Neva - Review (PS5)
Als das bis dahin unbekannte spanische Indie-Studio „Nomada“ 2018 das rätsellastiges Jump-’n’-Run-Action-Adventure „Gris“ über den Publisher Devolver Digital veröffentlichte, konnte der Titel mit seinem beeindruckenden Tusche-Grafikstil und einer wunderschönen Atmosphäre überzeugen. Nun, sechs Jahre später, legt Nomada Studio mit „Neva“ nach. Zwar handelt es sich nicht um den Nachfolger von „Gris“.
Doch die Ähnlichkeiten könnten kaum deutlicher sein. In dem handgemalten Abenteuer begleitet ihr die Protagonistin Alba und das Wolfsjunge Neva. Beide fliehen durch ihre zerfallende Welt, während sich Alba um Neva liebevoll kümmert, da Neva nach dem Verlust seiner Mutter alleine zurückbleibt. Die Bindung zwischen Alba und dem Welpen wird im Spielverlauf intensiviert und spiegelt ein emotional tiefes Thema wider – den Umgang mit Verlust und Trauer.
Eine Reise durch die Jahreszeiten
Kaum habt ihr den Schock des Todes der Mutter von Neva einigermaßen verdaut, geht die Reise der beiden auch schon los. Da im Spiel weder ein Erzähler vorhanden ist, noch Alba spricht (bis auf ihren „Neva“-Ruf), werdet ihr im Ungewissen bleiben, was nun eigentlich zu tun ist. Auf eurer Reise geht es durch viele Landschaften, die in den vier Jahreszeiten dargestellt werden. Innerhalb der Jahreszeiten wächst Neva heran und erweitert seine Fähigkeiten, sodass er euch im späteren Spielverlauf in den Kämpfen zur Seite steht. Doch nicht nur die Szenerien wechseln, auch wird es immer düsterer, da unheimliche Albtraumwesen sich in der Welt von Alba und Neva breitmachen und die Natur und somit auch den Lebensraum der beiden zerstören. Mit einem Schwert bewaffnet, setzt sich Alba zur Wehr. Wie schon bei „Gris“ setzen die Entwickler auch bei ihrem neuen Titel auf Emotionen. Wenn „Neva“ vor den Wesen erschrickt, zitternd Albas Nähe sucht oder bei einem Sprung abrutscht und in die Tiefe zu stürzen droht, sodass ihr in der Rolle von Alba Nevas letzte Hilfe seid, dann geht das schon zu Herzen, sodass es den Entwicklern in gewissem Maße gelingt, uns mit Alba zu verbinden.
Wer die emotionale Story in den Vordergrund rücken will, der spielt den Titel im Storymodus, bei dem eher das Erkunden im Mittelpunkt steht und Alba nicht sterben kann, während im Abenteuermodus auch Kämpfe wichtig werden. Müsst ihr gegen die seltsam anmutenden Gegner kämpfen, so habt ihr drei Punkte, sprich ihr könnt drei Treffer aushalten, bevor ihr das Zeitliche segnet. An den Checkpoints wird eure Lebensenergie allerdings wieder aufgefrischt. Aber auch dann, wenn ihr im Kampf die Widersacher geschickt trefft, ohne dabei selbst Schaden zu nehmen, wird ein wenig Leben wiederhergestellt. Der Schwierigkeitsgrad des Abenteuermodus steigt im Lauf des Spiels an. So werden auch Bosskämpfe zu einer gewissen Herausforderung.
Fazit: Mit „Neva“ haben die Macher von „Gris“ wieder ein schönes, emotionales und spannendes Abenteuer herausgebracht, welches mit rund acht Stunden nicht allzu lang ist und aufgrund seiner fehlenden Sprachausgabe und der Tatsache, dass ihr zu Beginn etwas ratlos vor eurem Bildschirm sitzen dürftet, möglicherweise nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Wer sich dennoch auf „Neva“ und Alba und ihre Reise einlässt, wird hier eine anrührende Geschichte erleben, die jenseits allen Mainstreams steht und aufgrund seiner Bilder – trotz ihrer ganz eigenen Ästhetik – nicht immer ganz leicht zu verdauen ist.
Wir bedanken uns bei den Entwicklern für das zur Verfügung gestellte Testmuster.
U. Sperling