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Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei "Caraya Coffee" aus Berlin

| Marc Heiland | Kaffeewelten

CarayaBild1Berlin ist nicht nur die Hauptstadt unserer Bundesrepublik, sondern auch die Hauptstadt des Kaffees. Keine andere Stadt hat eine dermaßen hohe Zahl an Cafés und Röstereien, wie Berlin. Dabei teilt sich die Szene in zwei Bereiche (einige mögen auch von zwei „Lagern“ sprechen). Der eine Bereich wird von „Hipster“-Cafés und Röstereien besetzt, in denen die Mitarbeitenden mit der Kundschaft Englisch sprechen und man als durchschnittlicher Gast schief angeschaut wird, wenn man einen einfachen Cappuccino bestellt. Der andere Bereich wird von „normalen“ Cafés und Röstereien besetzt, die entweder weltoffen, entspannt oder familiär-urig daher kommen und eine gewisse Bodenständigkeit besitzen. Was jedoch beide Seiten miteinander verbindet, ist die Liebe zu hervorragendem Kaffee.

Inmitten dieser Stadt mit ihren unzähligen Gesichtern, ihrer wechselvollen Geschichte und Geschichten hat „Caraya Coffee“ seine Zelte aufgeschlagen. Unter der Leitung von Ann-Kathrin Wehse de Calderon gibt es hier, mitten im Berliner Stadtteil Kreuzberg, etwas ganz Spezielles. Denn Ann-Kathrin bietet ihrer Kundschaft ausschließlich Spezialitätenkaffee aus Bolivien. Warum nur aus diesem lateinamerikanischen Land? Ganz einfach: Ann-Kathrin lebte und arbeitete in Bolivien und hat sich dort (nicht nur in den qualitativ hochwertigen Kaffee) verliebt. Im Anschluss an ihre Rückkehr nach Berlin, ließ sie sich in einem Röstkurs ausbilden, erwarb den „Coffee Sensory Master“ und ist von der IHK als Kaffee-Expertin zertifiziert.

Neben ihrer eigenen Rösterei arbeitet Ann-Kathrin mit verschiedenen Kaffeerösterinnen und Röstern in der Gemeinschaftsrösterei „Communal Coffee“ in Neukölln. Ihre Mission ist es, fairen Handel mit den Kaffeeproduzierenden vor Ort zu betreiben. Dabei setzt sie auf ein hohes Maß an Transparenz. Dies zeigt sich nicht zuletzt auch an ihrem hauseigenen Magazin, in welchem sie über ihre Arbeit und ihre Zusammenarbeit mit der Kooperative „ASOCAFE“ berichtet. Auch zeigt sie auf, zu welchen Preisen der Rohkaffee eingekauft wurde und geht bei jeder Sorte ihrer Produktpalette auf Anbau, Ernte, Varietät und Aufbereitung ein. Die Ziele für 2024 werden ebenfalls benannt und die Gesichter hinter den Kaffees vorgestellt. Mehr Transparenz geht nicht.

Über das Ursprungsland
Die Kaffeeindustrie Boliviens umfasst etwa 23000 kleine Familienbetriebe mit zwei bis neun Hektar Anbaufläche. Wegen der Probleme in der Logistik, beim Unterhalt der Anlagen und mit der Aufbereitung ist die Qualität bis vor einigen Jahren schwankend gewesen. Mittlerweile hat sich die Situation jedoch verbessert. Der in Bolivien geerntete Kaffee muss im Anschluss häufig über Peru verschifft werden, da Bolivien keinen eigenen Hafen besitzt.
Bolivien baut vor allem die Arabica-Sorten „Typica“, „Caturra“, „Criollo“, „Catuai“ und „Catimor“ an. Aufbereitet wird der Rohkaffee nass, seltener trocken.

Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest
Für unseren Test hat uns die Kaffeerösterei „Caraya Coffee“ die Sorte „Airu“ und „Maya“ jeweils als Espresso und als Filterkaffee, den Espresso „Pachamama“, den Filterkaffee „Misk'i“ sowie den Espresso „Crema“, der extra für Kaffeevollautomaten abgestimmt wird, zur Verfügung gestellt.
Die Kaffees und Espressi kommen in einer Standboden-Verpackung daher, sodass die Bohnen leichter und öfter zu entnehmen ist. Die Tüten sind alle schwarz mit schlichtem Label gehalten. Auf der Vorderseite der Tüte finden wir den Namen, die genauere Herkunft des Rohkaffees, die Kooperative, die Anbauhöhe, die vorliegenden Varietäten, die Aufbereitung sowie die Leitaromen. Die Espresso- und Filterkaffeesorten werden zu je 250g oder 1kg verkauft. Die 500g-Verpackung gibt es hingegen nicht. Ebenfalls mit dabei ist eine Empfehlung für verschiedene CarayaBild2Zubereitungsarten und das Röstdatum. Ein kleiner QR-Code führt direkt zur ansprechend gestalteten Homepage von „Caraya Coffee“. Hier finden wir nicht nur die Filterkaffees und Espressi im Shop, sondern auch Tee, Geschenke, Sets und Zubehör. Ebenso gibt es Informationen zum Stichwort „Nachhaltigkeit“ und zur Kooperative. Auch ein Blog darf nicht fehlen. Der Versand erfolgt klimaneutral. Verkauft wird der Kaffee wahlweise in Ganzer Bohne als auch für verschiedene Zubereitungsarten gemahlen. Wer sich um den Nachschub an Kaffee keine Gedanken mehr machen möchte, der kann auch seinen Lieblingskaffee im Abo beziehen.

Zubereitung
Gemahlen haben wir die Bohnen für den Filterkaffee in der Wilfa und für den Espresso in der „Rancilio Stile“. Zubereitet haben wir die Sorten im Hario V60 Handfilter nach dem Gold-Standard, den Espresso im Siebträger, unserer „Rancilio Silvia Pro X“.

Der Espresso-Blend „Pachamama“
In Südamerika verstehen die Menschen unter dem Begriff „Pachamama“ die Natur, Mutter Erde und den Boden – und deren Wertschätzung. In wurde das Konzept des Naturschutzes vor einigen Jahren in die Landesverfassung aufgenommen.

Der vorliegende Espresso setzt sich (zu 75%) aus einem Arabica, der in einer Höhe von über 1400m wächst sowie (zu 25%) einem Arabica, der bis zu einer Anbauhöhe von 1400m wächst.-

Den Pachamama Espresso blenden wir aus zwei verschiedenen Bohnenqualitäten - wir nutzen zu 75% gewaschene Arabica Bohnen, die in einer Höhe ab 1.400m wachsen und zu 25% gewaschene Arabica Bohnen, die auf einer Höhe bis 1.400m wachsen. So wird die gesamte Bandbreite an Aromen mit abgedeckt.

Unser Eindruck: Bei diesem Espresso handelt es sich um einen ausgewogenen, kräftigen Espresso mit ausgeprägtem Mandelschokolade-Geschmack und leicht fruchtigen Noten. Der lang anhaltende, seidige Abgang und die ganz feine Säure wissen zu überzeugen.

Der Espresso und Filterkaffee „Maya“
Der Rohkaffee, der für den Espresso / Filterkaffee „Maya“ zum Einsatz kommt, wurde in einer Höhe von 900 – 1.400m angebaut, gewaschen aufbereitet und liegt in den Varietäten Catuaí roja, Caturra und Tipica vor.

Unser Eindruck: Sowohl der Espresso als auch der Filterkaffee schmecken sehr facettenreich. Man schmeckt deutlich, dass der Kaffee in einer Nachbarschaft von Mandarinen, Orangen und Zitronen unter Schatten gewachsen ist. Denn neben einer nussigen Grundnote kommt vor allem die fruchtige Komponente deutlich zum Tragen. Dabei ist der Espresso so ausgeprägt, dass er in Kombination mit Milch- bzw. Milchersatz-Getränken zu keiner Zeit geschmacklich untergeht. Dank der dunkleren Röstung bleibt der schokoladig-nussige Geschmack lange auf der Zunge stehen.

CarayaBild3Der Espresso / Filterkaffee „Airu“
Bei dieser Sorte stammt der Rohkaffee aus einer Anbauhöhe von 1.500 - 1.950 m, liegt in den
Varietäten: Catuaí roja, Caturra und Tipica vor und wird natural aufbereitet.

Unser Eindruck: Der Espresso bildet eine wunderschöne Crema. Geschmacklich erkennen wir Noten von Nussschokolade, Pflaume, ein klein Rumaroma und Beeren. Insgesamt ein eher Kaffee, der wenig Säure aufweist.
Spannend ist der Espresso. Dieser bietet eine deutliche Fruchtnote mit Anklängen von Nussschokolade und Beere. Die angegebene Beinote von „Mon Cheri“ kann man erahnen. In jedem Fall ein interessanter Espresso, der weniger für die „breite Masse“ gedacht ist, dafür aber mehr für Fans von Spezialitäten.

Der Espresso-Blend „Crema“
Für Milchmischgetränke ganz besonders geeignet ist dieser Espresso. Angebaut in einer Höhe von 1.200 - 1.750 m in den Varietäten: Catuaí roja, Caturra und Tipica, wird er gewaschen und natural im Verhältnis 80/20 aufbereitet. Geröstet wird er bei bis zu 218 Grad.

Unser Eindruck: Im Automaten bildet sich eine tolle Fruchtigkeit heraus, die es ermöglicht, dass der Espresso auch als „Verlängerter“ und mit Milch sehr gut schmeckt.


Der Filterkaffee „ Misk'i“
Last but not least haben wir diesen Filterkaffee getestet. Dass er etwas Besonderes ist, erkennt man daran, dass es sich um einen honey pulped handelt. Bei dem pulped natural (oder auch Honey-Processed) Aufbereitungsverfahren, wird der Kern von der Kirsche getrennt. Durch das entfernen des Fruchtfleisches entsteht eine Mucilage (Schleimschicht). Diese Mucilage enthält eine natürliche Süße die, je nach Dauer der Trocknung, dem Kaffee einen vollen Körper mit würzigen und intensiven Aromen verleiht. Diese wird beim fully washed und beim natural (sundried) verfahren ebenfalls abgewaschen. Bei dem pulped natural verfahren bleibt sie jedoch an der Pergaminoschicht bestehen. Je nachdem wie und wie lange daraufhin die Trocknung stattfindet färbt sich die Pergaminoschicht Yellow-, White-, Red- oder Black-Honey.

Unsere Meinung: Ein besonders spannender und absolut nicht „mainstreamiger“ Kaffee, der ein absolut toller „Fruchtcocktail“ ist. Er gehört zu den komplexen Kompositionen und besitzt einen langen Abgang. Für Fans außergewöhnlicher Kaffees eine klare Kaufempfehlung!

Fazit: Die von uns getesteten Sorten konnten komplett überzeugen. In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness erfahren wir so ziemlich alles, was man sich als Konsument wünschen kann. Die Qualität des Kaffees ist auf hohem Niveau und in Punkto Transparenz kann sich auch so manch „großer“ Kaffeeröstmeister einige Scheiben von Ann-Kathrin Wehse de Calderon abschneiden! Daher können wir euch eine klare Kaufempfehlung für den Espresso und Filterkaffee von „Caraya Coffee“ geben.

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

9Fairness und Nachhaltigkeit: 9 von 10 Punkten

Geschmack: 9 von 10 Punkten

Transparenz: 10 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Ann-Kathrin Wehse de Calderon von der Kaffeerösterei „Caraya Coffee” für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

D. Stappen

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