Doom Eternal | Review (Xbox One)
| Marc Heiland | Konsolen

Ist es zu schnell, bist du zu schlecht…
Wie hat sich „Doom“ doch in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt! Vom eher gemächlichen Ego-Shooter hin zum pfeilschnellen Ego-Shooter, der stellenweise einem Reaktionstest gleicht. Nachdem die ersten Teile das Genre mit auf eine neue Ebene trugen, war etliche Jahre nichts mehr von einem neuen Teil zu hören. Bis 2016. Da erschien endlich ein weiterer Ableger der beliebten und zugleich (bei Nichtkennern des Genres) berüchtigten Reihe, den die Entwickler schlicht „Doom“ tauften. Nun, knapp vier Jahre nach diesem quasi Neustart, haben die Jungs von id Software den neusten Teil mit dem Titelzusatz „Eternal“ veröffentlicht. Bereits im Vorfeld wurden erste Trailer und Anspielversionen von der Presse und den Fans mit reichlich Vorschusslorbeeren ausgestattet, konnte doch bereits recht früh erahnt werden, dass der neue Teil die wenigen Schwächen des Vorgängers ausräumen würde. Und in der Tat hat man sich bei id Software nicht auf dem Erfolg des letzten Teils ausgeruht, sondern fleißig weitergearbeitet und unter anderem das bekannte Grundgerüst (Arena-Shooter) um neue Elemente erweitert (unter anderem größere Sprungelemente).
Geblieben sind unter anderem das Töten der zahlreichen Gegnertypen (von denen es ein paar Neue mit individuellen Stärken und Schwächen im Nah- und Fernkampf gibt) per Kettensäge und Spezialattacken. Weg gefallen ist die klassische Pistole, neu hinzu gekommen ist z.B. ein praktischer Flammenwerfer, der für ordentlich Zunder sorgt und den Gegnern buchstäblich einheizt. Was vor etlichen Jahren noch zu einer Indizierung geführt hätte, ist trotz seiner stellenweise enormen Brutalität heute kein Problem mehr. Dennoch gehört „Doom Eternal“ nicht in Kinderhände! Apropos Brutalität und Tempo: „Doom Eternal“ bietet euch verschiedene Schwierigkeitsgrade, die vom Anfänger bis zum „Doom Slayer Profi“ enorm viel zu bieten haben. Wer noch nie „Doom“ gespielt hat, der wird zwar auch auf dem untersten Schwierigkeitsgrad ordentlich ins Schwitzen kommen, da das Tempo noch einmal angezogen wurde, man nie herumstehen darf und immer mit Gegnern von allen Seiten her rechnen muss. Aber auch Profis werden auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad nicht selten ins Straucheln kommen. Dafür macht der neuste Ableger der Serie unglaublich viel Spaß, bietet er doch eine Menge taktischer Möglichkeiten. Einfach nur drauflos rennen wie bei einem „Serious Sam“ ist hier nahezu ausgeschlossen, da ihr so schneller das virtuelle Zeitliche segnen werdet, als ihr „Dämonen“ sagen könnt. Erschwerend hinzu kommt nämlich, dass in „Doom Eternal“ quasi am laufenden Band Lebensenergie und Munition knapp sind oder gerade dann ausgehen, wenn ihr sie dringend benötigt. So hält das Spiel das Adrenalinlevel beim Spieler permanent hoch. Was dieses irre Gefühl noch weiter in die höhe treibt, ist der knallharte Beat der zwischen Elektro und Heavy Metal schwankt und unglaublich viel zur Atmosphäre beiträgt. Auch der nötige Bass, der aus dem Subwoofer euch in die Magengrube hämmert, tut sein Übriges. Gerade die wuchtigen Waffengeräusche und das tolle Trefferfeedback wurden gut aufeinander abgestimmt. Die im Spiel zu findenden Waffen können wie gewohnt verbessert werden. Neben klassischen Wummen gibt es einige ausgefallene Modelle, die man gerne ausprobiert. Zwei Feuermodi besitzen fast alle, dazu kommen Spezialattacken, welche euch das dämonische Viehzeug zumindest kurz vom Leib halten. Da das Spiel oft auf verschiedenen Ebenen stattfindet, müsst ihr aufpassen, dass euch nicht mehrere Gegner von oben oder von unten gleichzeitig beharken. Dafür könnt ihr euch aber auch im Notfall einige Momente auf eine höher gelegene Ebene (oder andersrum nach unten hin) zurückziehen, so lange, bis ihr erneut angegriffen werdet oder bereit seid, anzugreifen. Manche Feinde kämpfen auch gegeneinander, was für euch ein taktischer Vorteil sein kann.
Nicht nur inhaltlich und akustisch macht die Reihe mit dem neuen „Doom Eternal“ einen weiteren Schritt nach vorn. Auch grafisch kann der neuste Teil überzeugen. Die Level sind allesamt sehr detail- und abwechslungsreich geworden und das Bildschirmgeschehen läuft zu jederzeit ohne Einbuße. In unseren Tests kam es zu keiner Zeit zu Rucklern, Tearing oder ähnlichen Unzulänglichkeiten, selbst dann nicht, wenn viel los war. Wo wir beim Thema Fortschritt sind: Das neue „Doom Eternal“ bietet euch eine umfangreiche Kampagne mit Story und Zwischensequenzen, was bei „Doom“ bislang bekanntermaßen ja nicht gerade auf der Tagesordnung stand. Natürlich kann auch dieser Teil keinen Pulitzerpreis für seine Hintergrundgeschichte einsacken. Aber hey: Nett ist es allemal so eine Rahmenhandlung spendiert zu bekommen. Und wer erwartet schon tiefgründige Dialoge?!

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Bethesda für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
U. Sperling