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| Marc Heiland | Konsolen

A Quiet PlaceDie Älteren unter euch erinnern sich vielleicht noch an die frühen 2000er-Jahre als Titel wie „Tom Clancy’s Splinter Cell“, „Alien“ und die „Thief“-Reihe äußerst beliebt waren und ein Genre mitbegründeten, welches heutzutage fast ausgestorben scheint. Die Rede ist von „Stealth-Spielen“, im Deutschen auch etwas vereinfacht als „Schleichspiele“ bezeichnet. In diesem Genre zeichnen sich Spiele dadurch aus, dass ihr euren Gegnern nicht im offenen Kampf begegnen könnt, da sie deutlich stärker sind als ihr oder auch die Missionen nur heimlich ausgeführt werden können (oder dürfen). Aus eben jenem Grund musste man sich als Spieler stets im Schatten aufhalten, sich verkleiden oder alternative Routen suchen, um den Feinden auszuweichen.

Das gerade erschienene „A Quiet Place: The Road Ahead“ treibt das Ganze auf die Spitze. Denn hier ist alles, was über ein Flüstern hinausgeht, lebensgefährlich und führt unweigerlich zu eurem sofortigen Tod. Ähnlich, wie bei den „Alien“-Spielen (und Filmen) ist euer Gegner eine mörderische Alien-Rasse, die auf jedes noch so kleine Geräusch, welches ihr macht, sofort mit tödlichen Attacken reagiert. Dumm nur, wenn dann die Protagonistin eines solchen Spiels auch noch Asthmatikern ist, was es noch komplizierter, aber auch herausfordernder macht, leise zu bleiben. Wir haben uns das Spiel, welches parallel zu den Filmen spielt, einmal genauer angeschaut.

Atmosphärisch stark

„A Quiet Place: The Road Ahead“ beginnt kurz nachdem die Welt von den Außerirdischen belagert wurde, ist aber vollkommen losgelöst von den Handlungen der Filme. Dadurch kann Entwickler Saber Interactive eine ganz eigene Story erzählen. Im Mittelpunkt des Spiels steht die junge Alex. Die ersten Spielminuten werden in einer Rückblende erzählt und zeigen sie gemeinsam mit ihrem Freund, wie sie einen Hirschen beobachten. Die nächsten Minuten führt euch das Spiel in die Steuerung und Spielmechaniken ein. Das Spiel macht einen Cut und ihr befindet euch in einer Lodge, wo ihr nach Medikamenten suchen sollt. Alex Freund ist nun sichtbar gealtert und weist sie per Gesten in die Mission ein. Wie die Kreaturen auf der Erde gelandet sind, wird an dieser Stelle nicht gezeigt. Auch seht ihr diese erst später.

Eine weitere Szene später findet Alex heraus, dass sie von ihrem Freund schwanger ist, was in diesem ohnehin nahezu aussichtslos scheinenden Szenario noch schwieriger für sie ist. Und als wäre dies nicht schon genug, verliert Alex ihren Freund, der sich gerade in die Rolle eines künftigen Dads eingefunden hat, an die Aliens.

Wie es für Alex weitergeht, soll an dieser Stelle natürlich nicht verraten werden. Wir können lediglich sagen, dass es – wie auch in den Filmen – verschiedene Charaktere gibt, die Alex wohl gesonnen sind und sie unterstützen, während andere ihr eigenes Ding machen. Die Story von „A Quiet Place The Road Ahead“ ist recht gut geschrieben und motiviert, das Spiel trotz mancher Schwächen bis zum Ende durchzuspielen.

Vor allem die Spielmechanik ist es, die äußerst motivierend ist. Bei jedem Schritt genau darauf zu achten, keinen Lärm zu machen, zu schauen, wo Hindernisse sind und auf welchem Bodenbelag Alex gerade läuft, dabei zu schauen, rechtzeitig Asthmaspray und Tabletten dabei zu haben, um sie bei einem Anfall nutzen zu können und darauf zu achten, sich auch in scheinbar ausweglosen Situationen einen kleinen Vorteil zu verschaffen, ist die ganz klare Stärke des Spiels. Dafür müsst ihr allerdings auch in Kauf nehmen, dass ihr hier sehr langsam und bedächtig unterwegs seid. Denn mit Waffen um sich schießen kann Alex ebenso wenig, wie sich mit den Aliens anlegen. Während der Story-Modus noch gut zu händeln ist, wird es mit steigender Schwierigkeit extrem herausfordernd, voranzukommen. Nicht selten sind es dann Trial&Error-Situationen, vor denen ihr steht. Um euch das Überleben ein wenig zu vereinfachen, hat Alex ein Schallmessgerät bei sich, das Umgebungsgeräusche wie fließendes Wasser, Regen oder Wind sowie die Geräusche anzeigt, die sie selbst macht. Ist sie lauter als die Umgebung, kann es sein, dass euch im nächsten Moment eine der Kreaturen im Nacken sitzt. Gut, wenn ihr dann einen Ziegelstein oder andere Dinge in eurer Nähe habt, mit denen ihr die Kreaturen für einen Augenblick ablenken könnt.

Wer die absolute Herausforderung haben möchte, der kann an seinem Headset das Mikrofon aktivieren. Denn dann werden eure Geräusche oder die aus eurem Zimmer im Spiel wiedergegeben, was wirklich toll umgesetzt wurde. Allerdings ist das ein „kann“ und kein „muss“. Insgesamt ist die Soundkulisse natürlich der absolute Star.

AQuiet2Sonst auch mit Schwächen

Wenn ihr dann den Kreaturen sehr nahe kommt, ist das ein Gefühl, wie in „Alien: Isolation“, wenn euch einer der Xenomorphs unmittelbar ins Auge zu schauen scheint. Allerdings kam es uns im Spiel hin und wieder so vor, als wäre die Gegner-KI hier stark geskriptet, was bei Alien-Spielen meist besser verborgen ist und hier alles eher zufällig wirkt.

Ebenfalls schwankend ist die Qualität der Grafik und der Technik im Allgemeinen. Während beispielsweise die Umgebungen sehr detailliert ausgearbeitet wurden, wirken einige Charaktere etwas hölzern und auch die Gesichter sind mal mehr, mal weniger gut animiert worden. Richtig nervig ist, dass die Technik uns immer wieder einen Strich durch die Rechnung machte, was auch zu Lasten der Atmosphäre ging. So kam es einige Mal vor, dass Türen, die nicht aufgehen sollten, sich öffnen ließen oder Lücken und Hindernisse, durch die wir hindurch mussten, um überhaupt im Level weiterzukommen, nicht zu überwinden waren. Da half dann entweder ein Neustart des Spiels oder das mehrfache Ausprobieren. Irgendwann klappte es aus nicht nachvollziehbaren Gründen dann doch. Manche Wege oder Abkürzungen, die ihr nehmen müsst, sind auch überhaupt nicht direkt zu erkennen. So wird das ohnehin schon langsame Spiel im Tempo weiter abgebremst, was nicht selten zu Frustmomenten führt. Hin und wieder spielt sogar das Glück eine gewisse Rolle, da die Taschenlampe recht schnell ausgeht, was bei engen und verwirrend gebauten Leveln nervt. An diesen Stellen sinkt der Spielspaß deutlich. Je nach Spielweise habt ihr „A Quiet Place: The Road Ahead“ nach acht bis zehn Stunden durchgespielt. Als „Lohn“ für eure gelassenen Nerven erhaltet ihr immerhin ein emotionales, aber doch recht offenes Ende, das über die stellenweise nervigen Passagen hinwegsehen lässt.

Fazit: „A Quiet Place: The Road Ahead“ hat seine Stärken und Schwächen. Zum Gruseln und als echtes „Stealth-Game“ langt es allemal. Die technischen Schwächen können von den Entwicklern noch gepatched werden. Vielleicht wäre es 7besser gewesen, wenn der Titel nicht gerade in direkter zeitlicher Konkurrenz zu „Silent Hill 2 Remake“ veröffentlicht worden wäre, um noch mehr Aufmerksamkeit zu generieren. Doch wir sind uns sicher, dass das Spiel seine Fans finden wird. Und für knapp 30 Euro kann jeder bedenkenlos einen Blick drauf werden.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei den Entwicklern für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

U. Sperling

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