EA Sports FC 25 - Review (PS5)
Wenn Electronic Arts im Frühjahr seinen neusten Fußballsport-Ableger präsentiert, können wir sicher sein, dass die Enthüllung stets nach demselben Schema abläuft: Es werden verschiedene Neuerungen vorgestellt, die das kommende Spiel zum schönsten, authentischsten, realistischsten und eindrucksvollsten aller Zeiten machen soll. Egal ob noch unter dem offiziellen „FIFA“-Logo oder seit vergangenem Jahr nur noch als „EA Sports FC“ – das Spiel bleibt seinen Wurzeln treu: Hier und da ein klein wenig pimpen, den neusten Kader hinzufügen, den geldbringenden Teil weiterhin für die zahlende Kundschaft optimieren und interessant halten und mit aufgepusteten Fachbegriffen um sich schmeißen, auf dass wir als Presse und ihr als Käufer den Quatsch wieder einmal schlucken und uns hinterher ärgern, dass es unterm Strich doch einmal mehr nur ein Vollpreis-Update geworden ist.
Daher sind wir in unseren Test des neusten Ablegers ohne allzu große Erwartungen gegangen, um vielleicht ein klein wenig von Electronic Arts überrascht zu werden. Ob das geklappt hat lest ihr im Test.
Wichtig ist auf’m Platz!
Was Alfred „Adi“ Preißler, Fußballspieler und Trainer der 1950er bis 1970er Jahre einstmals sagte („Grau is’ im Leben alle Theorie – aber entscheidend is’ auf’m Platz!“), hat bis heute noch Relevanz. Denn was interessiert den Fußballfan, was alles im Hintergrund verbessert wurde, wenn das Spielgeschehen auf dem Platz nicht passt?!
Für die „25er“-Ausgabe hat man sich bei EA Sports als stichwortgebende Neuheit „FC IQ“ und „Spielerrollen“ einfallen lassen. Mit „FC IQ“ möchte man den Spielerinnen und Spielern die Gelegenheit bieten, sich als Teil einer Mannschaft zu fühlen, die effektiver, glaubwürdiger und besser gemeinsam spielt als je zuvor. Dazu soll die KI der Mitspieler an gewisse „Rollen“ gekoppelt werden, die denen aus der echten Fußballwelt entsprechen. Zum einen sind Innenverteidiger, Stürmer und andere Rollen nun klarer bemerkbar. Vor allem an den Stars merkt man dies, da sie – wie die realen Profis – nun die individuellen Stärken ausspielen, aber auch ihren Fähigkeiten nach auf dem Platz agieren. Dies ist im Spiel auch deutlich zu bemerken und eine echte Wohltat. Allerdings beschlich uns im Test nicht selten das Gefühl, als hätte sich EA Sports bei der Umsetzung des KI-Systems entweder nur auf einige Spieler bzw. Vereine fokussiert, was vor allem im neu überarbeiteten Karrieremodus auffällt. Habt ihr schwächere Spieler und deren Teams am Start, profitiert ihr weniger vom neuen System als bei den großen der Branche. So bleiben viele Spieler wie auf Schienen auf ihrer Position und wechseln nur äußerst selten auf andere Positionen, wenn Gefahr im Verzug ist. Insgesamt verlaufen Partien aber kreativer, taktisch anspruchsvoller und flexibler als in den vergangenen Jahren.
Auffällig ist, dass EA Sports in den letzten drei Jahren das Tempo immer wieder ein wenig reduziert hat. Dies liegt vermutlich daran, dass ihr präziser agieren müsst, um erfolgreiche Abschlüsse hinzubekommen. Ja: Auf leichter Stufe trickst ihr euch nach wie vor zu einfach durch und am Torwart vorbei. Insgesamt müsst ihr aber genauer schießen, um ein Tor zu erzielen oder an gegnerischen Spielern vorbeizukommen. Apropos Tor: Leider können die Torhüter noch immer nicht zu 100% überzeugen und leisten sich immer wieder mal grobe Patzer. Dies gilt nicht nur bei „normalen“ Keepern, sondern auch Stars wie Marc-André ter Steegen und Manuel Neuer.
Rush statt VOLTA
Eine Neuerung in „EA Sports FC 25“ ist „Rush“. Hier treten auf einem deutlich kleineren Spielfeld Fünf-gegen-Fünf Spieler an. Im Vergleich zum manchmal etwas behäbigeren Aufbauspiel beim „klassischen“ Fußball, sind hier Schnelligkeit, Reaktion, Teamarbeit und Co. gefragt. Auch Strafen und Zeitspiel sorgen hier für ein insgesamt spannendes Erlebnis.
Die Karriere
Wie bereits zu Anfang erwähnt, gibt es auch in der aktuellen Auflage einen Karrieremodus, den ihr als Spieler oder Manager bestreiten könnt. Die Optik wurde deutlich aufgebohrt und alles wirkt hier viel ansprechender und aus einem Guss. Gerade der Managerbereich wurde aufgewertet und ausgebaut. Schön ist, dass ihr nun auch einen nahezu weltweiten Scout-Bereich an die Hand bekommt, um nach neuen Talenten Ausschau zu halten. Auch im Mikromanagement wurde euch mehr Taktik zur Seite gestellt, sodass ihr alle Belange im Verein und in der Mannschaft verändern könnt. Und auch um die vereinseigene Jugend könnt ihr euch kümmern. Wenn dann eines Tages – wie aus der Schalker „Knappenschmiede“ neue Talente wie einst Neuer oder Sané – auf dem Platz stehen und ihr euch über die „Früchte eures Erfolgs“ freuen könnt, ist das schon ein tolles Gefühl!
Für den finanziellen „Mehrwert“ hat EA einmal mehr „Ultimate Team“ eingebunden und optimiert, sodass nun auch „Rush“ mit dabei ist. Über diesen Pay-To-Win-Modus möchten wir an dieser Stelle aber nicht mehr ausführlich sprechen.
Die „Neuen“ hinter dem Mikrofon
In Punkto Stadionatmosphäre hat EA Sports ebenfalls Neues zu vermelden. Neben noch abwechslungsreicheren Stadiongesängen (Choreos fehlen leider nach wie vor) konnte EA bereits vor einigen Wochen zwei Neuzugänge für die deutschsprachige Version verkünden. Dies sind erstmals Florian „Schmiso“ Schmidt-Sommerfeld und Jan Platte. Diese machen insgesamt einen ordentlichen Job und wirken natürlich auch frischer als die „alten“ Kommentatoren. Dennoch gelingt ihnen auch nicht der große Wurf, was an sich wiederholenden und wieder einmal stellenweise unpassenden Dialogen und Aussagen liegt.
Ein Wort noch zum „Drumherum“: Was wir einmal mehr enttäuschend finden, ist die Tatsache, dass man sich bei EA Sports keine Mühe macht, den DualSense-Controller der PS5 sinnvoll einzubinden. Klar: Der Titel muss für mehrere Systeme erstellt werden und eine Fokussierung auf die PS5 wäre mehr Arbeit. Doch wenn man PS5-Fans begeistern kann, warum sollte man es nicht tun? Natürlich erwartet hier niemand ernsthaft eine Umsetzung wie bei „Astro Bot“. Aber etwas mehr Liebe zum DualSense wäre zu wünschen!
Fazit: Insgesamt ist „EA Sports FC 25“ eine Evolution in einigen Bereichen, die das Spiel auf ein neues Level hebt, aber dennoch keine echte Revolution, da der Entwickler immer noch zu nah an den unmittelbaren Vorgängern bleibt. Aber warum sollte man auch, wenn es nach wie vor genug Fans gibt, die jedes Jahr das neue Update kaufen.
L.Zimmermann