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| Marc Heiland | Konsolen

BanishersWas macht für euch ein gutes PC- oder Videospiel aus? Ist es die Grafik? Ist es das Gameplay? Oder ist es die Story? Falls ihr beim letzten Punkt zugestimmt habt, kennt ihr mit Sicherheit das Entwicklerstudio von Don't Nod. Denn gerade dieses Studio steht seit langem für hervorragend erzählte Geschichten mit Tiefgang, wie man ihn leider immer seltener findet. Statt Actionspektakeln mit bildschirmfüllenden Explosionen, HighEnd-Grafik und jeder Menge überflüssigem Schnickschnack setzen die Franzosen auf spannende Storylines, emotionale Momente, interessante Charaktere und eher die leisen, zwischenmenschlichen Töne.

Der neuste Titel aus der Pariser Spieleschmiede hört auf den Namen „Banishers: Ghosts of New Eden“. Dass es sich dabei wieder um einen emotionalen Titel handeln würde, verrieten schon die Trailer und auch erste Einblicke in die Handlung. Nun, nachdem das Spiel veröffentlicht wurde, können wir euch unsere ausführlichen Einblicke in das Spiel mitteilen und verraten, ob auch „Banishers: Ghosts of New Eden“ in der Tradition von „Life is Strange“, „Vampyr“ und „Twin Mirror“ steht.

Auf nach New Eden

Die Handlung von „Banishers: Ghosts of New Eden“ spielt in Neu England, also den späteren Vereinigten Staaten von Amerika. Noch ist das Land dünne besiedelt und allererste Pilger haben die Chancen und Möglichkeiten, die ihnen Neu England bietet, für sich erkannt: Frei von den Zwängen und der religiösen Verfolgung des „alten“ Kontinents zu leben und sich ein selbstbestimmtes Leben aufzubauen. Doch 1695, das Jahr, in dem die Handlung von „Banishers“ einsetzt, ist alles andere als ein gutes Jahr für die Siedler des titelgebenden Dörfchens New Eden. Denn der Ort wird scheinbar von einem übermächtigen Geist, auch Albtraum genannt, heimgesucht. Einem Hilferuf von Charles Devenport folgend, erreichen die beiden Protagonisten des Spiels, Red und Antea, das Festland. Die beiden sind nicht nur ein Paar, sondern auch so genannte „Banishers“, auf Deutsch „Verbanner“. Ihr Job ist es, Geistern, die keine Ruhe finden, den Weg ins Jenseits zu ermöglichen.

Doch leider kommen Red und Antea zu spät, denn Charles wurde ermordet und nur seine trauernde Witwe ist da, um die beiden Banisher in Empfang zu nehmen. Allerdings erfahren sie schnell, dass sich der ruhelose Geist von Charles noch immer in der Nähe seiner Witwe aufhält und sie unbeabsichtigt quält. Daher machen sich Red und Antea auf, um Charles Geist die Ruhe zu schenken, die ihm zusteht und seiner Frau zu helfen.

Was dann allerdings geschieht, setzt nicht dem Spuk, sondern Anteas Leben ein Ende. Solltet ihr nun aufgrund eines möglichen Spoilers sauer sein, müssen wir sagen, dass dieser Storymoment Dreh- und Angelpunkt für den Handlungsverlauf ist. Denn während Antea als Lebende ja die Geister vertrieben beziehungsweise erlöst hatte, muss sie nun auf Red hoffen, um wieder ins Leben zurückkehren zu können. Denn der Moment, in dem sie ihr Leben ließ, war so unvorhersehbar, dass Antea nicht einfach aufsteigen kann. Und auch die Liebe ihres Mannes sorgt dafür, dass Antea in Geistgestalt bei ihm bleibt und sogar als aktiver Part von euch gespielt werden kann. Auf Rache an dem Albtraum sinnend, macht ihr euch nun mit Red und Antea auf den Weg zurück nach New Eden. Ein Problem gibt es jedoch für die Beiden: Die Rückkehr in die Welt der Lebenden ist für Antea an die so genannte „Essenz“ gebunden, eine Kraft, die sie wie Lebensenergie aufsaugt, wenn Red Menschen tötet. Das moralische Dilemma klingt jedoch einfach: Die Liebe zu Antea steht über Allem! Dass es aber nicht ganz so einfach wird, wie man nun denken könnte, sollte klar sein, wenn man die bisher erschienenen Spiele des Entwicklerstudios gespielt hat. Denn nicht alles ist so einfach und klar. Manche Entscheidung, die ihr treffen müsst, können euch vor echte Herausforderungen stellen. So viel können wir an dieser Stelle schon mal verraten, ohne die Handlung zu spoilern. Jedes Opfer will sorgsam überlegt werden und jede Handlung führt natürlich auch zu entsprechenden Konsequenzen, bei denen ihr nicht nur einmal schlucken werdet! Getragen wird die Handlung bei „Banishers: Ghosts of New Eden“ allerdings nicht nur durch Handlungen und Taten, sondern vor allem aus Dialogen und Entscheidungen, welche ihr innerhalb der exzellent auf Deutsch vertonten Gesprächen trefft. Dabei sind es vor allem die feinen Nuancen, welche die Beziehung zwischen Red und Antea von Beginn an so glaubhaft machen. „Wie weit gehe ich für die Liebe meines Lebens?“ ist hier die große, aber nicht die einzige Frage, der wir uns als Spieler schon früh stellen müssen. Dabei gelingt es den Entwicklern auch, an das Schicksal jedes einzelnen Spielers anzuknüpfen. Wie? Das müsst ihr schon selbst herausfinden!

BanishersBild2Doch nicht nur das Schicksal unserer beiden Helden ist spannend geschrieben. Auch die Dorfbewohner haben alle ihr Los zu tragen, wodurch sie uns näher gebracht werden und wir mit ihnen mitleiden können. Gerade dadurch werden manche Entscheidungen noch schwieriger gemacht. Währen es „schicksalslose“ NPCs, würde es uns vermutlich nicht kümmern, was aus ihnen wird und wir würden über Haupt- und Nebenquests vermutlich locker hinweggehen. So aber bleibt oft ein bitterer Beigeschmack bei den getroffenen Entscheidungen. Im Laufe der Zeit müsst ihr jedoch nicht nur Aufgaben für NPCs erfüllen und die Essenz für Antea besorgen, sondern auch kämpfen. Dies kann sowohl mit Antea oder Red, aber auch in Verbindung beider Charaktere geschehen. Manchmal sieht Antea als Geist Dinge, die Red verborgen sind, sodass es clever ist, zwischen den beiden hin und her zu wechseln. Auch besitzen beide individuelle Stärken, die es nicht selten zu kombinieren gilt. Auch wenn es nicht allzu viele verschiedene Gegnerarten gibt, sind die vorhandenen Feinde teilweise recht stark. Um sie besiegen zu können, solltet ihr bereits früh Reds und Anteas Potential verbessern. Für die nächst höhere Stufe oder auch die Verbesserungen, bedarf es unter anderem diverse Pflanzen und Pyrit. Ihr solltet also immer die Augen aufmerksam auf den Bildschirm richten.

Im Gegensatz zu Soulslike-Spielen, von denen es in den vergangenen Jahren enorm viele gab, bleiben die Kämpfe auf allen Schwierigkeitsgraden „schaffbar“. Damit Einsteiger ebenso zurecht kommen, wie Profis, wählt ihr den Fokus auf die Geschichte, eine ausgewogene Mischung oder geht in packende Gefechte hinein.

Nicht auf AAA-Niveau, aber dennoch schön anzuschauen

Dass den Entwicklern von Don't Nod kein gigantisches Budget bei der Entwicklung des Spiels zur Verfügung gestanden hat, erkennt man an einigen Bereichen. Und trotzdem schafft man es, eine glaubwürdige und stimmungsvolle Spielwelt zu kreieren. Gerade die unheimlich in Szene gesetzte Flora macht eine Menge her. Aber auch New Eden wirkt in manchen Momenten so stimmig inszeniert, dass man das Gefühl hat, hier wirklich ein Dorf aus dem 17. Jahrhundert zu besuchen. Und genau diese Immersion sucht man bei mancher AAA-Produktion heutzutage vergeblich. Da verzeihen wir auch die kleinen Schwächen und Fehler.

Fazit: Mit „Banishers: Ghosts of New Eden“ haben die Entwickler von Don't Nod erneut eindrucksvoll bewiesen, dass sie zu den besten Geschichtenerzählern der Videospielbranche gehören. 8Klammert man einige grafische Schwächen aus, bietet der Titel ein absolut rundes Gesamtpaket mit toller Atmosphäre, hoher Immersion und spanenden moralischen Entscheidungen. Dank verschiedener Enden lohnt sich mindestens ein weiterer Durchgang durch das Spiel.

Die inn-joy Redaktion vergibt 8 von 10 Punkten.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei astragon für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar.

U. Sperling

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