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As Dusk Falls | Review (XBSX)

| Marc Heiland | Konsolen
AsDuskFallsBild1Entwickler und Publisher besitzen heutzutage kaum noch Mut. Statt neue Wege zu gehen, etwas zu wagen und dabei möglicherweise auch auf die Nase zu fallen, entwickeln sie den xten Aufguss alter IPs, die oftmals einfach nur noch nerven. Dass es auch anders geht, beweisen kleinere Studios, die Perlen wie „Limbo“, „The Eternal Cylinder“, „Unravel“ oder auch „It takes two“ auf den Markt gebracht und mit ihren „kleinen“ Spielen ein Millionenpublikum begeistern konnten. In diese Kerbe will auch das im Graphic-Novel-Look gehaltene und exklusiv für die Xbox-Familie erschienene Spiel „As Dusk Falls“, welches aktuell im Game Pass kostenlos enthalten ist, schlagen. Wir haben den von INTERIOR/NIGHT entwickelten Titel einmal genauer angeschaut und klären im Test, ob uns das Spiel überzeugen konnte.  
 
Wenn Schicksale in aufeinanderprallen 
Im Mittelpunkt des Spiels stehen die Familie Walker (Mutter, Vater, Tochter und Großvater), die auf einer Reise sind und drei Brüder, die auf der Jagd nach dem schnellen Geld sind. Während die Familie durch einen Autounfall in einem Motel an der legendären „Route 66“ landen, versuchen die drei Brüder, einen Einbruch zu begehen. Dass es das Haus des ortsansässigen Sheriffs ist und dass der Einbruch vollkommen aus dem Ruder läuft, kann man sich fast schon denken. Denn nachdem der Sheriff die Diebe auf frischer Tat ertappen konnte, machen sich die drei Brüder aus dem Staub und landen – wie sollte es auch anders sein – in genau dem Motel, in dem auch die Familie Walker untergekommen ist. Aus dieser aufgeladenen und brandgefährlichen sowie äußerst emotionalen Situation entspinnt sich eine packende Story, die nicht nur sehr gut erzählt wird, sondern auch komplett lokalisiert und mit erstklassigen deutschen Sprechern vertont wurde. 
 
Heavy Rain und Co. lassen grüßen
Bis dahin klingt „As Dusk Falls“ nach einem ganz normalen Spiel. Doch zwei Dinge heben es von der Masse ab. Zum einen ist dies die große Entscheidungsfreiheit, die euch alle paar Minuten verschiedene Optionen an die Hand gibt, zu agieren, zu reagieren und Gespräche in verschiedene Richtungen zu lenken. Dabei wird nicht immer sofort ersichtlich, wie stark eure Entscheidungen AsDuskFallsBild2Auswirkungen auf die Story haben. Das Grundgerüst ist stets dasselbe. Doch innerhalb dieser Vorgaben bleibt vieles möglich. 
 
Dass es sich beim Entwickler INTERIOR/NIGHT unter der Leitung von Caroline Marchal, der ehemaligen führenden Game-Designerin der Spiele „Heavy Rain“ und „Beyond: Two Souls“ handelt, wird recht früh deutlich, da „As Dusk Falls“ einem ähnlichen Prinzip unterworfen ist. Immerhin müsst ihr nicht permanent irgendwelche Button-Kombinationen oder Imitationen von Bewegungen mit dem DualSense-Controller vollführen. 
 
Der zweite Punkt, der den Titel von den meisten anderen Spielen unterscheidet, ist die Darstellung der Gestik und Mimik der handelnden Personen in einer Art Comiczeichnung. Statt flüssige Animationen sind die Bewegungen der Protagonisten in leichte Positionswechsel gekleidet. Dieser eigenwillige, Standbildern ähnelnde Grafikstil mag nicht jedermanns Geschmack sein und einige unter euch möglicherweise auch abschrecken. Doch so lässt man sich – meiner Meinung nach – viel mehr auf die Dialoge ein und lässt das Kopfkino rotieren. 
 
Für das Indie-Studio war es vielleicht auch eine Frage des zur Verfügung stehenden Budgets, warum man diesen Weg gegangen ist und auch die Umgebungen etwas schlichter zu halten. Dies soll allerdings nicht heißen, dass „As Dusk Falls“ ein schlecht aussehendes Spiel ist – ganz im Gegenteil! Es ist einfach „anders“. Mehr Comic, weniger klassisches Spiel – so könnte man das Ganze betiteln. Durch diesen gewollten Minimalismus stehen die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander stärker im Fokus, da keine Effekte oder andere Dinge von der eigentlichen Handlung ablenken. Und hier spielt „As Dusk Falls“ ganz klar seine Stärken aus. Denn viele Motive werden deutlich feiner ausgearbeitet, sind nachvollziehbarer und lassen stärker und intensiver mitleiden als in „normalen“ Spielen. Auch sorgen diverse Twists innerhalb der Story dafür, dass man als Spieler nie sicher sein kann, wer hier nun „die Guten“ und „die Bösen“ sind. Auf einfache schwarz-weiß Malerei wurde hier bewusst verzichtet. Durch all die genannten Punkte motiviert „As Dusk Falls“ auch dazu, das Spiel noch ein zweites, vielleicht auch ein drittes Mal durchzuspielen, um zu schauen, inwieweit andere Handlungsentscheidungen sich auf das Geschehen auswirken. 
 
Die Story bietet euch einige interessante Stunden vor dem heimischen Fernseher. Sechs bis acht Stunden solltet ihr die beiden großen Teile, die sich nicht nur mit den Geschehnissen im Motel, sondern auch mit der Vorgeschichte und den Folgen für die Charaktere  (über einen Zeitraum von 30 Jahren), befasst, einplanen.
 
Wer nicht allein spielen möchte, der kann „As Dusk Falls“ auch mit bis zu sieben weiteren Mitstreitern spielen. Dies ist sowohl offline als auch online möglich. Hierzu wird einfach nur das Smartphone genutzt und Entscheidungen via Mehrheitsentscheid über die App durchgeführt. Nach jedem Kapitel erhaltet ihr dann eine Wertung für euer Vorgehen. 
 
Fazit: Beinahe hätte ich „As Dusk Falls“ gar nicht auf dem Schirm gehabt. Während andere Spiele mit viel PR-Tamtam promotet 8werden, ist für dieses kleine Indie-Spiel recht wenig Werbung gemacht wurden. Dies ist insofern schade als dass der Titel durchaus Potential hat – wenn ihr euch auf die beiden erwähnten Besonderheiten einlassen könnt. Wer im Besitz des Game Pass ist, erhält „As Dusk Falls“ als kostenlosen Teil des Passes. Für uns ist das Spiel eine echte Überraschung und somit gibt es auch eine Empfehlung für euch, dem Titel eine Chance zu geben! 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.
 
L. Zimmermann

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