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Call of Duty: Modern Warfare III - Test der Kampagne (PlayStation 5)

| Marc Heiland | Konsolen

CoD2023Als es noch den alljährlichen „Kampf der Ego-Shooter“ zwischen „Call of Duty“ und Medal of Honor, sowie einige Jahre später auch mit „Battlefield“ gab, da konnte man sicher sein, dass Bombast, Actionreichtum und manch kleinerer oder größerer Skandal (man denke an die Szenen, in denen es zu einer Massenschießerei an einem Flughafen kam oder an Gas-Attentate auf Zivilisten) gibt. Doch im Laufe der Jahre hat sich vor allem „CoD“ immer weiter von seinen Wurzeln entfernt und wurde vor allem eines: Eine Geld-Druckmaschine, nicht zuletzt aufgrund zahlreicher Mikrotransaktionen. Mit „Call of Duty: Modern Warfare 3“ setzt Activision Blizzard dem Ganzen nun die Krone auf und bietet euch eine Art DLC zum Vollpreis. Warum das Spiel eine komplette Enttäuschung geworden ist, erklären wir euch im Folgenden.

Eigentlich sind neue Wege immer spannend
Wer kennt das nicht: Man geht im Urlaub oder im Wald spazieren. Man kennt die Strecken und man vertraut ihnen. Man weiß, was kommt und fühlt sich wohl und heimisch, wenngleich bei jedem neuen Spaziergang die Natur anders aussieht und die Welt um einen herum vollkommen neue Nuancen bereithält. So ist es auch mit der „CoD“-Reihe. Seit Jahren bieten uns die Entwickler traditionelle Ego-Shooter, auf, die wir uns in jedem Herbst verlassen können: Da gibt es eine Story, die – mal mehr, mal weniger – zu unterhalten weiß. Es gibt in den allermeisten Teilen „die Guten“ und „die Bösen“. Schwarzweiß, ohne große Schattierungen.

Eingerahmt wird die Handlung in hollywoodreife Inszenierungen und jede Menge Action in Schlauchlevels. Hier werden klappern wir einen Checkpoint nach dem anderen ab und begegnen meist Gegnern, die eine KI eines virtuellen Moorhuhns besitzen und oft nicht mehr als billiges Kanonenfutter sind. Insofern konnten wir in den vergangenen Jahren eigentlich unsere Tests nach „Schema F“ verfassen, da es kaum nennenswerte Neuerungen für Spielerinnen und Spieler gab. Weder bei der KI, noch der Grafik noch dem Multiplayer konnten nennenswerte Sprünge innerhalb einer Konsolengeneration noch generationsübergreifend verzeichnet werden.

Doch mit dem neuen Teil wollten die Entwickler dem bekannten Einheitsbrei eine neue Würze hinzufügen, um den Eintopf doch wieder schmackhafter werden zu lassen. Eine Art „Open World“-Level sollten es werden, die euch verschiedene Herangehensweisen bieten und so eine Prise Taktik und eigene Spielweise uns Spielenden zu schenken. Doch genau diese Level sind es, die den Spielspaß ordentlich runterziehen. Fangen wir aber erst einmal vorne an, da „Call of Duty: Modern Warfare 3“ zunächst nach dem altbewährten Muster beginnt.

In der ersten Missionen übernehmen wir die Rolle eines Mitglieds einer Spezialeinheit, die den bereits bekannten Bösewicht Vladimir Makarov aus seinem Gefängnis befreit. Dabei wird natürlich nicht gerade zimperlich vorgegangen. Und während die Befreiung voranschreitet, kommt es zu einer Gefängnisrevolte, die die „guten, alten Zeiten“ der Reihe mit einer toll inszenierten Massenrevolte aufleben lässt. Makarovs Ziel ist es, die Welt mit Giftgas Raketen zu erpressen. Gleichzeitig bedroht er den frei erfundenen Staat Urzikstan. Leider ist die Story so hohl wie oberflächlich. Kein Charakter wird substantiell ausgearbeitet und selbst die Protagonisten der Reihe sind dieses Mal nichts weiter als Stichpunktgeber für die Ballerorgien. Erzählerisch liegt das aktuelle „CoD“ komplett am Boden! Gerade zu den aktuellen Krisen in der Welt kommt das Spiel noch mehr zur falschen Zeit heraus. Natürlich wird es auch seine Fans finden. Aber beim sinnlosen Metzeln hatten wir in der Redaktion nicht selten Bauchschmerzen, wenngleich es dieses Mal nicht nur weniger Bombast gibt, sondern dankenswerterweise auch keine Massenerschießungen von Zivilisten, wenngleich auch der aktuelle Ableger nicht ohne ist.

Die echten „Downer“ sind dann die „Open Combat“-Missionen, bei denen ihr – wie eingangs bereits erwähnt – euch frei durch die Areale bewegen könnt, um eure Ziele zu erfüllen. Sieben Missionen, und damit knapp die Hälfte, finden auf diese Art und Weise statt. Dabei konnten wir uns im Test nie vom Gefühl befreien, hier einen erweiterten DLC zu spielen, so öde und stellenweise unorganisiert sind die Karten gestaltet. Quasi „Warzone“ in schlecht.

Was uns jedoch ganz extrem auf die Nerven ging, ist die Gegner-KI. Einerseits sind eure Feinde auch hier nichts anderes als strunzdumme Gegner, die sich keine Mühe geben, auch nur ansatzweise clever zu agieren. Andererseits – und das ist der Punkt, der wirklich nervt – scheinen sie alle Adleraugen zu besitzen. Auch wenn ihr euch noch so leise und unauffällig über die Map bewegt, haben sie euch bereits nach wenigen Minuten entdeckt, wodurch euch nichts anderes übrig bleibt, als sie im direkten Kampf auszuschalten. Dabei geht jedes Gefecht gleich vor: Ein Gegner entdeckt euch. Ihr schaltet ihn aus. Sofort kommen weitere Kämpfer und nehmen euch ins Kreuzfeuer. Habt ihr alle besiegt, kommt die Verstärkung. Auch diese Welle geht nach demselben Schema vor. Klingt ätzend? Ist es auch! Von Spielspaß und taktischem Vorgehen kann beim neuen „CoD“ keine Rede mehr sein.

In den Missionen, die nach dem klassischen Schlauchlevel-Schema ablaufen, spielt dann der Titel wieder seine bewährten Stärken aus. So werden wir in ein Wechselbad der Gefühle geworfen, durch welches wir keinesfalls schwimmen wollen. „CoD“ macht es uns wahrlich nicht leicht, es zu mögen. Die Atmosphäre leidet in diesem Jahr aber auch an der äußerst oberflächlich wirkenden Kommunikation der Teammitglieder untereinander und der Tatsache, dass ihr die anderen in den offenen Arealen lediglich über Funk hört, als ein echter Teil des Squad zu sein.

Immerhin audiovisuell weiß „Call of Duty: Modern Warfare 3“ zu überzeugen. Die Gefechte bieten eine sehr gute Bühne für akustisch ansprechende Momente und dynamisch-räumliche Effekte und die Locations wurden grafisch abwechslungsreich und auf der Höhe der Zeit in Szene gesetzt. Auch wenn es keinen wirklich erkennbaren Fortschritt zum Vorgänger gibt (was aufgrund der möglichen ursprünglichen Taktik der Entwickler, den aktuellen Titel ursprünglich als DLC zu veröffentlichen auch kein Wunder ist), sieht das Spiel gut, wenngleich nicht überragend aus.

Fazit: Mit „Call of Duty: Modern Warfare 3“ hat die Kampagne für mich ihren Tiefpunkt erreicht. Hätte Activision Blizzard von Beginn an mit offenen Karten gespielt und gesagt, dass man 2023 5nur einen DLC für 25 bis 30 Euro anbieten wird, bevor man im kommenden Jahr einen „echten“ neuen Ableger auf den Markt bringt, wäre alles in Ordnung gewesen. Doch für rund 70 Euro ist das, was hier geboten wird, mehr als dreist. Unter diesem Gesichtspunkt vergeben wir auch lediglich 5 von 10 Punkten für die Kampagne.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Activision Blizzard für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

U. Sperling

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