden die Handlung zu erleben oder online zu zweit zu spielen. Während die erste Variante ganz gut klappt, ist die zweite ein wenig lahm, da man immer wieder warten muss, bis der andere Mitstreiter seine Antworten ausgewählt hat, um dann selbst zu interagieren. Auf diese Weise kommt es immer zu Verzögerungen im Spielfluss.

Die Hausaufgaben nicht ordentlich gemacht

Apropos Spielfluss: Aus diesem wird man als Spieler leider häufiger gerissen, da das Spiel unter uns unverständlichen technischen Problemen leidet. Da haben die Entwickler ihre Hausaufgaben nicht ordendlich gemacht! Gerade auf der von uns genutzten Xbox One X hätten die häufigen Ruckler, die vor allem in den Cutscenes vorkommen, nicht sein dürfen. Da graut einem schon vor der kommenden Konsolengeneration, wenn noch mehr Power zur Verfügung steht, von den Entwicklern aber ebenfalls nicht in den Griff bekommen wird. Darüber hinaus sehen die Gesichter stellenweise aus, als seien sie aus Wachs, die Lippensynchronität ist nicht immer vorhanden, und Gestik und Mimik ebenfalls nicht gut ausgebildet. Auch die Animationen hätten flüssiger ausfallen können. Richtig nervig ist die Kameraführung, die an alte „Resident Evil“-Kameras erinnern und stellenweise ungünstige Positionen darstellen. Immerhin weiß der Sound zu gefallen und überzeugt auf einer 5.1-Anlage durch eine sehr dichte Surround-Atmosphäre mit einer hohen Feindetailwiedergabe. Lediglich Atmos-Effekte werden nicht geboten, was doch vor allem in der Szene auf dem Schiff im Sturm sehr schade ist. Die deutsche Synchronfassung ist gelungen, hätte aber hier und dort ein wenig lauter sein müssen.

7Fazit: Auch wenn mir ein wenig die eiskalte Atmosphäre des überragenden „Until Dawn“ hier gefehlt hat, bin ich mit dem ersten Teil der neuen „The Dark Pictures Anthology“ zufrieden. Die Story ist gut und fährt einige interessante Wendungen auf. Die Charaktere sind etwas klischeebehaftet. Hier haben sich die Entwickler leider nicht sonderlich weiter entwickelt und auch in Sachen Technik wäre mehr drin gewesen. Das Dialogsystem ist geblieben und setzt uns Spieler noch immer unter Druck, wenngleich das Spiel mit Leben und Tod bei „Until Dawn“ intensiver war. Dennoch bleibt es bis zum Schluss spannend und genau darum geht es ja auch. Den Multiplayer braucht es hingegen nicht. Für den 2020 erscheinenden nächsten Teil erhoffe ich mir eine noch intensivere und vor allem gruseligere Atmosphäre und dass die technischen Unzulänglichkeiten ausgemerzt werden.

Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Bandai Namco Entertainment für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

L. Zimmermann

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