Testbericht: NACON Revolution X Unlimited – Der Pro-Controller mit Anspruch und Anlaufschwäche
Mit dem Revolution X Unlimited bringt NACON einen neuen High-End-Controller auf den Markt, der ganz klar gegen Platzhirsche wie den Xbox Elite Series 2 oder den DualSense Edge antreten will. Für rund 200 Euro soll der RXU auf Xbox, PC und sogar Android-Geräten überzeugen – mit einem vollgepackten Feature-Set, modernen Technologien wie Hall-Effekt-Sticks, einem LCD-Display und umfassenden Anpassungsmöglichkeiten. Doch ist der Controller wirklich die neue Referenz – oder nur eine ambitionierte Alternative mit Startschwierigkeiten?
Design & Verarbeitung: Für große Hände gemacht
Beim ersten Auspacken wird klar: Der Revolution X Unlimited meint es ernst. Der Controller ist groß, schwer und liegt besonders Nutzern mit großen Händen gut in der Hand. Wer allerdings Handschuhgröße M oder kleiner trägt, könnte sich schnell unwohl fühlen – der RXU ist deutlich wuchtiger als ein Standard-Xbox-Controller.Die Griffrückseiten sind gummiert und strukturiert, was zwar für Rutschfestigkeit sorgt, sich jedoch im Vergleich zur Konkurrenz ein wenig "plastikartig" anfühlt. Hier fehlt es dem Controller an jener hochwertigen Haptik, die man in dieser Preisklasse erwarten darf.
Ausstattung & Konnektivität: Fast alles, was das Herz begehrt
Der RXU punktet mit einem modularen Aufbau und bringt eine ganze Reihe an Anpassungsoptionen mit:
- 6 programmierbare Shortcut-Tasten (S1–S6)
- Wechselbare Joystick-Köpfe (konkav, konvex, hoch, flach)
- Zwei unterschiedliche Steuerkreuze
- Stick-Ringe zur Begrenzung des Bewegungsradius
- Gewichte für das Griffgefühl (10, 14 und 16 g)
Dazu kommen drei Verbindungsmodi: klassisch per USB, über 2,4 GHz-Funk (mit Dongle) und Bluetooth. Der Controller funktioniert nicht nur mit Xbox One und Series X|S, sondern auch am PC und Android-Geräten (inkl. Steam Deck). Die Latenz variiert je nach Modus – im PC-Modus sinkt sie auf bis zu 1 ms (kabelgebunden), was gerade im kompetitiven Bereich wichtig ist.
Besonders clever: Die Ladeschale dient gleichzeitig als Halterung für den Dongle und wird per USB-C verbunden. Leider sitzt der Controller darin nicht ganz stabil – wer ihn nicht exakt auflegt, riskiert eine nicht gestartete Ladung.
Technik & Bedienung: LCD-Display, Omron-Switches und Mikrofonsteuerung
Ein Novum bei Pro-Controllern: Ein integriertes LCD-Display zeigt den Modus, die Verbindung, das gewählte Profil und vieles mehr an. Auch Audio-Mix-Einstellungen und Mikrofonstummschaltung können direkt am Controller vorgenommen werden. Das erleichtert besonders Multiplayer-Sessions, in denen schnelle Anpassungen nötig sind. Die Mikroschalter (Omron) für ABXY, D-Pad und Trigger vermitteln ein wunderbar präzises, klickiges Feedback. Gerade Shooter-Fans profitieren enorm davon – das Triggerklickgefühl ist kurz, knackig und sauber definiert. Leider sind die L3- und R3-Tasten (Stick-Klicks) wie bei vielen anderen Controllern etwas zu schwergängig. Hier empfiehlt sich die Umbelegung auf S3 oder S4.
Zusatztasten: Funktional, aber nicht optimal
Die sechs Extratasten (S1–S6) bieten theoretisch viel Flexibilität, sind aber nicht optimal platziert: S1 & S2 liegen über den Triggern – für große Hände erreichbar, aber nicht für alle bequem. S3 & S4 sind gut platziert, die Finger liegen automatisch darauf – erfüllen also ihren Zweck als Paddlersatz. S5 & S6 sitzen ungünstig für den Ringfinger – in der Praxis kaum sinnvoll nutzbar. Der Verzicht auf klassische Paddles, wie sie z. B. beim Elite Series 2 verbaut sind, wirkt in dieser Preisklasse wie ein Rückschritt.
Software & App-Nutzung: Viel Kontrolle – mit Hindernissen
Die Anpassung der Controller-Profile erfolgt über zwei Modi: Klassischer Modus (C): Einstellungen direkt am ControllerErweiterter Modus (A): Tiefenanpassung via PC/Xbox-AppLetztere bietet viele Optionen – von Stickkurven über Totzonen bis zu Audioeinstellungen – ist aber nur per Kabelverbindung nutzbar. Und genau hier liegt eines der größten Probleme des RXU: Die Verbindungsfreudigkeit zur App ist mangelhaft, insbesondere auf der Xbox. Erst nach mehreren Neustarts, Umsteckaktionen und Firmware-Updates konnte im Test auf die erweiterten Funktionen zugegriffen werden. Das ist frustrierend, besonders für Konsolenspieler, die schnell ein neues Profil anpassen wollen. Außerdem können erstellte Profile nicht zwischen Xbox- und PC-Modus übertragen werden – was doppelten Konfigurationsaufwand bedeutet.
Leistung & Präzision: Für Profis und ambitionierte Spieler
Trotz der genannten Schwächen überzeugt der Revolution X Unlimited in der Praxis mit exzellenter Leistung: Hall-Effekt-Sticks vermeiden Drift – ein riesiger Vorteil gegenüber herkömmlichen PotentiometernPräzise Tastenreaktion, kurze Triggerwege mit SperrfunktionProfile für Shooter, Racing & mehr per LED-Ring schnell auswählbarGyro-Steuerung (nur am PC) – ein seltenes, aber willkommenes FeatureEinziges Manko: Das "Wackeln" in der Nullstellung der Sticks ist spürbar und leider nicht gleichmäßig – ein kosmetischer, aber spürbarer Dämpfer im Gesamtbild.
Fazit: Viel Technik, hoher Preis, kleine Stolpersteine
Der NACON Revolution X Unlimited ist ein äußerst leistungsstarker Controller mit einer beeindruckenden Liste an Features. Besonders für PC-Spieler und Xbox-Gamer mit großen Händen, hohen Ansprüchen und dem Wunsch nach Feintuning ist der RXU eine echte Empfehlung – wenn man bereit ist, sich mit der teils umständlichen Software-Integration auseinanderzusetzen. Die fehlenden Paddles, das etwas klapprige Lade-Dock und die umständliche App-Nutzung verhindern jedoch den Sprung zur absoluten Elite-Klasse.
Foto: (c) NACON, Text: L. Zimmermann