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Tormented Souls | Review (XBSX)

| Marc Heiland | Konsolen
TormentedSoulsReminiszenzen an alte Spiele sind dieser Tage sehr begehrt. Nicht nur, dass man durch Remakes und Remaster versucht, sich dem Original zu nähern, um es ins aktuelle Zeitalter zu übertragen. Auch Spiele, die sich bewusst an ursprüngliche Genre-Wegweiser anzulehnen, sind (wenngleich eher als Nischenprodukt) hin und wieder eine echte Offenbarung. In letzte Kategorie möchte sich auch der kleine Titel „Tormented Souls“ einreihen. Denn vieles von dem, was wir hier als Spieler zu sehen bekommen und die Art, wie das Gameplay gestaltet wurde, erinnert an Resident Evil. Wir haben uns das Spiel einmal genauer angeschaut.  
 
Old school muss nicht immer schlecht sein
Dass man als Spieler, der bereits in den 1990ern aktiv war, bereits in den ersten Spielminuten mehrere Parallelen zu Capcoms-Meisterwerk zieht, liegt auf der Hand. Zwar geht es hier weniger in ein Herrenhaus, sondern stattdessen eine Villa im Viktorianischen Stil. Dafür sind jedoch Schalterrätsel, große Türen, limitierte Waffenmunition uns Speicherplätze sowie eine feste Kamera und eine eher umständliche Steuerung wie 1:1 aus Resi kommend. Auch die Geräuschkulisse weißt Ähnlichkeiten auf. Wer also auf derart nostalgisches Spielgefühl setzt, wird mit „Tormented Souls“ zufrieden sein. Für diejenigen allerdings, die auf actionorientierte Ballerorgien, modernes Leveldesign, eine freie Kamera und facettenreiches Gameplay Wer legen, ist der Titel definitiv nichts. 
 
Dafür sind die Gegner herrlich skurril und können uns – dank der bereits angesprochenen limitierten Munition – das eine oder andere Mal ganz schön ins Schwitzen bringen. Auch mit Ekelmomenten spart der Titel nicht. Schockierende Jumpscares gibt es ebenfalls. Die Grafik ist zweckmäßig, reicht jedoch zu keiner Zeit an „Resident Evil: Village“ heran. Aber das kann und will das Spiel auch gar nicht, zumal bei der Entwicklung nur ein Bruchteil des Budgets der Entwickler des neuen Resis zur Verfügung gestanden haben dürfte. Allein die PR, welche Capcom in den achten Teil der Reihe gepumpt hat, dürfte wohl die Entwicklungskosten (und wohl auch das Einspielergebnis) von „Tormented Souls“ übertreffen.
 
Doch worum geht es in diesem Werk eigentlich genau? Das dürften sich die meisten von euch bestimmt fragen, zumal das Spiel wohl nicht gerade selten unter dem Radar geflogen ist. Im Spiel übernehmen wir die Rolle der 26-jährige Caroline Walker, die sich auf den Weg zu einer Adresse begibt, nachdem sie einen Brief mit Foto von zwei kleinen Zwillingsschwestern erhalten hat. Dieser enthielt lediglich die Frage: „Glaubst du wirklich, dass du uns einfach hier sitzenlassen kannst?“ und scheint somit Caroline irgendwie getriggert zu haben, dass sie sich – mir nichts, dir nichts – auf den Weg macht. Kurze Zeit später erreicht sie ein Krankenhaus, das einstmals eine luxuriöse Villa war. Dort angekommen wird sie bewusstlos geschlagen. Als sie aufwacht, befindet sie sich nackt in einer mit undefinierbarem Zeug gefüllten Badewanne und einem Schlauch im Hals wieder. Darüber hinaus wurde ihr ein Auge ausgeschlagen. Weiteres weiß sie nicht. Nachdem sie den Schlauch ausgewürgt hat, macht sie sich auf die Suche nach der Ursache ihres Leids und wird dabei auf allerlei Abstrusitäten stoßen. Mehr erfahren wir über die Protagonistin leider (noch) nicht. Schade ist außerdem, dass viele Inhalte der eigentlich gut angelegten Hintergrundgeschichte in Tagebucheinträge gestopft anstatt offen – am besten sogar in Cutscenes – erzählt zu werden. So gehen dem Titel eine Menge Potential und Atmosphäre verloren. 
 
Einen „Old School“-Faktor, der heutzutage viele Spieler nervt, der allerdings bei einem Retro-Titel wie diesem quasi in die Spiel-DNA gepflanzt wurde, ist die hakelige, unpräzise und umständliche Steuerung, die ihr nicht verändern könnt. Träge und unelegant zieht Caroline ihre Wege durch das villenartige Krankenhaus. Und dann die undankbare, weil nicht frei bewegbare Kamera! Wie oft sind wir angegriffen worden und konnten nicht rechtzeitig agieren, weil die Kamera das Geschehen aus einer derart ungünstigen Position gezeigt hat, dass wir einfach keine Chance hatten. 
 
Zwischen den Kämpfen gibt es diverse Rätsel, die das Ganze ein wenig auflockern sollen. Neben den bereits erwähnten Schalterrätseln, müssen Dinge entschlüsselt oder zum Laufen gebracht werden. Dass bei den Rätseleinlagen die Zeit nicht angehalten wird, ist natürlich klar und setzt uns stellenweise gehörig unter Druck. Wenn dann einer der fiesen, oftmals undefinierbaren Gegner auf uns zu schleicht oder rennt, geht das Stresslevel hoch. Der nächste Haken, der in den 1990ern noch zum Normalen gehört, heute aber mehr als angestaubt wirkt, ist die Verteidigung. Wollt ihr nämlich schießen, so könnt ihr euch nicht von der Stelle bewegen und umgekehrt. Auch bei den Ausweichschritten wirkt die Protagonistin eher träge denn agil. Selbiges gilt für die gesamte Spiel-KI. 
 
7Fazit: Wer die alten Resident Evil-Titel oder Spiele wie Silent Hill und Co. Mitte der 1990er-Jahre geliebt hat, wird auf jeden Fall seine Freude an „Tormented Souls“ haben, da der Titel mit jeder Faser Retro atmet. Wer jedoch auf moderne Klassiker Wert legt, die ohne den „alten“ Ballast daher kommen, der macht lieber einen großen Bogen um das Spiel. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei den Entwicklern für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.
 
L. Zimmermann
 

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