Meraki Espressomaschine - Prototyp im Test
Im Bereich der All-in-One Espressomaschinen hat sich in den vergangenen Jahren eine Menge getan. Gerade „Sage“, im Ausland auch unter dem Namen „Breville“ bekannt, hat hier mit seiner „Barista“-Reihe vorgelegt. In unserem letzten Test von „Sage“-Maschinen, konnte uns die „The Barista Impress“ mit der Hebel-Tamping-Funktion, dem temperaturgesteurten Milchschaum-System und anderen Features überzeugen. Doch nun will „Meraki“ mit seiner ambitionierten Espressomaschine das Feld von hinten aufrollen.
Nachdem die Finanzierung über „Kickstarter“ äußerst erfolgreich verlaufen ist, soll das finale Produkt Ende des Jahres erhältlich sein. Für unseren Test hat uns „Meraki“ einen späten Prototyp zur Verfügung gestellt, der vom Umfang her komplett funktionsfähig ist, sämtliches Zubehör aufweist, das auch das finale Produkt bieten wird und nur noch an einigen kleineren Stellen optimiert werden soll. Wie sich die Maschine im Test schlägt, wie die Nutzerfreundlichkeit ist, und was die Maschine von anderen Mitbewerbern unterscheidet (oder unterscheiden soll), das erfahrt ihr im Folgenden.
Intuitive und einsteigerfreundliche Bedienung stehen ganz weit oben
Mit der Espressomaschine von „Meraki“ erwartet euch ein Produkt, welches in Kooperation mit den Experten von TIMEMORE entwickelt wurde. Produziert wird die Maschine in China, von wo aus sie auch verschickt wird. Das Besondere an der Maschine, die aktuell für ungefähr 1800 Euro zum Release Ende 2024 angepeilt ist, ist, dass es sich hier um ein Dualboilersystem mit Rotationspumpe (!) sowie einem Fassungsvermögen von 350 ml (Extraktionsboiler) bzw. 550 ml (Dampfboiler) handelt, was in dieser Preisklasse bei den meisten Mitbewerbern preislich nicht zu realisieren ist. Denn Rotationspumpen sind nicht nur enorm leise, sie bieten auch ein sehr gleichmäßiges Ergebnis bei einem konstanten Pumpendruck von 9bar und halten länger als Vibrationspumpen. Allerdings ist – im Vergleich zu anderen Maschinen der Mitbewerber – der Dampfkessel recht klein. Dennoch erzeugt die Maschine ausreichend Dampf. Dazu später mehr. Die „Meraki“ Espressomaschine ist innerhalb von gerade einmal vier Minuten betriebsbereit. Innerhalb dieses Zeitraums heizt auch der eingespannte Siebträger komplett durch. Die Extraktionstemperatur umfasst eine Range von 88 bis 96° C.
Zusätzlich nutzt „Meraki“ für eine konstante Temperaturregelung eine aktuelle PID-Technologie und eine spezielle Brühgruppenheizung. Der Extraktionskessel sorgt für einen kontinuierlichen Heißwasserfluss und verhindert Temperaturschwankungen, die den Geschmack beeinträchtigen können. Durch die Echtzeit-Temperaturrückmeldung mit PID-Technologie kann die perfekte Extraktionstemperatur eingestellt werden, während die spezielle Brühgruppenheizung die optimale Brühtemperatur am 58mm-Siebträger aufrechterhält und bei jedem Shot dieselben konstanten Ergebnisse garantiert. Der Siebträger ist übrigens derzeit nicht kompatibel mit anderen Siebträgern, was im Falle eines Defekts suboptimal ist, da der Austausch einige Tage in Anspruch nehmen würde.
Über das optisch ansprechende und kippbare Display, könnt ihr – ähnlich wie bei aktuellen Smartphones – mit Wischgesten die Abstimmungen vornehmen und alles ganz individuell an eure Wünsche anzupassen. Ebenfalls hierüber steuert ihr die Bedienung der Mühle, startet den Brühvorgang oder aktiviert die Dampflanze. Das Display ist sehr aufgeräumt; auf unnötigen Schnickschnack wird bewusst verzichtet. Während des Brühvorgangs zeigt das Display nicht nur das Zeit-Brühverhältnis an, sondern gibt auch Auskunft darüber, welche Getränkegröße gerade vorliegt (Ristretto, Espresso etc.). So habt ihr alles auf einen Blick an einem Ort und müsst nicht auf die Waage schauen, um den Vorgang rechtzeitig zu stoppen oder auf Manometer, ob der Druck ausreichend ist.
Bei der Herstellung der integrierten Mühle setzt „Meraki“ auf die jahrelange Kompetenz von TIMEMORE. Dadurch ermöglicht es „Meraki“, dass ihr eine Mühle mit 30 Stufen Einstellmöglichkeit bekommt, die wenig Wärme erzeugt, eine „Grind by Weight“-Waage hat und besonders geringe statische Aufladung hat. Hinzu kommt, dass hier ein kaum merklicher Totraum entsteht. 18 g in ist nahezu 18 g out. Zu den Mahlscheiben gibt es keine weiteren Informationen. Dafür können wir bestätigen, dass der Bohnenbehälter 400 g Bohnen aufnehmen kann. Wir würden euch allerdings raten, nur so viele Bohnen einzufüllen, wie ihr pro Tag auch verbraucht, um die höchstmögliche Frische der Bohnen sicherzustellen. Die Mühle bewegt sich qualitativ zwar unterhalb einiger vergleichbarer Mühlen, dafür arbeitet sie jedoch akkurat. Bei hellen Röstungen wird die Mühle allerdings ein klein wenig ungenauer im Mahlergebnis, sodass es etwas länger dauert, sie „einzumahlen“.
Ebenfalls ist besonders, dass Röster nun die Möglichkeit haben, einen NFC auf ihrer Verpackung anzubringen, der dafür sorgt, dass die Maschine die optimalen Parameter automatisch einwählt, sobald ihr den Code über das Display der „Meraki“ gezogen habt, um exakt den Espresso zu produzieren, den sich der Röster vorgestellt hat. Ob dies allerdings in Deutschland, Österreich und der Schweiz ausreichend Röstereien unterstützen werden, sei zunächst dahin gestellt, da wohl die marktreife Maschine auch eher ein „nischiges“ Produkt bleiben dürfte.
Dem Paket liegt viel Zubehör wie ein Leveler, ein Standard-Tamper, ein Brühgruppen-Pinsel, eine Ablage für das Zubehör aus Kunststoff, ein Becher für das Espressomehl mit Magnethalterung, ein Stiebträger mit Holzgriff, der gut in der Hand liegt und sowohl als bodenlose Variante als auch mit zwei Ausläufen ausgestattet ist sowie ein Reinigungstuch, PH-Teststäbchen, eine Anleitung, ein Milchkännchen und ein Wasserfilter. So viel Zubehör gibt es selten und wenn, dann bei wesentlich teureren Maschinen. Allerdings hätte das Milchkännchen schon ein wenig größer sein dürfen, da beim automatischen Milchschäumen so schnell die Milch überschäumt und auch beim Leveler könnte qualitativ noch ein wenig gemacht werden.
Besonders ist auch das Tropfschalensystem von „Meraki“, das nicht nur recht groß ist, sondern auch neben der großen eine kleinere Tropfschale enthält, die das gebrauchte Wasser in eine größere Schale leitet. Dieses durchdachte Design verhindert unschöne Spritzer und hält den Arbeitsplatz sauber und trocken. Darüber hinaus bietet eine Schwimmeranzeige eine schnelle und einfache Möglichkeit, den Wasserstand zu überwachen, damit ihr immer im Blick habt, wann die Schale geleert werden muss. Zwei eingebaute Waagen sorgen dafür, dass die Bohnenmenge und die Espressomenge aufs Gramm bzw. den Milliliter genau ausgegeben werden. Beide Waagen arbeiten sehr präzise.
Selbstverständlich verfügt die „Meraki“ Espressomaschine auch über ein Milchschaum-System mit drei Löchern, welches für euch auf Knopfdruck automatisch Milch in der von euch gewünschten Temperatur und Stärke, Milchschaum produziert oder euch manuell die Milch aufschäumen lässt. Sobald im Automodus die gewünschte Zieltemperatur erreicht ist, gibt dies der in der Spitze des auffällig langen Edelstahl-Rohrs befindliche Temperatursensor an die Maschine weiter und stoppt die Milchzubereitung sofort. Hier gefällt uns, dass das Rohr nicht nur in verschiedene Richtungen verstellbar ist, sondern – bis auf die Spitze – absolut kalt bleibt, sodass ihr jederzeit ohne Angst, euch die Finger zu verbrühen, den Stab bewegen könnt. Hier können sich viele Mitbewerber eine dicke Scheibe abschneiden! Die Qualität des Milchschaums ermöglicht es euch, sogar Latte Art mit dem so entstandenen Milchschaum zu erstellen. Der Druck des Dampfs liegt bei ungefähr 1,5 bis 2,5 bar.
Und um die „Usability“, also die Nutzerfreundlichkeit abzurunden, könnt ihr sogar einen Timer einstellen, der die Maschine vorbereitet, damit ihr morgens, wenn ihr euren Espresso genießen wollt, direkt mit der Zubereitung loslegen könnt. Dank des satte zwei Liter fassenden Glas-Wassertanks, der sich hinten an der Maschine befindet und bequem befüllt werden kann, müsst ihr die Maschine auch nicht permanent mit frischem Wasser befüllen. Einen Festwasser-Anschluss bietet die „Meraki“ nicht.
Die Reinigung der Maschine und der Dampflanze ist sehr einfach und ein Teil des Zubehörs kann auch in die Spülmaschine gestellt werden.
Erwähnten wir eigentlich schon, dass die Espressomaschine von „Meraki“ eine optische Schönheit ist? Das Design ist sehr ansprechend und hat nichts mit den klassischen, eckigen Maschinen zu tun, bei denen man jeden Fingerabdruck sofort erkennen kann. Stattdessen kommt die Maschine in zeitlosem Mattschwarz daher, was sie sehr edel erscheinen lässt. Von der Verarbeitung hat sich – im Vergleich zu früheren Versionen – bereits einiges getan. So besteht der eigentliche Korpus der Maschine aus Aluminium und soll zum Launch der Maschine Ende des Jahres fast komplett aus rostfreiem Edelstahl bestehen. Einige Teile sind hingegen aus Kunststoff gefertigt, was jedoch in Ordnung ist. Auch die Software der Maschine kann künftig über WLAN aktualisiert werden. Wir sind gespannt, was die Entwickler da noch machen können bzw. wollen. Da es zum Beispiel aktuell noch keine Preinfusionsfunktion gibt, hoffen wir, dass die Entwickler hier nachbessern.
Mit den Maßen von 37 x 37 x 41,4 cm ist die Maschine zwei recht breit, aber dafür nicht allzu tief und zu hoch, sodass sie auch in kleinen Küchen und unter Schrankzeilen genutzt werden kann. Mit 13,5 kg ist die Maschine ihren Mitbewerbern ähnlich schwer.
Fazit: Auch wenn noch ein wenig Zeit bis zum finalen Produkts vergeht, können wir bereits anhand des uns zur Verfügung gestellten „späten“ Prototypen mit Sicherheit sagen, dass euch zu einem Marktpreis von rund 1800 Euro ein sehr gutes Produkt geboten wird, das durch eine hervorragende Nutzerfreundlichkeit schon jetzt überzeugen kann. Die Idee mit dem „NFC“-Chip ist gut. Jedoch ist die Frage, wie viele Röster weltweit mitziehen würden. Auch die Tatsache, dass hier ein Dualboiler mit Rotationspumpe verbaut wurde zeigt, dass die Chinesen gute Qualität zum „kleinen“ Preis (im direkten Vergleich mit anderen Siebträgermaschinen mit denselben Features und gleicher Qualität) herstellen können. Natürlich bleibt abzuwarten, wie der Markt dieses Produkt annehmen wird. Wir freuen uns jedoch auf den Langzeittest und begleiten das Projekt gerne auch über den Verkaufsstart hinaus. Da es sich noch nicht um das finale Produkt handelt, können wir die Maschine auch nicht abschließend bewerten. Aktuell rangiert der Siebträger jedoch im oberen Bereich unserer Skala.
Wir bedanken uns bei der Firma Meraki für das uns zur Verfügung gestellte Prototyp-Testexemplar.
D. Stappen