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Direct Trade Christmas Coffee Box - 4 Female Importers, 4 Origins

| Marc Heiland | Kaffeewelten

Direct Trade Cover CCWas kommt dabei raus, wenn sich vier talentierte, kreative und starke Kaffeeimporteurinnen zusammenschließen? Die Antwort „4 Female Importers“. Dahinter stecken Ann-Kathrin, Imma, Marie Jose und Anna Lina. Sie importieren erstklassigen Spezialitätenkaffee aus Bolivien, Rwanda, Kolumbien und Uganda. Gemeinsam haben sie eine hochwertige Box herausgebracht, in der sie ihren Kaffee euch präsentieren. Und da es für echte Kaffeefans nichts Schöneres als neue Sorten unter dem Baum zu finden gibt, haben wir den Inhalt „Christmas Box“ für euch einmal getestet und verraten euch an dieser Stelle, ob wir den Kaffees eine Empfehlung aussprechen.

Frauen sind ja noch immer in der Branche der Rohkaffee-Importeure eine Seltenheit. Erst langsam ändert sich das. Mit den „4 Female Importers“ haben sich vier interessante Charaktere zusammengeschlossen, die sich auf die Fahnen geschrieben haben, besten Kaffee auf Spitzenregionen zusammenzubringen. Das Besondere: Die Frauen haben unmittelbare Beziehungen zu den Ursprungsländern bzw. Regionen und kennen die Menschen vor Ort. So können sie bis ins kleinste Detail rückverfolgen, wo der Rohkaffee herkommt, wie die Menschen vor Ort bezahlt, unterstützt und gefördert werden, wie die Qualität des Rohkaffees ist etc.

Der Kaffee kommt in einer hochwertigen schwarz-matten Magnetbox daher und enthält je „Female Importer“ eine Tüte mit 250g ungemahlenem Kaffee. Für die Box werden 59,90 Euro aufgerufen, was ein absoluter Top-Preis ist! Gewählt werden kann aus den Boxen „kräftig“, „mild“ und „gemischt“. Die Rohkaffees stammen aus den Regionen Taipiplaya, Caranavi (La Paz) / Bolivien, Mount Elgon / Uganda, Lake Kivu / Rwanda und Huila / Kolumbien.

Für unseren Test hat uns Ann-Kathrin von der Berlin Kaffeerösterei „Caraya Coffee“ die Box „kräftig“ zur Verfügung gestellt. Die Übersicht über die Box:

1 x 250 g Arabica Röstkaffee aus Bolivien, natural (Kooperativenblend, Catuaí, Caturra, Tipica), Espressoröstung, ganze Bohne
1 x 250 g Arabica Röstkaffee aus Uganda, natural (SL14, SL28, Nyasaland), Espressoröstung, ganze Bohne
1 x 250 g Arabica Röstkaffee aus Rwanda, washed, (Red Bourbon), Omniroast, ganze Bohne
1 x 250 g Arabica Röstkaffee aus Kolumbien, washed, (Pink Bourbon), ganze Bohne
1 x Weihnachts-Grußkarte der vier Frauen

Zum Hintergrund der Importeurinnen:

𝗜𝗺𝗺𝗮 wuchs inmitten einer idyllischen Landschaft voller unterschiedlicher Plantagen mit Kaffee, Mais, Bananen, Avocados und Süßkartoffeln im Herzen von Afrika, in Ruanda auf.
Als kleines Mädchen war die Kaffeepflanze und insbesondere die
Kaffeekirschen für sie eine verbotene Frucht, die sie nur heimlich naschen durfte. Nach dem Verlust ihrer Eltern kam sie mit 12 Jahren zu ihrer Tante nach Österreich. Die glückliche Kindheit auf den Plantagen vergaß sie nie.
Das hat sie letztendlich bewegt, Kaffee aus ihrer Heimat zu importieren, den sie momentan von ihrer Cousine und befreundeten Kooperativen rund um Lake Kivu bezieht.

𝗔𝗻𝗻𝗮 𝗟𝗶𝗻𝗮 fing vor 15 Jahren als Jugendliche an in einer kleinen Rösterei in Hannover zu arbeiten. Was damals nur ein Nebenjob war, ist heute ihr daily business: in ihrem Master in Agrarwissenschaften hat sie sich intensiv mit Kaffeequalität am Berg Masaba (Mount Elgon) in Uganda befasst. Inzwischen promoviert sie im sozio-ökonomischen Bereich und sucht nach Wegen, die Einkommenssituation der Kleinbäuerinnen und -bauern vor Ort zu verbessern. Sie importiert Rohkaffee, Vanille und Honig direkt aus Uganda und hat sogar eine feste Angestellte dort vor Ort. Ihr Importgeschäft und ihre Rösterei heißen "Mulembe", was soviel bedeutet wie "Hallo, ich komme in friedlicher Absicht."

𝗠𝗮𝗿𝗶𝗮 𝗝𝗼𝘀𝗲 ist in Kolumbien in der Region Huila aufgewachsen. Ihre Familie baut seit vielen Generationen Kaffee an, besonders ihr Großvater aber pflegte eine besondere Beziehung zu seinen Kaffeepflanzen. Maria Jose hatte als Jugendliche Kurz den Kontakt zu ihrer Familie verloren, besinnt sich aber jetzt umso stärker auf ihre Wurzeln zurück. Sie hat ihr Land verlassen, um in Deutschland und den Niederlanden einen Markt für den hochwertigen Kaffee ihrer Familie zu suchen. In wenigen Monaten lernte sie Deutsch, knüpfte viele Kontakte und bringt in unserer Weihnachtsbox ihren allerersten Röstkaffee auf den Markt.

𝗔𝗻𝗻-𝗞𝗮𝘁𝗵𝗿𝗶𝗻 hat zwei Jahre in Bolivien bei Ordensschwestern gelebt, in einer Region, die von Guaraníes (eine der vielen indigenen Stämme Boliviens) geprägt wurde. Jeden Abend trank sie mit Schwester Lidia einen Früchtetee, Sultana genannt. Sultana ist die getrocknete Schale der Kaffeekirsche. Kaffee aber wurde nicht konsumiert. Ann-Kathrin kehrte nach Deutschland zurück und blieb eng mit Bolivien verbunden. Sie ist mit einem Bolivianer verheiratet und die beiden tranken erst 2021 das erste Mal einen bolivianischen Kaffee in Cochabamba. 2022 gründete Ann-Kathrin in Berlin Caraya Coffee. Carayá heißt Brüllaffee auf Guaraní. „Brüllaffen sind zwar klein, aber laut. Wir wollen so laut sein wie sie und uns stark machen für einen fairen Kaffeehandel.“


Zubereitung
Gemahlen haben wir die Sorten mit der Rancilio Stile, die Zubereitung erfolgte mit verschiedenen Brührezepten auf der Rancilio Silvia Pro X, der Sage „The Barista Touch Impress“ sowie im Falle des Omniroast mit dem Kaffeevollautomaten „Gran Aroma“ aus dem Hause Saeco. Das Bohnenbild der von uns getesteten Sorten ist gut, Defekte sind fast keine zu erkennen. Auch das Röstbild ist sehr homogen.

Die vier Sorten im Überblick
Der Single Origin Espresso „Airu“ von „Caraya Coffee“
Der Espresso der Kaffeerösterei „Caraya Coffee“ stammt von der Kooperative Asocafe. Er wird in
Bolivien, Caranavi, in der Comunidad Taipiplaya von Kleinproduzentinnen und Kleinproduzenten angebaut. Auf deren Anbauflächen wachsen außerdem Zitrusfrüchte wie Mandarinen, Orangen und Zitronen. Daneben werden viele Nutzbäume angebaut, die die Kaffeepflanzen nicht nur vor Sonne schützen, sondern auch ein wirtschaftliches zweites Standbein für die Kaffeeproduzentinnen und Kaffeeproduzenten darstellt. Der Rohkaffee wächst auf den Plantagen in einer Höhe von rund 1500 bis 1950 m, wird handgepflückt und trocken (natural processed) aufbereitet. Er liegt in den Varietäten Catuaí roja, Caturra sowie Tipica vor. Als Leitaromen werden Nougat und Mon Cheri angegeben.

Unser Eindruck: Bei Caranavi handelt es sich um ein relativ neues Anbaugebiet im Westen des Landes. Daher ist es immer wieder interessant, wie sich der Kaffee hier entwickelt. Die recht dunkle Röstung des Rohkaffees sorgt für eine malzige Note, wodurch hier Gerste in Erinnerung kommt. Dieses Aroma – gepaart mit leicht holzigen Beinoten – ist bereits beim Öffnen der Verpackung wahrzunehmen. Der Espresso bildet eine wunderbare Crema aus, ist vollmundig und hat einen recht langen Abgang. Hier wird dann die Nougat-Note deutlich. Mon Cheri wäre mir persönlich nicht unbedingt in den Sinn gekommen, kann jedoch dann ganz leicht wahrgenommen werden, wenn der Espresso ein wenig abgekühlt ist. Mit Milch werden die Aromen etwas zarter, bleiben aber so gut stehen, dass sie vom Milchschaum nicht zu stark zurückgedrängt werden. Insgesamt ein guter Espresso für gemeinschaftliche Wintertage.

Der Omniroast von Imma Coffee Tirol
In einer Dose kommt unser zweiter „Testkandidat“ daher. Der Rohkaffe stammt aus Ruanda am Kivusee im Südwesten des Landes. Hier wachsen in erster Linie Bourbon-Varietäten, die hell geröstet und vorab nass aufbereitet werden. In den Distrikten am Kivusee stehen einige der bekanntesten Waschstationen Ruandas, die zuverlässig komplexe, blumige, elegante und saftige Kaffees von höchster Qualität produzieren. So auch in diesem Fall.

Unser Eindruck: Geschmacklich bietet er eine grandiose Süße und feine Fruchtnoten. Da denkt man schon fast an einen leckeren, tropischen Fruchtcocktail. Der Körper ist eher als dezent zu beschreiben und im Abgang ist er recht kurz. Die Süße bleibt in jeder Zubereitungsart, wobei der Kaffee vor allem als V60-Filterkaffee seine Fruchtigkeit zum Vorschein bringt. Ein toller Fruit Punch, der vielleicht kein Kaffee für die Masse hierzulande ist, aber mit Sicherheit seine Fans für sich gewinnen kann.

Der Kaffee „Inzu“ von Mulembe Kaffee
Aus Uganda (oder wie Winston Churchill einstmals das Land „Perle Afrikas“ nannte) aus der Region um den Mount Elgon, stammt der dritte Kaffee unseres kleinen Tests. In einer Höhe von 1500 bis 2100 m wird der Arabica in den Varietäten Varietät SL14, SL28, Nyasaland angebaut, von Hand geerntet und nass aufbereitet sowie sonnengetrocknet. Der Kaffee wurde dunkel geröstet. Er hat einen Cuppingscore von über 85 Punkten. Während Robusta in Uganda schon lange beheimatet ist, kam der Arabica Anfang des letzten Jahrhunderts nach Uganda und wird dort vor allem am erloschenen Vulkan „Mount Elgon“ angebaut, da der vulkanische Boden hier über exzellente Voraussetzungen für sehr gute Qualität des Rohkaffees bietet. Etwa drei Millionen Familien leben vom Kaffeeanbau. Was uns bei der Verpackung besonders ins Auge sticht und so noch bei keinem anderen Anbieter zu sehen war, ist ein Foto des Kaffeebauern und ein QR-Code mit einem kleinen Vorstellungsvideo, sodass man als Käufer einen direkten Eindruck erhält!

Unser Eindruck: Geschmacklich besitzt der Kaffee eine schwere Textur und schokoladig-nussige Noten und kann vor allem als Milchmischgetränk sehr überzeugen.

Der Pink Bourbon von Ancestro Coffee
Unser letzter „Testkandidat“ stammt von der Farm „Las Brisas“ aus Kolumbien. Die Farm liegt auf einer Höhe von ca. 1780 m und besteht aus rund zwei Hektar mit Bäumen der Varietäten Caturra, Colombia, Castilla, Bourbon und Pacamara. Zwölf Prozent des kolumbianischen Kaffees kommen aus den Bergen von Huila, der von vielen Fans und Experten gleichermaßen als bestes Anbaugebiet Kolumbiens bezeichneten Region.
Die Kaffeekirschen werden per Hand geerntet und rund 24 Stunden fermentiert, gefolgt von weiteren 72 Stunden nach dem Entpulpen in offenen Dosen. Für seinen Castillo verwendet man eine 24-stündige Gärung in den Kirschen und 84 Stunden nach dem Entpulpen.

Unser Eindruck: Geschmacklich ist der Kaffee fruchtig und säurereich mit dichter Textur und langem, komplexen Abgang mit Zitrusnoten. Im Detail sind Noten von Karamell, 8Maracuja und Orangenblüten zu erkennen. Ein sehr spannender Kaffee.

Fazit: Vier tolle, abwechslungsreiche und interessante Kaffees von vier ganz unterschiedlichen Persönlichkeiten in einer Box vereint. Das ist die „Direct Trade Christmas Coffee Box - 4 Female Importers, 4 Origins“. Für jeden Kaffee- und Espressofreund eine wunderbare Erweiterung des eigenen Horizontes um neue Geschmackserfahrungen, die wir euch ans Herz legen.

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Ann-Kathrin Wehse de Calderón von „Caraya Coffee“ für das zur Verfügung gestellte Testexemplar.

D. Stappen, M. Heiland

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