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Outcast: A New Beginning - Review (PS5)

| Marc Heiland | Konsolen

OutcastBild1Momentan gehört es zum guten Ton, alte Spiele, die mindestens eine Spielergeneration nicht mehr bekannt ist, wiederzubeleben. Dies geschieht in der Regel durch Remakes, die einen alten Klassiker in neuem Glanz erstrahlen lassen möchten. Zuletzt wurde dieser Versuch mit der alten Lara Croft Trilogie „Tomb Raider I-III“ versucht. Doch ein anderer Trend zeichnet sich ebenfalls ab: Spiele, die bereits ihre 20 bis 30 Jahre auf dem Buckel haben, erhalten eine Fortsetzung!

Aber auch hier ist es schwierig, den Geist des Vorgängers beizubehalten oder wiederzubeleben und dabei das Ganze in ein zeitgemäßes Gewand zu kleiden. Diesen Spagat versucht nun ein Teil des ehemaligen Teams, das 1999 das damals wegweisende Action-Adventure „Outcast“ veröffentlichte. Jetzt, ein Vierteljahrhundert später, ist mit „Outcast: A New Beginning“ tatsächlich der Nachfolger erschienen. Wir durften für euch das Spiel anhand der PS5-Fassung testen und klären im Folgenden, ob der in die Unreal-Engine gekleidete Titel (anstelle der damaligen Voxel-Optik) außer einer hübschen Grafik noch mehr zu bieten hat, ob er den Spirit des Vorgängers verströmt und ob das von den Appeal Studios entwickelte und von THQ Nordic veröffentlichte Spiel Anno 2024 auch die Fans des Vorgängers überzeugen kann.

Was will man uns damit sagen?
Eines vorweg: Zwar wurde im Vorfeld von verschiedenen Seiten behauptet, um „Outcast: A New Beginning“ verstehen zu können, muss nicht zwingend das Original gespielt werden. Doch dem widersprechen wir an dieser Stelle direkt. Denn ohne Vorkenntnisse bleibt hier vieles im Dunkeln, da sich die Entwickler überhaupt nicht die Mühe machen, anhand eines „Was bisher geschah…“ gewisse Zusammenhänge zu erklären. Diese werden auch im weiteren Spielverlauf nur oberflächlich angedeutet, was Neueinsteigern das Erleben der Story in all ihren Einzelheiten unnötig schwer macht. Immerhin bedienen sich die Entwickler eines Kniffs, der über die Visionen, die Held Cutter Slade, der bereits im ersten Teil im Mittelpunkt der Handlung stand, hinausgeht: Bei sämtlichen Dialogen, die ihr mit den zahlreichen Bewohnern vom Planeten Adelpha führt, habt ihr die Möglichkeit, euch über ein via R2-Taste einblendbarem Glossar wichtige Informationen über Begrifflichkeiten, Personen und Zusammenhänge erläutern zu lassen. So werden zumindest diese Inhalte klarer kommuniziert.

OutcastBild2Ansonsten funktioniert hier vieles nach Schema F. In der Eröffnungssequenz finden wir uns in der Rolle von Cutter Slade erneut auf Adelpha wieder. Warum wir dort abermals landen, und welche Hauptaufgabe wir erledigen sollen, bleibt zunächst einmal unklar und soll auch in dieser Review nicht verraten werden. Eines können wir euch jedoch mitteilen: Ihr müsst verschiedene auf Adelpha wohnende Gruppen für euch gewinnen und mit ihnen gemeinsam einen den Planeten bedrohenden Feind zurückschlagen. Dafür erfüllt ihr für die verschiedenen Gruppen mal kleinere, dann wieder größere Aufgaben, die allerdings häufig ähnlich gestrickt sind und immer wieder Botenaufträge sowie andere Standardkost des Genres beinhalten. Zwar gibt es immer wieder kleinere Geschichten, mit denen ihr konfrontiert werden. Echte „Wow“-Momente oder Momente, die euch dazu bringen, die Figuren ins Herz zu schließen, sind kaum vorhanden.

Auch darüber hinaus gibt es etliche Elemente, die wir von verschiedenen Mitbewerbern bereits kennen: Cutter kann mit einem Jetpack über größere Bereiche fliegen und das Jetpack sogar nutzen, um schnell über die Karte zu reisen. In Kämpfen schießt er mit zwei verschiedenen, aufrüstbaren Waffen und nutzt ein Schild. Die Gegner sind nicht sonderlich clever und die Bosskämpfe sind eher „okay“.

Die Welt mit ihren unterschiedlichen Biomen ist – wie auch schon im Vorgänger – der „Star“ des Spiels und bringt eine stimmungsvolle und stimmige Atmosphäre mit sich. Aber auch hier müssen wir mit Einschränkungen leben: So gibt es weder einen fließenden Tag- und Nachwechsel noch ein komplexes Wettersystem. Alles bleibt statisch. Was richtig schade ist, ist die Tatsache, dass außerhalb der sieben Ortschaften, die ihr bereisen müsst, um die dort ansässigen Völker hinter euch zu bringen, kaum etwas passiert. Gähnende Leere macht sich in den Biomen ebenso breit wie Langeweile, die sich beim xten Durchlaufen oder Fliegen durch die Weiten der Areale einstellt. Da hilf es auch wenig, dass hier und da mal einige alienähnliche Tiere durch die Pampa latschen, die jedoch keinerlei Einfluss auf euch oder Quests haben.

Und wo wir schon mal beim Thema „keinerlei Einfluss“ sind: Dies gilt auch für die Gespräche. So dürft ihr weder aus einem Pool an Antworten wählen, noch gibt es für die Handlung entscheidende Antworten, die sogar noch Auswirkungen auf den Verlauf der Story haben könnten. Hier bleibt „Outcast: A New Beginning“ absolut Oldschool. In Zeiten, in denen Spiele immer mehr mit Geschichten arbeiten, die von euch beeinflusst werden können, lebendige und glaubhafte Welten versuchen zu erschaffen und auf der PS5 ab und an auch die Features des DualSense-Controllers unterstützen, wirkt das Spiel in vielerlei Hinsicht wie aus der Zeit gefallen. Selbst mir als Kenner und Fan des Vorgängers, der 1999 nicht selten über „Outcast“ gestaunt hat, ist dies stellenweise eher unangenehm aufgefallen. Und wenn sich dann die werten Kollegen der nationalen Presse darüber freuen, dass hier die Charaktere mal lippensynchron sprechen, sagt das schon viel über den Titel aus. Ja: Die Synchro ist gut, aber nicht überragend. Und der Humor im Bruce Willis-Stil der 1990er Jahre weiß ebenfalls zu überzeugen (nicht zuletzt, da Willis im Original Cutter Slade noch seine Stimme lieh, was aufgrund seines Gesundheitszustandes mittlerweile leider nicht mehr realisierbar ist). Aber das war es dann auch schon. Hübsch (siehe Avatar) allein macht einfach noch kein sehr gutes Spiel aus! Was mich persönlich dann so richtig ärgert, ist die Tatsache, dass die Entwickler die Grafikengine nicht richtig im Griff haben! Auch wenn mittlerweile ein knapp über 1 GB großer Patch erschienen ist, hat dieser das permanente Microruckeln nicht beseitigen können. Egal ob im Qualitäts- oder im Leistungsmodus: Selten ist die Performance stabil. Ach ja! Beinahe hätte ich es vergessen: Zwar loben die lieben Kollegen der hiesigen Presse zurecht, dass es im Spiel selbst keine Ladezeiten gibt. Dies stimmt aber auch nicht in Gänze. Denn im Hintergrund lädt das Spiel ebenso, wie beim Speichern und Laden eines Spielstands. Hier kann es dann doch eine Weile dauern.

Fazit: Wem können wir nun, in einer Zeit, in welcher derart viele Spiele erscheinen, und man als Spieler natürlich überlegen muss, wo man sein Geld investieren sollte, „Outcast: A New Beginning“ empfehlen? Den Fans des Vorgängers? Ja, wenn ihr wissen wollt, wie die Geschichte weitergeht, wenngleich hier einiges an Stringenz fehlt und einige Logiklöcher vorhanden sind (wenn ihr euch überhaupt an die damalige Handlung erinnern solltet). Neueinsteigern? Eher bedingt, da hier viel zu wenig erläutert wird und es im Action-Adventure und Open World-Bereich zahlreiche „lebendigere“ Spiele mit mehr Tiefgang und abwechslungsreicheren Quests und Herausforderungen gibt. Natürlich ist auch dieses Outcast kein Rollenspiel, auch wenn man versucht, sich einen leichten Anstrich in diese Richtung zu geben. Dennoch wirkt einiges recht oberflächlich. Und wenn ihr den Faktor „Eine waschechte Fortsetzung nach einem Vierteljahrhundert“ ausklammert, bekommt ihr hier ein solides, aber in keinem Bereich besonderes oder gar überragendes Spiel geboten. Daher unser Tipp: Wartet, bist das Spiel im Preis gesunken ist und schaut dann, nachdem ihr euch 7durch den Wust an aktuell erschienenen und noch in Kürze erscheinenden Blockbustern gekämpft habt, ob „Outcast: A New Beginning“ etwas für euch ist.

Die inn-joy Redaktion vergibt 7 von 10 Punkten aufgrund des Nostalgie-Faktors. Wer den Vorgänger nicht kennt und die Schwachstellen, die der Titel hat, als spielentscheidend sieht, zieht einen Punkt ab.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Nacon für das zur Verfügung gestellte Testmuster.

U. Sperling

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