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The Chant - Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen
TheChantIch muss zugeben, dass ich mich im Zuge der gamescom auf „The Chant“ als Gruselspiel gefreut hatte. Zugegebenermaßen hielt ich es für eine schlechte PR-Entscheidung, der Titel ausgerechnet zeitnah zum heißersehnten PS5-Blockbuster „God of War: Ragnarok“ auf den Markt zu bringen und auch in der Nähe zu „The Callisto Protocol“ und dem letzten „The Dark Pictures: Devil in me“ zu liegen. Aber was soll man machen: Irgendwann muss ja auch ein Spiel mal herauskommen! Was mich dann auch noch ein wenig abschreckte, waren die ersten Trailer zum Spiel, da es grafisch sich eher auf PS3-Niveau zu bewegen schien als auf dem der aktuellen Konsolengeneration. Dennoch war ich gespannt, ob der mystische Kult mich in seinen Bann ziehen würde. Was ich nach dem Durchspielen denke, verrate ich euch im Test, den ich anhand der PS5-Fassung geschrieben habe.  
 
Ein Guru und seine Jünger
„The Chant“ ist das erste Spiel des kleinen Indie-Studios Brass Token und wird über Prime Matter veröffentlicht. Der Entwickler nennt es in seiner Beschreibung ein „kosmisches Horror-Action-Adventure-Spiel mit Survival-Action-Gameplay und charakter- und geschichtenbasierter Erzählung“. Ihr schlüpft in die Rolle von Jess, die unter den Folgen des tragischen Todes ihrer Schwester leidet. Auf einer Insel namens „Glory Island“, wo eine mysteriöse Sekte unter der Leitung des Gurus Tyler ihre Zelte aufgeschlagen hat, will sie zur Ruhe kommen und Geist, Körper und Seele in Einklang bringen. Diese Elemente gehören dann auch zur Basis des Spiels. 
 
Zunächst geht es recht gemütlich zu. Ihr trefft auf eure Freundin, die euch zur Teilnahme an einem Ritual auf der Insel eingeladen hat, sprecht mit den anderen Bewohnern und sammelt erste Items ein. Dann geht es an das besagte Ritual, das – wie sollte es auch anders sein – aufgrund einer Störung innerhalb der Sektengemeinschaft gewaltig schief geht. Von da an ist nichts mehr auf der Insel, wie es war. Denn Wesen, die aus einer anderen Dimension auf die Insel gelangen, wollen nach und nach die Macht über die Sektenmitglieder gewinnen. Dazu ernähren sie sich von den schlechten Gefühlen der Bewohner, von denen es natürlich mehr als genug gibt. Was bleibt Jess also über als sich der Kreaturen zu erwehren und zu versuchen, alles wieder ins Lot zu bringen. Da Jess aber selbst von negativen Emotionen, die leicht zu Panikattacken führen können, geplagt wird, ist es stets ein schmaler Grat zwischen nötiger Distanz und leichtem Wahnsinn, der sie begleitet. Daher muss sie unter anderem Pflanzen, Pilze oder Edelsteine finden, die ihren Geist, den Körper sowie ihre Seele einigermaßen zurück ins Gleichgewicht bringt. 
 
Prinzipiell klingt das recht spannend, zumal das Ganze vom bekannten Komponisten Paul Ruskay mit einem Score unterlegt wird, der an die Zeit der 70er erinnert und permanent eine packende Atmosphäre erschafft. Was in der Theorie noch positiv scheint, wird durch verschiedene Elemente in der Praxis jedoch gestört. Da wäre der auffälligste Aspekt: Die Grafik. Natürlich kann ich von einem kleinen Independent-Studio, dass sich mit bescheidenen finanziellen Mitteln begnügen muss, keine Hochglanzproduktion erwarten. Dennoch wirken vor allem die Charaktere eher als kämen sie von der PS3. Da wäre mehr möglich gewesen. Auch bei der Umgebungsgrafik, die die Insel zwar recht hübsch in Szene setzt, aber dann an vielen Ecken und Enden durch fehlende Abwechslung recht eintönig wirkt, wäre etwas mehr Ideenreichtum der Entwickler wünschenswert gewesen. 
 
Hinzu kommt, dass wir bei jeder Tür einen Button drücken müssen, um sie zu öffnen. Zugegebenermaßen ist dies auch bei aktuellen AAA-Produktionen häufig der Fall. Allerdings gibt es dort entweder weniger Türen, da hier auch kleine Bereiche durch Türen voneinander getrennt sind, oder es fühlt sich insgesamt weniger aufgesetzt an. Drittens sind die Gruselelemente selten wirklich gruselig und hin und wieder sogar vorauszusehen.  Was jedoch sehr schade ist, ist das verschenkte Potential im Bereich der Story sowie ausgefeiltere Dialoge. Beides ist sehr flach und passt nicht immer zu dem, was gerade auf dem Bildschirm passiert. Auch wenn die Entwickler versprechen, dass die Entscheidungen, welche wir im Spiel innerhalb der Dialoge treffen können, Auswirkungen auf das Ende haben werden, muss ich sagen, dass mich nach dem Durchspielen nichts motiviert hat, noch einmal den Trip zu wagen. Daran ist auch das Craften von Waffen Schuld. Was bringt es mir, dass ich Waffen herstellen kann, wenn die Rohstoffe so selten sind oder schwer zu finden und so rasch im Kampf kaputt gehen, sodass ich in einigen Kämpfen gegen stärkere Gegner unweigerlich den Kürzeren ziehe. Da es nicht immer so einfach ist, den Gegnern auszuweichen oder vor ihnen zu fliehen, segnet man gerade zu Beginn häufiger das Zeitliche, als einem lieb sein kann. Um die Gegner schleichen ist leider ebenfalls nicht möglich. Wer das mag, könnte Gefallen an den Kämpfen haben. Alle anderen dürften schon nach der Hälfte des Spiels keine Lust mehr auf „The Chant“ haben. 
 
Fazit: Ich habe mich wirklich auf „The Chant“ gefreut. Doch die mittelmäßige Grafik, die oberflächliche Story, die schwache Charakterzeichnung, die teils dämlichen 6Dialoge, die nicht immer überzeugenden deutschen Sprecher, die miesen Kämpfe, das suboptimal gelöste Crafting und die schwachen Gruseleffekte haben mir den Spaß am Spiel genommen. Daher solltet ihr gerade im November, in dem viele Spiele auf den Markt kommen, mit einem Kauf warten und schauen, ob ihr zugreift, wenn das Spiel günstig zu erhalten ist. 
 
Die inn-joy Redaktion vergibt 6 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Plaion für das zur Verfügung gestellte Rezensionsmuster.
 
U. Sperling

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