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Call of Duty: Modern Warfare II - Test der Kampagne (PlayStation 5)

| Marc Heiland | Konsolen
CODPS5Wir schreiben das Jahr 2010. Es ist das Jahr des großen Showdowns zwischen „Medal of Honor“, dem seit Ende der 1990er als unangefochtenem Platzhirschen im „Weltkriegsshooter“-Genre geltenden Titel aus dem Hause Electronic Arts und „Call of Duty“, der aufstrebenden Marke von Activision Blizzard, die es zum damaligen Zeitpunkt bereits seit sieben Jahren gibt und die dem altehrwürdigen Veteranen, der durch die zahlreichen Erfolge müde und satt geworden ist, mittlerweile den Rang abgelaufen hat. Mit „Black Ops“ und der Neuausrichtung „Medal of Honor“, stehen sich die Kontrahenten ein allerletztes Mal Auge in Auge gegenüber. Die finale Schlacht wird zugunsten von „Call of Duty“ gewonnen und infolge dessen erscheinen von EA keine „echten“ neuen Serien-Ableger mehr. Was bleibt, ist für die Fans von „Medal of Honor“ ein wehmütiger Blick in die Vergangenheit.  
 
Mittlerweile sind seit dem letzten Aufeinandertreffen der Giganten fast dreizehn Jahre vergangen und die „CoD“-Reihe hat sich einen neuen Gegner gesucht. Mit „Battlefield“ griff Electronic Arts neue an. Nachdem allerdings der letzte Teil ziemlich floppte, steht „Call of Duty“ mit „Modern Warfare 2“ erneut an der Spitze des Genres und muss sich nur noch mit sich selbst als Konkurrenten befassen. Und genau hierin liegt das große Problem der Reihe. Denn all das, was die Reihe in den letzten Jahren auszeichnete, wie unter anderem Massenschlachten und vor allem provokante Szenarien, lockt heute immer weniger Spielerinnen und Spieler vor den Bildschirm. Geblieben ist da lediglich der Multiplayer, den jedoch auch andere Genrevertreter besser hinbekommen. Wie steht es also um „Cod“ im Jahr 2022 und wohin kann sich die Reihe noch entwickeln? Fragen zur Zukunft werden natürlich nur von Activision Blizzard beantwortet werden können. Zur diesjährigen Ausgabe und dem aktuellen Status gibt es hingegen die Antworten von uns. 
 
Alles anders und doch vieles gleich?
Es ist ein Novum, dass Vorbesteller bereits eine Woche vor dem Launch des vollständigen Spieles die Kampagne spielen können. Ob sich die Entwickler von Infinity Ward hiermit einen Gefallen getan haben, sei mal dahingestellt. Über den Inhalt und die Qualität können wir daher schon mehr sagen, als wenn wir bis zum Launch hätten warten müssen.
 
Im neuen Ableger der Reihe sind wir wieder als Teil der „Task Force 141“ unterwegs. Auf ihrer Mission sind sie im Nahen Osten, den USA, Amsterdam und in Mexico vor Ort. Dabei treffen wir auf die bekannten und beliebten Charaktere Ghost, Soap, Gaz und Price sowie einer mexikanischen Spezialeinheit und ihrem Anführer, Colonel Alejandro Vargas. Die Handlung ist – wie wir es aus den allermeisten Vorgängern kennen – sehr flach und bietet kaum Entwicklungsmöglichkeiten für die einzelnen Charaktere. Wer sich – so wie wir – wundert, warum eigentlich alle Teammitglieder an Bord sind: Reboots machen es möglich. Ach ja: General Shepherd ist übrigens auch wieder mit dabei. Und genau dieser ist indirekt dafür verantwortlich, dass wir mit der „Task Force“ wieder mal um den Globus hetzen müssen. Denn dummerweise sind einem Top Terroristen einige US-amerikanische Mittelstreckenraketen in die Hände gefallen und wer darf es ausbaden? Ganz genau: Wir! 
 
CODBild2Nur wenige Minuten nach dem eher bekannten als spannenden Einstieg in die Story geht dann die Action los. Unsere erste „echte“ Mission findet in Amsterdam statt. Und hier zeigt sich, dass Infinity Ward endlich mal mitgedacht hat: Statt groß inszenierter Schlachten sind wir im kleinen Team unterwegs, was zur Folge hat, dass wir uns aufs Schleichen und unerkannt bleiben verlegen müssen. So kommen endlich mal Abwechslung und Motivation ins Spiel. Statt ballern bis der Arzt kommt (davon gibt es dennoch mehr als genug im Spiel), heißt es: Hirn an und wachsam bleiben! Gleiches gilt dann auch für eine Sniper-Mission. Richtig gelungen ist dann die Mission, in der ihr als schwer verletzter Soap euch durch einen Ort in Mexiko schlagen und komplett improvisieren müsst, um euer Ziel zu erreichen und euch eurer Haut zu erwehren. Statt auf schlagkräftiger Waffen setzt ihr auf mit diversen Haushaltsgegenständen gebastelten Verteidigungselementen. Hier erkennt man, dass Infinity Ward auch neue Gedanken für die in die Jahre gekommene Serie in Petto hat. Gelungen ist ebenfalls die Mission, in der wir aus der Luft Unterstützung bieten, und in der Thermalansicht das Geschehen verfolgen. Wir hören dabei bruchstückhaft, was in den Gebäuden vor sich geht und reimen uns einige Einzelheiten zusammen. Das Geschehen sehen wir von weit weg aus der Vogelperspektive. Was wir im Test ein wenig schade gefunden haben, ist, dass die verschiedenen Orte sehr unausgewogen im Spiel vorkommen. Aber es gibt auch Missionen, die einfach nur nerven. So beispielsweise die, in der wir eine gefühlte Ewigkeit einem schier endlosen Truck folgen. Hier müssen wir nicht nur aus dem Fenster heraus auf Gegner zielen, sondern auch auf andere Fahrzeuge springen, was leider trotz der Betätigung des X-Buttons nicht immer exakt klappt, Minen ausweichen, was ebenfalls zu einer Herausforderung wird, da nicht alle gut zu sehen sind oder feindlichen Minenlegern ausweichen. 
 
Die Power der neuen Konsolen?
Wir haben in den vergangenen zwei Jahren nach dem Launch der neuen Konsolengeneration bereits einige Titel gesehen, die in der Lage sind, eine enorm detaillierte und beeindruckende Kulisse auf die Beine zu stellen. Bei dem neuen Call of Duty schwankt die Qualität teils deutlich. So sehen die Favelas in Mexico oder auch Amsterdam einfach nur toll aus. Wenn aber dann Action aufkommt oder schnelle Bewegungen an der Tagesordnung sind, erkennt man, dass die Engine veraltet ist. Denn sichtbare Pop-Ups und stellenweise Fade-ins sind einer leistungsstarken PS5 unwürdig. Die Ladezeiten sind hingegen ok, reißen aber auch keine Bäume aus. Besser hingegen wirken das Licht- und Schattenspiel sowie Panoramen. Die Charaktere wurden gut animiert, die Gesichter der NPCs hingegen wirken einmal mehr recht hölzern.  
 
Auf der PS5 hat „Call of Duty: Modern Warfare 2“ natürlich noch einen weiteren Vorteil: Dank des DualSense-Controllers fühlt ihr das Spiel in euren Händen. Ob das Nachladen, das Schießen, klemmende Waffen oder Explosionen – alles ist wirklich spürbar und bietet ein fantastisches „mitten drin“-Gefühl, wie es in dieser Konsolengeneration nur auf der PS5 möglich ist. Leider gibt es auch in 2022 einen altbekannten Wermutstropfen: Die gegnerische KI kommt abermals kaum über Schießbuden-Niveau heraus. Das nimmt dem ansonsten wirklich glaubwürdigen Shooter in der Kampagne das letzte Stück Immersion. Auch bei einem weiteren Punkt kann man geteilter Meinung sein: Dem Sound und den Synchronsprechern. Zwar baut der Sound eine gute Surround-Kulisse auf , der Subwoofer kommt häufig zum Einsatz und auch die Dialoge sind klar und deutlich zu verstehen. Was allerdings seltsam wirkt, sind die Sounds der Waffen und die Explosionsgeräusche (nicht nur) der Granaten. Hier hatten wir ab und an das Gefühl, dass diese nicht in die ansonsten gelungene auditive Kulisse hineinpassen. Die deutschen Synchronsprecher wirken nicht immer gut gewählt. Gerade Shepherds Stimme fanden wir schlecht ausgewählt. Natürlich hat Infinity Ward auch an die Multiplayer-Fans gedacht und bietet euch altbekannte und neue Spielmodi. Auf den „Core-Maps“ (6v6) sind dies „Frei für Alle“, „Team Deathmatch“, „Herrschaft“, „Stellung“, „Hauptquartier“, „Kontrolle“, „Gefangenenbefreiung“, „Knock Out“ sowie „Search & Destroy“. Dazu kommen die „Battle-Maps“ für bis zu 32 bzw. 64 Spieler. Dies sind „Ground War“ und „Ground War Invasion“. 
 
Fazit: Nach dem eher durchwachsenen Vorgänger hat mir die Kampagne von "Call of Duty: Modern Warfare 2" deutlich besser gefallen. Die Missionen sind abwechslungsreicher, die Locations gelungen, die Tatsache, hier eher auf minimalistische Kämpfe statt größere Schlachten zu setzen und nicht permanent mit der 7moralischen Keule zu schwingen - all das überzeugt. Da jedoch auch der neuste "MW"-Ableger wenig Neues zu bieten hat und nach wie vor keinen Sprung nach vorne liefert, bleibt der Kampagne eine noch höhere Note verwehrt. Auf den Multiplayer sind wir aktuell nicht eingegangen, da wir aus zeittechnischen Gründen hierzu erst später einen Test veröffentlichen könnten. Wir bitten dies zu entschuldigen.
 
Die inn-joy Redaktion vergibt für die Solokampagne 7 von 10 Punkten.
 
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Activision Blizzard für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
 
U. Sperling

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