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Microsoft Flight Simulator 2020 | Review (XBSX)

| Marc Heiland | Konsolen
MSFS2020Bild1Als Microsoft vor rund zwei Jahren seinen neusten Ableger der legendären „Flight Simulator“-Reihe ankündigte, staunten Fans und Fachwelt gleichermaßen. Denn obwohl die alten Titel von Millionen Hobbypiloten rund um den Globus gekauft und Millionen Flugmeilen absolviert wurden, hatte Microsoft über viele Jahre hinweg keinen weiteren Teil angekündigt oder auch veröffentlicht. Doch dann erschien im vergangenen Jahr der „Microsoft Flight Simulator 2020“ und die Begeisterung war groß. Im Laufe der folgenden Monate sollten zahlreiche Updates den Titel weiter verbessern. In all den Monaten waren die Entwickler von Asobo jedoch nicht nur mit den Updates für die PC-Version beschäftigt, sondern werkelten nicht weniger fleißig an der Umsetzung für die Xbox Series. Nun ist also auch die Konsolen-Fassung erschienen und wir durften uns für euch in zahlreiche Cockpits setzen, um den „FluSi“ auf Herz und Nieren zu testen. Ob die Xbox Series X dabei einen ähnlich starken Eindruck bei uns hinterlassen hat, wie 2020 die PC-Fassung, erfahrt ihr im Test.
 
Ein Vorbild seit den frühen Anfängen
Ich muss zugeben, dass ich dem Flight Simulator seit seinem Start im Jahr 1982 anhänge. Schon damals, zugegebenermaßen inhaltlich und grafisch noch recht rudimentär gehalten, könnte Microsoft mit der Simulation überzeugen. Richtig große Sprünge machten jedoch erst die Teile vier und fünf. Während man in Teil vier selbst Flugzeuge erstellen konnte, „strotzte“ Teil fünf erstmals mit satten 256 Farben (was damals das Maximum an Möglichkeiten war) und erstmals auch mit einer 3D-Darstellung. Ein Jahr später, 1994, erschien der Flight Simulator dann auf CD und bot somit mehr Speicherplatz für neue Inhalte, welche bis dahin unmöglich schienen. In den 200ern überzeugte die Reihe mit etlichen Neuerungen, vielen verschiedenen Flugzeugen, Hubschraubern etc. sowie einer deutlich höheren Detailverliebtheit. Auch Schiffe, Autos etc. kamen beim „Flight Simulator X“ 2006 hinzu. Danach war jedoch zunächst einmal Schluss mit neuen Ablegern – bis zum vergangenen Jahr. 
 
Und mit dem neuen Teil nutzt Microsoft die scheinbar unendliche Leistungsstärke seiner Cloud. Denn dort koordiniert das Unternehmen alles, was ihr für einen perfekten Flug benötigt. Den Rest könnt ihr euch auf eure Xbox Series herunterladen. Zum Start gibt es nicht nur knapp zwei Dutzend Flugzeuge, die ihren real existierenden Pendants bis ins kleinste nachempfunden wurden, sondern auch mehr als 37000 Flugplätze (von denen manche eher das Prädikat „Flugfelder“ verdienen). Wer mehr will, der muss zur Premium-Version greifen. Allerdings gibt es auch dann noch nicht das gesamte Paket, dass sich Microsoft natürlich viele Inhalte, wie zum Beispiel akkurat und aufwendig modellierte Flugplätze oder Sehenswürdigkeiten, extra finanzieren lässt. Klar: Man muss irgendwie das Geld für die Lizenzen etc. reinholen. Doch bei den Preisen der Deluxe und Premium-Edition, ist man als Kunde schon finanziell gebeutelt genug. Offiziell heißt es, dass es sich um Inhalte von Drittanbietern handeln würde. Aber auch unter eigener Flagge gibt es weitere Updates und Inhalte. Allerdings ist wichtig zu wissen, dass es optionale Inhalte sind, die ihr nicht kaufen müsst. Meist sind es Flughäfen-Upgrades, da die Entwickler ein wenig gespart haben.
Zugute halten muss man dem Studio Asobo, dass der Titel noch viele Jahre mit Updates versorgt werden wird und man auf Realismus enorm viel Wert legt. So ist es möglich, sowohl das „Live-Wetter“, also das, das gerade im Moment des Spiels auf jedem Erdteil vorherrscht als auch die Tageszeit mit dem „echten“ Sonnentstand und den gerade in dem Moment vorkommenden Flugverkehr an den internationalen Flughäfen zu simulieren. So werden Atmosphäre und „mitten drin“-Gefühl perfektioniert. Hinzu kommt noch, dass es während des Flugs keinerlei Ladezeiten gibt. Lediglich vor jedem Flug werden die Daten einmal geladen, was einige Minuten in Anspruch nimmt. Dann aber genießt ihr selbst Langstreckenflüge „in einem Guss“. Wem die gerade aktuellen Wetterdaten dann aber doch nicht so ganz in den eigenen Streckenflug passen, der kann auch seine individuellen Vorlieben einbinden.
 
MSFS2020Bild2Damit die Welt auch so realistisch wie möglich aussieht, nutzt der Titel Microsofts Kartendienst Bing Maps. Dieser umfasst über 2000TB und ermöglicht es euch, zu jedem Ort der Erde zu reisen. Dass dabei natürlich nicht jede Stadt bis ins allerletzte Detail dargestellt wurde, ist klar. Ein Beispiel: Während viele Städte im Ruhrgebiet zumindest über markante Landmarken verfügen, sucht man die Großstadt Baden-Baden vergeblich. Hier sind nur Bäume zu sehen. Sowas ist natürlich ärgerlich. Abhilfe schaffen dürfte allerdings das Welt-Update 5, welches im August veröffentlicht werden soll und viele Teile Deutschlands in der Darstellung verbessern soll. Ähnlich ist es auch bei Hamburg City, wo viele Landmarken gar nicht oder nur teilweise zu erkennen bzw. zu finden sind. Die typische Skyline von Hamburg mit dem Hafen, den Musical-Gebäuden oder auch den wunderschönen Kirchen (allen voran der weltbekannte Michel) sucht man vergebens. Klar: Ich erwarte keine opulenten Frachter, keinen Hafengeburtstag oder flanierende Touristen (aber warum eigentlich nicht?). Aber zumindest ein wenig mehr Realismus wäre schon vor dem kommenden Welt-Update schön gewesen. Die Speicherstadt beispielsweise mit den markanten POIs oder auch St. Pauli mit zumindest etwas Flair. Seltsam verläuft auch die Suche. Gebe ich beispielsweise bekannte Namen wie Rhodos oder Kreta ein, die auch über entsprechend große Flughäfen verfügen, erhalte ich vom Spiel keine Trefferanzeigen. Um überhaupt zu wissen, ob diese beiden im Spiel enthalten sind, muss ich die Weltkarte ranzoomen und innerhalb Griechenlands suchen, was mehr oder weniger umständlich ausfallen kann. Zoome ich weit genug rein, kann ich dann auch kleine Ortschaften finden, sehe aber die übrigen nicht, da ich nur einen Ausschnitt angezeigt bekomme. Auch ist es daher nicht möglich, POI wie Knossos, den Hafen von Rhodos uvm. anzufliegen. Das ist insofern ärgerlich, als dass die Weltkarte ja sogar damit wirbt, an jeden Ort der Welt fliegen zu können. Unverständlich ist, dass die besuchten Flughäfen oder Favoriten nicht sofort in der Liste der Flughäfen auftauchen, sondern von den Entwicklern vorgegebene. Diese ganzen Ungereimtheiten sollten mit einem der nächsten Updates behoben oder zumindest dem Spieler erklärt werden. 
 
Abgesehen von diesen „Darstellungsungenauigkeiten“ strotzt das Spiel aber dennoch vor optischem Bombast. Wer morgens über Köln fliegt, der kann die City mit ihrem weithin sichtbaren Dom bewundern. Im Abendrot staunt man über die Skyline von Frankfurt oder den Dresdner Zwinger. Spiegelungen, Licht- und Schattenspiele, volumetrische Wolken, Raytracing – die Liste ließe sich schier endlos weiterführen. Kleine Dinge, wie der fließende Verkehr auf der A1, Schiffe auf dem Rhein uvm. sind es, die uns tief in die Welt des Flight Simulators eintauchen lassen. Dabei gibt es nur selten Ruckler oder starke Fade-ins, Pop Ups und die Texturen sind nur dann schwammig, wenn ihr zu nah über die Gebäude und Berge fliegt. Dies lässt sich in Anbetracht der ansonsten famosen Optik jedoch verschmerzen. Auch in anderen Ländern sind POIs in Hülle und Fülle zu bewundern. Der Petersdom in Rom, der Canale Grande in Venedig, der Eiffelturm in Paris, die Oper in Sydney, der Tafelberg – um nur ein paar Highlights zu nennen. Dass diese Fülle an grafischer Opulenz dann auch mit 30fps und 4K über den Bildschirm zieht, zeigt, wie viel Power hinter der Xbox Series X steckt und was künftig noch alles machbar sein wird. Die Series S bietet zwar „nur“ eine Auflösung von Full HD (also 1080p) – dennoch sind die Panoramen nicht minder malerisch anzusehen. 
Apropos Highlights: Ich hatte ja bereits eingangs von den verschiedenen „echten“ Flugzeugen gesprochen, die ihren real existierenden Vorbildern bis ins kleinste Detail gleichen. Dies gilt selbstverständlich nicht nur für das Äußere, sondern auch für die Nachbildung des Cockpits mit den jeweiligen Instrumententafeln und den „Sound“, also die Motoren, Turbinen etc. Auch auf feinste Nuancen, wie die Geräusche des Windes, wenn er an den Flügeln der Maschinen vorbeigleitet, wurde geachtet. Und dank der (optional) ausführlichen Funkunterstützung vom Boden seid ihr immer über das, was um euch rum geschieht, informiert.
Da es im Spiel keine echten Missionen oder gar eine Kampagne gibt, könnt ihr euch einfach durch die Lüfte tragen lassen, im „Entdeckungsmodus“ dabei von den Entwicklern festgelegte Ziele, wie die Pyramiden von Gizeh oder den Mount Everest erkunden, während ihr in den „Wildnisflügen“ euch diversen Herausforderungen stellt. 
 
Vom Hobbypiloten bis zum Flugexperten ist für jeden etwas dabei
Da der „Flight Simulator“ seinem Namen natürlich schon seit jeher Ehre bereitet, könnt ihr euch in der aktuellen Version wieder jede noch so kleine Einstellung selbst vornehmen. Damit ihr stets alles Wichtige im Blick habt, stehen Checklisten bereit. Wem das alles zu viel ist, der schaltet auf Wunsch KI-Unterstützungen hinzu. Anfängern vermittelt die Flugschule das nötige Know How. Gesteuert werden können die Maschinen mittels Controller, der auf Druck auf den linken Stick auch zum Cursor wird, um euch durch die verschiedenen Menüs und Anzeigen zu führen, Tastatur und Maus oder diverser für FluSims entwickelter Peripherie, die – ähnlich wie bei Pedalerie und Lenkrädern im Bereich der Autorennen – preislich von einem schmalen Budget bis zum beinahe schon rahmensprengenden Eingabeset reichen. Hierzu können wir euch auch nach einigen Flugstunden auch ausdrücklich raten, da die Belegung des Controllers schon wirklich Grenzen sprengt. 
 
9Fazit: In den vergangenen zwölf Monaten, seitdem der „Microsoft Flight Simulator 2020“ für den PC erschienen ist, wurde der Titel kontinuierlich verbessert und auch in den kommenden Jahren sollen noch viele Inhalte verfügbar gemacht und Updates aufgespielt werden, um den FluSi zum besten aller Zeiten zu machen. Bereits zum aktuellen Stand bietet euch Asobo ein unglaublich tolles und umfangreiches Paket an, dass auch auf der Xbox Series X mit fantastischen Panoramen, unzähligen Möglichkeiten und viel Spaß für Einsteiger und Profis aufwarten kann. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt und diverse Verbesserungen sollten nachgereicht werden. Bei dem, was die Entwickler jedoch bereits an Arbeit in den Titel investiert haben und den Plänen für die nahe Zukunft, ist mir nicht bang, dass sie ihre Versprechen einhalten werden und auch die letzten Probleme ausmerzen. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Microsoft für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
 
U. Sperling
 

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