Der kühne Knappe - Review (PS5)
Wenn der Publisher Devolver Digital neue Spiele ankündigt, dann kann man sicher sein, dass sie etwas ganz Außergewöhnliches sind. So außergewöhnlich wie die bis vor einigen Jahren im Rahmen der „E3“ abgehaltenen Präsentationen. Dies gilt auch für das am 17.09.2024 veröffentlichte und vom Indiestudio „All Possible Futures“ entwickelte „The Plucky Squire“, welches hierzulande unter dem Namen „Der kühne Knappe“ veröffentlicht wurde. Wir haben uns das Spiel einmal genauer angeschaut und verraten im Test, was wir von dem 2D-/3D-Abenteuer rund um den Knappen Jot und seinen Freunden halten.
Erinnert an Paper Mario
Zugegeben: Als wir in der Redaktion die ersten Screenshots von „Der kühne Knappe“ zu sehen bekamen, da dachten wir: „Da hat sich aber jemand ganz klar von „Paper Mario: Die Legende vom Äonentor“ inspirieren lassen!“ Denn ähnlich wie beim Nintendo-Titel findet auch bei diesem Spiel ein Wechsel zwischen den Dimensionen statt. Doch während bei Mario die Figuren auch in den 3D-Umgebungen platt aussehen, wirken die 3D-Szenerie und der kleine Jot sehr realistisch.
Doch worum geht es bei diesem Spiel eigentlich? Ihr schlüpft in die Rolle des titelgebenden Helden Jot. Dieser ist ein Bewohner eines Königreichs und lebt in einem Kinderbuch. Die Handlung verläuft zunächst ausschließlich in 2D-Optik. Während Jot auf seine beiden Freunde „Krass“ und „Viola“ trifft, erleben die beiden gemeinsam ein spannendes Abenteuer. Der Gegenspieler hierbei ist der Zauberer Grummweil, der es satthat, in der Geschichte stets gegen Jot zu verlieren. Daher versucht er mithilfe seiner mächtigen Zauber, Jot aus dem Buch zu werfen, sodass er ihm keine Gefahr mehr ist.
Außerhalb des Buches trifft Jot auf den weiblichen Bücherwurm Liesbet (wie sollte sie auch sonst heißen), die ihm hilft, zurück ins Buch zu kommen und die Freunde vor Grummweil zu schützen. Um ins Buch zurückzugelangen, nutzt Jot magische Portale, welche es ihm ermöglichen, zwischen seiner Heimat im Buch und der Außenwelt auf dem Schreibtisch eines Jungen namens Sam, dem das Buch gehört, und der die Welt von Jot und seinen Freunden verändern kann, zu wechseln.
Auf seiner Reise zum finalen Kampf gegen Grummweil muss Jot sich mit seinem Schwert gegen verschiedene Feinde zur Wehr setzen. Dabei kann er beim Händler Glühbirnen, welche hier als Währung gelten, eintauschen, um sein Schwert zu verbessern bzw. neue Techniken zu erlernen. Jot zur Seite stehen der alte Zauberer Maxibart und der von ihm gezauberte Minibart, der mit Tipps und Tricks dem Trio zur Seite steht. Die Kämpfe gegen die Widersacher verlaufen in Echtzeit und laufen nach klassischem Prinzip ab: Ihr nehmt mit Nah- und Distanzangriffen die Gegner aufs Korn, weicht mit einer Rolle aus und sammelt bei Bedarf auf den Buchseiten versteckte Lebensenergie ein.
An bestimmten Stellen wird euer Weg blockiert. Dann müsst ihr einen Schlüssel finden oder Hindernisse überwinden. Dies funktioniert allerdings auf eine etwas andere Weise, als ihr es aus anderen Spielen gewohnt seid. Denn hier werden einzelne Worte von Sätzen aus dem Satz genommen und mit Worten anderer Sätze vertauscht. So wird aus einem großen Gegner ein winzig kleiner, ein leerer zu einem vollen Burggraben etc. Kreativität beim Leveldesign wird bei „Der kühne Knappe“ großgeschrieben. Allerdings hat das Ganze auch seine Grenzen. Denn erstens ist das Spiel absolut linear und bietet euch keinerlei Alternativen, die ihr ausprobieren könnt. Zweitens wiederholen sich einige Elemente recht schnell und kommen im Spielverlauf mehrfach in Varianten vor. Hier hätten die Entwickler sich selbst mehr Freiheiten nehmen und uns als Spieler mehr Freiheit geben sollen. Was außerhalb der Buchwelt gelungen ist, aber auf Dauer auch keine große Abwechslung bietet, sind die verschiedenen Schleichpassagen zum Beispiel gegen große Käfer, die euch sofort entdecken, sobald ihr das Schleichen aufgebt oder zu langsam seid. Da sie euch dann auch unmittelbar attackieren, müsst ihr noch einmal mit dem Abschnitt neu beginnen. Immerhin verfügt der Titel über absolut fair gesetzte Speicherpunkte, wenngleich diese nur automatisch vom Spiel vorgegeben werden. Praktischerweise gibt es drei Savegames, sodass auch andere Spielerinnen und Spieler ihr eigenes Abenteuer mit Jot erleben können.
Ein wenig schade ist, dass das Spiel leider nicht komplett vertont wurde. Zwar wurden sämtliche Texte aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt und auch der Erzähler leistet eine hervorragende Arbeit. Die eigentlichen Charaktere im Spiel bleiben jedoch stumm. Vermutlich haben sich die Entwickler dazu entschieden, weil das Spiel auch auf der Nintendo Switch erschienen ist und der Speicherplatz bekanntlich limitiert ist.
Fazit: Mit seiner tollen Geschichte, den verschiedenen, toll animierten Charakteren, einer Prise Humor und einer sehr guten Umsetzung der 3D-Welt und dem Wechsel zwischen den Welten, ist „Der kühne Knappe“ ein wunderbares Spiel geworden, welches wir jedem empfehlen können, der kreative Spiele mag. Neben Astro Bot ist „Der kühne Knappe“ ein weiteres Highlight im Spielemonat September und wird vermutlich bei vielen von euch in den Top 10 des Jahres 2024 erscheinen. Einzig die Punkte, dass die Rätsel sehr leicht sind, die Kämpfe keine besonderen Herausforderungen darstellen und es hin und wieder etwas zu viel Wiederholungen von bereits Gesehenem gibt, sollten für einen potenziellen Nachfolger abgeändert werden.
Wir bedanken uns bei Devolver Digital für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
U. Sperling