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Vorstellung und Test ausgewählter Sorten: Kaffeerösterei und Kaffeeschule „d‘Anastassio" aus Aachen

| Marc Heiland | Kaffeewelten

dAnastassio Caffe Latte TasseWoran denkt ihr, wenn ihr an die Stadt Aachen denkt? Möglicherweise an Karl den Großen, die weltberühmten Schwefelquellen, an Printen, den Dom mit seiner Schatzkammer und die wunderschöne Altstadt mit Rathaus, den Puppenbrunnen und die Flaniermeile oder den Aachener Karlspreis? Vielleicht von all dem etwas. Weniger bekannt ist es, dass es auch in Aachen eine bewegte Kaffeeszene mit mehreren Röstereien gibt. Eine davon ist die “Kaffeerösterei und Kaffeeschule „d‘Anastassio”” von Anastassio Mastis, die am Krugenofen 46, nicht weit entfernt vom Kurgarten, zu finden ist. An dieser Stelle wollen wir euch die Kaffeerösterei vorstellen sowie einige Espressi, die uns Anastassio Mastis für diesen Test freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat.

 

Kaffee bestimmt sein Leben und seine Leidenschaft

Während viele Kaffeerösterinnen und Kaffeeröster spät ihre Liebe zum Kaffee (als Berufung) entdeckt haben, begleitete das Produkt Anastassio schon seit frühen Kindheitstagen. Denn wie die meisten Kinder, die zwischen den 1970 und 1980er Jahren geboren wurden, begleitete auch Anastassio seine Mutter regelmäßig in ein Kaffeehaus, wo ihn bereits am Eingang der Duft des gemahlenen Kaffees in Empfang nahm. Klar, dass die wunderbaren und vielfältigen Aromen Neugierde in der jungen Kindernase weckten und – so Anastassios Vermutung – ein Grund dafür gewesen sein könnten, dass er dem Kaffee stets verbunden blieb. Dass der Einstieg in die Welt von Kaffee und Espresso zunächst ein wenig verhalten verlief, ist der damaligen Zeit geschuldet, als das Wissen über “richtiges” Rösten noch nicht allzu weit verbreitet war. Daher wundert es nicht, dass auch ihm der Kaffee zu bitter oder sogar zu sauer schmeckten, wurde Kaffee doch häufig viel zu lange und zu heiß geröstet.

Auf den “richtigen Weg” kam Anastassio im elterlichen Restaurant, wo er hinter der Bar arbeitend mit verschiedenen Einstellungen der Espressomaschine experimentierte, um das Optimum zu extrahieren. Zu dieser Zeit entstand auch das Interesse an der Verzierung von Cappucchino, in heutigem Neudeutsch auch als “Latte Art” bestens bekannt. Über Fortbildungen und Seminare eignete er sich das Wissen an und so kam es zu ersten Gehversuchen in Sachen eigener Rösterei. Doch vorab stand noch das SCA-Diplom an, um vor allem das Wissen und die Theorie zu vertiefen. Im Jahr 2020 wurde dann die Rösterei am heutigen Standort eröffnet. Neben dem Rösten verschiedener Kaffees und Espressi, bietet Anastassio Mastis natürlich auch Seminare und Workshops an, um sein Wissen an Interessierte weiterzugeben.

Übersicht über das Sortiment

Aktuell (Stand 02/24) hat Anastassios Mastis 13 Sorten im Angebot. Die Sorten werden unterteilt in “Klassische Kaffees” (Dunkle bis sehr dunkle Röstungen. Schokoladige und nussige Aromen, säurearm, starker Charakter), “Moderne Kaffees” (Mittlere bis dunkle Röstungen. Fruchtige Aromen, angenehme Säure, leichter Genuss) und “Exklusive Kaffees” (Fein ausgewählte Kaffeesorten mit eigenwilligem Charakter und außergewöhnlichen Aromen). Die einzelnen Sorten werden als ganze Bohne zu je 250g oder 500g angeboten. Verschiedene Mahlgrade für French Press, Karlsbader Kanne und Co. Gibt es nicht.

Ausgewählte Sorten in der Vorstellung und im Geschmackstest

Für unseren Test hat uns die Kaffeerösterei „d‘Anastassio” vier Sorten zur Verfügung gestellt. Hierbei handelt es sich um die Espresso-Sorten “d‘Ablend 2” mit Bohnen aus Brasilien und Indien, “d‘Achoco” mit Bohnen aus Brasilien, “d‘Angelo” mit Bohnen aus El Salvador und Brasilien sowie “d‘Avinci” mit Bohnen aus Guatemala und Brasilien.

Die Kaffees und Espressi kommen in einer Standboden-Verpackung daher, sodass die Bohnen leichter und öfter zu entnehmen ist. Verschlossen werden kann er dadurch ebenfalls. Auf Aluminium oder andere Materialien wird bei der Herstellung der Verpackungen bewusst verzichtet. Die Tüten sind alle schwarz mit weißem Label gehalten. Auf der Vorderseite der Tüte finden wir den Namen, das Herkunftsland des Rohkaffees, die hauseigene Klassifikation (“klassischer Espresso”), Informationen zur Farm / Finca, die vorliegenden Varietäten sowie Angaben zum MHD und die Leitaromen und – bei der der vier Sorten – die “Gold”-Auszeichnung der Deutschen Röstergilde. Weitere, wichtige Informationen rund um den jeweiligen Kaffee / Epsresso findet ihr im Onlineshop.

Zubereitung

Gemahlen haben wir die Bohnen in der Rancilio Stile. Zubereitet haben wir die Sorten mit der Rancilio Silvia Pro X.

Der “d‘Ablend 2”

Beginnen wir mit dem ersten Blend. Hierbei handelt es sich um eine 60/40-er Mischung, also 60 % Arabica und 40 % Canephora. Der Arabica stammt dabei aus Brasilien, während der Canephora typischerweise aus Indien kommt. Als Produzent / Farm wird Volcafe / Harley Estate angegeben. Importiert wird der Kaffee über Gollücke & Rothfos Bremen/ Rehm & Co. Coffee Hamburg

Der Rohkaffee liegt in den Varietäten Mundo Nuovo, Catuai / SLN 274 vor und wurde natural (Arabica) bzw. pulped natural (Canephora) aufbereitet. Angebaut wird der Rohkaffee in einer Höhe von 1250 m bzw. 945–1350 m. Geröstet wurde er als City Roast (219 °C) um einen ausgewogenen Körper mit betonter Säure zu erreichen. Als Leitaromen werden Schokolade und Nougat angeführt.

Unser Eindruck: Ihr seid echte „Morgenmuffel“? Ihr könnt euren Tag nicht ohne einen starken Kaffee beginnen, wollt den „Montags-Blues“ irgendwie überstehen oder müsst euch nach einer harten Partynacht wieder hochpushen? Genau dann ist dieser Espresso der einzig wahre Held an eurer Seite. Denn mehr Koffein in einem Kaffee geht kaum! Die Mischung aus Indien und Brasilien wirkt zwar eher “mittelkräftig“, haut aber mal sowas von rein! Wer davon nicht wach werden kann, sollte schleunigst checken, ob er überhaupt noch einen Puls hat. Schon der Kaffeeduft macht ordentlich wach und die Mischung aus Karamell, Mandel, Nougat, dunkle Schokolade und eine Spur von Kakao schreien mir förmlich ins Gesicht: Trink mich und werde wach! Dem komme ich nur allzu gerne nach. Es ist erstaunlich, wie facettenreich und komplex die Aromen sich im Mund herausbilden, wie „rund“ der Espresso komponiert wurde und wie angenehm-harmonisch er bis zum Schluss bleibt.

Der “d‘Achoco”

Auch die Bohnen des zweiten von uns getesteten Espressos stammen aus Brasilien von Volcafe. Die Bohnen werden in einer Höhe von 1250 m angebaut, liegen in den Varietäten

Mundo Nuovo und Catuai vor, werden natural aufbereitet und als City Roast geröstet.

Unser Eindruck: “Achoco” bedeutet aus dem Italienischen übersetzt “Schokolade”. Und genau das bietet euch dieser Klassiker, der für die meisten Kaffeefans gedacht ist. Bodenständig, robust und mit einem intensiven Aroma sowie einem langen Abgang kann dieser Espresso sowohll pur als auch als Milchmischgetränk überzeugen.

DAnastassioBild2Der “d‘Angelo”

Unser dritter Testkandidat ist der Espressoblend “d‘Angelo”, dessen Ursprung in El Salvador und Brasilien liegt. Neben Volcafe stammt er von der Cooperativa Cuzcachapa de R.L. von der Finca Los Balcanes in El Salvador. Der Rohkaffee aus El Salvador liegt als Pacas und Caturra (washed aufbereitet) sowie Mundo Nuovo und Catuai (natural) vor. Geröstet wurde er als American Roast / City Roast.

Unser Eindruck: Der Espresso bildet eine wunderschöne Crema. Er kommt sehr direkt auf den Punkt, ohne jedoch irgendein Aroma unangenehm in den Vordergrund zu spielen und bringt eine schöne Aromenvielfalt im Mund hervor. Wenn man ihn nicht ganz so heiß bezieht (oder noch ein wenig stehen lässt), dann entfaltet er seine ganze Aromenkomplexität. Als Grundaromen werden Haselnuss und Karamell angegeben. Der tofffeartige Geschmack ergänzt sich um einen sämigen Beigeschmack, der ein wenig an Ahorn und Melasse erinnert. So kommen Erinnerungen an einen Kirmesbesuch auf. Wunderbar! Der Kaffee ist vollmundig und der angenehme Abgang hinterlässt eine feine, angenehme aber nie zu aufdringliche Würze. Säure? Ja, aber sehr dezent.

Der “d‘Avinci”

Zum Finale stand der “d‘Avinci” auf dem Prüfstand. Der mittlerweile bekannte Brasilianer wird um Rohkaffee aus Guatemala von Maria Vides (Finca Canaque) ergänzt. Importiert wurde der Rohkaffee von Touton Specialties Hamburg. Die vorliegenden Varietäten sind San Ramon, Mundo Nuovo und Catuai. Geröstet wurde der Espresso als American Roast / City Roast.

Unser Eindruck: Geschmacklich erkennen wir Noten von Nussschokolade und ganz feine, fruchtige Anklänge. Genannt wird hier Feige. Allerdings ist diese eher zu erahnen als wirklich herauszuschmecken. Insgesamt ein eher milder Blend, der wenig Säure aufweist mit einem schönen Abgang.

Fazit: Die von uns getesteten Sorten konnten und auf hohem Niveau überzeugen. In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness erfahren wir leider nicht allzu viel. Hier wäre im Sinne von Third Wave spannend zu erfahren, welche sozialen Projekte auf den Farmen angestoßen und intensiviert werden oder welche Beträge bei den Kaffeefarmern ankommen. Die Qualität des Kaffees ist auf hohem Niveau und in Punkto Transparenz überzeugt man ebenfalls weitgehend. Insgesamt  können wir euch eine uneingeschränkte Kaufempfehlung mit bestem Gewissen geben.

Die inn-joy Redaktion vergibt 9 von 10 Punkten.

Zusammensetzung der Gesamtbewertung:

Qualität: 9 von 10 Punkten

9Fairness und Nachhaltigkeit: 7 von 10 Punkten

Geschmack: 9 von 10 Punkten

Transparenz: 8 von 10 Punkten

Die inn-joy Redaktion bedankt sich bei Anastassio Mastis von der “Kaffeerösterei und Kaffeeschule „d‘Anastassio”” für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.

Fotos: (c) Kaffeerösterei d‘Anastassio, Text:  D. Stappen

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