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Assassin‘s Creed Mirage

| Marc Heiland | Konsolen

IMG 0842Langsam senkt sich die Dämmerung wie ein dunkler Vorhang über die Stadt. Die perfekte Gelegenheit, den Plan in die Tat umzusetzen. Die Anzahl der Gegner ist enorm und sie sind uns in allen Bereichen ganz klar überlegen. Also bleibt uns nur übrig, aus dem Dunkeln und Verborgenen heraus anzugreifen. Wir schicken unseren Adler los, um mit ihm zu erspähen, an welcher Stelle wir die Mauern des Gefängnisses der alten Stadt Bagdad überwinden können, um einen ganz bestimmten Gefangenen zu befreien. Durch unseren Adler erkennen wir, dass die Wachen auf den Türmen mit Bögen ausgestattet sind. Daher müssen wir auch hier vorsichtig agieren, um nicht von ihnen entdeckt und möglicherweise verletzt zu werden. Wenige Augenblickliche später ist klar: Uns bleiben drei Optionen: Wir versuchen, einen Händler, der sich in der Nähe befindet, zu bestechen oder eine Wache, um in das Gefängnis zu gelangen . Dafür benötigen wir jedoch eine ganz spezielle Münze, welche wir derzeit noch nicht haben. Oder aber, wir versuchen, uns im Parcours lautlos über eine Gefängnismauer hineinzuschleichen, um die Wachen lautlos auszuschalten. Die Wahl liegt bei uns.


Willkommen in Bagdad

Schleichen ist eine ganz wichtige Komponente im neuen „Assassin‘s Creed Mirage“. Und damit geht die Reihe zurück zu den Wurzeln als Ubisofts Devise noch nicht „höher, größer und mit unzähligen Beschäftigungstherapie-Aufgaben vollgestopfter Spielwelten“ hieß. Denn verglichen mit „Odyssee“, „Origins“ und vor allem „Valhalla“, kommt „Mirage“ mit seiner Spielwelt fast klein daher, was ehrlicherweise eine echte Wohltat ist! Ich persönlich bin mit dem Vorgänger nie warm geworden. 

Im mittelalterlichen Bagdad gehen die Entwickler von Ubisoft also bewusst einen Schritt zurück und besinnen sich dem ursprünglichen Gedanken der Reihe: Ihr seid ein Verborgener, der aus dem Schatten heraus agiert. 


In der Rolle des bereits aus Valhalla bekannten Bassim Ibn Ishaq, der allerdings hier, im 9. Jahrhundert, noch kein Meisterassassine, sondern ein Dieb aus den staubigen Straßen Bagdads ist und gerne zu den Verborgenen gehören möchte, versuchen wir, Eindruck zu schinden, um eine Chance zu erlangen, die Ausbilderin der Verborgenen zu beeindrucken. Doch es kommt, wie es kommen muss: Bassim und seine Begleiterin brechen in den Palast des Sultans von Bagdad ein, um eine Truhe zu stehlen. Dort angekommen belauschen wir ein Gespräch zwischen dem Sultan und drei maskierten Männern. Es geht um ein geheimnisvolles Artefakt, welches enorm wertvoll zu sein scheint. Dieses will Bassim  stehlen, um es der Bruderschaft der Verborgenen zu bringen und damit zu zeigen, dass er würdig ist. Dabei geht die Aktion gründlich schief, und wir werden vom Sultan entdeckt. Um uns aus der misslichen Lage zu befreien, hilft uns unsere Begleiterin und ermordet den Sultan. Von da an sind wir der Gejagte. 

Mehr wollen wir an dieser Stelle nicht verraten. Die Geschichte von „AC Mirage“ ist wirklich gut geschrieben und recht kompakt. Insgesamt nimmt die Story - ohne die zahlreichen Nebenaufgaben - gerade einmal 25 Stunden ein. In diesen habt ihr jedoch eine Menge zu tun. Leerlauf gibt es hier nicht, es sei denn, ihr wollt einfach durch die verschiedenen Viertel des historischen Bagdads schlendern, den Bewohnern bei ihrem Tagwerk zuschauen und die einzigartige Atmosphäre genießen. Denn hier spielt der Titel seine Stärke aus: Ubisoft gelingt es einmal mehr, eine lebendige und glaubwürdige Welt zu schaffen. Nicht zuletzt, da man sich dazu entschlossen hat, die Einwohner Bagdads arabisch miteinander sprechen zu lassen. 

 

Was ebenfalls zur Glaubwürdigkeit der Spielwelt beiträgt, ist, dass die Entwickler versucht haben, historisch belegte Bauwerke ins Spiel einzubringen und in den „Kodex“, der eine kleine Datenbank über das Leben und mehr im frühmittelalterlichen Bagdad ist, aufzunehmen. Nach und nach erweitert sich diese Datenbank, sodass es neugierig macht, was als Nächstes hinzukommt. Diese Idee gibt es in der Reihe schon seit Jahren und sie macht die Erforschung der Gebiete auch hier noch ein Stück spannender.

 

Bei der Darstellung Bagdads nutzten die Entwickler unter anderem historische Quellen, um ein möglichst glaubwürdiges Szenario zu entwickeln. Die engen Gassen der Stadt bieten sich natürlich für den Parcours an. Für diesen war die Reihe in ihren frühen Zeiten bekannt und bei den Fans zurecht beliebt. Doch leider funktioniert das Springen und Klettern nicht so gut, wie einstmals. Dies liegt vor allem daran, dass ihr jetzt nur noch einen Button drückt und den Stick in die entsprechende Richtung. Eigenes Nachjustieren sieht das Spiel nicht vor. Wenn es mehrere Möglichkeiten gibt, interpretiert es von sich die wahrscheinlichste Version, was manchmal dazu führt, dass ihr anstelle eines Vorsprungs auf einem Balken oder Vordach landet. Das ist in den meisten Fällen nicht sonderlich schlimm, zeigt jedoch, dass automatisierte Abläufe nicht immer sinnvoll sind.

 

Nicht alles glänzt im Wüstensand

Apropos kleinere Schwächen: Auch „Mirage“ ist natürlich nicht frei davon. An vielen Stellen hatten wir im Test das Gefühl, als hätten die Entwickler das alte Gerüst früher Teile genommen und dann das Bagdad-Setting drüber gestülpt. Vieles von dem, was wir hier zu sehen bekommen, erinnert stark an die alten Umgebungen und Spiele. Diverse Animationen wirken sehr vertraut, Bewegungsabläufe zu Teilen identisch (samt einiger Clippingfehler und Bugs) auch die Figuren wirken, als hätte man ihnen einige neue Texturen verpasst, damit sie „arabischer“ aussehen. Warum Ubisoft nicht mal langsam die Engine austauscht, erschließt sich uns ebenso wenig. Ja: Bagdad sieht toll aus und die Panoramen beeindrucken. Aber die NPCs wirken wie aus einem Baukasten editiert und die wichtigen Figuren kommen mit einer furchtbar hölzernen Gestik und Mimik daher, sodass hier eher die Qualität der Last Gen-Konsolen zu erkennen ist. Das reißt nicht komplett aus der Immersion, zeigt allerdings, dass Ubisoft die Möglichkeiten nicht ausschöpft. 

Gleiches gilt auch bei den nicht immer gelungenen Kämpfen und der nach wie vor dummen KI eurer Widersacher. Taktisches Vorgehen ist hier ebenso Fehlanzeige wie logische Folgen. Erstecht ihr eine Wache und nehmt sie ein Stück mit aus dem Sichtfeld, könnt ihr sicher sein, dass nach wenigen Minuten niemand mehr nach dem fehlenden Kollegen sucht. Auch das Fahndungslevel kann durch klingende Münze gesenkt werden. Hier bleiben die Entwickler einfach zu sehr beim alten System und verpassen es, wirklich neue Impulse und damit eine andere Spielerfahrung - gerade für Veteranen der Serie - anzubieten. Versteht mich nicht falsch: „Mirage“ ist ein wirklich gutes Spiel geworden. Es bleibt nur hinter seinen Möglichkeiten zurück und übernimmt die Schwächen des AC-Erbes, ohne sich davon zu lösen. Das ist einfach schade. 

Positiv zu erwähnen ist, dass Ubisoft sich wieder für einen entschlackten Skilltree entschieden hat, in dem ihr nach und nach Bassims Fähigkeiten verbessern könnt und gegebenenfalls auch neu verteilt. Hier ist alles selbsterklärend und überfordert auch Einsteiger nicht. 

 

8Fazit: Mit „Assasin‘s Creed Mirage“ geht Ubisoft einen Schritt zurück zu den Anfängen der Serie, setzt also mehr auf Schleichen und Parcours. Leider werden auch einige Altlasten von Früher übernommen, die dafür sorgen, dass „Mirage“ schlussendlich ein gutes, aber kein überragendes Spiel ist. Dennoch hat uns der Ausflug ins mittelalterliche Bagdad eine Menge Spaß bereitet, sodass wir euch den Titel ganz klar empfehlen können.


Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

 

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Ubisoft für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

 

U. Sperling

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