Vorstellung und ausgewählte Sorten im Test: Kaffeerösterei "True Beans" aus Köln
In Köln, der Domstadt am Rhein, gibt es zahlreiche Kaffeeröstereien. Einige davon haben wir euch bereits in unseren „Kaffeewelten“ vorgestellt. Doch eine ganz besondere Kaffeerösterei, die in der Kölner Innenstadt ihren Sitz hat, fehlte uns bislang, was vor allem daran liegt, dass sie noch relativ jung ist, dafür aber bereits auf einige beeindruckende Erfolge vorweisen kann. Was „True Beans“ so besonders macht, erfahrt ihr im Folgenden.
Vom Aufforstungsprojekt zum Kaffeeröster
Dass die Kaffeeröster-Szene voller kreativer Menschen mit tollen Ideen steckt, wissen treue „Kaffeewelten“-Leserinnen und Leser der vergangenen Jahre nur zu gut. Auch, dass viele Röster Quereinsteiger sind und vorher nichts oder nur wenig mit Kaffee zu tun hatten. So auch im Fall von Robin Kracht und Patrick Köhler, den Inhabern von „True Beans“. Beide haben sich bereits lange vor ihrer Kaffeeleidenschaft schon mit dem Projekt „Forstfreunde“ engagiert, bei dem Interessierte unter anderem online für ein Jahr und zu einem festen Betrag Baumpflanzungen in verschiedenen Regionen erwerben oder auch Ernte-Patenschaften übernehmen können, wie beispielsweise die „Adoption“ von Kaffeepflanzen in Malawi, Bienenstöcke im Rheinland oder auch Olivenbäume in der Toskana.
Während eines dieser Aufforstungsprojekte in Malawi trafen vor vier Jahren Robin und Patrick einen Kaffeebauern, der ihnen seine Kaffeeplantage zeigte, auf der er Spezialitätenkaffee anbaute. Begeistert nahmen die beiden einen Sack Kaffee mit nach Deutschland, um ihn in Kooperation mit einem italienischen Röstmeister zu verarbeiten. So lernten Patrick und Robin, wie Kaffee geröstet und veredelt wird, wie Röstprofile entstehen und welche Verfahren und Möglichkeiten es gibt.
Dass ihnen der Erfolg recht gibt, zeigt sich nicht nur darin, dass sie inmitten der Kölner City eine sehr starke Laufkundschaft haben (man kann auch seit Oktober vergangenen Jahre vor Ort in der Salzgasse 15, 50667 Köln den Kaffee probieren), sondern auch exklusiver Partner der „Ash“-Steakhäuser in Sachen Kaffee ab September sein werden! Solltet ihr also demnächst bei „Ash“ sitzen, könnt ihr endlich davon ausgehen, sehr guten Espresso zu bekommen. Für so ein junges Unternehmen ist das ein großer Vertrauensbeweis, vor dem wir unseren virtuellen Hut ziehen!
Des Weiteren ist ihnen ganz besonders wichtig, sich für die Kaffeebauern bzw. kleinere Kooperativen in den Ursprungsländern einzusetzen und sozial zu engagieren. So setzen Robin und Patrick auf Direct Trade, wodurch die Herkunft des Kaffees „from farm to cup“ möglich ist sowie eine bessere Bezahlung der Kaffeebauern. Daher verzichten sie auch bewusst auf die verschiedenen Siegel, da diese ebenfalls von den Kooperativen und Farmern mitbezahlt werden müssen.
Übersicht über das Sortiment
Schauen wir uns zunächst einmal das Angebot der Kaffeerösterei „True Beans“ im Online-Shop an. Dort finden wir (Stand 08/24) 14 unterschiedliche Kaffee-Sorten, die alle als Omniroast geröstet werden, das bedeutet, dass sie sowohl als Filterkaffee, als auch als Espresso geeignet sind. Was wir absolut begrüßen ist, dass die Kaffeerösterei „True Beans“ keine 08/15-Kaffees im Angebot hat, sondern sich von der breiten Masse auch hier absetzt. Neben dem Kaffee bietet „True Beans“ auch verschiedene Produkte aus den diversen Anbauländern sowie Cascara Kaffeekirschen-Tee, Panela Vollrohrzucker aus Paris oder auch das „TrueBeans Olivenöl“. Auch ein Kaffee-Abo (monatlich oder Quartalslieferung) ist wählbar.
Wer sein Wissen auffrischen, erwerben oder vertiefen möchte, kann bei „True Beans“ Seminare belegen.
Der Kaffee kann im Shop in den Verpackungsgrößen zu je 250 g, 500 g und 1 kg und als ganze Bohnen und für verschiedene Zubereitungsmethoden (Filterkaffee, Siebträger und Mokka bzw. Bialetti) bestellt werden. Schauen wir uns die einzelnen Sorten an, stellen wir fest, dass hier eine sehr hohe Transparenz geboten wird.
Ein kleiner Text führt in die Geschichte und Gedanken hinter dem Blend oder dem Single Origin ein. Dann gibt es Informationen zum „Social Impact“, also was mit einem Teil der Erlöse gemacht wird. So spendet „TrueBeans“ beispielsweise vom Verkauf der Sorte „Dom-Kaffee“ 10 % des Betrags in „sorgfältig ausgewählte Projekte zum Erhalt des Kölner Doms, einem der prächtigsten Wahrzeichen unserer Stadt. Mit jedem Schluck unseres Kaffees unterstützt du nicht nur die lokale Kaffeekultur, sondern auch den Erhalt eines bedeutenden kulturellen Erbes.“ Mit anderen Erlösen werden Projekte vor Ort in den Anbauländern unterstützt und vieles mehr. Zu den Anbauländern erhalten wir ebenfalls Informationen, um etwas über den Ursprung des Rohkaffees, der sich in den Sorten wiederfindet, zu erfahren. Abschließend folgen Hinweise zum Mischungsverhältnis zwischen Robusta und Arabica, zur Verarbeitung, Anbauhöhe und zur Klassifizierung nach SCAA (SCAA Score). Auch die Arbeitsbedingungen vor Ort werden knapp beschrieben.
Dass „TrueBeans“ auf Nachhaltigkeit und Umweltschutz setzt, erkennt man in der richtungsweisenden Art, den Rohkaffee zu rösten. Statt der klassischen Trommelröstung im Stile von Probat oder Giessen, kommt beim Rösten der Kölner Rösterei Solarstrom zum Einsatz. In kleinen Chargen sorgt man so für beste Qualität, Frische und punktgenaue Lieferung, wenn neue Sorten gebraucht werden.
Kaffeesortenauswahl im Überblick
Schauen wir uns jetzt einmal die Verpackungen an, bevor wir euch von unseren Geschmackseindrücken berichten. Bei den Verpackungen hat man sich für klassische Standbodenbeutel entschieden. Der Beutel kommt mit einem Kunststoffventil (Vakuumventil) daher, sodass das CO2 entweichen kann. Schöner Nebeneffekt: Man kann die Aromen des Kaffees bereits vor dem Brühvorgang „erschnuppern“.
Auf der Vorderseite der Verpackungen ist das Label mit dem Namen des Ursprungslandes und des Kaffees zu finden. Darunter folgen stichwortartige Angaben zum Geschmacksprofil Kaffees, im Falle des „Guara Roja“ zur Aufbereitung, zur Röstung und zur vorliegenden Varietät sowie Zubereitungsvorschläge. Auf der Rückseite finden wir Angaben zur abgefüllten Bohnenmenge, das Haltbarkeitsdatum (das Röstdatum muss darüber ermittelt werden) und die Kontaktdaten der Kaffeerösterei sowie einen QR-Code mit Zubereitungstipps.
Zubereitung
Für den Test haben wir den Espresso in unserer Rancilio Silvia Pro X zubereitet, nachdem wir die Bohnen in der Rancilio Stile gemahlen haben. Außerdem haben wir die klassischen Filtermethoden mit dem V60-Dripper und der Chemex für weitere Zubereitungen genutzt. Gemahlen haben wir die Bohnen hierbei per Hand mit der Comandante C40 MK4 Nitro Blade. Ein Wort zum Bohnenbild, das die Qualität des Kaffees bzw. der Röstung rein optisch bereits vor der Verkostung darstellt: Dieses ist gut, Defekte sind fast keine zu erkennen. Auch das Röstbild ist sehr gut.
Die Test-Sorten: Beschreibung und Geschmackstest
Für diesen Test hat uns Robin Kracht den „EM-Blend“, der anlässlich der EM 2024 in Deutschland geröstet wurde, einen Kaffee aus Nicaragua sowie einen entkoffeinierten Kaffee zur Verfügung gestellt.
Der entkoffeinierte Omniroast „nospresso“
Dass „TrueBeans“ seinem klimagerechten Auftrag auch beim Entkoffeinieren nachkommt, erkennt man, wenn man weiß, dass sie hierfür die CO2-Wasser-Methode genutzt haben. So wird auf chemische Lösungsmittel verzichtet, da stattdessen ein natürliches Gas genutzt wird, die Aromen werden erhalten, das CO2 kann wiederverwendet werden und der Geschmack bleibt weitestgehend wie vom Röster gewünscht.
Der Kaffeebohnen, auf denen der „nospresso“ basiert, stammen aus Kolumbien. Kolumbianische Kaffees sind dafür bekannt, voll und körperreich zu sein, eine Fülle von Noten, die von süß, nussig und schokoladig, bis hin zu floral, fruchtig, ja fast schon wie ein Fruchtcocktail zu schmecken. Die Berge Kolumbiens, die weltbekannten Anden, erzeugen eine Vielzahl von Mikroklimata, die dem Kaffee einzigartige Charakteristika verleihen. In Kolumbien wird ausschließlich Arabica angebaut und nass aufbereitet. Die rund zwei Millionen Kolumbianer, die vom Kaffeeanbau leben, arbeiten überwiegend für Kooperativen, aber etwa 650000 sind Erzeuger mit nur ein bis zwei Hektar eigenem Land.
Unser Geschmackseindruck: Der „nospresso“ ist ein sehr spannender Kaffee. Mit Anklängen von Zartbitterschokolade und gleichzeitigen Aromen, die an Mango und Melone erinnern, bietet der Kaffee ein tolles Bouquet. Man kann ihn auch sehr gut als Eiskaffee genießen. Topp!
Der EM-Blend
Für diesen Blend, der während der EM in Deutschland präsentiert wurde, stand der „Blend No.1“ Pate. Hierbei handelt es sich um einen hauseigenen Blend im Mischungsverhalten 70 % Arabica 30 % Robusta.
Der Rohkaffee aus Guatemala wird in Kooperation mit einer Frauenkooperative bezogen. Zehn Prozent der Einnahmen gehen unmittelbar an die Farmergemeinschaften in Peru und Guatemala, um vor Ort die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern und ihrer Familien zu verbessern.
Die Bohnen werden gewaschen aufbereitet und liegen in den Varietäten Bourbon, Caturra und Catuai vor.
Unser Geschmackseindruck: Die Arabica-Bohnen bringen eine feine Säure und fruchtige Noten in den Vordergrund, während der Finca-Robusta aus Guatemala für einen kraftvollen Körper und schokoladige Untertöne sorgt.
Fazit: Die von uns getesteten Sorten haben uns durch ihre Aromenvielfalt und Qualität überzeugt.
In Sachen Nachhaltigkeit und Fairness bietet man mehr als manch anderer Röster und auch die Transparenz wird großgeschrieben. Insgesamt gibt es von uns ganz klar eine Kaufempfehlung
Wir vergeben 10 von 10 Punkten.
Zusammensetzung der Gesamtbewertung:
Qualität: 9 von 10 Punkten
Fairness und Nachhaltigkeit: 10 von 10 Punkten
Geschmack: 9 von 10 Punkten
Transparenz: 10 von 10 Punkten
Wir bedanken uns bei Robin Kracht und Patrick Köhler von „True Beans“ für die zur Verfügung gestellten Testexemplare.
M. Heiland