Call of Duty: Modern Warfare II - Test der Kampagne (PlayStation 5)
| Marc Heiland | Konsolen

Mittlerweile sind seit dem letzten Aufeinandertreffen der Giganten fast dreizehn Jahre vergangen und die „CoD“-Reihe hat sich einen neuen Gegner gesucht. Mit „Battlefield“ griff Electronic Arts neue an. Nachdem allerdings der letzte Teil ziemlich floppte, steht „Call of Duty“ mit „Modern Warfare 2“ erneut an der Spitze des Genres und muss sich nur noch mit sich selbst als Konkurrenten befassen. Und genau hierin liegt das große Problem der Reihe. Denn all das, was die Reihe in den letzten Jahren auszeichnete, wie unter anderem Massenschlachten und vor allem provokante Szenarien, lockt heute immer weniger Spielerinnen und Spieler vor den Bildschirm. Geblieben ist da lediglich der Multiplayer, den jedoch auch andere Genrevertreter besser hinbekommen. Wie steht es also um „Cod“ im Jahr 2022 und wohin kann sich die Reihe noch entwickeln? Fragen zur Zukunft werden natürlich nur von Activision Blizzard beantwortet werden können. Zur diesjährigen Ausgabe und dem aktuellen Status gibt es hingegen die Antworten von uns.
Alles anders und doch vieles gleich?
Es ist ein Novum, dass Vorbesteller bereits eine Woche vor dem Launch des vollständigen Spieles die Kampagne spielen können. Ob sich die Entwickler von Infinity Ward hiermit einen Gefallen getan haben, sei mal dahingestellt. Über den Inhalt und die Qualität können wir daher schon mehr sagen, als wenn wir bis zum Launch hätten warten müssen.
Im neuen Ableger der Reihe sind wir wieder als Teil der „Task Force 141“ unterwegs. Auf ihrer Mission sind sie im Nahen Osten, den USA, Amsterdam und in Mexico vor Ort. Dabei treffen wir auf die bekannten und beliebten Charaktere Ghost, Soap, Gaz und Price sowie einer mexikanischen Spezialeinheit und ihrem Anführer, Colonel Alejandro Vargas. Die Handlung ist – wie wir es aus den allermeisten Vorgängern kennen – sehr flach und bietet kaum Entwicklungsmöglichkeiten für die einzelnen Charaktere. Wer sich – so wie wir – wundert, warum eigentlich alle Teammitglieder an Bord sind: Reboots machen es möglich. Ach ja: General Shepherd ist übrigens auch wieder mit dabei. Und genau dieser ist indirekt dafür verantwortlich, dass wir mit der „Task Force“ wieder mal um den Globus hetzen müssen. Denn dummerweise sind einem Top Terroristen einige US-amerikanische Mittelstreckenraketen in die Hände gefallen und wer darf es ausbaden? Ganz genau: Wir!

Die Power der neuen Konsolen?
Wir haben in den vergangenen zwei Jahren nach dem Launch der neuen Konsolengeneration bereits einige Titel gesehen, die in der Lage sind, eine enorm detaillierte und beeindruckende Kulisse auf die Beine zu stellen. Bei dem neuen Call of Duty schwankt die Qualität teils deutlich. So sehen die Favelas in Mexico oder auch Amsterdam einfach nur toll aus. Wenn aber dann Action aufkommt oder schnelle Bewegungen an der Tagesordnung sind, erkennt man, dass die Engine veraltet ist. Denn sichtbare Pop-Ups und stellenweise Fade-ins sind einer leistungsstarken PS5 unwürdig. Die Ladezeiten sind hingegen ok, reißen aber auch keine Bäume aus. Besser hingegen wirken das Licht- und Schattenspiel sowie Panoramen. Die Charaktere wurden gut animiert, die Gesichter der NPCs hingegen wirken einmal mehr recht hölzern.
Auf der PS5 hat „Call of Duty: Modern Warfare 2“ natürlich noch einen weiteren Vorteil: Dank des DualSense-Controllers fühlt ihr das Spiel in euren Händen. Ob das Nachladen, das Schießen, klemmende Waffen oder Explosionen – alles ist wirklich spürbar und bietet ein fantastisches „mitten drin“-Gefühl, wie es in dieser Konsolengeneration nur auf der PS5 möglich ist. Leider gibt es auch in 2022 einen altbekannten Wermutstropfen: Die gegnerische KI kommt abermals kaum über Schießbuden-Niveau heraus. Das nimmt dem ansonsten wirklich glaubwürdigen Shooter in der Kampagne das letzte Stück Immersion. Auch bei einem weiteren Punkt kann man geteilter Meinung sein: Dem Sound und den Synchronsprechern. Zwar baut der Sound eine gute Surround-Kulisse auf , der Subwoofer kommt häufig zum Einsatz und auch die Dialoge sind klar und deutlich zu verstehen. Was allerdings seltsam wirkt, sind die Sounds der Waffen und die Explosionsgeräusche (nicht nur) der Granaten. Hier hatten wir ab und an das Gefühl, dass diese nicht in die ansonsten gelungene auditive Kulisse hineinpassen. Die deutschen Synchronsprecher wirken nicht immer gut gewählt. Gerade Shepherds Stimme fanden wir schlecht ausgewählt. Natürlich hat Infinity Ward auch an die Multiplayer-Fans gedacht und bietet euch altbekannte und neue Spielmodi. Auf den „Core-Maps“ (6v6) sind dies „Frei für Alle“, „Team Deathmatch“, „Herrschaft“, „Stellung“, „Hauptquartier“, „Kontrolle“, „Gefangenenbefreiung“, „Knock Out“ sowie „Search & Destroy“. Dazu kommen die „Battle-Maps“ für bis zu 32 bzw. 64 Spieler. Dies sind „Ground War“ und „Ground War Invasion“.
Fazit: Nach dem eher durchwachsenen Vorgänger hat mir die Kampagne von "Call of Duty: Modern Warfare 2" deutlich besser gefallen. Die Missionen sind abwechslungsreicher, die Locations gelungen, die Tatsache, hier eher auf minimalistische Kämpfe statt größere Schlachten zu setzen und nicht permanent mit der
moralischen Keule zu schwingen - all das überzeugt. Da jedoch auch der neuste "MW"-Ableger wenig Neues zu bieten hat und nach wie vor keinen Sprung nach vorne liefert, bleibt der Kampagne eine noch höhere Note verwehrt. Auf den Multiplayer sind wir aktuell nicht eingegangen, da wir aus zeittechnischen Gründen hierzu erst später einen Test veröffentlichen könnten. Wir bitten dies zu entschuldigen.

Die inn-joy Redaktion vergibt für die Solokampagne 7 von 10 Punkten.
Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Activision Blizzard für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.
U. Sperling